Tiere als Nachbarn

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Ich wohne am Ortsrand in einer Sackgasse - und auch noch in Nummer dreizehn. Unsere Straße grenzt an ein Landschaftsschutzgebiet. Der Wald, der Fluss, die Feuchtwiesen sind nah. Die Häuser haben große Gärten. Es herrscht reger Wildwechsel, da gibt es viel zu beobachten, Zum Beispiel Igel in der Abendstunde, wenn es schon beinahe dunkel ist. Ich sah sie früher wiederholt von der Terrasse, wie sie durch den Garten zogen. Ihr Ziel war der Rasen des Nachbarn. Ich glaube, sie suchten dort Würmer. Es waren lautlose graue Schattenflecke, die um die Sträucher und Stauden glitten und dann drüben auf der Grasnarbe verharrten. Inzwischen kommen sie nicht mehr. Mein Garten ist ihnen jetzt für ihren Transfer zu dicht bewachsen.

Vögel kann ich zu allen Jahreszeiten aus den Fenstern gut beobachten. Die schönsten sind für mich die Stieglitze, beinahe papageienbunte Kleinvögel mit scharlachroter Gesichtsmaske. Sie kommen nur im Spätsommer und Frühherbst, wenn die Sonnenblumenkerne reif sind. Zwei Sommer lang saß eine Wildtaube am liebsten auf dem First des Nachbarhauses und gurrte vom Morgen bis zum Abend. Gurr, gurr, gurr ... kleine Pause ... gurr, gurr, gurr ... Sie wurde lästig. Dann hörte es für immer auf und eine tote, halb zerfetzte Taube lag im Garten. Welcher Vogel hatte sie geschlagen? Ich zog Handschuhe an, nahm eine Schaufel und ... Darf man tote Wildvögel als Restmüll entsorgen? Oder gehören sie in die Biotonne?

Im Winter sehe ich von der Wohnung aus hin und wieder einzelne Rehe. Auf dem Asphalt, zwischen parkenden Autos wirkt ein Reh exotisch. Sie suchen den Rückweg in den Wald, springen hektisch über Zäune und durch Gärten. Leider sind sie auf den Geschmack an Tulpentrieben gekommen. Jedes Frühjahr fressen sie mir nun die sprießenden Tulpen ab, bevor sie blühen. Es gibt hier auch Füchse. Eine Nachbarin sah einmal vom Balkon aus einen durch meinen Garten schnüren.

Und Haustiere? Ja, Katzen, nicht wenige - doch heute einmal nichts über Katzen. Hunde? Sie werden im Allgemeinen sicher verwahrt. Manchmal bellen sie mehr als nötig. Ein lebhafter Schnauzermischling treibt sich hier neuerdings allein herum. Für unser Grundstück hat er eine besondere Vorliebe entwickelt. Er fühlt sich hier wie zu Hause und beträgt sich genauso. Einmal hat er, hinter unserem Zaun stehend, den Zeitungsausträger verbellt. Der Austräger hat sich nicht hereingetraut und die Zeitung zwischen die Zaunlatten gesteckt. Ich - hatte gerade draußen nichts zu erledigen.

In der Nähe ist ein Reiterhof. Sie züchten sogar Trakehner. Manche Pferdefreunde werden mit ihren Tieren nicht fertig. Dann läuft schon mal ein Pferd allein in die Stichstraße hinein. Das Hufgetrappel eines entlaufenen Pferdes auf Asphalt, das man noch nicht sieht, hört sich bedrohlich an. Ich verschwinde dann lieber im Haus und beobachte den Fortgang der Ereignisse vom Fenster. Richtig, unser Tor steht gerade offen und ein Pferd galoppiert auf das Grundstück. Hoffentlich kommt bald einer und fängt es wieder ein.
 



 
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