The first Handy-Baby is born - Ein Bericht unseres Reporters K.P.H.

In einer Kleinstadt im östlichen Fonhendistan ereignete sich gestern - nein, nicht gegen, sondern exakt um 10.34 h -etwas, dessen Folgen und Auswirkungen für unsere zukünftige Lebensweise noch absolut unvorherbar sind. Dem Ehepaar Dial und Press Teleby wurde zu diesem Zeitpunkt ein Kind geboren, über dessen Geschlecht wir in dem weiteren Verlauf dieses Exklusiv-Berichts noch zu sprechen haben werden.

Was zunächst nur wie eine weitere Geburt eines neuen Erdenbürgers erscheint, erlangt durch die Tatsache, daß es sich um die erste Geburt eines Kindes handelt, bei dem ein Handy aktiv am Zeugungsprozeß beteiligt war, eine Bedeutung, deren Folgen für die menschliche Evolution gravierend sind.

Ein erster Hinweis darauf, daß sich etwas Besonderes ereignete, ergab sich, als das Neugeborene anstelle des üblichen "Urschreis" sofort nach der Geburt mit einer computer-ähnlichen Stimme den Hinweis "Please hold the line" von sich gab, was die Hebamme dazu brachte, daß sie die Nabelschnur noch vorsichtiger als sonst üblich behandelte. Als dann nach einer mit dem Lied "Here we are" musikalisch untermalten Pause der Satz "Falls Sie zu diesem Vorgang etwas zu sagen haben, dann sprechen Sie nach dem nächsten Schrei" aus dem Mund des Neugeborenen kam, verließen die anwesenden Schwestern genau bei diesem Schrei den Kreißsaal.

Es oblag nun den im Kreußsaal anwesenden Ärzten sowie der Hebamme, nach der Säuberung des Kindes eine genaue Untersuchung vorzunehmen. Nachdem ja, wie vorerwähnt, völlig untypisch bereits eine sprachliche Artikulation möglich war, konnte diese nach einigem Suchen durch einen in der Nähe der Stimmbänder vorhandenen Chip lokalisiert werden. Ob weitere und welche Erklärungen auf diesem Chip vorhanden sind, konnte noch nicht geklärt werden, da noch nicht festgestellt werden konnte, durch welche äußeren oder inneren Anlässe diese Erklärungen abgerufen werden. Dem Assistenzarzt fiel als nächstes hinter dem rechten Ohr des Kindes ein weiterer Chip auf, der offensichtlich dazu dienen sollte, Hörgeräusche auch aus größeren Entfernungen wahrnehmebar zu machen.

Als die Hebamme die zusammengeballte linke Hand des Kindes öffnete, sahen alle Anwesenden sofort ein weiteres wichtiges Merkmal. In der Hand war, wenn auch nicht komplett ausgebildet, aber doch in seiner Anlage unverkennbar, die Tastatur eines Telefons vorhanden. Wie gesagt, die Tastatur war noch nicht komplett ausgebildet, aber alle waren sich darüber einig, daß diese Tastatur, ähnlich der Entwicklung der Zähne, zur gegebenen Zeit voll ausgebildet und funktionsfähig sein würde.

Als man daran ging, das Geschlecht des neugeborenen Kindes festzustellen, ergab sich die größte Sensation in diesem sicherlich an Überraschungen nicht armen Vorgang. In der Nähe der üblichen Geschlechtsmerkmale fand sich ein Button, bei dessen Eindrücken ein Dropdown-Menü mit den Wahlmöglichkeiten "male" und "female" erschien. Zunächst ratlos, konnte sich die Hebamme doch entschließen, die zwei möglichen Optionen auszuprobieren, mit dem Ergebnis, daß bei der Option "male" durch Knopfdruck die männlichen äußeren, und wie gleich anschließend vorgenommene Untersuchungen ergaben, auch inneren Geschlechtsmerkmale vorhanden waren und bei der Option "female" dann eben die weiblichen äußeren und inneren Geschlechtsmerkmale.

Es ist gerade diese durch einfachen Knopfdruck innerhalb von Sekunden mögliche Geschlechtsumwandlung, die die uns bekannte Welt bei Ausweitung dieser, nennen wir es einmal "Handy-Befruchtung" völlig umkrempeln, nein, sogar aus ihren Fugen heben könnte. Wir werden an einer weiteren Stelle dieses Berichts mit einigen Überlegungen noch auf diesen sehr wichtigen Aspekt zurückkommen.

An dieser Stelle wenden wir uns einmal den Eltern des "Dual-Sex"-Babys zu, die ja an dem Ergebnis sicherlich nicht unwesentlich beteiligt waren. Das ganze geht zurück auf eine Versuchsreihe der kleinen und noch unabhängigen Firma KONIA, die sich mit der Entwicklung und Produktion von Mobil-Telefonen beschäftigt. Man hatte damals Handy-Geräte mit genauen Gebrauchsanweisungen an interessierte Ehepaare abgegeben. Bei Zusage der Eltern, nach diesen Gebrauchsanweisungen zu handeln, war die einzige Bedingung der Firma KONIA gewesen, daß man das aus diesem Versuch hervorgehende Kind den Vornamen "Konia" geben sollte. Die Firma versprach sich hierdurch, sicherlich nicht unberechtigt, eine globale Verbreitung ihres Firmennamens.

Bezüglich des Gebrauchs des Handys bei dem Zeugungsakt wurde zwischen den Vertragspartnern absolutes Stillschweigen vereinbart. Durch Indeskretion wurde lediglich bekannt, daß es sich bei dem im hier geschilderten Fall benutzten Handy noch um eine Handy der 1. Generation mit ausfahrbarer Antenne gehandelt hat. Auf Anfrage teilt die Firma KONIA jedoch mit, daß daran gearbeitet wird, auch die neueren Handys mit dem kleinen, dicken Antennen-Auswuchs oder sogar mit im Gerät integrierter Antenne kurzfristig für den Gebrauch beim Zeugungsakt verwendbar zu machen. Auch eine Befragung der Eltern brachte keine weiteren Erkenntnisse, wie man sich die praktische Abwicklung vorstellen müsste. Das Ehepaar konnte sich lediglich zu der Stellungnahme entschließen, daß das Handy nach einer gründlichen Reinigung und dem Auswechseln der Batterien sofort wieder voll funktionsfähig war, was das Telefonieren betrifft. Zu dem Vorhandensein weiterer Funktionen wollte das Ehepaar sich nicht äußern, auch nicht zu der Frage, ob bei der Zeugung eines 2. Handy-Babys die Wahl des Vornamens dann den Eltern oder wieder der Firma KONIA vorbehalten sein würde.

In den jetzt anstehenden weiteren Untersuchungen wird auch großer Wert auf die Frage gelegt, inwieweit die Ausführung des jeweils verwendeten Handys Auswirkungen auf die Merkmale bei der späteren Geburt hat. Wir haben in den einführenden Kapiteln gesehen, daß das neugeborene Kind bereits in der Lage war, englisch zu sprechen. Es kann im nachhinein nicht mehr geklärt werden, ob im vorliegenden Fall das Menü des Handys bei dem Zeugungsakt auf "englisch" gestellt war und ob bei einer Stellung "französisch" (oder auch weiterer Sprachen) die entsprechende Sprache in den noch zu entwickelnden Anlagen des Kindes bereits vorhanden sind. Da bei der Geburt - auch nicht bei der Nachgeburt - kein Bedienungshandbuch oder ähnliches gefunden wurde, bleibt es nur abzuwarten, welche Funktionen im Kind selbst durch das Zeugungs-Handy bereits hinterlegt sind. Hier sind wir also - wie revolutionär alles andere auch ist - wie bei der bisherigen Entwicklung eines Kindes darauf angewiesen, die Merkmale und Funktionen abzuwarten, die sich im Laufe der Jahre ergeben werden. Nur am Rande wurde die Frage gestellt, ob eventuell bei der Benutzung eines Handys mit Etui zu einem späteren Zeitpunkt (bei der Geschlechtsreife) bei dem männlichen Teil bereits eine "Kondom-Lösung" vorgegeben ist. Aber hier denke ich, daß wir in das Reich der Spekulation geraten und wir die Entwicklung abwarten sollten.

Wie in diesem Bericht bereits angedeutet, nun jedoch zu einigen Überlegungen zu der "Dual-Sex"-Problematik in dem vorliegenden und weiteren Fällen und den sich daraus ergebenden Fragen und Problemen.

Als Kleinkind ist die doppelte Sexualität sicher am wenigsten problematisch. Gelöst ist endlich die Frage, ob "rosa" oder "blau". Hier kehrt sich die bisherige Praxis ins Gegenteil, in dem das Kleidchen oder der Anzug nicht mehr dem Geschlecht angepaßt werden muß, sondern das Geschlecht mittels Knopfdruck dem Kleidungsstück angepaßt werden kann. Überhaupt wird gerade die Frage der Kleidung in Zukunft nicht mehr zu einem so großen Problem werden, abgesehen von der finanziellen Seite, denn je nach "Lust und Laune" benötigt eine Person in Zukunft ja durchaus Kleidungsmöglichkeiten für beide Geschlechts-Optionen - eine Frage, die in den Etagen der Bekleidungshersteller sicher positiv gesehen wird.

Die Frage auf Auswirkungen auf geschlechstspezifische Personen oder Berufe ist ein sehr weites Feld. Hier können jetzt Phantasien per Knopfdruck ausgelebt werden, die bisher noch in der gesellschaftlichen Diskussion mit Vorbehalten und Vorurteilen belastet sind. Beispielsweise ist vorstellbar, daß der "Mann" einer "Dual-Sex-Person" mit der "Frau" einer "Dual-Sex-Nachbar-Person" einläßt, um sich kurz darauf als "Frau" von dem Nachbar-"Mann" verführen zu lassen. Aber auch hier geraten wir in den Bereich der Spekulation.

Ebenfalls spekulativ ist die Frage, wie möglicherweise später der Klerus mit dieser elementaren Veränderung umgehen wird. Weibliche Päpste hat es zwar schon gegeben, aber meines Wissens nach noch keinen Papst, der vormittags "Paul" und nachmittags "Pauline" heißt, mit allen sich daraus ergebenden Problemen und Möglichkeiten. Aber auch hier bleibt abzuwarten, ob die jetzt und später geborenen Handy-Babys in diese höheren Bereiche vorstoßen können.

Für den heutigen ersten Bericht soll es hiermit genug sein. Wir bleiben jedoch am Hörer und werden Sie über die weitere Entwicklung des ersten "Handy-Babys" auf dem laufenden halten. Für hier und jetzt sagen wir: "Please hold the line".

(Ihr Reporter vor Ort war: "Konia P. Handy" (die Übereinstimmung meines Vornamens mit dem Vornamen des "Handy-Babys" ist rein zufällig).
 



 
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