Terzinen mit Straße

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E

Einsprengsel

Gast
Meine Straße, die Straße
vor den Fenstern, hoch elf Etagen
die Wipfel der alten Bäume

Autolärm reißt
die Häuser aus dem Schlaf des Betons,
Straße, meine Straße

Menschen ohne Gesichter,
Masken des Tages, schnellen Schritts
queren sie Dämme

Leicht ein Wind im Ahornlaub,
Bilder steigen herauf, Sand unterm Fuß,
Korn in den Feldern

Unterm Straßenpflaster das Dorf,
wo sind die Weiden geblieben,
die traurigen Weiden

Durch die Wolken
ein Lichtschein, und vom Anger läutet
das Kirchlein die Stunde ein

Straße, meine Straße;
ihr Bäume, so schweigsam
wie heute an keinem Morgen
 

Mistralgitter

Mitglied
Guten Morgen Einsprengsel,

diese morgendliche Momentaufnahme mit ihren Erinnerungen und der Sehnsucht nach dem Verlorengegangenen leuchtet mir nicht so recht ein.

Die Form nennst du Terzine - es sind zwar Dreizeiler. Ist es dann schon eine Terzine? Die Absätze zwischen den Strophen sind obendrein wenig überzeugend.

Der Text enthält noch unschöne Wortdoppelungen
z.B. "unterm Fuß - unterm Steinpflaster"
und manch Satzgefüge ist zu sehr ungewöhnlich
z.B. "Meine Straße, die Straße
vor den Fenstern, hoch elf Etagen
die Wipfel der alten Bäume".
Wenig gut auch dieser Ausdruck
Autolärm reißt
die Häuser aus dem Schlaf des Betons
Woher die "Dämme" kommen, erschließt sich mir nicht aus dem Text.

Die Idee, einen romantischen Gedanken mit Hilfe von stillen, lebendigen Bäumen (Ahorn, Weiden, deren Wipfel), dem Glockenläuten, den Kornfeldern usw. und dem Windhauch im Gegensatz zu der zubetonierten und lärmenden Straße mit den maskenhaften (daher "toten") Menschen darzustellen, war eigentlich nicht so schlecht.

LG
Mistralgitter
 
E

Einsprengsel

Gast
Hallo Mistralgitter,

zunächst mal: Der Begriff Terzine leitet sich von der Zahl Drei (terz) ab. Also ist die Terzine eine dreiteilige Strophe.
Nicht zu verwechseln mit der Reimterzine, die ganz anderen Regeln folgt.

Aber der Reihe nach:

Du bist der Ansicht, es handle sich bei unterm Fuß - unterm Straßenpflaster um eine unschöne Wortdopplung, so als dürfte man ein Wort nur einmal in einem Text benutzen. Ja, das haben wir in der Grundschule gelernt, aber Lyrik hält sich schlicht nicht dran, die hat noch ganz andere "Regel"-Verletzungen drauf.

So zum Beispiel die "ungewöhnliche" Formulierung "hoch elf Etagen". Natürlich hätte ich in korrektem Deutsch schreiben können: "hoch wie das Haus". Genau das ist nämlich gemeint,
aber ich bevorzuge die ungewöhnliche vor der korrekten Formulierung im Gedicht, da bin ich viel zu sehr Lyrikerin und nicht Deutschlehrerin.

Schwierigkeiten scheinst du mit Bildern und Metaphern zu haben. Die Häuser "aus dem Schlaf des Betons zu reißen" findest du wenig gut, weshalb? Ergibt das kein Bild vom Lärm auf der Straße?

Was Dämme in einer Straße sind, muss ich dir hoffentlich nicht erklären.

Und wo siehst du in diesem Gedicht Romantik? Weil ich vom verschwundenen Dorf spreche, den traurigen Weiden? Es ist nun mal so, dass meine Straße die frühere Dorfstraße ist, sonst würde ich zum Beispiel den Dorfanger nicht erwähnen, auf dem das Feldsteinkirchlein steht. Nein, Mistralgitter, Romantik sehe ich in diesem Gedicht nirgends, wirst du in meinen Gedichten auch nicht finden.

Hab Dank fürs Reinsehen und Kommentieren. Ich hoffe, ich konnte alle Fragen zu deiner Zufriedenheit beantworten.

Einsprengsel
 
O

orlando

Gast
Hallo Einsprengsel,
du hast mich unlängst schon durch deine Einschätzungen der Sonettformen überrascht (zuletzt bei Ralf Langer), nun aber missverstehst du auch die Terzinen und zwar gründlich.
Ich persönlich finde es nicht sonderlich schlimm, wenn man sich mit den theoretischen Aspekten der Lyrik nicht gut auskennt, sollte dann aber vorsichtshalber öfter einmal schweigen. Solche Missgriffe bleiben in der Lupe nicht unbemerkt, insbesondere, wenn sie dazu dienen, die Werke verdienter Autoren zu diskreditieren.

Zur Terzinne:
Hierbei handelt es sich um eine dreizeilige Strophenform nach dem Reimschema
aba
bcb
cdc ...
yzyz
Dieses Grundmaß orientiert sich an Dantes großem Versepos, der "Göttliche(n) Komödie." Erst seit dem 18. Jahrhunder wurde sie durch deutsche Dantenachdichtungen in Deutschland heimisch.

Zum Inhalt:
Du greifst ein Thema auf, das dir offenbar sehr am Herzen liegt: Alte Frauen lugen aus Hochhäusern und/oder Plattenbauten und betrachten ihr Umfeld. Da sie von oben schauen, wirken die anderen Menschen klein.
Der Beton schläft und die Weiden sind traurig, weil unter dem Pflaster ein Dorf verborgen ruht. Das ist natürlich scheinbar herzergreifend - mich trifft es aber leider nicht. Vielmehr wird hier Sentimentalität auf eine Weise eingesetzt, die ich persönlich übertrieben finde. Die verwendeten Bilder sind m. E. schief.

Zur Sprache:
Die meisten erkennbaren Mängel hat Mistralgitter bereits benannt.
Gehe ich recht in der Annahme, dass du mit den Dämmen einen Plural von Straße = Damm bilden wolltest?
Auch das hat leider nicht ganz geklappt. Es gibt nämlich keinen. ;)

Gern hätte ich dir etwas Schöneres geschrieben; ich halte dieses Gedicht jedoch für misslungen.
Vielleicht liegt dir das Romantische nicht so?

Freundliche Grüße
orlando
 
E

Einsprengsel

Gast
Hallo Orlando,

nett, dich auch mal wieder zu lesen, die Miene zur Faust geballt. Bei aller Freundschaft, Orlando: Dass du keine Lyrikerin bist, ist mir nicht verborgen geblieben. Tu mir bitte den Gefallen, halt dich aus meinen Gedichten raus, da kommt nur Unsinn zusammen. Plaudere bei deinen "verdienten" Freundschaften, sie haben es bitter nötig, meinetwegen zitiere auch Heidegger, den Nazilumpen, ich habe nichts dagegen, aber aus meinen Gedichten hältst du dich raus, ich bitte darum. Es sei denn, du setzt dich mal auf den Hintern und beschäftigst dich mal mit Gedichten. Nichts für ungut, das musste mal gesagt werden.

Einsprengsel
 
O

orlando

Gast
Liebes Einsprengsel,
leider kann ich keine Antwort auf meinen Kommentar entdecken. Nur deine üblichen personenbezogenen Beleidigungen. - Wenn ich mich recht erinnere, ist dir das bereits mehrfach untersagt worden.
Ich bin deshalb gespannt, welche Reaktion es diesmal geben wird.
Freundliche Grüße
orlando
 
E

Einsprengsel

Gast
Hallo Orlando,

wieso Beleidigungen? Dass du keine Lyrikerin bist, das weiß doch nicht nur ich. Wieso soll das eine Beleidigung sein? Bitte keinen falschen Ehrgeiz, du hast sicher andere Vorzüge, zum Beispiel deine Plaudereien über die Lyrik, das machst du doch ganz gut, du lobst sogar noch die missratensten Texte. Und das will was heißen, so was wird gebraucht, manche Leute haben es nötig, ich habe dafür volles Verständnis. Nichts liegt mir ferner, als dich zu beleidigen, dessen sei versichert. Allen Ernstes, so wichtig bist du mir nicht.

Einsprengsel
 

ENachtigall

Mitglied
Hallo Einsprengsel,

Du antwortest auf den Kommentar von Mistralgitter u.A.:

zunächst mal: Der Begriff Terzine leitet sich von der Zahl Drei (terz) ab. Also ist die Terzine eine dreiteilige Strophe.
Nicht zu verwechseln mit der Reimterzine, die ganz anderen Regeln folgt.
Die von Dir hier erwähnte "Reimterzine", die Du uns nahelegst, nicht mit der "Terzine" zu verwechseln, scheint in unserem Sprachraum wenig bekannt zu sein.
Es findet sich netzweit gerade mal ein Eintrag, der sich mit dem Thema das "OSTSCHWÄBISCHE RONDEAUX VOR 1400" auseinandersetzt, in dem der strittige Begriff verwendet wird.

Hast Du für mich eine andere allgemein zugängliche Quelle, mittels derer ich mich schlau machen kann?

Darüber hinaus verstehe ich nicht, warum Du den titulierenden Begriff "Terzine" bis aufs Blut verteidigst, wenn Du auf Deiner Lyrikseite das Gedicht schlicht unter dem Titel "Gedicht mit Straße" eingestellt hast.
Ein Titel, der dem Gedicht in weitaus stärkerem Maße gerecht wird, wie ich finde, wenngleich er natürlich überhaupt nicht provokativ daherkommt.

Grüße von Elke
 

JaneFond

Mitglied
Hallo Einsprengsel,
ich finde "hoch elf Etagen" eine richtig gute Höhenbeschreibung! Da kann man sich nämlich
wirklich was drunter vorstellen! Mir gefällt auch, dass Du Deine Phantasie in die Vergangenheit
hinein spielen lässt, bzw. in die archäologische Gegenwart. Ich finde auch die Terzinen völlig
verständlich. Tja, mir gefällt Dein Gedicht, auch gerade die Beschreibung der veränderten Straße, die jetzt in sich abgekapselt, weil irgendwie nur in Gebrauch sich befindend, also einsam wirkend ist und früher vielleicht einen zugänglicheren Eindruck gemacht hatte.

JaneFond
 



 
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