Tigerkatze

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Walther

Mitglied
Tigerkatze


Es gießt sich über mich von roten Lippen
Ein Strom von heißer Gülle beißend aus,
Er sengt und brennt mich ohne jede Paus';
Den Engeln gleich erscheinen mir Xanthippen,

Beginnst Du erst am Meer der Wut zu nippen
Und löst danach das Wehr des Atemstaus.
Was ich auch sage, schnurz, denn ich verbau’s,
Wenn Deine schlanken Beine heftig wippen;

Viel wird gesagt, doch es wird nicht erhört.
Der Tigerkatze gleich ertönt ein Fauchen,
Und ich verstumme staunend und verstört.

Ich lasse diese Feuersbrunst verrauchen:
Was kann ich tun, Du hast mich so betört,
Tief muss ich in die Liebeshölle tauchen.

Alternativ:

Ich lasse diese Feuersbrunst verrauchen:
Was kann ich tun, da du mich so betört,
Als mannhaft in die Höllenglut zu tauchen.
 
Hallo Walther,
Was bedeutet denn das?
Es gießt sich über mich von roten Lippen
Ein Strom von [red]heißer Gülle [/red]brennend aus,

Laut Wikipedia;
Gülle ist ein Wirtschaftsdünger, der hauptsächlich aus [red]Urin [/red]und [red]Kot [/red]besteht.

Es grüßt dich eine sehr irritierte Marie-Luise
 

Walther

Mitglied
Moin Marie-Louise,

in der Tat ist Gülle, was Du beschriebst. In Fässer gefüllt kommt sie, meistens aus der Auffanggrube, unter dem Sauenstall, mehr als körperwarm, da sich ja biochemische Reaktionen ereignen, erst in das weißschmutzige Plastikgüllefaß (heute als Tank auf einem Wagen, der an den Trecker kommt, fest verbaut) auf das Feld. Der in der Fläche Wohnende nennt diesen Akt "Güllefahren". Sie stinkt erbärmlich, taut den Schnee auf dem Feld komplett und sorgt für den erhöhten Nitratgehalt im Grundwasser.

Das Bild paßt also in Gänze. Auch Seelenkot kann brenndend heiß sein und versengen.

Letztlich ist das ein bewußt extremes Bild, das im Bezug auf die roten Lippen, von denen man eigentlich Liebesschwüre erwartet, seine gewaltig-gewalttätige Spannung aufbaut. Nun magst Du mit diesem Bild nichts anfangen können, dem kann ich nichts entgegnen. Bilder sind "Geschmacksache", wie jede Sprachübung, egal in welcher Form.

Im Großen und Ganzen ist es wohl so, daß Männer eher zur körperlichen Aggression, während die Damen mehr zur Wortgewalt neigen. Wobei diese Bemerkung, wissenschaftlich gestützt, immer nur die Tendenz aufzeigt, aber nie die komplexen Beziehungen zwischen sich Hassliebenden im Einzelfall völlig beschreibt.

Kurz: Dieses Gedicht kann man(n) mögen oder nicht. Es beschreibt dennoch ein Stück aus dem Leben, getreu meinem Motto: Gelegenheit macht Dichtung.

Sonnige Herbstgrüße

W.
 
Hallo Walther,
Bei den Worten '' ein Strom von heißer Gülle'' konnte ich mir einfach nur die Jauche vorstellen und nicht im übertragenen Sinne die bösen, verletzenden Worte.
Es grüßt dich
Marie-Luise
 

Walther

Mitglied
Moin Marie-Louise,

das verstehe ich vollkommen. Wie gesagt: Drastische Bilder liegen nicht jedem, und sie mögen aus der Sicht der Leser sogar manchmal schiefliegen, was gelegentlich ja stimmt. :) So evtl. auch hier.

Lieber Gruß W.
 
Hallo Walther,
ich habe dein Gedicht noch sehr oft gelesen. Es gefällt mir immer besser. Dein LyrikIch ist dieser Frau wohl verfallen, obwohl dich ihre Worte wie Gülle berühren.
Ich hätte vielleicht ''spitze Nadeln'' gebraucht.
Nochmals Grüße
Marie-Luise
 

Walther

Mitglied
Moin Marie-Louise,
Nadeln sind wohl nicht das Richtige. :) Ich bin doch kein Quälgeist.
Aber danke für die "Blumen". Sie tun, wie alles kleine Lob, gut.
Lieber Gruß W.
 
Noch einmal Hallo,
ich glaube, du hast mich falsch verstanden. Ich meinte statt Gülle, spitze Nadeln. [blue]Worte wie spitze Nadeln.[/blue]
Einen schönen Restsonntag wünscht dir
Marie-Luise
 

Walther

Mitglied
Moin, Marie-Louise,
danke für den Hinweis. Du bist da eben "freundlicher gestrickt".
Und das mit den Nadeln hatte ich wirklich falsch verstanden. Entschuldigung.
Aber egal. Die "7" bleiben mir ja. :)
Danke und lieber Gruß
W.
 

presque_rien

Mitglied
Hallo Walther,

ich mag dein Gedicht sehr!! Kann mich gut identifizieren ;)... Auch die Gülle finde ich genau passend! Nur drei Sachen:

1) Ich studiere ja Allgemeine Sprachwissenschaft, also dürfte ich sowas überhaupt nicht sagen, aber: Mich stört dein "weil + Verbzweitstellung" ;)! In einem relativ klassischen Gedicht wäre "denn" an dieser Stelle dann doch treffender...

2) Den allerletzten Vers finde ich seltsam. Ist das eine Anspielung auf Versöhnungs-Sex? ;) Wie dem auch sei, an der Originalität des Gesamtwerks gemessen wirkt er (auch weil der Schlussvers einen Akzent setzen sollte) öde.

3) Vorschlag: "Es wird gesagt, doch es wird nicht erhört." --> "Viel wird gesagt, doch es wird nichts erhört."

Aber ansonsten: wunderbar!

LG Julia
 
O

Outliner

Gast
ein ext, der unehrlich auf mich wirk und eher die phantasie eines sesselsitzers darstellt.
wer die frauen achtet, der weiß sie zu beschreiben.
hier sehe ich nur das verkrapfte bild einer eindimensionalen betrachtung, die zudem an witz und esprit vermissen lässt.

alles in allem ein schlechtes gedicht, dass man auch in keiner anthologie lesen würde, weil es in dieser thematik hunderte gibt, die eine differenzierte darstellung ausstrahlen.


michael
 

Walther

Mitglied
Hallo Presque-rien,

ich habe Deine Vorschläge eingearbeitet, vielen Dank dafür. Für das zweite Trippel habe ich eine Alternative gepostet.

Ich hoffe, daß das so besser geworden ist, Deinen Anregungen sei dank.

Lieber Gruß W.
 

Walther

Mitglied
Hallo Michael Outliner,

danke für Deinen Eintrag. Jeder Beitrag ist ein wichtiger. Nur so kommt Farbe in die Debatte.
ein ext, der unehrlich auf mich wirk und eher die phantasie eines sesselsitzers darstellt.
Soso. Du scheinst Dich mit mir gut auszukennen. Touché also.
wer die frauen achtet, der weiß sie zu beschreiben.
hier sehe ich nur das verkrapfte bild einer eindimensionalen betrachtung, die zudem an witz und esprit vermissen lässt.
Aha. Treffend beschrieben. Jetzt wäre für diese Generalvernichtung noch ein wenig sachliche und handfeste Begründung hilfreich.
alles in allem ein schlechtes gedicht, dass man auch in keiner anthologie lesen würde, weil es in dieser thematik hunderte gibt, die eine differenzierte darstellung ausstrahlen
Das ist eine Meinung, die ich gerne gelten lasse. Ich habe gar nicht beabsichtigt, damit in eine Anthologie zu kommen, nehme aber Vorschläge, wo das hinpassen würde, immer entgegen. Jeder darf hier sagen, was er denkt, egal ob es fundierte Kritik oder platter Blödsinn / Niedermache ist.

Mein Drang nach Druck ist gar nicht so ausgeprägt. Es reicht zu wissen, was man kann, damit die Bäume nicht in den Himmel wachsen. Weißt Du's? Oder vielmehr: Weißt Du überhaupt, was (gute) Lyrik ist?

Lieber Gruß W.
 
O

Outliner

Gast
gute lyrik = neue lyrik
gute lyrik = interessante lyrik
gute lyrik = meinungsäußerung in worten
gute lyrik = bukowski, north sun, zappa

für mich
 

JoteS

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Walther

Ich finde es ja so OK, aber dafür, dass Du sonst so pedantisch in Sachen Metrum bist... :eek:
Dem Text fehlt es auch ein wenig an Leichtigkeit, er wirkt konstruiert. Wieso? Keine Ahnung. Ich denke mal, entweder es gelingt ein stimmiger, in sich geschlossener Tonfall, entweder eine Story entwickelt sich (selbst wenn sie Überraschungen und Wendungen hat) ganz selbstverständlich, oder eben nicht. Hier fehlt dazu ein bisschen.

J. :D
 

presque_rien

Mitglied
Hi Walther,

ich weiß, man kann es Frauen einfach nicht recht machen ;), deine Tripel-Alternative gefällt mir nämlich auch nicht so gut (das "betört" fand ich nämlich schön!), deshalb hier mein Vorschlag:

Ich lasse diese Feuersbrunst verrauchen:
Was kann ich tun, da du mich so betört,
Als mannhaft in die Höllenglut zu tauchen.
 

Rhea_Gift

Mitglied
Hi Walther,

interessante Bilder, aber die alternative finde ich zu holprig... und irgendwie sehr arg verknotet und überladen, die Bilder, zu arg für meinen Geschmack - dadurch gefallen mir nur einige Zeilen...

LG, Rhea
 

Walther

Mitglied
Moin JoteS,

ich bin nunmal ein Fachmann für's Formale, Du biust dafür einer für den interessanten Inhalt. :)

Hallo Presque-Rien!

Ich habe drei davon zuhause, ich weiß daher, von Du sprichst. ;) Dein Vorschlag ist klasse und bereits eingebaut. :D

Hallo Rhea-Gift,

man(n) kann es nicht alle rechtmachen - jedenfalls teilen diese Verse / Strophen die Welt in freundliche und eher weniger Leserkommentare. Das aber heißt, an dem Werk sind Widerhaken, die jedenfalls reizen, und wenn es nur zu einer deutlich ablehnenden Bemerkung ist. Damit habe ich mit diesem partiell extremen Text wenigstens eines der Ziele erreicht, das ich erreichen wollte: Man muß sich mit ihm auseinandersetzen, man kann nicht einfach nur über ihn hinweggehen. :D

In diesem Sinne, Ihr Lieben,

die besten Grüßen und der herzlichen Dank

von W.
 
S

Spaetschreiber

Gast
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Und oben „ext“ ein „wirk“ sich selbst,
mich würgt es auch, weil krank geschrieben,
dies Brot ist jenseits aufgetafelt,
nur für mich und die, von „drüben“
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Lieber Walter,

ich kenne diese Momente in den man derartige Texte schreibt, man fällt irgendwie hinein und strudelt. Der kommende Tag bringt dann ans Licht, über welchen Wortschatz man verfügt und man wundert sich selbst. Mutig ist der, der solche Texte sofort plakatiert. Du bist es. Dafür bin ich dankbar (Du weißt es schon).
Na klar kann man alles immer anders machen, aber diesen Moment des Schreibens hätte ich auch gern öfter. Ich finde solche Gedanken toll. Ob das nun ein wertvolles Gedicht ist, ist mir völlig piepegal. Ich finde den Zauber des Moments gut und außerdem fördern derartige Geschichten die Kommunikation. Was gibt’s schöneres ?????

Sei Hochachtungsvoll und herzlich gegrüßt !!!

Tom (..ein lebenslanger Lehrling)
 



 
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