Testament für den Moment

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AchtelBlatt

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Testament für den Moment


Oft bin ich vor der Wahl gestanden
an den Wegen, die sich gabeln,
wo sich Lebensgeschichten fanden,
manchmal Märchen, manchmal Fabeln.

Zu wählen war nicht immer leicht,
ich hab mir Herz und Hirn zerbrochen,
mal hat es mir zum Gück gereicht,
mal hat der Hafer mich gestochen.

Jede Entscheidung verschließt Türen
und öffnet neue Möglichkeiten,
zu leben heißt auch zu verlieren
fernab von Stolz und Eitelkeiten.

Mal entschied ich mich für den Verstand,
den ich dann gleich wieder verlor,
mal knüpfte ich ein Herzensband
und blieb so dumm als wie zuvor.

Meines Herzens intensiver Stil
ist stark und gleich geblieben,
doch gleichzeitig ist es so fragil
im Fühlen, Spüren und im Lieben.

Ich nehme mir diesen Augenblick
der schonungslosen Innenschau.
Es geht hier nicht um Pech und Glück
und auch nicht um dumm oder schlau.

Mich selbst im Spiegel anzuschauen
und mir gegenüber zu gestehen,
ich kann Mist oder Denkmäler bauen,
kann blind sein oder glasklar sehen,

dass nichts auf ewig gültig ist,
was wir auf ewig wähnen
und dass man fühlt was richtig ist
hinter bittersüßen Tränen,

die wir oft um uns selber weinen,
weil wir uns die Schuld geben
und voller Schamgefühl dann meinen
falsch abgebogen zu sein im Leben.

Es ist aber keine Frage von Schuld
oder von Unzulänglichkeiten,
es fehlt uns oft nur die Geduld
die Wege ruhig zu beschreiten.

Mein Fazit kann ich erst später ziehen,
doch dann ist es vielleicht schon zu spät.
Das leben wird uns auf Pump geliehen,
und man weiß nicht ob man schon bald geht.

Die Seele bleibt, der Tag vergeht,
die Zeit fragt nicht nach Uhren,
und jeder Spur, die der Wind verweht,
folgen unablässig neue Spuren.



© achtelblatt (mär.09)
 



 
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