Renee Hawk
Mitglied
Tilda ist da!
Tilda ist ein sechsjähriges Mädchen, welches diesen Sommer in die Schule kam.
Ihr lachendes, helles Gesicht wird von goldblonden Schillerlocken umspielt und ihre dunkelbraunen Rehaugen schauen dich voller Neugier und Wissensdurst durchdringend an.
Wenn Tilda Fragen stellt, dann nur solche bei denen du mächtig ins Grübeln kommst und nichts falsches antworten willst und/oder kannst, denn Tilda ist gewitzt und überdurchschnittlich intelligent und jeden Versuch einer Schwindelei würde sie sofort bemerken.
Noch steckte sie in ihrem roten Anorak, Marlene (ihr Stoffhund) unter ihrem Arm und Tränen, dicke Krokodilstränen, kullerten wild an ihren erröteten Wangen entlang, um mit einem lauten „Plumps“ auf ihrem roten Notizhefter zu landen.
Zum Steinerweichen stand sie ihrer Mutter gegenüber und mit zitternder Stimme flüsterte das Mädchen: »Mutti, ich habe es mir anders überlegt«
»Tilda, bitte ... ich muss zu meiner Prüfung. Heute Abend rufe ich dich noch einmal an. Ich liebe dich«, dann drückte Anja ihre Tochter feste an sich und ein Sturzbach der vielen kleinen Salzperlen traten aus den kleinen Augen Tildas hervor.
»Merlin und Minki haben sich doch so sehr auf dich gefreut«, versuchte ich das Mädchen zu trösten, doch nichts half.
Kein niedlich drein blickender Kater, keine Verlockung mit einem neuen Video und auch nicht die euphorische Freude unserseits über den kleinen Nachtgast in unserem Hause.
Tilda weinte was das Zeug hielt.
Anja schaute voller Wehmut ihrer Tochter ins Gesicht und ein tiefer Abschiedschmerz zeichnete sich in ihren Zügen ab. Anjas blaue Augen wurden wässrig und noch bevor die erste Träne fiel öffnete sie die Haustür, versuchte die Wohnung zu verlassen, während die kleine Tilda mit all ihrer Kraft sich an der Hand ihrer Mutter festhielt.
Die Haustür fiel ins Schloss.
Das Kind schmiss sich auf den harten, kalten Laminatfussboden und heulte die Haustür an.
»Meine Mama ... meine Mama ... «
»Mäuschen komm, es ist viel zu kalt auf dem Boden. Wir gehen ins Wohnzimmer, da lässt es sich viel wärmer weinen« OK - der Witz war nicht gut, das merkte ich in dem Augenblick als Tilda zur Tür hin robbte.
Ich packte das Kind unterm Bauch und trug es samt Jacke, Schuhe, Marlene und rotem Schreibetui ins Wohnzimmer, setzte mich mit ihr in den Sessel, drückte das Kind an mich und hielt sie einfach fest.
Unterdessen wechselte das Fernsehprogramm wie von Geisterhand.
Jetzt versuchte Stefan beruhigend auf sie einzuwirken.
»Ja ... also ... wenn du ganz lange weinst, dann kommt der nächste Tag erst in drei Tagen, aber wenn du jetzt aufhörst, dann kommt schon morgen deine Mami. Kannst dir ja ausmalen, ob das funktioniert.«
Ich verstand diese Logik zwar nicht, aber Tilda schien sie zu begreifen, denn auf meine Frage hin, ob sie gerne KIKA sehen möchte, nickte sie begeistert und Stefan konnte ihr Jacke und Schuhe ausziehen.
Nach ein paar Schluchzern waren alle Tränen vergessen.
So schnell wie der Sturm im Wasserglas begann, so schnell lösten sich die Wogen wieder auf.
Gerade hatte ich die Kleine zu Bett gebracht, als sie mich nach einem Stift fragte. Aus dem Arbeitszimmer holte ich ihr einen Bleistift.
»Für was brauchst du den?«, fragte ich neugierig und grinste.
Stolz gab mir Tilda zur Antwort: »Ich muss noch eine Geschichte schreiben.«
Ob Kinder Tagebuch führen?, dachte ich und hörte einige Minuten später, wie sie Marlene eine Geschichte von einem weinenden Mädchen erzählte.
Reneè Hawk ©28.09.02
Tilda ist ein sechsjähriges Mädchen, welches diesen Sommer in die Schule kam.
Ihr lachendes, helles Gesicht wird von goldblonden Schillerlocken umspielt und ihre dunkelbraunen Rehaugen schauen dich voller Neugier und Wissensdurst durchdringend an.
Wenn Tilda Fragen stellt, dann nur solche bei denen du mächtig ins Grübeln kommst und nichts falsches antworten willst und/oder kannst, denn Tilda ist gewitzt und überdurchschnittlich intelligent und jeden Versuch einer Schwindelei würde sie sofort bemerken.
Noch steckte sie in ihrem roten Anorak, Marlene (ihr Stoffhund) unter ihrem Arm und Tränen, dicke Krokodilstränen, kullerten wild an ihren erröteten Wangen entlang, um mit einem lauten „Plumps“ auf ihrem roten Notizhefter zu landen.
Zum Steinerweichen stand sie ihrer Mutter gegenüber und mit zitternder Stimme flüsterte das Mädchen: »Mutti, ich habe es mir anders überlegt«
»Tilda, bitte ... ich muss zu meiner Prüfung. Heute Abend rufe ich dich noch einmal an. Ich liebe dich«, dann drückte Anja ihre Tochter feste an sich und ein Sturzbach der vielen kleinen Salzperlen traten aus den kleinen Augen Tildas hervor.
»Merlin und Minki haben sich doch so sehr auf dich gefreut«, versuchte ich das Mädchen zu trösten, doch nichts half.
Kein niedlich drein blickender Kater, keine Verlockung mit einem neuen Video und auch nicht die euphorische Freude unserseits über den kleinen Nachtgast in unserem Hause.
Tilda weinte was das Zeug hielt.
Anja schaute voller Wehmut ihrer Tochter ins Gesicht und ein tiefer Abschiedschmerz zeichnete sich in ihren Zügen ab. Anjas blaue Augen wurden wässrig und noch bevor die erste Träne fiel öffnete sie die Haustür, versuchte die Wohnung zu verlassen, während die kleine Tilda mit all ihrer Kraft sich an der Hand ihrer Mutter festhielt.
Die Haustür fiel ins Schloss.
Das Kind schmiss sich auf den harten, kalten Laminatfussboden und heulte die Haustür an.
»Meine Mama ... meine Mama ... «
»Mäuschen komm, es ist viel zu kalt auf dem Boden. Wir gehen ins Wohnzimmer, da lässt es sich viel wärmer weinen« OK - der Witz war nicht gut, das merkte ich in dem Augenblick als Tilda zur Tür hin robbte.
Ich packte das Kind unterm Bauch und trug es samt Jacke, Schuhe, Marlene und rotem Schreibetui ins Wohnzimmer, setzte mich mit ihr in den Sessel, drückte das Kind an mich und hielt sie einfach fest.
Unterdessen wechselte das Fernsehprogramm wie von Geisterhand.
Jetzt versuchte Stefan beruhigend auf sie einzuwirken.
»Ja ... also ... wenn du ganz lange weinst, dann kommt der nächste Tag erst in drei Tagen, aber wenn du jetzt aufhörst, dann kommt schon morgen deine Mami. Kannst dir ja ausmalen, ob das funktioniert.«
Ich verstand diese Logik zwar nicht, aber Tilda schien sie zu begreifen, denn auf meine Frage hin, ob sie gerne KIKA sehen möchte, nickte sie begeistert und Stefan konnte ihr Jacke und Schuhe ausziehen.
Nach ein paar Schluchzern waren alle Tränen vergessen.
So schnell wie der Sturm im Wasserglas begann, so schnell lösten sich die Wogen wieder auf.
Gerade hatte ich die Kleine zu Bett gebracht, als sie mich nach einem Stift fragte. Aus dem Arbeitszimmer holte ich ihr einen Bleistift.
»Für was brauchst du den?«, fragte ich neugierig und grinste.
Stolz gab mir Tilda zur Antwort: »Ich muss noch eine Geschichte schreiben.«
Ob Kinder Tagebuch führen?, dachte ich und hörte einige Minuten später, wie sie Marlene eine Geschichte von einem weinenden Mädchen erzählte.
Reneè Hawk ©28.09.02