The Fight-Der Kampf um das Leben by Myself

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LinhNguyen

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Kapitel eins

Es war ein regnerischer Sonntag, als Mandy, ein schlankes Mädchen mit kastanienbraune Augen und glattes blondes Haar, oben auf dem Dachboden in ihrem Bett hin und her wälzte. Es war so, als würde sie gegen etwas kämpfen, gegen etwas, was viel stärker war, als sie selbst.

„Nein... nein... du wirst mich nicht besiegen können... ich bin viel stärker...“, schrie sie immer und immer wieder.

Um sie herum waren Blutspuren... und auf dem Boden lag eine alte Frau, sie war vermutlich schon Tod.



Schweißgebadet sprang Mandy aus ihrem Bett. Es war nichts außer ein Albtraum, versuchte sie sich einzureden. Aber sie wusste, dass es kein Albtraum wahr... es war ein Blick in die Zukunft. Sie hat Gaben, von denen niemand was wusste, und sie musste diese Gabe und sich selbst verstecken, wenn sie überleben wollte.

Sie konnte nie bei Tageslicht aus dem Haus gehen, nur wenn es schon stock dunkel war, und alle fest schliefen. Sie hatte ihr ganzes Leben lang nichts anderes gesehen, außer der Ort, wo sie vermutlich von klein an schon lebte.



Aber wer war die Frau, die sie im Traum gesehen hatte? Wer war sie? Kannte Mandy sie vielleicht doch irgendwoher? Wenn ja, woher? War das denn nun ein Blick in die Zukunft, oder in die Vergangenheit? Diese und noch mehrere Fragen schwirrten ihr durch den Kopf, und sie fand auf nichts davon eine vernünftige Antwort. Sie wusste es einfach nicht.

Also legte sie sich wieder hin und versuchte zu schlafen, aber unten im Haus war es so laut, dass sie nicht einschlafen konnte. Was war da unten nur bloß los?

Mandy, die noch nie aus dem Dachboden rausgegangen war, riskierte es, und warf nur ein weißes langes Tuch über sich, sodass das Tuch sie ganz bedeckte. Nur ihr Gesicht war noch frei. Sie schlich die Treppe hinunter und schaute sich immer wieder vorsichtig um, um sicherzugehen, dass niemand dort in der Nähe war. Als dann Licht aus dem Fenster direkt gegen ihr Gesicht schien, blieb sie wie angewurzelt stehen. Es war nicht Nacht, also musste sie sich erst mal an das neue Licht dran gewöhnen. Nach ungefähr fünf oder sechs Minuten bewegte sie sich weiter nach unten.



„Aber wer kann es denn sonst gewesen sein, außer ihr eifersüchtiger Ex Ehemann?“, ertönte eine laute Stimme aus dem Wohnzimmer.



Mandy bewegte sich langsam und leise weiter nach unten und den Flur entlang. Bis zur Tür von dem Wohnzimmer. Sie blickte vorsichtig hinein. Es waren eine Menge Menschen darin, aber nur um den einen Punkt herum. Sie versuchte den Punkt zu fixieren, und erkannte, dass es die Hausbesitzerin war. Sie war Tod... neben ihr waren Blutspuren. Genau so wie in Mandys Traum.

Mandy blieb noch ein paar Minuten lang stehen und schaute zu. Aber als sich ein Mann umdrehte, eilte sie zur Treppe und lief sie wieder so lautlos hoch, wie sie runter gelaufen war.



Die Frau, die sie im Traum gesehen hatte, war also keine andere als Mrs. Stick, die Hausbesitzerin.

Aber was wird jetzt aus dem Haus und aus sie, Mandy? Wird das Haus erneut verkauft? Wenn ja, wer wird der Besitzer sein? Wird er dann auch hinter das Geheimnis vom Dachboden kommen?



Sie erinnerte sich an alle Hausbesitzer, die jemals in diesem Haus gelebt haben. Jeder von ihnen, starb zwei Jahre nachdem sie das Haus gekauft hatten. Aber nicht jeder von Ihnen entdeckte das Geheimnis des Dachbodens. Nur drei Besitzer konnten es entdecken, es waren Mr. Lowell, er war reich und lebte alleine in dem Haus, Mr. Pat, er war jung und machte Kariere, und zu guter Letzt Mrs. Stick. Diese drei Besitzer wollten damals den Dachboden benutzen, aber die Tür klemmte dermaßen, dass sie es aufbrechen mussten. Und sie waren erstaunt, als sie Mandy in dem Dachboden sah. Damals schlief Mandy noch auf dem Boden, auf einer Decke. Mr. Lowell, der erste Hausbesitzer, war so nett, dass er ihr ein Bett und genug Möbel besorgt hatte. Er versuchte mit ihr zu reden, aber Mandy blockte immer wieder vom Thema ab, vor allem, wenn er auf ihrer Familie zu sprechen kam. Bei Mr. Pat und Mrs. Stick war es genau so ähnlich... sie waren auch so nett und ließ Mandy auf dem Dachboden leben, und erwähnten nie was von ihr, sodass niemand von Mandy erfuhr.



Aber wird sie diesmal auch so viel Glück haben, oder wird der Hausbesitzer sofort die Polizei anrufen, und sie rausschmeißen lassen? Oder wird er sie dann finden? Was würde er dann tun?

Schon wieder Fragen, worauf sie keine Antworten finden konnte.

Wieso machte sie sich solche Gedanken? War sie jetzt etwa genau so wie die anderen Menschen, die dort unten waren? Voller Gefühle und keine Gabe?

Nein... sie hatte noch ihre Gabe... sie konnte noch in die Zukunft sehen... aber sie musste es nur bloß unter Kontrolle kriegen, damit sie dann in die Zukunft sehen konnte, wenn sie es auch unbedingt wollte.


Die Menschen waren mittlerweile weg, und es wurde auch dunkel. Die Leiche von Mrs. Stick lag nicht mehr dort, es war alles blitzblank sauber, noch nicht mal die Blutspuren auf dem Boden waren zu sehen. Die Möbeln wurden nach draußen transportiert, bereit für den Haushaltsmüll. Das Haus war wie ausgestorben. Die Zimmer waren leer und kalt. Kälter als auf ihren Dachboden. Viel kälter.
Mandy stand im Wohnzimmer, zu mindest in dem Zimmer, was früher eine Wohnzimmer gewesen war. Sie versuchte den Punkt zu suchen, wo Mrs. Stick lag. Sie streckte ihre Hand aus und machte die Augen zu. Sie konzentrierte sich auf Mrs. Stick und versuchte mit aller Kraft den Platz zu finden. Und sie hatte sie gefunden. Links neben ihr, das war der Platz, wo sie lag.

Nun stand Mandy dort und fixierte den einen Punkt ganz genau, ohne mit den Augen zu schlagen. Es war genau die Mitte von dem Platz, wo die Leiche lag. Mandy stand dort, und versuchte in die Vergangenheit zu sehen, sie wollte wissen, was geschehen war.

Dann sah sie es direkt vor ihren Augen.

Sie sah Mrs. Stick mit ihrem Ex Ehemann im Wohnzimmer reden, sie unterhielten sich normal, dann stand ihr Ex Mann auf und ging. Kurz darauf trank Mrs. Stick noch ihr Glas Champagner aus, und ging zu einer Schublade. Dort holte sie ein Messer raus. Aber dann legte sie das Messer hin und ging hinüber zu einem Bild. Dahinter verborg sich ein Safe. Sie machte es auf und holte ein paar Papiere raus und warf sie in das Kamin. Sie sah noch zu, wie es zu Asche verbrannte. Danach ging sie zurück zum Schublade und hob das Messer auf. Und dann erstach sie sich. Es war also Selbstmord.

Aber wieso? Wieso beging Mrs. Stick Selbstmord? Aber das war nun die Arbeit der Polizei. Mandy wollte nur wissen, was da eigentlich los war, und sie wollte ihre Kräfte lenken.

Sie ging zum Fenster und schaute vorsichtig hinaus. Sie konnte ein paar Kinder sehen, die dabei waren nach Hause zu gehen. Sie lachten, sie schrieen und sie schienen Spaß zu haben.

Jetzt wurde Mandy nachdenklich. Wer war ihre Mutter? Wer war ihr Vater? Was war eigentlich mit ihnen? Und wer war ihre Familie, hatte sie überhaupt eine Familie gehabt? Die einzige Frage, die sie sich aber jeden Tag stellte war, wer war sie wirklich, und wie hieß sie in Wirklichkeit? Der Name Mandy, es war ein Name, welches Mr. Lowell ihr gab, weil sie keinen Namen hatte.

Sie ging wieder nach oben und setzte sich auf dem Schaukelstuhl von Mr. Pat, den er ihr damals schenkte. Dort summte sie eine bestimmte Melodie... eine Melodie, die ihr vertraut vorkam, aber sie wusste nicht, woher sie diese Melodie kannte. Es war kein Kinderlied, denn sie ging nie zur Schule, sie hatte nie was mit anderen Kinder zu tun gehabt, deswegen konnte es unmöglich ein Kinderlied sein.

Es musste eine Melodie aus ihrer Vergangenheit sein. Es musste ein Lied sein, dass sie, als sie noch klein war, oft gehört hatte.

Hatte sie jetzt den Schlüssel für ihre Vergangenheit?

Sie summte weiter, und versuchte sich auf die Melodie zu konzentrieren, aber etwas brachte sie aus dem Konzept... etwas kleines, etwas störendes...

Kapitel zwei



Mittlerweile sind drei Monate vergangen, und das Haus stand noch zum Verkauf da. Bis jetzt waren alle Besucher, die sich das Haus genauer ansehen wollten im wahrsten Sinne des Wortes davon gelaufen, wenn sie von den Nachbarn und von den tratschenden Weibern hörte, dass es in diesem Haus spuken sollte.

Man konnte in jeder Ecke das Flüstern hören.

Aber eines Tages kam dort ein junger Mann in dieser Stadt an. Er war groß, hatte blaugrüne mysteriöse Augen und schwarze Haare. Er trat vor dem Haus und schaute es sich an.

„Ein prachtvolles Stück!“, meinte der Makler schüchtern.

„Ja, da haben sie Recht... ich bin mir sicher, dass es sich hier gut leben lässt.“

„Also, dann gehen wir doch gleich rein, und Sie können sich die einzelne Räume ansehen.“, schlug der Makler vor.

Mandy konnte von dem kleinen Fenster von weit oben aus sehen, wie der Mann und der Makler das Haus betrat. Sie konnte auch spüren, wie der Mann nach oben schaute, aber sie war sich nicht sicher, ob er sie gesehen hatte.



„So, da wären wir... der Flur ist ziemlich groß, und kurz gesagt, Sie könnten hier auch gleich eine Party machen...“, versuchte der Makler zu scherzen.

Der Mann aber, ließ sich von dem Scherz nicht beeindrucken, und verlang eine kleine Führung durch das Haus. Aber als sie an der Treppe zur Dachboden ankamen, meinte der junge Mann, dass er es nicht sehen muss, denn dort würde schließlich nur ein paar Ratten rumlaufen, und er würde es gar nicht benutzen.



„Gut, wann kann ich den Vertrag unterschreiben?“, fragte er.

„Ähm, wenn Sie wollen, dann sofort.“

Damit rückte der Makler dem Mann ein paar Papiere raus, und dieser unterschrieb, ohne die Papiere genauer durchzulesen.



„Damit gehört das Haus Ihnen.“, sagte der Makler und drückte dem Herrn die Hausschlüsseln in die Hand und verschwand so schnell er konnte.



Auch der Mann, oder besser, der neue Hausbesitzer, verschwand und schloss die Tür noch hinter sich.

Erst am Abend konnte Mandy wieder das Vorgehen in diesem Haus beobachten. Ein paar Männer waren dabei die Möbeln in das Haus reinzutragen. Und der Hausbesitzer stand nur am Straßenrand und sah zu, wie die Männer die Sachen hin und her trugen.

Plötzlich schaute er wieder nach oben, und diesmal fixiert auf das oberste Fenster, wo Mandy hinaus schaute. Diesmal konnte Mandy davon ausgehen, dass er sie entdeckt hatte. Sie war sich so sicher, dass er sie gesehen hatte, aber dann entdeckte sie eine schwarze Rabe am Fensterbrett und beruhigte sich wieder.

Er hat sicher nur die Rabe gesehen, sagte sie zu sich und setzte sich wieder hin. Aber sie konnte nicht länger einfach nur still da sitzen, sie musste wieder aus dem Fenster schauen. Und sie sah eine etwas rundliche kleine Frau auf den Mann zukommen, diese sprach mit ihm. Sie wollte wissen, was sie dort redeten, also konzentrierte sie sich auf den Beiden, und verfolgte das Gespräch aufmerksam mit.



„Wissen Sie eigentlich, Mr. Feth, dass es in diesem Haus spukt?“, fragte die Dame.

„Ich habe es gehört, Mrs. ähm...“

„Mrs. Nora, bitte...“, meinte sie und lächelte.

„Ja, ich habe es gehört, Mrs. Nora.“

„Ich habe gehört, dass um Mitternacht ein Mädchen, weiß gekleidet, und blass wie ein Gespenst, durch das aus schweben sollte.“, erzählte sie. „Ich meine, sie soll richtig über den Boden schweben... das ist doch nicht normal, Mr. Feth... ich möchte Ihnen raten, vorsichtig zu sein, oder wieder auszuziehen.“

„Mrs. Nora, ich habe schon alle Gerüchte gehört, und genau deswegen habe ich auch das haus gekauft, ich wollte mich selber davon überzeugen.“, sagte er freundlich.

„Aber nun gut, wenn Sie es meinen, Mr. Feth... aber eines sollten Sie noch wissen... alle Vorbesitzer des Hauses starben nach zwei Jahre, egal ob jung, alt, gesund oder krank. Sie starben alle nach genau zwei Jahre.“, warnte sie ihn noch wie eine richtige Hexe, bevor sie sich umdrehte und sich davon machte.

Mr. Feth machte eine Handbewegung und drehte sich wieder zum Haus um, um hinein zu gehen.



Jemand muss mich in der Nacht gesehen haben, dachte Mandy. Sie musste jetzt noch vorsichtiger sein, denn dieser Hausbesitzer hatte etwas komisches an sich. Er hatte so was wie ein Geheimnis in seinem Innern. Und seine Augen, sie leuchteten unheimlich, für Mandy war er kein normaler Mensch, so wie alle anderen, er musste was Besonderes gewesen sein... vielleicht war er auch so wie sie. Sie musste es rausfinden.



Mandys Neugier besiegte ihre Kraft dann doch noch, und sie schlich sich die Treppe wieder hinunter, um den neuen Besitzer genauer unter die Lupe zu nehmen. Sie beobachtete, wie die Männer von zur Zeit verschwanden, und am Schluss nur noch Mr. Feth zurück blieb. Dieser rief Mandys Meinung nach in einem Imbiss an, und bestellte zwei Mal gebratenen Kartoffel. Mandy fragte sich, ob es im Haus noch eine weitere Person gab, aber eigentlich war sie sich sicher, dass im Haus nur noch Mr. Feth war... und er war alleine mit ihr, Mandy, in diesem Haus, also wieso bestellte er denn zwei Portionen? Mandy fand das sehr seltsam und ging wieder nach oben, bevor sie noch länger da stand und er sie entdeckte.



Nach ein paar Stunden hörte sie ihn leise die Treppe hoch gehen. Jetzt wusste sie, dass er sie am Nachmittag mit Sicherheit gesehen hatte. Sie wusste, dass sie jetzt nicht mehr dort bleiben durfte... aber vielleicht doch?

Er klopfte an die Tür, jetzt war sie sich total sicher, dass er sie am Nachmittag gesehen haben musste, sonst würde er nicht am Tür klopfen.

Mandy saß total beängstigt auf ihrem Bett und gab kein Ton von sich. Sie betete in ihrem Innern dafür, dass er gleich wieder geht.

Aber nichts der gleichen geschah. Er öffnete die Tür und sah Mandy an. Er hatte das bestellte Essen bei sich, und ein paar Kerzen. Er stellte das Essen auf dem Tisch, den er vor sich fand und stellte die Kerzen in Mandys Kerzenhalter, dann zündete er sie an.

Mandy saß immer noch schweigend auf ihrem Bett, sie wusste nicht, was das ganze sollte, sie wusste nicht, was er von ihr wollte.

Er drehte sich zu ihr und lächelte sie an.

„Bitte, setz dich doch hier hin und genieß das Essen mit mir.“, sagte er freundlich und lächelte.

Er machte eine Handbewegung, welches aussagte, dass Mandy zu ihm kommen sollte.

Mandy stand auf und ging langsam zu ihm, schaute dabei aber eher hinunter zum Boden. Sie stoppte ungefähr zwei Meter vor dem Tisch und schaute dem Besitzer des Hauses zum ersten Mal direkt in das Gesicht.

Als er sie anlächelte, ging sie dann weiter, nahm das Essen und den Gabel und ging wieder schnell zurück zu ihrem Bett. Dort saß sie und aß.

Sie aßen schweigend, nur ab und zu trafen sich ihre Blicken.

Aber Mandy wusste, dass Mr. Feth nur wenig aß, er war die ganze Zeit damit beschäftigt, sie zu beobachten.



„Weißt du, Mandy, ich habe dieses Haus hier bewusst gekauft.“, sagte Mr. Feth.

Mandy schaute verwundert zu ihm, weil sie ihm noch gar nicht gesagt hatte, wie sie hieß. Und sie sah ein Lächeln in seinem Gesicht. Er hatte anscheinend Spaß daran, sie weiterhin hinzuhalten.

„Ich wusste schon, dass du all die Jahre hier gelebt hast... schon als du klein warst, hast du hier gelebt... aber der einziger Besitzer des Hauses, nämlich Mr. Lowell, der hat ja ziemlich lange hier gelebt. Aber er hat niemandem was erzählt, genau so wenig, wie die anderen zwei Besitzer, die aber immer nach zwei Jahren starben.“, erzählte er weiter. „Ich weiß alles über dieses Haus, aber eigentlich nur fast alles... denn im Keller verbirgt sich etwas seltsames... noch kein einziger Besitzer des Hauses hat jemals den Keller benutzt, obwohl er da war, aber niemand, und zwar wirklich niemand außer du, Mandy, hat den Tür jemals wahrgenommen.“

„Woher wissen sie das alles?“, fragte Mandy leise und piepsig.

„Wurde dir das noch nicht klar, Mandy?“

„Was sollte mir denn klar werden?“, fragte sie.

„Ich besitze die gleiche Gabe wie du. Ich kann auch in die Zukunft und auch in die Vergangenheit sehen. Ich bin so wie du!“, erläutete er.

Mandys Gesichtsausdruck konnte man nicht genau erkennen. Einerseits war sie froh darüber, dass sie jetzt jemanden kannte, der genau so wie sie war, aber andererseits hatte sie Angst davor. Sie hatte Angst davor, dass er ihre Vergangenheit kannte, aber sie nicht.

„Mandy, ich weiß, dass du gerade Angst davor hast, ich könnte deine Vergangenheit kennen, aber ich versichere dir, ich kenne deine Vergangenheit nicht. Ich habe schon heute Nachmittag versucht, in deine Vergangenheit zu sehen, deswegen habe ich mehrmals zu dir hoch geguckt. Ich musste mich auf dich konzentrieren.“, beruhigte er sie wieder, nachdem er ihr in die Augen geschaut hatte.

„Sie sind also genau so wie ich ja!?!“, fragte sie.

„Nenn mich bitte Jordan.“, sagte er und nickte. „Ja, ich bin genau so wie du.“

„Und du hast eine Familie?“, fragte sie.

Hier veränderte sich sein Gesichtsausdruck. Er sah richtig traurig aus.

„Ich weiß nicht, ob ich je eine Familie hatte. Ich bin so ähnlich wie du aufgewachsen... nur, dass ich nicht ein so warmes Plätzchen hatte, ich habe im Keller eines Hauses gewohnt. Habe mich auch nie getraut bei Tageslicht rauszugehen. Aber eines Tages lernte ich die Tochter des Hausbesitzers kennen, sie hat mir das Schreiben und das Lesen beigebracht, und dankt ihr ging ich auch bei Tageslicht hinaus.“, erzählte er. „Ich könnte dir auch helfen, wenn du willst. Es würde dir jedenfalls gut tun.“

Mandy stand auf und brachte den Teller zurück an den Tisch, dabei achtete sie darauf, dass sie ihm nicht in die Augen schauen musste. Dann ging sie hinüber zum Fenster.

„Ich weiß nicht, ob man mir helfen kann... ich bin immer nur hier in diesem Raum geblieben. Hatte nur mit drei Hausbesitzer von den zehn Besitzer, die jemals hier gelebt haben, Kontakt gehabt. Und du bist der vierte, mit dem ich Kontakt habe, und wahrscheinlich auch haben werde.“, sagte sie, und schaute immer noch aus dem Fenster. „Du hast was komisches an dir, du trägst mehr als nur ein Geheimnis mit dir rum. Das habe ich gleich gespürt, als ich dich gesehen habe.“

Jordan schaute sie an, er war bereit zu gehen, blieb aber dann doch stehen.

„Ja, du hast Recht, ich trage mehr als nur ein Geheimnis mit mir herum, ich trage nämlich noch meine Vergangenheit mit mir herum.“, gab er zu. „Ich muss jetzt wieder runter, du bist jederzeit willkommen! Und mein Angebot dir zu helfen wird immer stehen.“

„Heißt das, dass du mich nicht raus schmeißen willst?“, fragte Mandy noch, bevor er die Tür erreichte.

„Hmm... du kannst hier so lange bleiben, wie du willst, so lange du jeden Tag mit mir unten im Speisesaal isst. Es kann auch abends sein, wenn du willst.“, schlug er vor.

„Na gut, aber auch nur abends.“, antwortete sie.



Er ging und machte die Tür hinter sich zu.

Mandy ging hinüber zu dem Schrank, wo ihre Kleider hingen. Es waren Kleider, die Mrs. Stick ihr gegeben hatte. Aber auf diese Kleider achtete sie kaum, sie nahm ein kleines Kästchen aus dem Schrank heraus, und öffnete es.

Es war eine kleine Spieluhr, daraus kam eine wunderbare Melodie, wie von Elfen gespielt. Mandy nahm eine kleine goldene Kette daraus, daran hing ein Anhänger aus Bergkristall. Aber was das für eine Figur sein sollte, wusste sie nicht genau.

Vielleicht hat das hier was mit meiner Vergangenheit zu tun, dachte sie und ging mit dem Kette wieder zu ihrem Bett.

Als sie wieder auf ihrem Bett saß, versuchte sie sich auf die Kette zu konzentrieren, denn sie wollte in ihre Vergangenheit blicken, sie wollte endlich wissen, wer sie wirklich war. Sie hatte keine einzige Erinnerung mehr daran.

Sie konzentrierte sich so sehr darauf, dass sie nichts mehr in ihrer Umgebung wahrnahm.

Plötzlich sah sie etwas, es war ein helles Licht, und da war eine Frau, und dann wurde alles wieder schwarz und Mandy fiel erschöpf zusammen. Sie lag Ohnmächtig da. Ihre Gabe hat sie im Stich gelassen, denn das Blicken in ihre eigene Vergangenheit war für sie noch unmöglich, sie war noch nicht stark genug für diesen Schritt.

Vielleicht sollte sie doch die Hilfe von Jordan annehmen?

Kapitel drei



Mandy wachte auf, und entdeckte gleich, dass auf dem Dachboden was nicht stimmte. Der Raum war sauberer als sonst, und da stand ein völlig nagelneuer Kleiderschrank in ihrem Zimmer. Sie vermutete, dass sich darin Klamotten befanden, dennoch tastete sie vorsichtig zum Schrank, so als ob da jederzeit jemand oder etwas rausspringen könnte. Zu erst öffnete sie den linken Tür des Schranks vorsichtig und spähte durch einen Spalt hinein, nachdem sie sich sicher war, dass darin wirklich nur Klamotten waren, öffnete sie auch den anderen Schranktür. Nun stand sie davor und bewunderten die Kleider. Sie war begeistert von, jedoch verblasste ihr Gesicht auch bald wieder, nachdem sie sich von oben bis unten betrachtet hatte... sie war der Meinung, dass sie niemals in solche Klamotten reinpassen würde. Aber sie zog trotzdem ein Kleid aus dem Schrank heraus, und legte es an ihrem Körper, es war ein langes Kleid, es verlief von weiß nach leicht rosa nach unten, sie fand es wunderschön, also schlich sie sich die Treppe hinunter, und ging in das Badezimmer.

Sie nahm ein Bad, und ließ sich richtig viel Zeit, schließlich hat sie schon lange nicht mehr gebadet. Sie genoss die Zeit, n der sie einfach nur so in der Wanne saß, und vor sich hin döste, doch sie wusste auch, dass sie sich beeilen musste, denn sie wollte nicht von Jordan gesehen werden, zu mindest nicht vor das Abendessen.

Also stieg sie aus der Wanne und trocknete sich gründlich, anschließend zog sie das Kleid an. Sie betrachtete sich im Spiegel, und fand sich darin schön.

„Nur noch die Haare hoch stecken, dann ist es akzeptabel.“, dachte sie, und machte sich wieder auf dem Weg.

Oben angekommen, kramte sie in der Schmuckschatulle nach ein paar Haarklammern, und fand auch welche. Sie versuchte sich die Haare hochzustecken, am Anfang wollten ihre Haare nicht so, wie sie es wollte, aber sie hatte Geduld und versuchte es weiter, irgendwann war es endlich so weit, und ihre Haare wurden ordentlich hochgesteckt.

„Jetzt fehlt nur noch eine Kette oder etwas Ähnliches“, seufzte sie, und setzte sich auf ihr Bett.

Dort sah sie die kleine goldene Kette, die sie am vorherigen Tag rausgekramt hatte. Sie erinnerte sich daran, wie sie versucht hatte, in ihre Vergangenheit zurück zu blicken, doch dann musste sie zusammenbrechen, denn sie hatte nicht genug Kraft.

Sie legte sich die Kette um den Hals, und schritt rüber zum Fenster. Sie blickte nach unten, die Straße war voll, sehr voll, aber vielleicht fiel ihr das auch nur auf, weil sie heute anders als sonst war. Oder ihr fiel es erst auf, dass diese Straße, in der sie lebte, schon immer so voll war. Aber das war ihr auch nicht wirklich wichtig. Wichtig war ihr nur die einzige Frage, wer ist Jordan? Warum bestand er denn darauf, ihr zu helfen? Was wollte er wirklich von ihr? Sie wusste es nicht, aber sie wusste, dass sie sich da auf etwas einlässt, was vielleicht gefährlich für ihr Leben werden könnte, aber welche Möglichkeit hatte sie überhaupt... richtig, gar keine!

Sie versuchte die Zeit zu vertreiben, bis es endlich Abend wurde, dabei erwischte sie sich immer und immer wieder dabei, wie sehr sie sich wünschte, ein völlig normales Leben, wie alle anderen Menschen auch, zu führen, und sie schämte sich schon fast dafür.

Als es dann endlich sieben Uhr war, ging Mandy langsam die Treppe hinunter, und machte sich auf dem Weg zum Esszimmer. Bevor sie den Raum jedoch betrat, blieb sie erst einmal stehen, um nach Luft zu schnappen, und um sicher zu gehen, dass in dem Raum auch niemand anderes, außer Jordan war. Und als sie sich wirklich sicher war, ging sie zögernd und schüchtern hinein, dort setzte sie sich auf einen Stuhl gegenüber von Jordan. Das Essen wurde schon fertig hingestellt, Jordan musste es wohl getan haben, bevor Mandy hinunter kam, denn er hatte ja keine Haushälterin, zu mindest nicht, dass Mandy es wusste.

„Bitte, iss ruhig“, bat er sie freundlich an.

Sie fingen an zu essen, weder Mandy noch Jordan sagten beim Essen ein Wort. Und schon wie am Vortag war Jordan nicht mit Essen beschäftigt, sondern eher an Mandy, er beobachtete sie regelrecht, es schien manchmal auch so, als würde er sie mit seinen Augen verschlingen.

„Das Kleid steht dir gut, Mandy!“, machte er ihr ein Kompliment.

Mandy aber ließ es kalt.

Als sie mit dem Essen fertig war, wollte sie gerade aufstehen, und sich dafür bedanken, aber Jordan hielt sie auf. Und sie blieb doch.

Er führte sie ins Wohnzimmer, und sie machten es sich vor dem Kamin gemütlich, auch wenn Mandy weiter weg von Jordan saß.

„Weißt du Mandy, am Anfang, da habe ich auch nur geglaubt, dass ich nur eine oder zwei Gaben hätte, aber mit der Zeit lernte ich auch meine anderen Kräfte kennen, und ich weiß, dass du auch noch mehr kannst, als nur in die Vergangenheit und in die Zukunft zu sehen.“, erzählte er in der Hoffnung, das Vertrauen des Mädchens irgendwann endlich zu gewinnen.

„Gibt es eigentlich noch mehrere Menschen, die so sind wie ich?“, fragte sie, und schaute dabei ins Feuer.

Jordan war total überrascht über diese Frage, er hätte nie damit gerechnet, dass sie so eine Frage stellen würde.

„Ja, es gibt noch mehrere Menschen, die so sind, wie du und ich!“, antwortete er.

„Wer oder was sind wir wirklich?“, fragte sie weiter, schaute ihn aber immer noch nicht an. „Ich meine... ich weiß nichts über meine Vergangenheit, und ich weiß nicht, wieso ich mich verstecke, aber ich weiß nur, dass ich mich verstecken muss... ich muss es...“

„Mandy, wir sind ganz normale Menschen, die besondere Fähigkeiten haben, nichts weiter...“, antwortete er.

„Aber...“, fing sie an, und wurde auch gleich von einem Klopfen an der Haustür unterbrochen.

Ohne zu zögern sprang sie auf, und rannte ins Flur, während Jordan zur Tür ging, und darauf wartete, dass Mandy die Treppe hoch lief.

Sie lächelte ihn noch kurz an, bevor sie nicht mehr zu sehen war.

Oben angekommen, wusste sie immer noch nicht, was Jordan eigentlich von ihr wollte. Und dabei hatte sie sich doch so fest vorgenommen, dass sie es heraus finden würde, aber vielleicht wollte das Schicksal es nicht so. Oder das Schicksal wollte sie erst mal heraus locken, und sie sollte so lange die Chance nutzen, die sich ihr da bot, immerhin hatte sie nun die Chance, endlich ein halbwegs normales Leben zu führen. War das nicht immer das, was sie wollte? Einfach nur ein normales Leben zu führen? Aber was wird dann aus ihre Fähigkeiten? Was wird daraus? Ach, was machte sie sich auch solche Gedanken darum, schließlich wusste sie noch nicht mal, ob sie die Chance nutzen sollte, oder nicht... und außerdem was sollte dann schon mit ihre Fähigkeiten passieren, wenn sie nur versucht ein normales Leben zu führen??? Richtig, nichts, sie würde dann immer noch ihre Fähigkeiten haben, in die Zukunft und Vergangenheit zu blicken.

Aber vor wen musste sie sich eigentlich verstecken? Vor wen? Das wusste sie nicht so genau, aber sie fühlte es im Innern, dass sie sich vor irgendwen verstecken musste, und dass sie auf etwas aufpassen musste, und sie wusste nicht auf was. Vielleicht war das einfach der Grund, weshalb sie nie die Chance ergriffen hatte, ein normales Leben zu führen.

„Ach, was denkst du auch so viel nach! Morgen ist auch noch ein Tag!“, sagte sie zu sich und legte sich schlafen.



Kapitel vier

Mandy fasste von Tag zu Tag immer mehr Vertrauen in Jordan, und ließ sich so auch öfters tagsüber im Haus blicken. Jordan freute sich natürlich über dieses Wandeln von ihr, dennoch machte er sich ein wenig Sorgen um sie. Er hatte Angst, dass sie sich zu schnell an das normale Leben dran gewöhnen könnte, und damit auch ihre Fähigkeiten schwächer werden ließ. Er beschloss sich, mit Mandy zu reden.

„Du wolltest mich sprechen?“, fragte sie, als sie im Türrahmen stand.

„Woher wusstest du das?“, wunderte er sich, denn er hatte sie noch nicht zu sich gerufen.

„Ich habe es gefühlt... ich habe gefühlt, dass du mich sprechen wolltest.“, antwortete sie und lächelte.

„Anscheinend kannst du sehr gut fühlen.“, lachte er. „Na ja Mandy, ich wollte mit dir sprechen, weil ich Angst habe, dass du dich zu schnell an das normale Leben gewöhnen kannst, und somit deine Fähigkeiten schaden könntest. Nicht, dass ich mich nicht darüber freue, dass du dich so schnell an das Ganze hier gewöhnst, aber ich mache mir nur ein bisschen Sorgen um dich.“

„Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, Jordan... ich kann sehr gut auf mich aufpassen.“, beruhigte sie ihn wieder.

„Gut, ich verlasse mich darauf.“, erwiderte er. „Was hältst du von einem Privatlehrer für dich? Ich habe mir gedacht, dass so ein hübsches junges Mädchen wie du auch schreiben und lesen lernen sollte.“

„Wie... du meinst, dass ich dann zu Hause unterrichtet werde?“

Jordan nickte und wendete sich wieder zu seine Zeichnungen.

„Na ja, das wäre schon ganz toll, wenn ich auch wie all die andern Mädchen in meinem Alter schreiben und so könnte... also ich meine richtig schreiben.“, gab Mandy zu.

„Gut, dann schicke ich dir morgen einen Privatlehrer hier her.“, sagte Jordan. „Oder wann willst du mit dem Lernen anfangen?“

Jordan drehte sich um und sah Mandy an, er sah das Glitzern in ihren Augen, also ging er davon aus, dass Mandy wirklich begeistert von der Idee war.

„Klar, morgen... das wäre schön!“, stimmte sie ihm zu, und lächelte.



Die Stunden bis zum darauf folgenden Tag verliefen wie im Fluge. Denn Mandy saß nun mit dem Privatlehrer im Wohnzimmer und lernte, aber sie musste sich zusammen reißen, damit sie das Versprechen hielt, das sie Jordan gab, bevor er sie mit dem Privatlehrer zurück ließ... nämlich: Sie durfte nichts und zwar gar nichts über sich erzählen.

„Sie lernen schnell, Mandy.“, lobte der Lehrer. „Ich wünschte jede Schülerin, die ich unterrichte, wäre so schlau wie Sie.“

Mandy schmunzelte nur, weil sie Angst hatte, dass sie alles verraten würde, wenn sie ihren Mund aufmachen würde.

„Was halten Sie davon, wenn wir nächste Woche dann mit dem Klavierspielen anfangen würden?“

„Klavierspielen? Aber... ich kann keine Noten lesen.“, stotterte Mandy.

„Keine Sorge, bis dahin werden wir noch lernen, wie man die Noten liest.“, beruhigte er sie.

Sie strahlte über das ganze Gesicht und war damit einverstanden. Mandy wollte schon immer Klavierspielen lernen, aber... sie hatte es bis jetzt noch nie gelernt, da niemand ihr das beibringen konnte. Obwohl die Mrs. Stick Klavier spielen konnte, hatte Mandy sich nie getraut, sie zu fragen, ob sie es ihr beibringen könnte. Aber jetzt wo sie schon ein fast normales Leben führte, würde sich alles ändern. Sie würde Klavier spielen, und wie alle anderen Mädchen schöne Kleider tragen und einfach spazieren gehen.



Nach ein paar Stunden waren die Privatunterrichtsunden vorbei, und sie verabschiedete sich von ihm und begleitete ihn noch zur Tür hinaus.

„Dann sehen wir uns morgen ja wieder. Ich hoffe doch, dass Sie bis dahin noch ein bisschen lernen“, meinte der Lehrer und fügte noch schnell hinzu „nicht, dass Sie es nötig haben, aber dann würden wir viel schneller zum Klavierunterricht kommen. Auf Wiedersehen.“

Und er ging.

Mandy warf schnell einen Blick auf die Uhr, und rechnete gerade aus, ob sie wohl noch genug Zeit hatte, erst mal einen Bad zu nehmen, bevor sie anfing, das Essen zu kochen. Es klopfte aber ganz plötzlich an der Tür. Mandy konnte sich nicht vorstellen, wer es noch sein konnte, denn außer der Privatlehrer und Jordan, kam eigentlich niemand um diese Uhrzeit hierher.

Sie ging also vorsichtig und geduckt zum Fenster und versuchte hinaus zu schauen, ohne dass es auffiel, aber sie konnte nichts erkennen.

Soll ich nun die Tür öffnen, oder nicht?, fragte sie sich leise. Dann kam sie auf die Idee, dass sie ja erst mal nach oben laufen konnte, und von da aus hinunter schaute, um zu wissen, wer es war, um dann zu entscheiden, ob sie aufmachen sollte oder nicht.

Es klopfte noch einmal. Mandy schrak auf, und rannte die Treppe leise hoch. Als sie oben ankam, öffnete sie das Fenster auf dem Dachboden, und schaute hinunter, alles was sie aber von da aus erkennen konnte, war nur ein Wagen... ein blauer Wagen, es müsste ein VW sein, und da stand etwas mit „Wasserrohr“ drauf.

Okay, dann kann ich die Tür ja ruhig aufmachen, wenn es nur ein paar Leute vom Wasserrohr sind, dachte sie, und wollte gerade wieder hinunter gehen, als sie hörte, dass die Haustür aufgemacht wurde.

Ganz abrupt blieb sie stehen, und lauschte, lauschte in die Stille hinein... und eine Minute verging, dann zwei und letztendlich drei, und dann da... sie hörte etwas... sie hörten Stimmen, aber diese Stimmen redeten nicht auf normaler Lautstärke mit einander, sondern im Flüsterton.

Es sind also keine vom Wasserrohr, aber wer sind diese Menschen dort unten, fragte sie sich.

Mandy wagte es immer noch nicht, sich zu bewegen, und auch wenn sie es wollte, hätte sie es nicht gekonnt, denn ihre Beine waren wie fest am Boden genagelt, sie konnte ihre Füße nicht mehr bewegen. Dann atmete sie tief durch und befahl sich langsam zu bewegen, und zwar die Treppe hinunter. Sie musste einfach raus kriegen, wer diese Männer waren. Sie musste es wissen, vielleicht waren es ja nur ganz normale Diebe, oder wenn nicht? Wenn jemand was von ihre Fähigkeiten wusste, was dann? Sie hatte ihre Fähigkeiten ja noch nicht unter Kontrolle, auch wenn es bis jetzt nur zwei Fähigkeiten waren, aber sie hatte sie nicht unter Kontrolle.

Na egal, es gibt jetzt kein Zurück mehr, du gehst jetzt runter, Mandy, befahl sie sich wieder, und sie schlich die Treppe wie eine Katze hinunter.

Als sie unten an der Treppe ankam, war es still, sehr still, es war so still, dass sie glaubte, die Männer waren nicht mehr dort. Aber falsch gedacht, denn plötzlich sprang jemand von der Seite der Treppe auf sie zu, dann ging alles zu schnell, und sie fiel hin, und sah nur noch ein Wirbel von Farben vor sich.

Als sie aufwachte, befand sie sich im Wohnzimmer auf dem Boden, aber gefesselt. Ihre Hände und Füße wurden gut mit einem Seil zusammen gebunden, und ihr Mund war mit einem Stück Klebestreifen zu geklebt worden. Sie wusste nicht, wie lange sie schon ohnmächtig war, es müsste ungefähr zwei oder drei Minuten sein, länger nicht. Sie versuchte die Fesseln abzumachen, schaffte es aber nicht, dann sah sie vom Blickwinkel aus, einen Mann auf sich zukommen.

Sie saß still auf dem Boden, und rührte sich nicht mehr, sie bat im Innern zu Gott, dass Jordan bald wieder nach Hause kam, aber sie wusste, dass Jordan noch nicht nach Hause kam, denn er kam immer erst gegen sechs Uhr nach Hause, und es war gerade mal vier Uhr dreißig.

„Weißt du zufällig, wo Jordan den Stein hingetan hat?“, fragte der Mann, der vor ihr stand, und riss ihr das Klebestreifen runter.

Mandy schrie kurz auf, verstummte aber wieder und schüttelte den Kopf. Außerdem wusste sie nicht, von welchem Stein der Mann geredet hatte, denn Jordan hat ihr gegenüber noch nie etwas von einem Stein erwähnt.

„Hier ist nirgends wo etwas, was wie ein Stein aussehen könnte, jedenfalls nicht wie der, den wir suchen!“, riefen die anderen drei Männer wie im Chor. Und das Gesicht des Mannes veränderte sich durch diese Information so schnell, dass Mandy fast geglaubt hätte, es wäre nur ein schlimmer Traum.

Doch dann sprang er auf Mandy zu und packte ihr am Kragen, schüttelte sie und schrie sie so laut an, dass niemand ein Wort von dem verstand, was er da eigentlich brüllte. Mandy wusste nicht, was er von ihr wollte, aber er schien wüten zu sein, und sie bekam Angst.

„Hören Sie auf, ich weiß doch wirklich nicht, was sie wollen, ich weiß nichts von einem Stein oder Ähnliches“, schluckte Mandy. „Hören Sie bitte auf... ich habe Angst...“

„Ich weiß, dass du weißt, wo der Stein ist, und ich weiß, dass du weißt, was ich will! Also wieso machst du es uns nicht einfacher und rückst den verdammten Stein raus???“, schrie er sie wieder an.

Mandy wusste nicht, was sie jetzt noch sagen sollte... sie schrie laut auf, die Fesseln an ihren Händen und Füßen gingen ab, und sie fegte ihre Hand in die Richtung, wo die anderen drei Männer standen, und die drei flogen gegen die Wand die hinter ihnen lag. Mandy schrak zusammen, und wusste nicht, was mit ihr los war. Der Mann wich zurück, und betrachtete sie mit missbilligen Blick. Mandy bewegte noch mal ihre linke Hand, und die Männer, die sich mittlerweile an der Tür zur Flur befanden, flogen durch die Tür und gegen die Wand im Flur. Im Wohnzimmer war nur noch einer, doch dieser lief so schnell ihn seine Füße tragen konnten aus dem Haus hinaus, und die anderen Männer hinterher. Beim Hinauslaufen begegneten sie Jordan und entschuldigte sich schnell bei ihm, rannten aber schneller als vorher, und sie sahen aus, als hätten sie einen Geist gesehen.

Jordan kam verwundert rein, und lief ins Wohnzimmer, dort sah er Mandy auf den Boden sinkend.

„Was ist passiert?“, fragte er und lief zu Mandy hinüber, doch diese war wieder ohnmächtig.

Er trug Mandy auf einen der Couch und legte sie dort vorsichtig hin, dann rannte er schnell in die Küche, um ein Glas Wasser zu holen.

Als er zurück kam, versuchte Mandy sich gerade wieder aufzurappeln, Jordan stellte das Glas Wasser schnell auf den nächstbesten Tisch, und eilte zu ihr hinüber, um ihr beim Aufsetzen zu helfen.

„Ist alles in Ordnung? Was waren das für Männer, die so erschreckend blass hinaus liefen, als hätten sie einen Geist gesehen?“, fragte er, und versuchte nebenbei ein wenig zu scherzen.

Mandy jedoch sagte nichts, und sah erst mal blass, und leer auf den Boden. Während er auf Mandys Antwort wartete, ging er hinüber zu dem Tisch, wo das Telefon lag, denn dort hatte er zu vor das Glas Wasser hingestellt. Als er zurück kam, reichte er es ihr und sie trank ein wenig daraus, stellte es aber nach kurzer Zeit wieder auf den Couchtisch.

„Ich...“, fing sie an. „Ich weiß ehrlich gesagt auch nicht so genau, was eben mit mir passiert ist.“

Jordan schaute sie durchdringend an, um ihre Gesichtsausdrücke während des Redens zu beobachten, denn er wollte sich sicher sein, dass sie ihm nichts verbarg. Und tatsächlich tat sie dies auch nicht.

„Fang erst mal langsam an zu erzählen, was mit dir passiert sein sollte.“, riet er ihr.

Sie seufzte und atmete ein Mal tief ein, dann machte sie es sich auf dem Couch nur noch ein wenig bequem, und endlich fing sie an zu erzählen.

„... und dann hab ich nur mit der linken Hand kurz gegen die Männer bewegt, aber ich hab sie nicht mal angerührt, und schon flogen sie im wahrsten Sinne des Wortes gegen die nächste Wand, ich weiß auch nicht, wie das alles kam.“, schloss sie ihre Erzählung, und ließ dabei keine Einzelheiten aus.

Jordan stand auf und ging zum Fenster, wo er in den Hintergarten des Hauses blicken konnte. Er sah sehr nachdenklich aus, auch Mandy spürte, dass was nicht mit ihm stimmte.

„Mandy, ich weiß nicht, wie lange du deine eigentliche Kraft schon hast...“, fing er an.

„Eigentlich schon, seit ich denken konnte, glaube ich.“, lachte sie.

„Ich wollte damit sagen, dass sich deine Kraft weiter entwickelt, oder besser gesagt, dass du jetzt mehrere Kräfte bekommst, mit denen du so einiges ausrichten kannst. Ich weiß zwar nicht, wozu das gut sein soll, aber es hat bestimmt einen guten Grund, warum dir deine Eltern, ich gehe mal davon aus, dass deine Eltern diese Kräfte besaßen, diese Kräfte weiter gegeben hat.“, beendete er den Satz, den er vorher angefangen hat, aber dann von Mandy unterbrochen wurde.

„Aber wieso hatte ich diese Kraft nicht auch schon viel früher???“, fragte sie.

„Ich glaube, die Kraft, die du hast, also dass du in die Zukunft aber auch gleichzeitig mit Konzentration in die Vergangenheit blicken kannst, diese Kraft gehört dir ganz alleine, aber die Kraft, die du so eben aktiviert hast, gehörte entweder deiner Mutter oder deinem Vater, und kann deswegen auch nur bei bestimmten Reaktionen aktiviert werden.“, erklärte er, und drehte sich vom Fenster wieder weg.

„Das heißt ja...“

„Das heißt, dass du noch mindestens eine Kraft aktivieren musst, aber was dies für eine Kraft ist... das werden wir ja sehen!“, meinte er, und winkte sie zum Esszimmer.

Sie aßen ruhig, das bestellte Essen vom China Imbiss.

„Ach ja Mandy, was ich dich noch fragen wollte, hättest du was dagegen, meine Freunde kennen zu lernen? Ich meine, die sind auch so wie wir, die haben alle auch Gaben, aber nicht so viele wie du! Ich habe ihnen noch nichts von dir erzählt, aber wenn du...“

„Klar habe ich Lust, deine Freunde kennen zu lernen, das heißt, wenn du auch wirklich nichts dagegen hast.“, antwortete sie mit Begeisterung.

Denn sie ging davon aus, dass wenn diese Leute auch besonderen Gaben haben wie sie, dass sie ihr vielleicht helfen könnte, mehr über ihre Kindheit herauszufinden, und darauf war sie doch schon immer so gespannt. Sie wollte doch schon immer wissen, wie ihre Mutter und ihr Vater ausgesehen haben, und was eigentlich mit ihnen passiert war, weswegen sie ihr ganzes Leben lang auf einem Dachboden leben musste. Ihre Neugierigkeit würde sie wo möglich noch am Ende töten, aber es war ihr egal, sie wollte es wissen, außerdem hatte sie ein Recht darauf, ihre Kindheit zu erfahren.

„Ach ja... Jordan, da ich ja eigentlich oben auf dem Dachboden wohne, kann ich dann zufällig den Keller haben? Also nur tagsüber, wenn du weg bist.“, platze sie heraus. Sie wollte das eigentlich schon die ganze Zeit fragen, nachdem sie erfuhr, dass es eine neue Kraft war, was sie da vorhin bei den Männern angewendet hatte.

Jordan aber schaute sie nur verwirrt an, und öffnete den Mund, um etwas zu fragen, aber dann schnitt sie ihm das Wort, indem sie einfach den Grund dafür nannte, dass sie einfach nur lernen wollte, mit ihre Kraft umzugehen.

Er war damit einverstanden, dennoch, meinte er, er müsse erst runter, um ein paar wichtige Sachen hoch zu holen, danach könnte sie ohne Zweifel so lange lernen, wie sie wollte, ohne etwas kaputt zu steuern.



Tage vergingen, und Mandy war jeden Tag damit beschäftigt, ihre neue Kraft unter Kontrolle zu bekommen, denn sie wollte dies noch schaffen, bevor sie die Freunde von Jordan kennen lernte.

Und der Tag, an dem sie Jordans Freunde endlich kennen lernen konnte rückte immer näher und näher, und sie wurde zunehmend nervöser, und dies übte auch auf ihrer Kraft aus, und sie ließ einen kleinen Regal im Keller kaputt schleudern. Als Jordan oben in seinem Arbeitszimmer arbeitete, und den Krach unten im Keller hörte, dachte er, dass Mandy was zugestoßen war, und ohne zu zögern sprang er wie ein Blitz auf und rannte nach unten, aber unten angekommen, stand er nur noch am Türrahmen stehen und brachte in Lachen aus.

„Hey, das finde ich nicht wirklich zum Lachen.“, protestierte Mandy, als sie bemerkt, dass Jordan am Türrahmen stand.

„Du... du... du hättest... ha ha ha ha... mal dein Gesichtsausdruck sehen sollen, als du da mitten in dem Holz standst!“, meinte Jordan, und bemühte sich, jedes einzelne Wort auch ordentlich auszusprechen, aber das gelang ihm nicht wirklich, denn er musste immer noch lachen.

„Ha... ha... ha...“, meinte Mandy und zog mit Absicht eine Grimasse.

„Aber hey, du musst doch nicht so aufgeregt sein! Es sind doch nur meine Freunde, und die werden dich schon nicht umbringen, wenn du deine neue Kraft noch nicht unter Kontrolle hast.“, beruhigte er sie wieder.

Mandy verdrehte die Augen, und fegte das ganze Holz, was vor ein paar Minuten noch ein sehr guter Regal war, mit ihrer Hand langsam zur Seite, und ging an Jordan vorbei, dabei murmelte sie etwas, was er selber nicht verstand, aber er hielt es einfach für besser, wenn er sie jetzt in Ruhe lassen würde.



„Und, aufgeregt?“, fragte Jordan sie, während sie im Wohnzimmer hin und her lief, um die Zeit tot zu schlagen, bis seine Freunde endlich kamen.

„Na ja, so kann man das auch sagen.“, stimmte sie ihm zu.

Ding Dong, machte es am Tür, sie waren da, die Freunde von Jordan, und Mandy, Mandy stand zum ersten Mal seine Freunde richtig gegenüber, und sie musste sich darauf gefasst machen, dass diese ihr auch ziemlich viele Fragen stellen würden, und diese musste sie so aufrecht wie möglich beantworten können.

„Ich gehe schon.“, meldete sich Jordan und lief ohne zu warten schnell zur Tür hinüber.



Seine Freunde kamen alle nach einander ins Wohnzimmer, und blieben auch erst mal stehen. Mandy stand auf, und bat sie, sich doch einfach zu setzen. Jordan eilte ihr schnell zur Hilfe und stand gleich neben ihr.

„Mandy“, sagte er, „das hier ist...“

„Ich bin Linh Chi“, sagte eine hübsche junge und gut gebaute Frau, welche Mandelaugen hatte und lange schwarze Haare (richtig schwarze Haare), was Mandy offensichtlich sehr gut gefiel, denn sie war schon beim ersten Mal begeistert von ihrem Aussehen, als sie sie im Haus sah. Sie streckte Mandy ihre Hand entgegen, und Mandy nahm sie mit einen schüchternen Lächeln an, und schüttelte sie kräftig.

„Und ich bin Marc.“, sagte ein Mann mit blonden Haare und grüne Augen und auch gut gebaut, der neben Linh Chi saß.

Auch dieser streckte ihr die Hand entgegen, und Mandy nahm sie wieder mit einem Lächeln an und schüttelte sie kräftig.

„Und zu guter letzt komme noch ich“, sagte eine hübsche Brünette mit Locken, die gegenüber von Marc auf der anderen Couch Platz genommen hatte (sie war schlank, und fast so hübsch wie Linh Chi). „Ich bin die Christine.“

Sie streckte ebenfalls, wie alle anderen, ihre Hand entgegen und schüttelte so auch Mandys Hand.

„So, da ihr euch jetzt ja schon bei Namen kennt, kannst du dich ja auch zu Christine setzen, Mandy, und dich mit ihnen unterhalten. Ich muss nur mal kurz in die Küche, bevor mein Kuchen anbrennt...“, meinte Jordan.

„Was?“, brachte es aus alle dreien heraus.

„Du backst Kuchen, Jordan?“, fragte Linh Chi verwundert.

Mandy musste lachen. Und auf einmal richteten sich alle Blicke auf Mandy.

„Na ja... wisst ihr, Jordan kann schon ganz gut backen, und auch kochen.“, sagte sie, während Jordan ihnen den Rücken zuwand und aus dem Zimmer verschwand.

„Na dann setz dich mal zu mir.“, bat die hübsche Brünette, Christine, an, und zwinkerte ihr zu.

Mandy setzte sich ohne weiteres Zögern zu ihr. Sie wusste eigentlich nicht, worüber sie reden sollte, oder was sie ihnen erzählen sollte, doch Linh Chi nahm ihr die schwere Arbeit ab und fragte sie, wie eigentlich alles anfing.

„Ich weiß es nicht so genau, ich meine, ich kann mich an gar nichts mehr aus meiner Kindheit erinnern.“, antwortete sie, und schaute Linh Chi damit direkt in die Augen. Mandy bemerkte, dass sie ziemlich schöne Augen hatte, sie hatte das Gefühl, dass sie in der Wärme der Sonne blickte, und nicht ins menschliche Auge.

„Ich glaube, es ging jedem von uns so, als wir noch in deinem Alter waren.“, meinte Marc, der mit den blonden Haaren, der neben der hübsche Japanerin saß.

„Das stimmt!“, bestätigte Christine. „Aber wir können dir helfen, in einem Teil deiner Kindheit zu blicken, aber nur, wenn du dir auch sicher bist, die Vergangenheit zu sehen.“
Als Mandy was darauf antworten wollte, trat ihr der leckeren Geruch von einem Kuchen in die Nase, Jordan musste hier im Zimmer stehen. Alle drehten sich, wie Roboter, gleichzeitig zur Tür hinüber, nur Linh Chi machte es noch schöner, denn sie fasste noch ihre Haare zusammen, und warf sie leicht hinter ihren Rücken, und setzte ihr hübsches schüchternes aber gleichzeitig warmes Lächeln auf.

„Na, da ist ja unser Bäcker wieder, und der Kuchen sieht gar nicht mal so schlecht aus!“, neckte Linh Chi Jordan, als dieser mit dem Kuchen zu ihnen hinüber lief.

„Das hättet ihr nicht erwartet, oder!?!“, nahm er ihren Spaß auf und lachte.

„Jordan, Christine hat mir gerade erzählt, dass man etwas machen kann, wenn man zurück in die Vergangenheit blicken will, und die anderen würden mir glaube ich auch dabei helfen.“, erzählte sie ihm, und blickte dabei noch in die Richtung von Marc und Linh Chi, worauf diese beiden ihr zu nickten.

„Klar... ich helfe ja auch mit.“, meinte Jordan, und war offensichtlich schon damit informiert worden, bevor die anderen mit Mandy gesprochen haben.

„Wir haben noch gestern darüber gesprochen, deswegen weiß Jordan auch bereits davon.“, schaltete sich Marc schnell ein.

„Aber ihr wisst doch, dass wir das erst an einem Vollmondnacht machen können.“, erinnerte Linh Chi die anderen daran. „Ach ja, Mandy, wir haben noch etwas für dich.“

Sie griff nach ihre Tasche und zog daraus ein Buch, das schon ziemlich alt aussah.

„Das hier nennen wir das Buch der Schatten. Eigentlich ist das Buch für Hexen bestimmt, aber da wir besondere Gaben besitzen, ist das auch für uns bestimmt, und damit gehören wir auch teilweise der Hexen an, aber nur der guten, es sei denn, du wechselst die Fronten und benutz deine Kraft gegen unschuldige Menschen, dann gehörst du zu den bösen Hexen.“, erklärte sie ihr, während sie es ihr reichte.

„Und hüte es wie dein eigenes Leben!“, riet ihr Marc, als sie dabei war, das Buch aufzuschlagen. „Denn wenn du es ein Mal verlierst, wird deine Identität nicht mehr länger geheim bleiben können.“

„Es ist schon jemandem passiert, und sie wurde in eine Psychiatrische Klinik eingewiesen.“, sagte Christine in einem Flüsterton, und Mandy konnte einen Tränenschleier in ihren Augen erkennen, die sie aber wieder schnell wegblinzelte.

Mandy ging davon aus, dass diese eine Person eine Freundin oder auch einen Freund von ihnen war und hakte auch nicht nach.

Gegen zehn Uhr Abends verabschiedeten sie sich von einander, und machten den Tag aus, an dem sie das Ritual für Mandy ausführen konnten aus, und gingen dann anschließend.



„Und, war das so schlimm?“, fragte Jordan, nachdem er die Tür zu machte, und wieder zurück ins Wohnzimmer ging.

„Nein“, gab sie zu. „Sie waren alle ziemlich nett zu mir.“

„Linh Chi ist schon eine attraktive Frau was? Ich meine, sie ist ziemlich hübsch!“, schwärmte er.

„Ja, das ist sie wirklich.“, bestätigte sie seine Frage.

„Aber sie ist eine Herzensbrecherin!“, lachte Jordan. „Immerhin kann sie jeden Mann haben, wenn sie es auch will, also wieso sollte sie sich um andere Männer Gedanken machen, die eigentlich nichts drauf haben?“

„Oh... ich verstehe, du liebst sie.“, zog Mandy ihn auf.

„Na ja, ich habe sie mal ziemlich geliebt, aber mittlerweile ist es nicht mehr so stark.“, gab er zu.

Sie machten es sich vor dem Kamin gemütlich und redeten noch ziemlich lange über die Götter der Hexenwelt. Und schon sehr kurz darauf stellte Mandy fest, dass sie eigentlich so gut wie eine Hexe warm oder besser: Sie war eine Hexe, sie wurde als Hexe geboren. Denn ein anderes Wort gibt es für Leute wie sie nicht, außer natürlich Parapsychologen.



Bei Vollmond versammelten sie sich wieder alle in Jordans Haus. Die Zeremonie fand im Keller statt, damit ja auch niemand hinein spannen konnte. Der Keller sah mittlerweile wieder ziemlich aufgeräumt aus, und in der Mitte des Raumes stand ein runder Tisch. Sie alle versammelten sich um dieser, und Mandy saß ganz in Weiß auf dem Tisch, und um ihr herum brannten Kerzen, die Flackern der Kerzen wärmte sie auf, und gab ihr ein wohliges Gefühl, auch wenn es ihr komisch vorkam, dass sie auf dem Tisch meditieren sollte. Linh Chi stand dann auf und lief drei Mal im Kreis mit drei Räucherstäbchen in der Hand um den Tisch und damit auch um die anderen herum, dabei lud sie die vier Elemente ein, und zwar Wasser, Erde, Feuer und Luft, in ihren Kreis ein. Auch dies, stellte Mandy fest, kommt aus der Reich der Hexen.

Dann setzte sich Linh Chi wieder auf ihren alten Platz, und fasste ihren Nachbarn, Marc und Jordan, an die Hände und schloss damit den Kreis. Mandy fühlte sich geschützt, und hatte nicht mehr die geringste Angst, dass ihr dabei was passieren könnte.

Dann fingen alle an zu sprechen, und zwar gleichzeitig und gleich melodisch.

Sie sprachen drei Mal:

„Tempus, komme uns zur Hilfe

und zeige uns die Vergangenheit!“

Beim letzten Mal, sprach Mandy laut mit, und danach sprach sie den gleichen Satz noch mal in den Gedanken nach.

Dann öffnete sie ihren Augen und befand sich in einem Wald wieder, sie schaute sich vorsichtig um sich, und entdeckte nirgends Jordan, Linh Chi, Christine und Marc. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass sie sie einfach so im Stich lassen würden. Sie öffnete ihren Mund, um nach ihren Namen zu rufen, doch schloss diese wieder, als eine Frau unter einem Baum sah, das vor ihr stand. Mandy konnte von ihrem Gesichtsausdruck aus deuten, dass diese schreckliche Schmerzen haben musste, denn die Frau verzog ihr Gesicht krampfartig, und rang nach Luft. Mandy lief zu ihr hinüber und versuchte sie zu fragen, ob sie ihr in irgendeiner Hinsicht helfen könnte, damit sie nicht solche Schmerzen hatte,

aber anscheinend hörte die Frau sie nicht, oder sie sah Mandy nicht, denn Mandy hatte wahrlich das Gefühl, dass die Frau, die dort unter einem Baum saß durch ihrem Körper hindurch sah und sie gar nicht bemerkte. Plötzlich bemerkte Mandy hinter sich Schritte, sie drehte sich schnell um, und erkannte, dass ein Mann auf sie zu kam, oder vielleicht auch auf die Frau zu kam, denn bevor Mandy es realisieren konnte, ging der Mann tatsächlich durch sie hin durch. Mandy war sprachlos, ihr klappte der Kinnlade nach unten, und sie konnte jetzt auf ein mal gar nichts mehr verstehen. Wo zum Teufel war sie? Was passierte hier? Und was sollte das alles? Sie stand weiter vor diese beiden Menschen und beobachtete, wie der Mann der Frau dabei half, ihre Schmerzen zu lindern, indem er ihr ein mit Wasser ertränktem Tuch auf ihren Bauch legte.

Plötzlich ging Mandy ein Licht auf. Sie war jetzt in der Vergangenheit, und höchstwahrscheinlich in der Zeit, bevor sie geboren wurde, und diese beiden, die dort vor ihr unter dem Baum saßen müssten ihre Eltern damals gewesen sein. Sie trat einen Schritt näher und prägte jede einzelne Gesichtszüge ihres Vaters und ihrer Mutter ein. Die Frau, die ihre Mutter war, war hübsch, sie war bildhübsch. Sie sah genau so aus wie Mandy selbst, denn sie hatte auch kastanienbraune Augen und blondes glattes Haar, und sie müsste normalerweise auch schlank sein, wenn sie nicht schwanger wäre.

Mandy stand dort noch einer Weile, und versuchte das Gesicht ihres Vaters zu sehen, aber sie konnte nichts erkennen, sein Gesicht war wie unsichtbar in dieser Nacht. Plötzlich hörte sie ein Schreien, aber es war kein Schreien wegen Schmerzen, es war das Schreien eines Säuglings, Mandy starrte hinüber und sah, dass der Mann ein kleines Baby in der Hand hielt, das Baby war winzig und süß, es schrie aus voller Kehle, beruhigte sich aber wieder schnell, als die Mutter es in den Armen hielt und es mit Muttermilch fütterte.

„Es ist ein hübsches Mädchen. Ich bin mir sicher, dass sie später genau so hübsch sein wird, wie du!“, flüsterte der Mann.

„Ja, das hoffe ich... und sie heißt Lynn.“, erwiderte Mandys Mutter.

„Du weißt, dass wir sie nicht behalten dürfen...“, schluchzte Mandys Vater kaum noch hörbar.

Ihre Mutter brach in Tränen auf, und Mandy fühlte sich schlecht, sie hatte auch Lust, mit ihr zu weinen. Sie hatte das Verlangen, zu schreien, ihr zu sagen, wie gut es ihr im Moment ging, wie sehr sie sich auf diese Moment gefreut hatte, sie wollte ihr doch so vieles sagen und erzählen. Aber all dies war nicht möglich, denn sie war nur geistlich in der Vergangenheit, und niemand konnte sie sehen. Langsam rannten ihr ein paar Tränen über die Wange, und sie hoffte, dass sie jetzt dadurch nicht so schnell wieder zurück in die Gegenwart kam, denn sie wollte noch länger in der Vergangenheit bleiben, oder besser, sie wollte ihr Leben lang jetzt dort in der Vergangenheit bleiben, und neben ihren Eltern her laufen, auch wenn sie wusste, dass sie sie nie sehen und bemerken würden, aber sie wollte einfach nur dabei sein. Mehr wollte Mandy im Augenblick gar nicht. Sie wollte nur einfach mehr über ihre Eltern erfahren, sie wollte wissen, was der Grund dafür war, dass sie Mandy damals weg geben mussten, und wieso sie auf dem Dachboden aufwuchs, sie wollte alles wissen, also musste sie sich wieder konzentrieren, bevor sie wieder zurück in die Gegenwart geholt wird, nur weil ihre Konzentration nicht mehr stark war.

Ihre Mutter und ihr Vater standen auf, und liefen aus dem Wald, Mandy folgte ihnen, ohne weiter nach zu denken, denn da gab es nichts mehr, worüber sie nachdenken sollte.

Nach langem Laufen kamen sie endlich in der Stadt an, und das Paar liefen die Straßen entlang, und schauten sich immer wieder flüchtig um, als ob ein Geist hinter ihnen her wären. Vor einem alten Haus blieben sie stehen. Sie betrachteten das Haus, dann schloss Mandys Mutter die Augen, und es sah so aus, als wäre sie auf einmal gar nicht mehr bei sich, dann aber war sie wieder bei sich, und öffnete die Augen, und meinte, dass die Hausbesitzerin wohl eine ganz liebe Person wäre.

Das müsste eine Gabe von ihr sein, dachte Mandy.

Mandys Vater legte ihr noch eine goldene Kette um den Hals, und gab ihr einen Kuss auf die Stirn, und zum Schluss gab ihre Mutter ihr auch einen Kuss. Anschließend ging ihr Vater die Treppe bis zum Haustür hoch, und legte das Baby in einem Korb und legte es vor die Haustür. Er drückte noch schnell auf den Klingel, bevor er runter lief, und mit seiner Frau schnell die Straße hinunter lief. Mandy blieb vor dem Haus noch stehen, realisierte jedoch schnell, dass die beiden wieder so gut wie weg waren, also setzte sie sich auch in Bewegung und rannte los.

Dann sah Mandy die beiden wieder, sie blieben in der Mitte der Stadt stehen, dort war ein Brunnen zu sehen. Und plötzlich wie aus dem Nichts tauchten fünf Männer auf, und umringten das Paar.

Was wird jetzt passieren?, fragte Mandy im Innern, und ihre Knien wurden schwächer und schwächer, sie konnte sich kaum mehr auf den Beinen halten.

Der eine Mann hielt die Frau fest und er presste ihr ein Messer gegen den Hals, und die vier anderen Männer passten darauf auf, dass Mandys Vater keinen falschen Schritt machte.

„Entweder du gibst uns den Stein freiwillig, oder deine Frau muss sterben!“, drohte eine von ihnen.

„Wir haben den Stein nicht mehr... ehrlich!“, antwortete er, und in seiner Stimmer erkannte man seine Angst, er hatte Angst um seiner Frau.

„Durchsuch die Tasche bei ihm!“, befahl einer von ihnen den anderen.

Zwei der Männer gingen zu der Tasche auf dem Boden hinüber und durchsuchte sie, als sie nichts fanden, blickten sie auf und schüttelte den Kopf.

„Mist!“, fluchte einer von ihnen. „Leg sie um! Und hinterlass keine Spuren!“

Und auf einmal wurde alles um Mandy herum dunkel, sie erkannte nichts mehr, alles was sie aus ihrem Mund rausbringen konnte waren die zwei Wörter: „Mom, Dad!“ Sie schrie so laut sie konnte, aber es war nicht laut genug.

Dann öffnete sie die Augen und sah vor sich Linh Chi, sie hielt Mandy fest.

„Ist alles in Ordnung?“, fragte sie und sah ihr besorgt in die Augen.

Mandy antwortete nichts darauf, sie sprang nur vom Tisch runter und machte sich von dem Griff Linh Chis frei, und rannte so schnell wie sie konnte auf ihr Zimmer. Sie wollte nur noch alleine sein, sie wollte niemanden mehr um sich haben. All das, was sie eben gesehen hatte, das war ihr einfach zu viel auf einmal gewesen. Wenn sie noch mehr gesehen hätte, dann wer weiß, was mit ihr passiert wäre.

Aber eine Frage klagte in ihr immer und immer wieder, was war das für ein wichtiger Stein, den jeder haben wollte???



Kapitel fünf



Monate vergingen schon seitdem Mandy in die Vergangenheit blicken konnte, und sie hatte sich mittlerweile wieder ein wenig erholt.

Sie war oft unterwegs mit Linh Chi, und hatte wirklich viel Spaß daran gehabt, ihrer Meinung nach, gab es nichts besseres, als mit Linh Chi in der Stadt shoppen zu gehen, denn sie kannte immer die neueste Mode, und sie wusste, wie man richtig einkaufen ging.

Mittlerweile besuchte Mandy eine normale öffentliche Schule, aber sie war noch nicht sehr lange dort, um richtige Freunde zu finden, außerdem war sie nebenbei auch noch ziemlich schüchtern, also brauchte sie viel Zeit.

Sie führte schon so gut wie ein völlig normales Leben, aber wenn es diese Albträume in der Nacht nicht wären, dann hätte sie ein ganz normales Leben gehabt. Aber die Träume, die sie in der letzte Zeit bekam, die wurden von Tag zu Tag nur echter und echter, und Mandy wusste nicht, was das alles eigentlich sollte, aber Jordan oder den andern was davon zu erzählen war keine besonders gute Idee, da sie sich sonst wieder zu viel Sorgen machen würden, und das wollte Mandy nicht wirklich. Also versuchte sie damit selber klar zu kommen, auch wenn es ziemlich schwer war.

Ihre neue Kraft, Dinge mit einer Handbewegung zu verschieben, hatte sie auch schon so gut wie unter Kontrolle, nur sehr selten geht das schief, und darüber war sie froh.



„Jordan, wir sind wieder da!“, rief Mandy, als sie vollbeladen mit Linh Chi das Haus betrat.

Jordan gab nur ein Grunzen von sich, als er die Tüten sahen, die Mandy und Linh Chi in den Händen hielten, denn er war absolut nicht begeistert davon, wenn die beiden zusammen in die Stadt fuhren, da es dann immer so endete, dass sie voll beladen mit neue Klamotten nach Hause kamen.

„Also ich kann nicht davon ausgehen, dass in diese viele Tüten und Taschen Lebensmitteln sind, oder!?!“, scherzte er.

„Ach Jordan... für dich haben wir auch noch was...“, erwiderte Linh Chi mit sanfter Stimme und drückte ihm eine normale bis zum Rand bepackte Einkaufstasche in die Hand. Darin waren Lebensmitteln, für die sie und Mandy eigentlich in die Stadt gefahren sind.

Jordan lächelte und warf ihr einen Luftkuss zu und verschwand wieder in der Küche.



Mandy und Linh Chi machten es sich im Wohnzimmer gemütlich, und ließen ihre Einkaufstüten einfach mitten im Wohnzimmer liegen, anstatt diese ein wenig ordentlicher in eine Ecke zu stellen, schalteten sie den Fernseher an, und schauten Nachrichten.

Jordan trat ins Zimmer und verdrehte die Augen, er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, schloss ihn aber schnell wieder, als er im Nachrichten etwas komisches hörte.



„Heute Nachmittag wurden diese beiden Bewohner der Stadt Augenzeuge eines übersinnlicher Verlauf hier in dieser Straße, Miss Crandall, erklären Sie uns bitte, was sie gesehen haben.“, sprach die Moderatorin.

„Was ich gesehen hab? Ha, das würde mich noch in den Träumen verfolgen!“, fing eine Frau an, die etwas rundlicher war. „Ich habe gesehen, wie so eine Frau, eine sehr hübsche und junge Frau, mit einer Handbewegung mindestens drei andere Menschen in Nichts aufgelöst hatte, danach verschwand auch die Frau, wie vom Erdboden verschluckt... ich weiß nicht, was ich von der Geschichte halten soll.“

„Also wenn Sie mich fragen, Miss, ich denke, dass es schon so weit ist, dass die Außerirdische hier auf der Erde langsam Überhand nimmt!“, sprach ein alter Mann dazwischen.

„Ach quatschen Sie nicht, Außerirdische gibt es nicht!“, schimpfte die Frau mit ihm.



Linh Chi schaltete den Fernseher aus, und schaute besorgt zu Jordan hinüber. Mandy wusste nicht, was jetzt los war, sie verstand gar nichts mehr. Wie konnte jemand nur so mit der Gabe umgehen, dass es jemand sehen konnte. Das war unvorstellbar für sie. Waren sie jetzt alle in Gefahr? Würde es wieder so etwas wie Hexenverfolgung geben, nur bloß eine so genannte moderne Hexenverfolgung. Sie schaute zu Jordan hinüber, dieser schien nervös zu sein, denn er lief im Wohnzimmer auf und ab, und das in einer Geschwindigkeit, das man nicht deuten konnte.

Was Linh Chi anging, sie saß nur da, und schloss die Augen. Mandy ging davon aus, dass sie auch nachdachte, denn sie verschloss oft die Augen, wenn sie über etwas wichtiges nachdachte.



„Wir sind nicht mehr so sicher, wie früher.“, brachte es aus Jordan heraus.

Mandy öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch Jordan schnitt ihr das Wort ab.

„Diese Frau, die mit einer Handbewegung eine ganze Reihe von Menschen verschwinden lassen konnte, das war bestimmt eine auserwählte Hexenjägerin aus der Gruppe vom blauer Stern.“, sprach Jordan weiter.

„Blauer Stern ist eine Gruppe von Menschen, die so ähnlich sind wie wir, nur sie wollen, dass das Böse über dieses Land regiert, und nicht das Gute... sie löschen alles Gute, was ihnen zwischen den Weg stellt... insbesondere machen sie Jagd auf gute Hexen, wenn sie aber eine böse Hexe trifft, nimmt sie diese Hexe zu sich in ihrem Kreis auf.“, erklärte Ling Chi, als sie bemerkte, dass Mandy nicht wusste, wovon Jordan sprach.

„Und jetzt ist es noch gefährlicher für uns als vorher geworden.“, meinte Jordan. „Denn ein normaler Mensch hat sie dabei gesehen, das heißt, wenn wir auch nur ein Anzeichen machen, dass wir eine oder mehrere Gaben besitzen, könnte es das Ende für uns sein. Deswegen, sag bitte den anderen, dass sie vorsichtig sein sollten, und du musst besonders vorsichtig sein, Mandy.“

Mandy nickte.





Sie fand sich in einem dunkeln Raum wieder, sie wusste nicht, wo sie war, aber sie schmeckte eine Art Benzingeruch in ihrer Kehle, sie setzte sich auf und versuchte zu schreien, aber ihre Kehle war wie zu geschnürt. Sie brachte keinen Ton heraus, und dabei hatte sie das Gefühl, dass sie wirklich schrie, aber da kam einfach kein Ton heraus. Plötzlich wurde die Tür aufgetreten, und ein Mann stand vor ihr, zu mindest ging sie davon aus, dass es ein Mann war, denn alles, was sie erkannte, war ein Schatten, und giftgrün leuchtenden Augen. War dieser Jemand überhaupt ein Mensch? Und dann, schneller als ein Blitz schoss aus der Dunkelheit ein grün blauer Lichtstreifen aus der Richtung, wo der Schatten war, dieser Lichtstreifen erwischte ihr direkt in den Brust, und sie spürte den Schmerz, der Schmerz schien sie aufessen zu wollen, es tat weh, sie verkrümmte sich, und verzog ihr Gesicht vor Schmerz...

Mandy sprang schweißgebadet aus ihrem Bett heraus, sie stand vor ihrem Bett, und die einzelnen Schweißperlen rannten ihrem Körper hinunter, und das wie bei einer Marathon.

Schon wieder dieser Traum, dachte sie. Was sollte das? Versuchte da vielleicht jemand ihr etwas zu sagen? Sie wusste nicht, ob sie ihrem Gefühl trauen sollte, denn dieser sagte, dass ihr Leben, und nicht nur ihr Leben, sondern auch andere Leben in Gefahr steckten.

Sie ging hinüber zum Fenster und wollte sie gerade öffnen, als sie im gegenüberliegenden Haus ein grünes Licht entdeckte. So weit sie wusste, lebte da doch niemand, es war ein leer stehendes Haus, und jetzt leuchtete da ein Licht. Sie stand noch ein wenig neben dem Fenster, damit sie niemand sehen konnte, denn sie wollte nicht entdeckt werden, bevor sie heraus bekam, was das Licht da gegenüber von dem Haus, wo sie mit Jordan lebte, zu bedeuten hatte. Mandy bemühte sich, hinzuschauen, und genug zu sehen, ohne entdeckt zu werden.

Wenn ich doch wenigstens auch die Gabe besitzen würde, um die Ecken zu sehen, ohne mich bewegen zu müssen, dann wäre alles leichter, dachte sie. Aber man kann auch nicht alles haben, was man will!

Plötzlich erschrak Mandy so sehr, dass sie kurz davor war, laut zu schreien, aber sie konnte sich noch in letzter Sekunde zusammen reißen, und den Mund zuzuhalten. Das grüne Licht, das war kein normales grüne Licht. Es waren Augen, die selben Augen, die sie aus ihrem Traum gesehen hatte.

Sie ließ sich schnell auf den Boden fallen und saß unter der Fensterbank.

Also war alles doch irgendwie eine Warnung, dachte sie.

Sie wollte im Moment nur noch eines wissen, und zwar: Wie lange lebte dieser Mensch, oder was es auch immer war, schon in ihrer Nachbarschaft, hat er oder es sie schon sehr lange beobachten können, und was wollte er oder es.

Sie hat sich darauf geeinigt, dass sie dieser Jemand als „er“ bezeichnete, denn in ihrem Traum oder was es auch immer war, hatte er die Umrissen eines normalen Menschen.

Wir er mich wohl auch umbringen, so wie ich es geträumt habe?, fragte sie sich.

Sie wollte runter gehen, und Jordan aufwecken, um ihm alles zu erzählen, überlegte es sich dann aber doch anders, und wollte auf den nächsten Morgen warten, wenn sie beim Frühstück unten saßen, schließlich hatte sie ja auch noch da Zeit, ihm alles zu erzählen.

Aber nachdem sie diese unheimliche Entdeckung gemacht hatte, traute sie sich nicht mehr, sich noch mal schlafen zu legen. Denn wer weiß, was dann wo möglich passieren könnte, wenn sie einschlief, und nichts mehr mit bekam. Also beschloss sie, diese Nacht wach zu bleiben. Aber es konnte schwierig werden, dann sie traute sich nicht, Licht anzumachen, oder sich überhaupt vom Fenster wegzubewegen. Sie blieb einfach dort sitzen, und betete dafür, dass nichts passierte.



Am nächsten Morgen, als es heller wurde, ging sie hinunter in die Küche, um das Frühstück fertig zu machen. Aber total unerwartet stand Jordan in der Küche.

„Schon um diese Uhrzeit wach?“, fragte er scherzend.

Mandy nickte und setzte sich auf einen Stuhl. Sie schaute besorgt zu Jordan, und dies signalisierte ihm, dass er sich auch zu ihr setzen sollte, denn es gab etwas, was er wissen sollte.

„Was ist denn?“, fragte er, als er sich hinsetzte.

„Wohnt gegenüber von uns irgendjemand?“, fragte sie, und warf verstohlene Blicke aus dem Fenster zu dem Haus, das gegenüber von ihnen lag.

„Nein, es ist ein leer stehendes Haus!“, antwortete Jordan mit Selbstverständlichkeit, als wüsste das jedes Baby. „Aber das weißt du doch selber!“

Mandy nickte und schaute wieder flüchtig und ein wenig ängstig aus dem Fenster zu dem Haus.

„Was soll denn mit dem Haus sein?“, fragte Jordan mittlerweile neugierig, denn er konnte sich nicht vorstellen, dass mit dem Haus was sein sollte.

„Na ja...“, fing sie an. „Eigentlich wollte ich es dir ja nicht erzählen, aber seit der Sache mit dem in die Vergangenheit blicken, bekam ich jeden Abend den selben Traum, darin wurde ich immer durch so ein grünes Licht umgebracht. Das war gestern auch so, dann bin ich aufgestanden und bin zum Fenster gegangen, wollte es aufmachen, um kurz Luft zu schnappen, aber dann bemerkte ich zwei grün leuchtenden Augen in dem Haus gegenüber von uns.“

Jordan blieb wie festgewurzelt auf dem Stuhl sitzen und schaute Mandy entsetzt an. Was hat sie da gesagt? Zwei grün leuchtende Augen gegenüber von uns? War das denn möglich? Waren die Hexenjäger schon so nah bei ihnen? Haben sie überhaupt etwas komisches bemerkt, wussten sie überhaupt, dass gegenüber von ihnen eine Hexe und ein Hexenmeister lebten, was wussten sie, und wie viel wussten sie schon?

„Hat er dich gesehen?“, fragte er, als er sich wieder ein wenig beruhigte.

Mandy schüttelte den Kopf und meinte: „Ich glaube nicht.“

Jordan sprang auf und nahm das Telefon, das in seiner Nähe lag, er tippte auf der Tastatur wie ein Wilder rum. Nach einer Weile meldete sich am anderen Ende sichtlich jemand, und er befahl diese Person, sofort zu ihm zu kommen, und diese Person sollte auch alle anderen anrufen und bescheid sagen, dass bei ihm eine Versammlung statt findet.

Mandy schaut ihn neugierig an, denn sie wusste immer noch nicht, was hier los war. Jordan sagte kein Wort, sondern setzte sich wieder hin und schaute in seinen Kaffeebecher.

Nach einer Weile waren die andern alle da, und Mandy stellte fest, dass er nur seine Freunde angerufen hatte. Sie nahmen alle im Wohnzimmer Platz und auch Mandy setzte sich hin und lauschte gespannt zu, auch wenn noch niemand was gesagt hatte, sie wollte trotzdem bereit sein, wenn endlich jemand etwas sagte.

„Leute“, fing Jordan an, und alle hörten gespannt zu. „Mandy hat gestern Abend gegenüber von uns zwei grün leuchtende Augen gesehen, und sie hatte schon mehrmals den ein und selben Traum gehabt, dass sie durch grüne Lichtstreifen umgebracht wurde.“

Die anderen murmelten entsetzt und aufgeregt und schauten Mandy besorgt an. Aber dann legte sich das Gemurmel langsam wieder, und Jordan übernahm wieder das Wort.

„Ich denke, ihr wisst was ich meine.“, meinte er und schaute in die Runde. „Wir müssen vorsichtiger sein als je zu vor, sonst könnte es unser Ende sein. Das heißt natürlich nur, wenn es wirklich Hexenjäger sind, die gegenüber von uns leben.“

Hexenjäger?, dachte Mandy. Hexenjäger gegenüber von ihnen?

Jetzt machte sie sich noch mehr Sorgen, denn sie hatte es schon nicht leicht, sich in der Schule zurück zu halten, und jetzt auch noch zu Hause, und das alles nur weil gegenüber von ihnen Hexenjäger wohnen sollten.

Was wird als nächstes kommen?, dachte sie verzweifelt.

Sie schaute zum Fenster hinaus, und sah dabei ziemlich abwesend aus. Sie hörte nur noch halbwegs, worüber die anderen redeten, nämlich darüber, wie sie sich alle zu verhalten hatten, damit sie ja möglich keinen Fehler machten. Aber diese Worte wirkten ihr so fern, als würde sie am anderen Ende der Welt stehen, und die Worte nur unklar zu ihr herüber schwirrten, aber in Wirklichkeit saß sie gleich neben ihnen, nur sie ließ die Worte einfach an ihr vorbei schweifen.

„Sag mal Mandy, wie lange hattest du schon den einen und selben Traum gehabt?“, fragte Christine und riss sie damit wieder zurück in das Wohnzimmer, wo sie alle saßen.

„Ich glaube seit einem Monat oder sogar länger.“, antwortete sie kaum hörbar, denn sie hatte im Augenblick nicht die Lust dazu, laut zu sprechen.

„Hmm... was meint ihr, könnte es die dritte Gabe sein, die sie von ihrem Vater geerbt hat?“, überlegte Christine laut und sah dabei die anderen an.

Mandy schaute sie an, und ihr ging mit einem Mal ein Licht auf.

Sie mussten alle ihren Vater in irgendeiner Weise gekannt haben, denn sonst hätten sie nicht so viel Ahnung von den Kräften ihrer Eltern. Aber wie standen diese Leute zu ihren Eltern? Waren sie ihre Freunde oder Feinde? Konnte Mandy ihnen noch vertrauen, nachdem sie diese Information hatte, dass sie wo möglich ihre Eltern kannten? Wollten diese Leute ihr wirklich nur helfen, sich mit ihrer Gabe im klaren zu sein, oder wollte sie nur, dass ihre Kräfte stärker wurden, und sie ausnutzen, um den Stein zu finden. Vermutete sie dies alles nur, oder war sie sich der Sache sicher? Sie schüttelte ihren Kopf kurz, und schloss die Augen für ein paar Minuten, als sie sie wieder aufmachte, stellte sie fest, dass sie schnell aus diesem Haus rausgehen wollte, denn sonst würde sie jeder Zeit explodieren, oder mit ihrer Kraft was explodieren lassen.

„Ich gehe mal kurz in die Stadt.“, verkündigte sie, und stand auf. Linh Chi stand ebenfalls auf, und wollte sie begleiten.

„Ich möchte alleine sein... ich möchte doch nur ein wenig durch die Gegend laufen und einen etwas klareren Kopf kriegen.“, erklärte sie, als sie bemerkt, dass Linh Chi wirklich mit wollte.

Linh Chi warf Jordan einen Blick zu und er nickte, dann setzte sie sich wieder hin, und winkte Mandy kurz zu, als diese aus dem Wohnzimmer ging.

Das einzige was sie im Moment wollte war weit weg von dem Haus zu sein, in der sie bis jetzt lebte, weit weg von der Straße zu sein, in dem sie und ihr Feind lebte, und weit weg von dem Gespräch über Magie und Vorsicht. Sie wollte doch nur einfach ein normales Leben führen, aber dies schien wahrscheinlich nicht möglich zu sein, denn sie musste im Moment so vieles lösen. Wer war die unheimliche Person, die gegenüber von ihnen wohnten, die ein Hexenjäger sein sollte und wie viel wusste diese Person schon von ihr? Aber die einzige Frage, die Mandy wirklich plagte war: Hatten Jordan und seine Freunde gute Absichten mit ihr, oder wollten sie Mandy nur als Werkzeug benutzen? Denn je länger sie darüber nach dachte, desto komischer kam ihr die ganze Geschichte vor. Wer kaufte schon freiwillig ein Haus, wenn man wusste, dass dort ein Mädchen auf dem Dachboden lebte? Wer würde schon ein solches Mädchen bei sich aufnehmen und in die Schule schicken? Wer würde sich schon so viel Sorgen um so ein Mädchen machen?

Sie lief ziellos durch die Einkaufspassagen und dachte nach. Sie dachte nach, aber fand einfach keine vernünftige Antwort.

Irgendwann kam sie sogar auf den Gedanke, dass Jordan und seine Vorfahren vielleicht sogar ihre Eltern umgebracht haben konnten, und das würde er vielleicht sogar mit ihr machen, so bald sie ihre Kräfte richtig beherrschte. Aber wenn sie er wäre, und das wirklich vor hätte, dann wäre es nicht leichter, sie schon jetzt umzulegen, als abzuwarten, bis sich ihre Kräfte richtig stark entwickelt hatte, und sie dann erst da umzulegen?

Ach, hör auf so einen Schwachsinn zu denken, ermahnte sie sich, nachdem ihr klar wurde, wie sie über die Sache dachte. Schließlich können Jordan und seine Freunde ja nichts dafür, wenn die Sachen so schlecht liefen. Sie durfte nicht einfach alles auf irgendwen schieben, das war nicht fair. Aber was sollte sie denn tun, wenn sie nun mal so dachte?

Sie schlenderte weiter durch die Gegend, und entschied sich, einfach in eines der Klamottenladen zu gehen, die vor ihr war. Sie wollte nichts kaufen, sie wollte sich einfach nur die Klamotten ansehen, um auf andere Gedanken zu kommen. Aber in ihrem Innern trommelte die Frage immer noch so stark gegen ihren Kopf, und sie wusste, dass sie davon nicht weg kommen konnte, egal was sie machte, denn diese Frage ging um ihr Leben.

Hatten Jordan und seine Freunde gutes oder schlechtes mit ihr vor? Sie musste es einfach heraus finden, bevor sie zu tief im Boot saß, und es einfach davon fuhr, und dann wäre es zu spät, um noch auszusteigen. Aber wie zum Teufel sollte sie das denn heraus finden, ohne dass es auffiel?

So sehr in ihren eigenen Gedanken versunken, bemerkte sie nicht, dass jemand hinter ihr stand, und sie ansprach, bis dieser an ihrer Schulter tippte. Sie fuhr um sich herum, und sah ein großer, gut gebauter Mann vor sich stehen, der sie anlächelte.

„Entschuldige Miss, aber sie stehen gerade im Weg.“, meinte der Mann und schmunzelte.

„Oh... Entschuldigung, das wollte ich nicht.“, stotterte Mandy schnell und sprang sofort zur Seite.

„Ist ja nicht so schlimm, kann jedem mal passieren.“, erwiderte er und ging mit eine junge hübsche Frau an seiner Seite weiter und es schien so, als würden sie sich amüsieren.

Mandy schaute ihnen nach und dachte, dass diese Menschen bestimmt nicht solche Problemen hatte, wie sie, und dass sie ein völlig normales Leben führten, im Gegensatz zu Mandy.

Sie seufzte und verließ den Klamottenladen, ohne etwas gekauft zu haben.

Sie stand nun draußen und dachte darüber nach, ob sie schon jetzt nach Hause gehen sollte, oder zu erst zum Chinesen und was zum Essen zu holen und dann nach Hause gehen sollte.

Aber dann spürte sie einen Griff von hinten, jemand legte seine Hand geschickt auf ihrem Mund und presste sie so fest dagegen, dass Mandy einfach keinen Mucks von sich geben konnte. Sie roch den Ledergeruch, diese Person musste also einen Lederhandschuh tragen, denn sonst würde dieser Geruch nicht so intensiv zu riechen sein.

Diese Person zog sie nach hinten, wahrscheinlich wartete da etwas oder jemand auf ihn... und auf sie. Kurz darauf hörte sie eine Autotür aufmachen, und dann wurde sie hochgehoben und rein geschleudert. Dort band ihr ein anderer sofort eine Augenbinde um ihren Kopf herum, damit sie ja nichts mit bekam, und ein anderer klebte ihr ein Stück Klebestreifen auf ihren Mund, damit sie nicht schrie.

Mandy versuchte die Leuten zu treten, und zu kratzen, aber in kürzester Zeit wurden ihre Hände und Füße gefesselt und sie lag verkrümmt auf dem Boden vom Auto. Es musste so eine Art Lieferwagen sein, denn sonst hätten sie gar nicht so viel Platz.

„Los, fahr schon!“, hörte sie eine raue Männerstimme.

Diese Stimme kam ihr bekannt vor, aber sie wusste nicht woher. Sie war sich sicher, dass sie diese Stimme kannte, sie bemühte sich daran zu erinnern, wo sie diese Stimme schon gehört haben konnte, aber sie kam einfach nicht darauf. Es konnte keine Stimme sein, die sie jeden Tag hörte, es musste eine Stimme sein, die sie selten hörte, denn sonst hätte sie schon ein Bild von irgendeiner Person zu der Stimme zu ordnen können.

„Du rufst Jordan an, und sag ihm, dass wenn er uns den Stein nicht innerhalb von drei Stunden bringt, dass er das Mädchen nicht lebend wieder sehen wird.“, hörte sie die selbe Stimme wieder jemanden befehlen.

Bei den letzten paar Worten blieb ihr die Luft weg. Würde sie wirklich sterben müssen, wenn Jordan ihnen den Stein nicht überreichte? Würde Jordan sich überhaupt die Mühe machen, sie zu retten, oder wäre sie ihm so egal?

Ach hör auf, ein auf Drama zu machen, dachte sie plötzlich und riss sich zusammen. Die werden dich so lange nicht umbringen, bis sie den Stein haben.

Sie hörte das Piepen, das besagte, dass jemand auf einem Handy eine Nummer eingab, nach einer Weile, es kam ihr wie eine Ewigkeit vor, fing eine männliche Stimme an zu sprechen, die sie aber nicht kannte, und sie war froh darüber, dass sie die Stimme nicht kannte, denn sonst würde sie sicher verrückt werden.

„Los, sag ihm, dass wir ihn nicht verarschen wollen!“, hörte sie die bekannte Stimme in ihre Richtung gewandt, und dann ein kurzer Schmerz, jemand riss ihr das Klebebandstück vom Mund, und hielt ihr das Handy ans Ohr.

„Jordan... sie lügen nicht. Ich liege hier gefesselt auf...“, sagte sie, dann wurde ihr das Klebebandstreifen wieder an ihren Mund geheftet und das Handy wurde wieder von ihrem Ohr weg genommen.

„In drei Stunden, im Lagerhaus, Feth... du weißt welches wir meinen!“, hörte sie die andere Stimme wieder sprechen, und dann ein Piep vom Handy, und es wurde wieder ruhig. Er hatte aufgelegt.

Sie fuhren um eine scharfe Kurve, und Mandy bekam dies zu spüren, denn sie wurde gegen eine Seite des Wagens geschleudert und blieb dort anschließend liegen. Ihr Arm tat weh, aber sie konnte nicht jammern, da der Klebestreifen immer noch an ihrem Mund war. Dann blieb der Wagen ruckartig stehen und die Türen wurden aufgerissen.

„Setzt die Masken auf, und bring sie raus!“, befahl die Stimme wieder, die Mandy so bekannt vorkam.

Mandy wurde hochgehoben und aus dem Auto gezerrt. Ohne zu wissen, wohin sie gingen und vor allem wo sie waren, stolperte Mandy in die Richtung, in der sie gezogen wurde, dann wurde sie auf einem Stuhl hingesetzt und dann spürte sie Seile, die um ihren Körper herum gingen, und am Schluss fest gezogen wurden. Ihre Hände und Füße waren immer noch gefesselt.

Und wieder ein kurzer Schmerz und diesmal schrie sie auf, und danach wurde auch die Augenbinde abgemacht. Sie blinzelte gegen das helle Licht, das im Lagerhaus leuchtete, dann schaute sie sich um, und dort standen nur maskierte Männer, sie konnte nur die Augen erkennen. Dann schaute sie sich genauer um, und bemerkte, dass jeder dieser Männer schwer bewaffnet waren.

Sie seufzte und schickte ein Gebet zum Himmel empor, dass sie hoffentlich lebend von dem Spiel hier heraus kam.

Sie saß da, und wünschte sich ununterbrochen, dass die Zeit einfach schneller verlaufen sollte, denn sonst würde sie es nicht mehr aushalten können.

Dann kam eines der Männer in ihre Richtung, um sie bekam langsam ein wenig Panik, denn sie wusste nicht, wie viele Stunden mittlerweile vergangen waren, vielleicht war es wirklich schon Zeit, und Jordan war noch nicht da, also würde man sie umlegen.

„Rauchst du?“, fragte der Mann, der mittlerweile bei ihr angekommen war.

Mandy traute ihren Ohren kaum. Was sollte die Frage überhaupt? Nach einer kurze Zeit bemerkte sie, dass sie immer noch nicht geantwortet hatte, also schüttelte sie den Kopf.

„Gut... dann eben nicht!“, erwiderte der Mann. „Mund auf!“

Mandy starrte ihn an, denn sie verstand nicht, was das alles sollte.

„Willst du nichts essen?“, fragte er ärgerlich.

Mandy schaute auf seine Hände, in der eine Hand hielt er einen Löffel und in der andere hielt er einen Schüssel mit Suppe.

„Was ist das?“, fragte Mandy, und redete damit das erste Mal, seit sie hier in dem Lagerhaus war.

„Hühnersuppe“, antwortete der Mann, und löffelte schon mal einen Löffel voll.

Mandy schaute ihn erst unglaubwürdig an, denn es müsste nicht unbedingt Hühnersuppe sein, es konnte genau so gut etwas sein, wo Gift drin war. Aber es war besser dadurch zu sterben, als durch einen Kopfschuss oder wie auch immer, also machte sie ihren Mund auf, und aß.

Nach dem Essen räumte der Mann erst mal alles weg, und kam wieder.

„Willst du was trinken?“, fragte er wieder.

Mandy nickte, und er gab ihr einen Schluck Mineral Wasser.

Sie hatte erwartet, dass er wieder ging, wenn er ihr was zum Essen und Trinken gegeben hatte, aber nichts der Gleichen geschah. Er blieb dort bei ihr, und setzte sich auf dem Boden. Anschließend holte er eine Zigarette aus einer Schachtel heraus und suchte seinen Feuerzeug in der Hosentasche. Als er dies aber nicht fand, stand er wieder auf, und ging zu eines der anderen Männer, der in der Nähe stand, und bekam Feuer.

„Es gibt nichts besseres, als zu Rauchen.“, sagte er, als er wieder bei ihr war und sich dort hin setzte, wo er vorher gesessen hatte.

„Was soll das eigentlich für ein Stein sein, hinter dem ihr her seid?“, brachte Mandy neugierig heraus.

„Hat Jordan dir nichts von erzählt?“, fragte er mit einer Gegenfrage. „Wenn er es dir nicht gesagt hat, dann glaubst du doch wohl nicht, dass ich es dir sagen werde!“

Und er zog wieder an seiner Zigarette.

Beide blieben stumm.

„Ich kann dir nur folgendes verraten.“, sagte der Mann schließlich. „Unsere Vorfahren waren schon hinter dem Stein her, aber immer wenn wir ihm nahe waren, erwischte er uns... und diesmal... diesmal werden wir den Stein endlich kriegen.“

Mandy versuchte weiter zu forschen, aber sie bekam keine Antworten mehr. Sie wusste, dass der Stein, den sie haben wollten, der Stein war, den sie in ihrer Kette trug, und diese Kette hatte sie bei sich, aber zum Glück bemerkte dies keiner, denn sonst würde sie vielleicht doch sterben. Aber wie wollte Jordan diese Männer denn reinlegen, wenn er überhaupt kommen würde.

Dann ertönte im Lagerhaus von vorne ein Reifenquietschen. Er war da, Jordan war tatsächlich da. Die Männer, die bis vorhin noch auf dem Boden saßen, standen nun auf den Beinen, und hielten Maschinengewehre in der Hand, und diese waren auf das Auto gerichtet, wo Jordan ausstieg. Oder besser, wo ein Mann ausstieg, der Jordan irgendwie ähnlich sah. Denn Mandy konnte sich nicht erinnern, dass Jordan immer so ausgesehen hatte. Er hatte eine schwarze Sonnebrille aufgesetzt, und seine Haare waren nach hinten gekämmt, so wie die italienische Mafia eben, und seine Haare glänzten in dem Schein der Lampen des Lagerhauses schwarz, er hatte einen Mantel aus Leder an gehabt, schon so wie der Mantel aus dem Kinofilm Matrix, in der Hand hielt er ein ebenfalls schwarzer Aktenkoffer. Darin müsste sich irgendein Stein befinden, es konnte nicht der echte Stein sein, denn der echte war noch im Besitz von Mandy. Er stand mittlerweile neben sein Auto, und knallte die Tür zu. Eines der Männer liefen zu ihm, und zwang ihn, seine Arme auszubreiten, damit er ihn durchsuchen konnte, und nachsehen konnte, ob er Waffen bei sich trug, aber nichts dergleichen befand sich bei Jordan.

Wozu auch, dachte Mandy, er hat doch auch seine Gaben.

„Wie geht’s Mandy?“, fragte er den Männern, während er sich in Bewegung setzte und in die Richtung lief, in die er geführt wurde.

„Es geht ihr gut!“, antwortete ein anderer, der hinter ihm ging, nur um sicher zu gehen, dass er auch nicht versucht, Flucht zu ergreifen, und damit der Stein ihnen nicht schon wieder kurz vor den Nase erwischt.

In einem Büro angekommen, verschwanden die Männer, die ihn bis dorthin begleitet hatte, auch wieder aus dem Raum und schlossen die Tür hinter ihnen zu.

In dem Büro befanden sich einen Schreibtisch und einen Drehstuhl im Stil von einem Chef, und der andere Stuhl, der gegenüber davon stand, war ein ganz normaler Stuhl, wo sich vermutlich früher die Arbeiter in diesem Fabrik hinsetzten, wenn sie zum Chef gerufen wurden.

Hinter dem Schreibtisch saß ein etwas kleinerer Mann, er müsste ungefähr einen Kopf kleiner sein, als Jordan selbst, er hatte eine Glatze und trug auch eine schwarze Sonnenbrille.

Er wies Jordan sich zu setzen, und dies tat Jordan auch.

„Den Stein?“, fragte der Mann, der den Boss spielte.

„Hier drinnen“, antwortete Jordan kühl und zeigte ihm nur den Aktenkoffer, aber noch nicht den Inhalt.

Der Mann machte eine Handbewegung, das aussagte, dass Jordan ihm den Stein überreichen sollte.

„Nicht bevor ich das Mädchen wirklich unversehrt hier vor mir habe!“, sagte Jordan darauf und grinste.

„Sie wissen, wie man Geschäfte macht, Mr. Feth.“, sagte der Mann darauf. Mit einem Pfiff kamen zwei Männer in dem Zimmer gestürmt, und standen an der Tür, anscheinend warteten sie auf einen Befehl.

„Bring mir das Mädchen!“, befahl er.

Nach einer Weile kamen die Männer zurück und brachten Mandy mit. Ihr wurden die Fesseln an den Füßen entfernt.

Jordan wollte gerade aufstehen, aber innerhalb von wenige Sekunden stand schon ein anderer Mann an seiner Seite und hielt ihm eine Pistole gegen den Kopf.

„Noch zwei Bedingungen, bevor ich ihnen den Stein gebe.“, forderte Jordan.

Der Chef der Bande hinter dem Schreibtisch hörte aufmerksam zu, während Jordan seine zwei letzten Forderungen stellte.

Er musste ihm versprechen, dass er erst mal kurz mit Mandy unter vier Augen sprechen durfte, und zum Schluss verlangte er, dass sie Mandy raus ließen, und erst, wenn er sich sicher ist, dass Mandy weit weg von dem Gebäude war, würde er ihnen den Stein aushändigen.

Der Kopf der Bande lachte auf, und war damit einverstanden, denn er wollte nur den Stein, sonst nichts. Er ging mit seinen Wächtern aus dem Raum hinaus, und gab ihnen fünf Minuten zum Reden. Bevor der Chef die Tür zu schloss, warnte er sie noch, dass sie ja keine Dummheiten machen sollten, denn sonst sähe er sich gezwungen, die beiden umzulegen. Dann fiel die Tür ins Schloss, und die beiden, Jordan und Mandy waren alleine in dem Zimmer.

„Hör zu...“, fing er mit gedämmter Stimme an.

„Der Stein, den sie haben wollen, dass ist der Stein hier, nicht wahr?“; unterbrach sie ihn, und zeigte dabei auf ihren Hals.

„Ja“, antwortete Jordan, und nickte. „Ich habe einen falschen Stein bei mir, und ich weiß nicht, ob sie es nachher merken würden. Und deswegen hör mir jetzt bitte genau zu.“

Er schaute sie an, und es sah so aus, als wäre sie ziemlich aufmerksam.

„Wenn sie dich frei lassen, und das werden sie, dann lauf sofort aus dem Lagerhaus raus und zur nächsten Ecke der Straße, da steht ein schwarzer Mercedes, und da steigst du ein. Da warten nämlich Linh Chi und Marc auf dich. Und egal, was passiert, versuch nicht anzuhalten und zurück zu laufen, okay?“, erklärte er seinen Plan.

Mandy nickte.

„Versprichst du mir, dass du nicht zurück laufen wirst, auch wenn es so aussieht, als wäre etwas schreckliches passiert?“, fragte er sie noch mal.

„Ja“, erwiderte sie. „Ja, ich verspreche es. Ich werde nicht zurück laufen, egal, was passiert!“



„Die Zeit ist um!“, sagte der Kopf der Bande, und ging ins Zimmer.

„Du bringst das Mädchen jetzt bis zur Tür, und da lässt du sie alleine, sie kann dann gehen. Wir brauchen sie nicht mehr.“, befahl er eines seiner Männer.

Daraufhin, wurde Mandy aus dem Zimmer gebeten und sie ging. Am Tor schaute sie noch mal zurück, und Jordan winkte ihr zu, dann ging sie. Sie ging am Anfang normal, so als wüsste sie nicht, wohin sie jetzt wollte, aber sobald das Tor hinter ihr ins Schloss fiel, fing sie an zu laufen. Sie lief so schnell es ihre Füßen erlaubten. Sie lief und lief, bis zu einer Ecke, wo sie einen schwarzen Mercedes sah. Sie näherte sich dem Auto vorsichtig, denn man konnte nie wissen, was sich dahinter verbarg. Als Linh Chi aus dem Auto heraus sprang, hätte Mandy schwören können, dass sie beinahe angefangen hätte zu schreien.

„Steig ein!“, befahl sie.

Und Mandy sprang ins Auto.

„Jordan ist noch da drinnen, stimmt’s?“, fragte Marc, und deutete mit dem Kopf in Richtung Lagerhaus. Seine Hand war damit beschäftigt, den Schlüssel ins Zündloch zu stecken, und den Motor mit einer Bewegung zu starten.

„Ja, er ist noch drinnen!“, antwortete sie.

Dann fuhren sie langsam los.



Während dessen übergab Jordan im Lagerhaus den Stein. Der Stein war wunderschön, er schimmerte schwarz blau, und sah dem Stein in Mandys Kette zum verwechseln ähnlich, wenn man nicht die Größe von dem Stein in Mandys Kette kannte. Und Jordan hoffte, dass diese Leute die Größe wirklich kannten, und es sah auch so aus, als würden sie die richtige Größe nicht kennen. Der Boss kam auf Jordan zu, und nahm den Stein unter seiner Lupe. Er betrachtete den Stein und machte mal „Oh“ und „Ah“. Dann kam wieder seine Handbewegung ins Spiel, und kurz darauf stand eines seiner Männer mit einem anderen Stein neben ihm. Dieser war dunkel lila schimmernd, aber in einen Sternenform geschliffen, und so wie Jordan es schnell feststellte, ein Stein aller Bösen.



Im Auto sitzend, drehte Mandy sich noch einmal um, und plötzlich, ein Knall, und helles Licht kam aus dem Lagerhaus. Eine Explosion!

„Halt sofort an!“, befahl Mandy.

„Nein! Wir dürfen nicht anhalten!“, erwiderte Marc ruhig, oder zu mindest, schien seine Stimme ruhig zu wirken, aber er musste sich bemühen, weiter zu fahren, denn in Wirklichkeit wollte er auch anhalten und zum Lagerhaus rennen.

„Halt an, hab ich gesagt!“, schrie Mandy.

Aber keiner von beiden, antworteten, und sie hielten auch nicht an.

Mandy wünschte sich in ihrem Kopf so sehr, dass das Auto endlich anhielt, damit sie zurück zum Lagerhaus rennen konnte. Dann ehe sie sich versah, stand sie auf einmal neben Jordan im Lagerhaus. Sie schrak zusammen, Jordan dagegen sah sie nur ratlos an.

„Was zum Teufel machst du hier?“, brüllte er.

Mandy antwortete nicht, denn ihre Aufmerksamkeit war auf die Mitte des Lagerhauses gerichtet.

Dort war ein helles blaugrünes Licht zu sehen. Aber es war das falsche Licht, denn die Männer haben den richtigen Stein mit dem falschen Stein zusammengetan.

Mandy wollte gerade ihren Hand heben, und die Männer von dem Stein weg schleudern, aber dann gab es noch einen Knall, und die Männer samt Steine waren verschwunden.

„Nichts wie weg hier!“, meinte Jordan und zog Mandy aus dem Lagerhaus.



Kapitel sechs



Und wieder vergingen die Tage und Wochen wie im Fluge.

Mandy lag in einem Minirock und ein kurzes enges Top auf ihrem Bett und dachte nach, sie dachte über die Männer im Lagerhaus und dem Vorfall darin vor ungefähr zwei Wochen nach. Wo könnten sie jetzt sein, nachdem sie den falschen Stein mit dem echten kombiniert hatten? Lebten sie überhaupt noch? Was wäre wohl passiert, wenn sie den echten Stein von Mandy und deren echten Stein kombiniert hätten? Was wäre dann? Das wusste sie nicht, aber sie wollte auch nicht nachfragen, denn sie hatte Angst, dass die Antwort sie erschrecken könnte, und dies wollte sie jetzt vermeiden.

Sie drehte sich auf ihrem Bett um, um aufzustehen, und runter zu gehen, aber das, was sie jetzt auf einmal vor sich sah, machte ihr wieder ein bisschen Angst. Es waren wieder die zwei grünen Augen, die vom gegenüberliegenden Haus auf ihrem Bett geheftet waren. Aber es blieb ihr keine Zeit, darüber nachzudenken, denn Jordans Stimme kam die Treppe hoch, dass sie runter gehen sollte, da ihr Freund schon unten auf sie wartete.

Tatsächlich, Mandy hatte einen netten Jungen in ihrer Schule kennen gelernt, und ging seit ein paar Tage mit ihm aus. Sie haben sich in der Theatergruppe kennen gelernt. Er war dort für die Lichte zuständig, und sie war dort nur für die Garderobe und das Make-up der Schauspielerinnen zu ständig.

Als sie die Treppe runter lief, sah sie Mike, ein großer muskulöser Kerl, der in einem engen Shirt unten stand, und auf sie wartete. Seine blauen Augen, fingen an zu funkeln, als er sie sah, und er strich kurz mit seiner Hand über seinen braunen Haaren, dann überreichte er ihr eine rote Rose.

„Für das schönste Mädchen, auf Erden!“, lächelte er.

„Danke, Schatz!“, erwiderte sie, und nahm die Rose an.

Sie lief noch schnell in die Küche und stellte die Rose in eine Vase, dann verließ sie das Haus mit Mike.

Aber an diesem Abend war etwas anders, denn sie fühlte sich nicht wohl, als sie mit ihm durch die Straßen ging. Es war ein komisches Gefühl, es war wie ein Kribbeln im Bauch, aber es war nicht dieses Kribbeln, wenn man verliebt war, es war ein anderes Kribbeln, und gleichzeitig hatte sie das Gefühl, dass sie Kopfschmerzen hatte, aber dann auch wieder nicht.

„Hey was ist denn?“, fragte Mike mit eine sanfte Stimme.

„Ich weiß nicht“, antwortete sie. „Aber irgendwie fühle ich mich heute nicht besonders gut.“

Er blieb dann stehen und nahm sie in seine Arme.

„Soll ich dich zurück bringen?“, fragte er.

Mandy schüttelte den Kopf und sah ihm direkt in die Augen. Aber alles, was sie darin sah, machte ihr Angst, und sie wollte plötzlich nur noch nach Hause. Sie wollte aus seinen Armen raus. Sie wollte aus seiner Nähe raus. Sie wollte so weit wie möglich von ihm weg sein. Also sprang sie einen Satz nach hinten und schaute ihn misstrauisch an.

„Hey, was ist denn los?“, fragte er verwundert, und wollte ihr näher kommen.

„Komm mir ja nicht zu nahe, Mike!“, fauchte sie. „Du hast Menschen umgebracht, du hast Menschen eiskalt umgebracht!“

„Was?“, fragte er, und er zitterte am ganzen Körper, denn sie hatte gar nicht mal so unrecht. Er hatte früher wirklich Menschen umgebracht, aber nicht eiskalt, es war ein Versehen. Es war doch nur ein Versehen. Aber woher wusste dieses Mädchen das?

Mandy drehte sich um, und rannte davon. Sie rannte auf geradem Weg nach Hause, unterwegs tauchten ihr die Bilder immer und immer wieder vor ihren Augen auf, die sie in seinen Augen gesehen hatte.

Er hatte Menschen umgebracht, aber wieso? Sie sah nur überall Feuer. Nichts als Feuer, und darin eine Frau, sie schrie um ihr Leben, sie schrie so laut, aber das Feuer hatte sie in der Falle, es blieb für sie keine andere Möglichkeit, als zu sterben. Und Mike stand draußen vor dem Haus, und sah nur zu. Er sah einfach nur zu. Anstatt wie die anderen Menschen um ihn herum, zu helfen, das Wasser zu tragen, stand er nur da und sah zu.

Mandy schüttelte ihren Kopf, um diese Bilder rauszuwerfen, und verlangsamte ihren Schritt ein wenig. Dann tauchte das nächste Bild wieder auf. Es musste ein Bild sein, das vor dem Feuer kommen müsste, denn es zeigte, wie Mike einen Kanister nahm und es um das Haus und in dem Haus verteilte. Er verteilte es sorgfältig, und ließ keinen Fleck aus, dann verließ er das Haus, und warf einen Streichholz auf den Boden, daraufhin entstand dort eine Flamme, und es verbreitete sich schnell, viel zu schnell. Sie schüttelte noch mal ihr Kopf, und dieses Bild war auch wieder weg, und hoffentlich für immer weg.

Sie blieb stehen, und bemerkte, dass sie vor dem unheimlichen Haus stand, wo immer diese hell grün leuchtenden Augen zu ihr hinüber starrte. Sie stand dort, und sah das Haus an.

Eigentlich sah das Haus von Außen ja auch völlig normal aus, aber wenn man nur wüsste, was sich darin verbarg.

Ein Blick kann ja nicht schaden, dachte Mandy, und machte das Tor zum Haus auf. Sie schaute sich noch ein Mal um, um sich sicher zu sein, dass niemand sie sah. Dann tappte sie den Weg entlang, der zum Haustür führte. Dort angekommen, stand sie noch eine Weile vor der Tür geduckt, und überlegte, ob sie doch zurück kehren sollte. Vielleicht war es ja doch keine so gute Idee, dort hinein zu gehen. Denn wenn Jordan Recht hatte, dass darin einen Hexenjäger lebte, dann sollte sie lieber nicht mit dem Feuer spielen. Aber andererseits, wollte sie auch in dieses Haus hinein.

Sei vernünftig Mandy, was würdest du machen, wenn da wirklich ein Hexenjäger darin ist, und dich dann in null Komma nichts umlegt, fragte sie sich, und kehrte um. Sie ging dann die Treppe vor dem Haustür hinunter, und befand sich schon auf dem Weg, der wieder zum Gartentor führte, als sie ein Knacken hinter sich hörte. Sie drehte sich um, und sah, dass die Tür aufging. Ohne nachzudenken, rannte sie Richtung Gartentor, und machte diese mit einer Handbewegung auf. Als sie wieder auf der Straße stand, und zwar auf der anderen Seite der Straße, riskierte sie noch einen Blick nach hinten. Aber alles was sie sah, war dass die Haustür zu war.

Hab ich mir das eben nur eingebildet?, fragte sie sich wieder, und lief die Treppe zu ihrem Haustür hoch.

„Bin wieder da!“, rief sie, als sie die Tür hinter sich zu machte.

„Schon?“, wunderte sich Jordan.

„Ja!“, grinste Mandy. „Mike ist doch nicht so nett, wie ich es am Anfang dachte. Er hat früher mindestens eine Frau umgebracht, und das mit Absicht!“

Jordan schaute sie immer noch an.

„Das habe ich in seinen Augen gesehen!“, erklärte sie. „Ich weiß auch nicht, aber ich habe in seinen Augen geguckt, und dann waren da diese Bilder. Aber was komisch war, war halt, dass ich es vorher noch nicht gesehen habe, als ich ihm in die Augen schaute.“

Jordan wendete sich wieder seinem Tee zu, und las weiter aus der Zeitung.

„Na egal! Ich geh jetzt wieder auf mein Zimmer!“, sagte sie, und verschwand.

Eigentlich wollte sie ihm ja noch erzählen, was eben passiert war, als sie kurz und drauf war, das gegenüberliegende Haus zu betreten, aber dann ließ sie es doch besser, denn sonst wäre Jordan vielleicht ausgerastet, und ihr wieder eine Predig vorgehalten, wie es enden könnte, und wie man nur so verantwortungslos sein konnte. Das alles wollte sie sich ersparen. Schließlich hörte sie diese Predig schon jedes Mal, wenn sie nur einen kleinen Fehler mit ihrer Kraft gemacht hatte, und sie kannte jedes einzelne Wort auswendig, und sogar die Pausen, die er immer dazwischen machte. Noch ein Mal wollte sie das nicht hören.



Kapitel sieben



In der letzte Zeit lief sie immer und immer wieder öfters auf der Straßenseite von dem mysteriösen Haus entlang, wenn sie von der Schule nach Hause ging. Und bevor sie ins Haus ging, blieb sie dann immer erst vor der Haustür stehen, und betrachtete das Haus, dabei spielte sie mit dem Gedanke, nicht ins Haus zu gehen, sondern wieder über die Straße zu laufen, und dieses mysteriöse Haus zu sehen, nicht von außen, nein, sondern von Innen. Aber jedes Mal machte sie wieder einen Rückzieher, und ging doch lieber in einen sicheren Ort, ihre gewohnte Umgebung, nämlich in Jordans Haus.



„Sie hat uns bemerkt, meine Söhne! Sie hat uns bemerkt!“, lachte eine Stimme. „Oh ja, sie hat uns bemerkt, und sie wird bald zu uns kommen! Da bin ich mir ganz sicher.“

„Und was wenn nicht?“, fragte eines der Söhne, der in dem Kreis saß, welcher diese unheimliche dunkle Gestalt umschließt. „Ich meine, sie hält Abstand von mir.“

„Mein Sohn, mach dir da keine Sorge! Ich habe einen Plan, wie wir sie hier in unser Haus locken können, diese kleine Hexe.“, sprach die Gestalt weiter. „Nun geht, geht und erledigt eure Aufgaben, wofür ihr geboren seid!“

Dann verschwanden die Söhne wie vom Erdboden verschluckt.



Jordan servierte das Essen und Mandy und seine Freunde saßen am Tisch mit gerunzelter Stirn.

„Ach kommt schon Leute, jetzt guckt nicht so, es war mein erster Versuch, etwas chinesisches herzuzaubern!!!“, flehte Jordan.

„Ach herrje...“, seufzte Mandy. „Marc, du probierst es zu erst! Wenn du dann anschließend umfällst, wissen wir alle, dass wir es nicht essen dürfen.“

Und sie brachen alle in Gelächter aus.

„Nee nee mein Fräulein, in diesem Fall gilt der Spruch ‚Lady’s first!’!!!“, scherzte Marc und nahm trotzdem einen Bissen von dem komischen Zeug, was bei ihm auf dem Teller lag.

Nach einer Weile Kauen, schluckte er es runter, und wandte sich zu Jordan um. „Also ich weiß ja nicht, aber irgendwie fehlt noch ein wenig Salz.“

„Das heißt, dass wir es essen können, was auch immer dieses Zeug ist.“, stellte Christine fest, und machte sich dran.

„Es ist...“, wollte Jordan sich verteidigen. „Ach egal! Ihr hört mir ja eh nicht zu!“



Nach dem Essen gingen sie alle wieder ins Wohnzimmer, und spielten dort ein Kartenspiel, nebenbei lief natürlich der Fernseher.

„Guten Abend! Hier in unserer Stadt passiert von Tag zu Tag mehrere merkwürdige Dinge. Erst heute gegen der Mittagspause war eine junge Angestellte eines Kaufhauses Zeugin bei einem Schauspiel, das sie als Hexerei bezeichnet. Sie berichtete, wie sich zwei junge Männer geschlagen haben, und plötzlich kam aus den Augen von einen von den Männern ein grünes Licht heraus, woraufhin, der andere Mann wie ein Verrückter anfing zu schreien, und danach war er weg. Einfach weg, wie vom Erdboden verschluckt, so die Angestellte. Hier mit schalten wir live zum Ort des Geschehens!“, ertönte aus dem Fernseher, und sie alle hörten auf zu spielen, schenkten nur noch dem Fernseher die volle Aufmerksamkeit.

„Guten Abend, die Bürger von Long Island. Ich weiß nicht, als was ich das hier bezeichnen soll, aber anscheinend ist hier das Unmögliche möglich! Ich spreche nun mit der Zeugin, Tamara...“

„Es wird gefährlich!“, sagte Jordan leise.

„Psst... sei mal leise!“, befahl Christine.

„... aber nicht nur hier in Long Island passiert in letzter Zeit seltsame Dinge. Sogar in der Hauptstadt New York wurde berichtet, wie einige Menschen, auf dem Weg zur Arbeit waren, und plötzlich etwas dunkles, leichtes, gleitendes über die Straßen glitten. Und die Selbstmordversuche in New York sind gestiegen. Gerade gestern sprang eine junge Frau im mittleren Alters vom siebzehnter Stock eines Hochhauses. Motive dafür gibt es nicht. Und einen Tag davor, sprang ebenfalls eine Frau mittleren Alters von einem Hochhaus, Motive dafür gibt es ebenfalls keine. Gibt es zwischen all dies einen Zusammenhang? Wenn ja, welche?“

Marc schaltete den Fernseher aus. Alle schauten zu ihm.

„Die Hexenjäger wollen nur, dass wir raus kommen und uns entgültig zu erkennen geben.“, meinte er mit fester Stimme. Aber ihm sah man die Angst und die Furcht in seinen Augen. Er hatte mehr als nur Angst, da war noch etwas, aber dieses Etwas wurde mit so viele Türen versperrt, das sie nicht hindurch sehen konnte.

„Wir werden etwas unternehmen müssen, Jordan.“, meinte Christine. „Wir können nicht noch mehr unschuldige Menschen wegen unserer Existenz sterben lassen.“

„Aber was sollen wir denn machen? Zusammen sind wir trotzdem nicht stark genug, um gegen ihnen anzukommen, wir brauchen noch mehr!“, klagte Jordan. Er sah auch niedergeschlagen aus.

Mandy räusperte sich, blieb aber noch auf ihren Platz sitzen. Alle Blicke waren nun auf sie gerichtet.

„Also ähm...“, fing sie an. „Jordan, du darfst mir jetzt keine Vorwürfe machen, okay? Lass mich erst zu ende reden!“

Jordan nickte.

„Okay“, fing sie erneut an. „Vor ein paar Wochen, das heißt, an dem Abend, als ich eigentlich mit Mike ausgehen wollte, dann aber so früh nach Hause kam, da bin ich so aus Neugier in den Vorgarten von diesem Haus da drüben gegangen. Als ich den Weg entlang lief, war mir nichts aufgefallen. Aber als ich vor der Haustür stand, wollte ich eigentlich rein gehen, habs mir aber dann doch noch anders überlegt, und ich hab mich gerade umgedreht, war dabei, die Treppe hinunter zu gehen, dann hörte ich ein Knirschen hinter mir, ich drehte mich wieder um, und sah, wie sich die Tür automatisch öffnete, aber dies nur langsam. Ich hab einen solchen Schreck bekommen, dass ich los gerannt bin und das Tor mit meiner Kraft aufgerissen habe. Als ich wieder hier vor unserer Haustür stand, drehte ich mich noch einmal zu dem Haus um, sah aber, dass die Tür zu war.“

Jordan und seine Freunde tauschten Blicke untereinander aus.

„Mandy muss wieder zu Hause Unterricht haben!“, beschloss Jordan.

„Aber...“, widersprach sie.

„Nichts aber! Du hast dich verraten, wenn wir dich öffentlich rumlaufen lassen, und das auch noch ohne Schutz, wer weiß, ob du dann nicht eines Tages überhaupt nicht mehr zurück kommst!“, sagte Jordan mehr zu sich selbst, als zu Mandy. Er ging zum Telefon hinüber, und rief einen Privatlehrer an.

Mandy war dabei zu schmollen, aber auch dies half nicht viel, Jordan redete trotzdem mit dem Privatlehrer, den sie schon damals hatte.

Sie suchte bei Linh Chi mit einem Blick Hilfe, aber diese zuckte nur die Schultern, und versuchte sie mit einem Lächeln zu trösten. Aber das half nicht viel, und es änderte genau so wenig daran, dass Mandy jetzt zu Hause Unterricht nahm. Eigentlich hätte sie ja nichts dagegen, wenn sie nicht solchen Spaß in ihrer Fotografie Gruppe hätte. Wieso musste sie ihnen auch nur von dem Besuch im Vorgarten erzählen? Hätte sie es nicht getan, könnte sie jetzt noch zur Schule gehen, wie jedes normale Mädchen. Aber sie hatte es erzählt, und es hat nichts an der Situation geändert, außer dass sie jetzt Privatunterricht bekam.

Ohne etwas zu sagen, stand sie auf, und verließ den Raum. Sie wusste nicht, was sie jetzt noch da erledigen sollte, nachdem sie ihnen von dem Besuch erzählt hatten, und sich nichts geändert hatte.

Oben angekommen, saß sie in einem Sessel in der Nähe vom Fenster, von wo aus sie direkt zum gegenüber liegenden Haus blicken konnte. Sie saß dort und schaute sich das Haus an, grübelte nach, wie so einen Hexenjäger aussehen könnte. Aber wenn diese Zeugin da Recht hatte, dann sah so ein Hexenjäger wie alle anderen normale Menschen aus. Aber würde sich in den Augen etwas verändern? Da fielen ihr Mikes Augen wieder ein. Darin hatte sie doch so viele Bilder gesehen, die schrecklich waren. War er etwa ein Hexenjäger? Bei dieser Gedanke zuckte sie zusammen, denn sie konnte sich nicht vorstellen, dass so ein Hexenjäger schon so nah an ihr dran war, aber nichts gemacht hatte.

Heute Nacht werde ich in dem Haus da gehen, ich muss wissen, was da ist, beschloss sie, und stand vom Sessel auf.



„Mandy, schläfst du schon?“, hörte sie Jordan am Tür fragen.

Sie antwortete nicht, sie wollte es so aussehen lassen, als würde sie wirklich schlafen. Aber in Wirklichkeit schlief sie nicht. Sie hatte noch ihre normale Klamotten unter den Schlafanzug angehabt.

Als die Tür wieder zu ging, lag sie wieder normal im Bett, mit dem Gesicht zur Decke und grübelte weiter nach. Sie wollte einen guten Plan entwickeln, für den Fall, dass da was passieren könnte. Dann blickte sie auf den Boden und dort sah sie ein paar Sachen auf dem Boden rumliegen. Sie versuchte diese Sachen mit ihrer Hand zu bewegen, und es wieder auf den Tisch stellen, und es passierte auch genau so, wie sie es wollte. Also bewegte sie mit ihrer Hand noch einer Weile ein paar Sachen auf dem Boden und auf ihrem Tisch hin und her, nur um sich wach zu halten, dann versuchte sie es mit ihren Augen. Dies klappte auch. Komisch, vorher ist mir noch nie aufgefallen, dass ich es auch ohne Hand machen kann, dachte sie. Na egal, jetzt brauchte sie alles, was sie bekam. Dann schlug die Uhr draußen im Gang Mitternacht. Sie stand auf, und tappte sich an den Wänden entlang. Sie wollte einfach nicht das Licht einschalten, sonst wäre es vielleicht zu auffällig gewesen. Sie zog ihr Schlafanzug aus, und zog ihre Turnschuhe an.

„Okay, dann mal los, Mandy!“, sagte sie leise zu sich, als sie am Tür stand, und es leise öffnete. Dann ein Blick nach unten. Es war alles dunkel, sogar in Jordans Zimmer war es dunkel. Sie schlich sich an seinem Büro leise vorbei. Es war ebenfalls dunkel darin. Am Wohnzimmer und Küche vorbei, da war es auch überall dunkel.

„Nur noch die Haustür, dann bist du draußen!“, flüsterte sie wieder zu sich. „Los mach schon Mandy, worauf wartest du noch?“

Aber nichts geschah. Sie blieb einfach auf ihren Platz stehen. Ihre Füße waren ihr auf einmal zu schwer, sie konnte ihre Füße nicht bewegen. Ihr Hirn wollte, dass sie sich weiter bewegt, aber die Befehle kommen einfach nicht in den Beinen an, denn diese blieben steif, wie festgewurzelt.

Na los Mandy, beweg dich zur Tür!!, befahl sie sich im Gedanken.

Dann endlich, sie bewegte sich, und schlich weiter zur Haustür. Bevor sie die Tür öffnete, warf sie noch einmal einen Blick in die Richtung von Jordans Zimmer.

„Tut mir Leid, Jordan. Aber ich muss es wissen!“, entschuldigte sie sich, und öffnete die Tür.



Kapitel acht



Sie stand vor dem Haus, und starrte es mit großen Augen an.



„Meine Söhne, glaubt ihr mir jetzt? Sie kommt wirklich!“, lachte die dunkle Gestalt wieder. „Sie kommt zu uns! Diese Hexe ist anscheinend sehr mutig, nehmt euch in Acht. Wenn eine Hexe so mutig ist, kann sie äußerst stark sein.“

Die Söhne standen auf und wollten gerade gehen.

„Du nicht, Fire... du bleibst hier bei mir, und wartest, bis sie hier oben ist. Ich möchte ihr Gesicht sehen, wenn sie dich sieht.“, hielt die schwarze Gestalt eines seiner Söhne zurück, die anderen durften gehen.



Mandy machte die Tür auf, und betrat den dunklen Flur. Sie suchte dort nach etwas, womit sie Licht machen konnte, aber so als würde jemand ihre Gedanken lesen können, gingen die Lichter im Flur an, und wiesen den Weg die Treppe hinauf.

„Sie haben mich erwartet“, stellte sie fest, und schrak zusammen, als hinter ihr die Tür zuknallte.

„Herzlich Willkommen in unser Haus!“, sprach jemand, der von der Treppe runter kam. „Du bist Mandy und unser Nachbar, stimmt’s?“

Mandy antwortete nicht. Aber das störte ihm nicht, denn er fuhr einfach fort: „Du besitzt magische Kräfte, genau so wie wir. Du hast sogar einen Stein, den wir haben wollen. Aber das alles weißt du ja bereits.“

Hinter ihm kamen mit der Zeit mehrere Jungen. Sie hatten alle dieses Grinsen auf ihrem Gesicht, und ihre Augen waren eiskalt, sie waren bereit alles und jeden zu töten, der sich ihnen in den Weg stellte.

Mandy stand immer noch da, und schaute zu ihnen hoch. Sie hörte jedes Wort genau zu.

„Wir sind hier schon lange, wir haben dich auf Schritt und Tritt verfolgt und beobachtet. Aber du wusstest es nicht, und das hättest du auch nicht gewusst, wenn dieser Jordan nicht dieses Haus gekauft hätte. Wir hätten dich dann einfach so umlegen können, und deine Kräfte an uns reißen können.“, sprach der Junge weiter. „Aber nein... Jordan hat alles zu Nichte gemacht. Jetzt hast du alle Kräfte, die du kriegen könntest, und dazu auch noch den Stein, den wir wollen. Es wird schwierig für uns sein, den Stein an uns zu reißen...“

Er schaute nach Hinten zu den anderen, diese lachten böse, und er schaute wieder zu Mandy, diesmal direkt in ihre Augen. Sie konnte den Hass und die Kälte in seinen Augen erkennen. Dabei fühlte sie um sich auch Kälte, sie spürte nur Kälte, für einen Augenblick glaubte sie, an der Kälte zu ersticken, aber als er seinen Blick abwandte, war ihr wieder warm, und sie konnte normal atmen.

„... aber wir werden den Stein bekommen, egal, wie viele von uns dafür sterben müssen.“, schloss er seinen noch offenen Satz.

Sie wusste nicht, wie schnell das alles passierte, aber sie wurde von den Jungen umzingelt. Und diese kreisten sie immer enger zusammen, automatisch griff sie an ihrem Hals und umklammerte den Stein, sie wusste nicht wieso, aber sie hatte das Gefühl, dass dieser Stein ihr das Leben retten konnte. Als es aber aussichtslos erschien, und die Jungen schon so nah an ihr ran waren, ging von dem Anhänger ein Licht heraus, es war ein schönes warmes Licht, und die Jungen verschwanden mit Schreien, und was zurück blieb, war nur noch Staub.

Was war das?, fragte sie sich, und saß noch auf dem Boden, in ihrer Hand die Kette, die sie raus gerissen hatte, als das Licht aktiviert wurde.

Keine Zeit, zum Nachdenken! Sie musste die Treppe hoch rennen, ohne zu wissen, was sie dann machen sollte, und was sie dort oben erwartete, rannte sie trotzdem so schnell sie konnte hoch.

Oben angekommen, sah sie eine Tür, nur eine einzige Tür, sie ging dorthin. Und sie stand nur einfach so davor. Soll sie doch lieber zurück kehren, und Jordan holen, oder sollte sie aufs Volle gehen, und versuchen dieses etwas, was sich hinter der Tür verbarg umzubringen, und wenn dies nicht klappte, dann würde sie sterben und dieses Etwas wäre dann im Besitz von dem Stein.

Alles oder Nichts!, flüsterte sie in ihrem Kopf, und es hallte eine Weile in ihrem Kopf noch nach. Dann legte sie ihre Hand auf den Türgriff, zögerte noch ein wenig, dann drückte sie endlich den Türgriff runter und trat ins Zimmer. Sie erschrak, als sie auf den Boden sah, denn alles was sie sah war Blut. Sie sah nur Blut, aber dann stellte sie schnell fest, dass das Blut nicht echt war, es war eine Täuschung, und egal wie dieses Etwas es angestellt hatte, es sah verdammt echt aus. Vielleicht kann er ihr auch einfach nur Gedanken in den Kopf pflanzen, die gar nicht von ihr sind, überlegte sie. Aber allein bei der Gedanke, dass dieses Bestier etwas mit ihrem Körper machte, wurde ihr übel, und sie wollte nicht mehr darüber nachdenken.

„Hi Mandy!“, hörte sie eine Stimme aus der Dunkelheit. Erst jetzt bemerkte sie, wie groß und endlos der Raum wirkte.

Ein Junge stieg aus der Dunkelheit heraus, und sie erkannte ihn wieder. Es war Mike. Es war tatsächlich Mike.

„Mike!“, schrie sie mit Entsetzen, als sie den Jungen erkannte, der da auf sie zu kam, und er grinste, aber es war kein freundliches Grinsen, es war eher ein böses Grinsen.

„Richtig, Mandy!“, bestätigte er, und sein Blick war voller Hass auf sie gerichtet. „Das hättest du nicht gedacht was?“

Er lachte, aber sein Lachen war voller Spot und seine Augen waren schwarz, schwarz wie die Nacht, so als wäre er ganz leer.

„Möge der Bessere gewinnen!“, waren seine letzte Worte, bevor er auf einmal verschwand. Zu mindest sah es so aus, als wäre er auf einmal verschwinden, aber Mandy spürte, dass er noch da war. Sie wusste nur nicht, wo er war.

Konzentrier dich, Mandy!, befahl sie sich wieder. Sie schließ daraufhin ihre Augen, und überließ alles ihrem Gefühl. Dann in dem Augenblick, als sie dachte, sie könnte ihn sehen, kam von hinten einen Angriff, und sie fiel zu Boden.

„Und Mandy? Glaubst du, du könntest gegen mich gewinnen?“, lachte er auf. „Es wäre besser, wenn du mir den Stein gibst, oder zu unserer Seite rüber wechselst, dann hättest du alles doch viel leichter!“

„Nie im Leben!“, stieß sie hervor, das Sprechen fiel ihr schwer, denn er hatte seinen Knie in ihrem Rücken reingebohrt.

„Na gut, wie du willst, fang aber nicht an zu heulen!“, meinte er und verschwand dann wieder.

Konzentrieren und schnell reagieren, heißt das Sprichwort, Mandy!, erinnerte sie sich noch mal.

Und dann bewegte sie ihre Hand und, er flog vor ihr auf den Boden, und wurde dadurch wieder sichtbar. Mandy grinste, sie war froh über diesen Erfolg. Dadurch gewann sie mehr Selbstvertrauen und ließ ihn hoch schweben, jetzt war er gefangen. Er würde vermutlich sterben, aber sie will es ihm nicht so einfach machen.

„Verrat mir ein Geheimnis, Mike...“, sagte sie.

„Fire...“, stieß er hervor. „Ich heiße nicht Mike, ich heiße Fire.“

„Okay... Fire... wieso friere ich, wenn ich in den Augen der anderen geguckt habe, aber wenn ich in deinen Augen gucke... da friere ich nicht.“, fragte sie.

Fire lachte auf. „Das liegt daran, weil sie ihre Seele schon längst verloren haben. Sie waren alle zu lange auf unserer Seite, da haben sie all ihre Menschlichkeiten verloren...“

„Und... du... du...“, überlegte Mandy.

„Richtig! Ich bin noch nicht so lange hier auf diese Seite.“, brachte er ihr Gedanke zu ende.

„Bist du glücklich hier?“, fragte sie weiter.

Er antwortete nicht sofort. Er überlegte erst eine Weile. „Klar bin ich glücklich!“

„Das glaube ich dir nicht, Fire!“, erwiderte Mandy misstrauisch. „Das sehe ich in deinen Augen, du bist nicht glücklich! Du warst bitter, als du erfahren hast, dass dein Vater euch verlassen hatte, und du und deine Mutter allein zurück blieben. Du hast das Feuer angezündet, weil du dachtest, dass deine Mutter an all dem Schuld war, aber dann hast du festgestellt, dass sie doch nicht daran Schuld war, niemand war daran Schuld, dass dein Vater euch verlassen hatte. Du wusstest nicht mehr wohin, also bist du auf diese dunkle Seite gestoßen, hier wurdest du akzeptiert, hier bist du mächtig... aber in deinem Innern... da sieht es ganz anders aus... da bist du nur der kleine Junge, der nach Zärtlichkeit und Liebe von der Mutter sehnt, und der einfach nur seinen Vater zurück haben will.“

„Halt den Mund!“, befahl er. „Wieso bringst du das hier nicht zu ende, und legst mich einfach um?“

Sie betrachtete ihn, und für eine Weile tat er ihr sogar Leid, aber sie hielt ihre Hand immer noch oben, sie wollte ihn nicht wieder auf den Boden setzen, damit er sie von Neuem angriff. Dann sah sie wieder diese Bilder in seinen Augen. Feuer, nur Feuer, sie sah überall nur Feuer, so als würde sie mitten darin stehen, sie wollte gerade ihre Hand los lassen, und schreien, aber in letzter Sekunde erkannte sie dann plötzlich, dass was sie da sah, nur Bilder in seinen Augen waren, in Fires Augen.

„Ich möchte dich nicht umbringen, Fire!“, antwortete sie schließlich. Und sie war selbst überrascht über diese Antwort. „Du tust mir einfach nur Leid!“

Sie schaute ihn immer noch an, und immer noch schaute sie ihm direkt in die Augen, er hielt ihren Blick stand.

„Hör zu...“, begann er. „Wenn ich dir jetzt etwas verrate, dann musst du mich sofort umlegen, sonst hättest du noch mehr Ärger auf dem Hals! Nimm Acht vor Shadow... er ist sozusagen der Vater aller Hexenjäger, er hat mächtige Kräfte, du wirst die Kräfte in dem Stein da brauchen, der Stein kann dir mehr helfen, als du glaubst, vertraue einfach nur auf seine Kraft. Und da du schon hier bist, hast du bewiesen, dass du auch sehr stark und mutig bist, das macht eine Hexe aus!!! Wie du Shadow erledigen kannst, das kann ich dir nicht verraten, weil ich es selber nicht weiß, aber du wirst die Hilfe von deinen Freunden brauchen, ruf sie irgendwie um Hilfe!“

Mandy staunte, sie hätte mit allem gerechnet, aber nicht damit, dass er ihr all das verriet, dass er sie vorwarnte, und dass er ihr riet, Hilfe zu holen. Aber vielleicht war das auch nur eine Ablenkungsmanöver, vielleicht wollten sie alle nur Mandy verwirren, damit sie blind in irgendeine Falle tappte. Doch je länger sie da stand, und ihm in die Augen schaute, desto mehr vertraute sie ihn. Sie wusste nicht wieso, aber sie vertraute ihn einfach.

„Jetzt töte mich endlich! Mach!“, schrie er schon flehend.

„Ich... ich... kann...“, stotterte sie.

Aber eh sie sich versah, war da ein Blitz, und Fire lag am Boden, er blutete, er blutete und lächelte sie an.

„Viel Glück“, presste er noch hervor, und deutete mit den Fingern hinter ihr.



Er war da. Shadow war da. Er stand vor ihr, groß, mächtig und voller Stolz stand er vor ihr. Sein Zähne blitzten, als er lächelte, seine Augen formten sich zu Schlitzen, und es funkelte grün. Sie stand da, ganz alleine, und ohne Hilfe, sie fühlte sich ausgeliefert. Sollte sie jetzt noch weiter kämpfen, oder sollte sie einfach aufgeben, und seine Dienerin werden? Während sie nachdachte, rechnete sie jeder Zeit mit einem Angriff, aber nichts passierte. Shadow ging an ihr vorbei, zu Fire hinüber, und schaute ihn genauer an.

„Er lebt noch!“, stellte er fest, und schob ihn mit einer Handbewegung zur Seite.

Er beherrschte die gleiche Kraft wie sie. Aber wieso?

„Soll ich dir sagen, was mit deinen Eltern passiert war?“, fragte er, aber es klang nicht wie eine Frage, er bot es ihr an, und machte dies auch war. Er entführte sie in eine andere Welt.

Sie stand dort, und entdeckte das gleiche Paar, das die bei dem Ritual mit Jordan und seine Freunde gesehen hatte. Das Paar stand im Mittelpunkt von einer Menge Leute.

„Hexe! Hexe! Hexe!“, schrieen sie alle, und hielt die Finger auf ihnen gerichtet.

Sie hatten also alle erkannt, dass ihre Eltern Kräfte besaßen und bezeichnete sie als Hexen. Dann schaute sie sich um, und sah Shadow, dieser lachte und vergnügte sich.

Sie stand da noch eine Weile, und dann passierte endlich etwas, man verbannte das Paar aus der Stadt, sie gingen. Aber weiter sah Mandy nicht.

„Danach ist alles unwichtig! Die Szene danach kennst du schon bereits, mit Hilfe von Jordan und seine Freunde!“, sagte Shadow.

Plötzlich blitzten seine Augen auf, als er den Stein entdeckte. Er grinste wieder, und sein Blick war jetzt nur noch auf den Stein geheftet.

Mandy rief in ihren Gedanken nach Jordan, sie brauchte jetzt Hilfe, sie brauchte jetzt mehr als nur Hilfe, sie brauchte ein Wunder, um das hier lebend zu überstehen.

Bitte Jordan, du musst mich jetzt hören, flehte sie leise.

Aber bevor, sie sich weiter auf ihre Bitte konzentrieren konnte, hörte sie ein Schrei. Sie guckte Shadow an, und sah, dass sich in seinem Bauch ein komisches Etwas gebildet hatte, es sah aus wie ein Gesicht, denn es hatte Haare, aber es waren keine richtige Haare, sondern aus Haut, die Haare waren aus Haut, und das Gesicht war verzerrt, und es hatte seinen Mund aufgerissen, da konnte Mandy die vampirähnlichen Zähnen sehen, es schrie und schrie um jeden Preis, und das ohne Grund. Zu mindest dachte Mandy, dass es keinen richtigen Grund gab, weshalb dieses komisches unheimliches Etwas schrie. Seinen Schrei wurde unerträglicher, und es war schmervoll, es zerriss sie innerlich, dieser Schrei war so voller Entsetzen und gleichzeitig voller Angst. Mandy spürte diese Gefühle nah bei sich, oder besser, sie spürte diese Gefühle in sich, und sie wusste, dass wenn dieses Etwas nicht aufhörte, zuschreien, dass sie dann um jede Wette sterben wird. Sie konnte die Gefühle nicht mehr ertragen, denn die Angst in dem Schrei vermischte sich mit ihre eigene Ängste, und sie fürchtete sich im wahrsten Sinne des Wortes zu Tode.

Dann so, als wäre ein Wunder passieren, hörte das Schreien auf, sie blickte wieder vom Boden hoch, denn durch dem Schrei wurde sie auf die Boden gepresst, und lag dort die ganze Zeit, vor sich sah sie Fire stehen. Er stand vor ihr, und breitete die Arme aus, dann sah er nach hinten zu ihr hinunter und zwinkerte ihr zu.

„Los, konzentrier dich, und ruf nach Jordan, du brauchst Hilfe. Ich werde so lange versuchen, das alles abzufangen.“, flüsterte er kaum hörbar.

Mandy nickte, und schloss die Augen. Sie wusste nicht, ob sie Gedanken übertragen konnte, deswegen wandte sie lieber ihre gewohnte Kraft an, und teilte sich in zwei.

Jetzt war sie nur noch körperlich dort in dem Haus, wo der Hexenjäger und Fire, der mittlerweile zu gar keinen mehr von den beiden Seiten gehörte, und geistlich war sie jetzt bei Jordan im Zimmer. Sie sah, dass er noch im Bett lag und schlief, aber sie musste ihn wecken, sonst könnte es böse enden.

„Jordan“, flüsterte sie, „Jordan, wach auf, bitte. Ich brauche deine Hilfe, alleine schaffe ich es nicht.“

Verschlafend öffnete er die Augen, und murmelte etwas vor sich hin, was sie nicht verstand.

„Jordan, ich brauche deine Hilfe!“, wiederholte sie lauter, und schüttelte ihn.

Jordan riss seine Augen weit auf, als er sie weiß vor sich sah, und war kurz davor zu schreien, aber in letzter Sekunde konnte er sich noch beherrschen, und schwieg.

„Wo bist du?“, fragte Jordan leise.

„Ich bin im gegenüberliegenden Haus, ich weiß, ich sollte dort nicht hinein gehen, aber ich bin rein gegangen. Ich habe die Söhne von Shadow alle erledigt, oder besser, der Stein hat es gemacht, Fire ist jetzt auf keiner Seite mehr, aber er will mir helfen. Und alleine schaffen wir es nicht, wir brauchen dich, und vielleicht auch noch die an...“, erklärte sie schnell, aber bevor sie das letzte Wort sprechen konnte, hörte sie wieder dieses Schreien, nicht deutlich, aber sie hörte es, und sie verschwand, war wieder in dem Haus.

Fire stand nicht mehr vor ihr, er rappelte sich gerade vom Boden auf, er war erschöpft, das sah man ihm an, er hatte keine Kraft mehr gehabt. Als Mandy glaubte, dass er wieder stand, sackte er in sich zusammen, und lag vor ihr. Dieses Etwas hörte abrupt auf zu schreien, und verschwand auch von Shadows Bauch.

Sein Blick war wieder auf sie gerichtet. Seine Augen funkelten böse, sie konnte den Hass darin spüren, und sie war froh, dass sie nicht darin schwimmen musste, denn es wäre mit Sicherheit schrecklich, in einem Meer voller Hass zu schwimmen.

„Mein Sohn...“, flüsterte er, schon fast kein Atem mehr.

„Er ist nicht dein Sohn“, fauchte Mandy böse, sie war wütend, wütend darauf, dass sie in dieses Haus gegangen ist. Wütend darauf, dass ausgerechnet Fire Mike war, und dass sie jetzt wieder was für ihn empfand. „Er war noch nie dein Sohn! Und das wird er auch nie sein! Er gehört zu mir... und du kannst jetzt nichts mehr dagegen tun, hast du es nicht gesehen? Er hat sich gegen dich aufgelehnt, er will nicht mehr, und er wollte noch nie!“

Ihr rannten Tränen über das Gesicht. Sie wusste nicht weiter, war total am Boden zerstört. Ausgerechnet Fire musste sich für sie einsetzen, nur weil sie nicht stark genug war, dagegen zu halten. Sie war schwach, das stimmte, sie war wirklich schwach. Aber daran hatte sie sich nie gestört, nur jetzt, jetzt in diesem Augenblick wollte sie ein Mal in ihrem Leben stark sein, und Shadow erledigen. Sie wollte nur Shadow umlegen, sie wollte sich nur noch für Fire rächen.

„Du kannst ihn auch nicht lebendig machen mit deinen Tränen!“, lachte er. „Den Schrei einer Todesfee konnte bis her niemand überstehen, und man konnte diese Menschen noch nie retten, und das wirst du auch nicht können.“

Dann erschien dort an dem Ort, wo vorher das Gesicht war, wieder das gleiche Gesicht mit den Greifzähnen, und sie öffnete den Mund, um zu schreien, aber Mandy schrie zu erst, sie schrie und schrie aus ihre Kehle, das Gesicht guckte sie verwirrt an, dann war da für kurze Zeit ein böses Grinsen zu erkennen, dann öffnete sie ihren Mund breit und schrie. Die Todesfee schrie lauter als vorher, und ihr Schrei war schrecklicher, tödlicher, und qualvoller. Mandy ging wieder zu Boden, sie zog sich auf dem Boden zu Fire hinüber, sah ihn an, und gab ihm noch einen leichten Kuss auf seinen Wangen. Sie flüsterte ihm ins Ohr, dass sie ihn immer noch liebte, dann wandte sie mit ihrem Blick wieder dem Gesicht der Todesfee zu. Mandy versuchte sich wieder aufzurappeln, sie wollte kämpfen, sie wollte bis zum Ende kämpfen, denn wenn sie schon hier in diesem Haus war, wollte sie nichts außer die Welt wieder in Ordnung bringen, oder auch die Welt ins Unglück stürzen, es lag bei ihr.

Sie stand, und wankte hin und her, dann schrie sie wieder, sie schrie schon fast so laut wie die Todesfee.

Plötzlich stieg der Kopf samt Körper hinaus, und Mandy hatte den Eindruck, dass auch Shadow nicht wusste, was da geschah, denn er schaute genau so ratlos drein wie sie, aber vielleicht trügt der Schein auch. Felsenfest damit gerechnet, dass sich die Todesfee um sie kümmern würde, stellte Mandy sich schon hin, und war bereit um die Wette zu kreischen, aber komischer Weise wandte sich die Todesfee zu erst an Shadow und kreischte.

Mandy dachte, dass sie vielleicht einfach ganz leicht raus schleichen konnte, wenn die Todesfee doch gerade so sehr mit Shadow beschäftigt war. Also bewegte sie sich Richtung Tür, aber die Todesfee drehte sich blitzschnell um und kreischte in ihre Richtung, daraufhin flog Mandy nur gegen die Tür, und lag auf dem Boden.

Nach ein paar Stunden, es erschien ihr so, aber in Wirklichkeit vergingen nur wenige Sekunde, hörte sie kein Kreischen mehr, die Todesfee war nicht mehr da. Aber falsch gedacht, sie war noch da, und stand direkt vor ihr, groß, stolz und fürchteinflößend. Ihre Augen waren groß, kugelförmig und weiß, nur die Pupille war blau, ein wässriges Blau, ihre Haare waren zerzaust und weiß, so weiß wie die Haare alter Frauen, ob sie dick war oder nicht, da war Mandy sich nicht sicher, aber sie glaubte nicht, dass die Todesfee dick war, sie hatte nur bloß ein paar Laken an, die schon bereits zerrissen wurden, es sah aus wie ein Kleid.

Sie forschte Mandy mit durchdringenden Blick an, sodass Mandy das Gefühl hatte, als würde sie in ihre Seele schauen wollen.

„Tu mir nichts“, brachte Mandy auf einmal raus, und sie wusste, dass die Todesfee es unmöglich gehört haben konnte, denn Linh Chi oder Christine hatte ihr mal erzählt, dass Todesfeen nicht die Sprache der Menschen sprachen, sondern überhaupt keine Sprache.

Mandy wagte es nicht, den Blickkontakt zu brechen, denn sie hatte Angst, dass wenn sie nur für einen Augenblick den Kontakt unterbrach, sie dann getötet wurde.

Dann ganz plötzlich wie durch dem Nichts flog Mandy nach vorne, und landete vor den Füßen der Todesfee, die Tür hinter ihr wurde mit Gewalt geöffnet, und da standen Jordan und die anderen, sie waren bereit zum Kampf, aber ihre Gesichte verfärbten sich schnell weiß, als sie die Todesfee sah.

„Mandy, zur Seite!“, brüllte Jordan.

Er und die anderen traten heran, aber sie hatten genau so wenig Ahnung, wie sie diese Kreatur erledigen sollten, wie Mandy.

Die Todesfee sah jetzt Jordan an, und öffnete ihren Mund, daraufhin kreischte sie sofort los, der Schrei galt nur Jordan, und er fing es alles ab. Die anderen konnten nur da stehen und zu sehen, wie ihr Freund leiden mussten. Mandy konnte die Gefühle der anderen nachvollziehen, denn sie hatte vorhin auch zu sehen müssen, wie Fire durch den Schrei zusammen sackte, und da hatte sie sich auch ganz verloren gefühlt.

Aber muss es denn dann gleich heißen, dass er Tod war?, fragte sie sich, und sah zu Fire hinüber. Ohne weiter nachzudenken schlich sie sich zu Fire hinüber und sah ihn an. Er sah so friedlich aus, wenn er dort lag, sie musste ihn einfach wieder zum Leben zurück rufen, egal wie.

„Der Stein kann mehr, als du glaubst, du musst nur fest daran glauben!“, erinnerte sie sich auf einmal an die Worte von ihm. Sie fasste mit ihrer Hand um den Stein, sie hatte es noch nie versucht, aber jetzt war es soweit, sie musste es versuchen, sonst blieb es für immer unerforscht. Sie griff fester um den Stein an ihrer Kette und schloss die Augen.

Ihr Götter da oben

Ich rufe Euch

Bitte kommt mir zur Hilfe

Und gebt mir Fire zurück

Ich flehe Euch an...

Diese Worte sprach sie in ihrem Kopf immer und immer wieder, bis etwas geschah, aber sie wartete vergeblich, es geschah nichts, vielleicht war es auch falsch, wie sie sich ausgedrückt hatte, oder es ging überhaupt nicht.

Sie wollte noch nicht aufgeben, lockerte ihren Griff um den Stein auch nicht wieder.

„Ihr große Götter dort oben

Bitte, ich flehe Euch an

Gebt mir Fire zurück...“

Sie sprach es laut und deutlich auf, dann wurde alles in Lila getaucht, und die Todesfee stoppte ihr Schrei und drehte sich um.

Angsterfüllte Augen, das konnte Mandy noch erkennen, bevor die Todesfee aus dem nächstbesten Fester sprang, und in die Nacht verschwand.

Das Licht legte sich schnell wieder, und Fire blinzelte ihr entgegen. Er lächelte froh, verzog sein Gesicht aber wieder, weil ihm etwas weh tat.

„Du hast es geschafft, die Kraft in dem Stein zu nutzen!“, stellte er fest, und streichelte ihre Wange mit seinem Hand.

Sie lächelte und war froh, dass die Götter ihn ihr wieder gab. Dann drehte sie sich zu den anderen um, diese waren noch wie gelähmt, nur Jordan nicht, er rappelte sich auch vom Boden hoch, und lächelte ihr entgegen.

„Gut gemacht, Mandy!“, presste er über die Lippen, und sackte wieder zusammen, aber aus Erschöpfung, denn seine Augen waren immer noch offen.



Kapitel neun



Wieder glücklich und vereint, mit einem Neuen an ihrer Seite verbrachten Jordan, seine Freunde, Mandy und natürlich Fire oder auch Mike einen wunderschönen Abend bei Jordan zu Hause.

„Sag mal, wie sollen wir dich jetzt nennen? Fire oder Mike?“, fragte Mandy, während sie aus dem Fenster schaute. Diese Angewohnheit hatte sie sich nicht ablegen können, denn man konnte ja nie wissen, wer als nächstes ihr neuer Nachbar sein wird.

„Mike wäre mir schon lieber!“, erwiderte er. „Die Todesfee ist noch nicht Tod oder?“

Sie alle wechselten Blicke untereinander aus.

„Nein“, sagte Jordan schließlich. „Nein, sie ist noch nicht Tod. Und wir müssen jetzt wach sein, weil diese Leute erschienen, nachdem die Männer im Lagerhaus den echten Stein mit dem falschen kombiniert hatten, das heißt, es könnte da draußen noch mehr Kreaturen geben, die auf Hexenjagd gehen!“



Was die Freunde nicht wussten, ihr nächster Feind war schon auf dem Weg zu ihnen, und er schien es eilig zu haben, es war der Geist von Shadow. Er kam noch mal zurück, um sich zu rächen, er wollte jetzt nichts außer Rache, sein Lachen war hass erfüllt, seine Augen funkten nur so vor Zorn, und seine Aufgabe und sein Ziel war nichts anderes als: Mandy töten, diese kleine Hexe Tod zu sehen...

End.
 

think twice

Mitglied
Hallo LinhNguyen,

ich gehe mal davon aus, dass deine Muttersprache nicht Deutsch ist, da deine Geschichte von Artikel- und Fallfehlern nur so übergeht. Trotzdem sind solche Fehler in einem Text sehr störend und hemmen immer wieder den Lesefluss.

Was den Inhalt deiner Geschichte betrifft, so fand ich einiges recht unlogisch. Einen Großteil der Geschichte über habe ich mich beispielsweise gefragt, warum sich das Mädchen eigentlich versteckt. Dass dies aus einer "inneren Eingebung" heraus passiert, stellt sich für mich als Leser erst viel zu spät heraus. Außerden erinnert mich der Abschnitt, wo sie plötzlich weitere Fähigkeiten entwickelt, etwas zu sehr an die TV-Serie "Charmed", was ihr, wie ich finde, viel an Individualität nimmt, weil man (in diesem Fall ich) ständig Assoziationen zu dieser Serie hat.

Auch finde ich deine Geschichte zu lang geraten. Du hältst dich viel mit nebensächlichen Details auf, die eher langweilen als das Interesse zu steigern, während wichtige Information entweder ganz fehlen oder erst viel zu spät im Text kommen.

Alles in Allem liest sich deine Geschichte wie ein Romanheftchen, das man zwischendurch als Entspannungslektüre liest, wenn man sich nicht in ein anspruchsvolleres Buch vertiefen möchte, nur dass sie durch die vielen Fehler und Ungereimtheiten leider nicht einmal mehr entspannend wirkt.

Ich hoffe, du nimmst meine Kritik nicht zu persönlich. Ich habe deine Geschichte von Anfang bis Ende gelesen, aber es war mehr eine Qual als ein Vergnügen. Ich denke zwar, dass man mit viel Mühe noch etwas aus der Geschichte machen könnte, aber so wie sie hier steht, ist sie leider nur langweilend.

Liebe Grüße
think twice

PS.: Meine Kritik ist wirklich nicht böse gemeint.
 



 
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