Timmi und Marie retten die Märcheninseln

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jogiba

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Dies ist eine kurze Textprobe aus meiner Erzählung "Timmi und Marie retten die Märcheninseln"(21o Seiten a 30 Zeilen x 60 Zeichen), in der zwei dicke Freunde mit dem Geheimauftrag betraut werden, die Märchenwelt zu retten, die aufgrund der mangelnden Fantasie vieler Kinder total aus den Fugen geraten ist.

Bei der Geißleinfamilie oder Nervensägen im Schafspelz

Sie mussten gar nicht lange gehen, als sie von einer Anhöhe ein Haus erblicken konnten, das wie ein großer Fliegenpilz aussah. Vor dem Haus verlief ein gurgelnder Bach, sodass man nur über einen Steg zum Häuschen gelangen konnte.
»Ob das wohl das Haus der Geißleinfamilie ist? Komm, wir gucken uns das mal aus der Nähe an«, schlug Marie vor.
So gingen sie den Hügel hinunter und hatten das Haus fast erreicht, als sie aus dem Inneren des Hauses Stimmen vernahmen und gleich darauf die Tür geöffnet wurde. Sie hatten gerade noch genug Zeit, hinter einem großen Stein gegenüber des Hauses in Deckung zu gehen.
Jetzt wussten sie auch, was es mit der Familie Geißlein auf sich hatte. Aus dem Haus trat eine Ziege, welche früher und besonders auch in Märchen häufig als Geiß bezeichnet wurde. In der Tür drängten sich sieben kleine Geißlein, sicherlich die Kinder der Geiß. Sie drehte sich zu ihrem Nachwuchs um und sagte:
»Liebe Kinder, ich muss ausgehen und Futter holen, nehmt euch vor dem bösen Wolf in Acht und lasst ihn nicht herein, gebt auch Acht, denn er verstellt sich oft, aber an seiner rauen Stimme und seinen schwarzen Pfoten könnt ihr ihn erkennen. Hütet euch, wenn er erst einmal im Haus ist, so frisst er euch alle miteinander.«
»Ja, liebe Mutti« erklang es artig aus sieben Kehlen gleichzeitig.
Daraufhin ging sie los, den Hügel hinauf und war wenige Minuten später, nicht mehr zu sehen.
Timmi und Marie waren sich in ihrem Versteck sofort einig darüber, dass sie es hier mit dem Märchen >Der Wolf und die sieben jungen Geißlein< zu tun hatten. Sie lauerten gespannt in ihrem Versteck, welchen weiteren Verlauf das Märchen denn nun wohl nehmen würde.
Die sieben Geißlein gingen über die Brücke auf den Weg und reckten die Hälse, ob ihre Mutter denn wohl auch wirklich verschwunden war.
»Gebt fein Acht, liebe Kinder, sonst frisst euch der große böse Wolf, uuhuhuuu«, äffte eins der Geißlein seine Mutter mit verstellter Stimme nach und zog eine finstere Grimasse, welche wohl den Wolf darstellen sollte. Ein meckerndes Gekicher der Geschwister war die Folge, wobei sie sich gegenseitig grimmige Gesichter schnitten. Sie bildeten einen Kreis, hielten sich bei den Hufen und stimmten tanzend ein fröhliches Lied an:
»Wir sind die sieben Geißlein
und haben Angst vorm Wölfilein.
Sollte er wirklich erscheinen,
müssen wir bitterlich weinen.«
Und wieder kicherten sie wie wild um die Wette.
»Oh, guckt doch mal. Da hinten kommt jemand«, sagte da die eine von ihnen.
Aus der anderen Richtung näherte sich langsam ein alter Mann. Er hatte einen großen Rucksack geschultert und benutzte beim Gehen einen Wanderstock.
»Kommt, den werden wir gebührend empfangen. Soll uns doch wohl keiner nachsagen, dass wir nicht wissen, was warmherzige Gastfreundschaft bedeutet.«
Die Geißlein liefen schnell ins Haus zurück und zogen die Haustür hinter sich zu. Als der ahnungslose Mann den Weg auf der Höhe des Hauses entlangspazierte, rissen sie die Tür auf und stürmten auf den Weg.
»Holla, Wandersmann, wohin führt dich der Weg?« fragte eine der Geißlein mit süßlicher Stimme. »Willst du dich nicht ein bisschen bei uns ausruhen?«
Der Wanderer schien sich über das unerwartete Angebot der Geißlein, sichtlich zu freuen.
»Oh, Kinder, das wäre wirklich zu freundlich«, erwiderte er.
Eins der Geißlein hinter seinem Rücken deutete auf ihre Augen und dann auf ihren Gast. Sie wollte auf die ungewöhnlich dicken Brillengläser aufmerksam machen, die er trug. Am Gesichtsausdruck der Geschwister war unschwer abzulesen, dass diese verstanden hatten.
»Komm, wir helfen dir deinen Rucksack abzunehmen, damit du dich eine Weile auf der Bank vor unserem Haus ausruhen kannst«, sagte eins der Geißlein, worauf sie zu dritt anfingen, am Rucksack des Wandersmanns herumzuzerren. Wie zufällig stieß ein Geißlein mit dem Arm gegen seine Brille. Sie rutschte von der Nase und wurde von einem anderen Geißlein aufgefangen.
»Ups, das ist ja gerade noch einmal gutgegangen. Fast wäre die Brille hingefallen und zerbrochen. Oh, sie ist ja ganz staubig. Meine Schwestern werden sie zum Haus führen, während ich ihnen ihre Brille putze.«
»Sei bloß vorsichtig mein Kind, ohne Brille bin ich blind wie ein Maulwurf«, sagte der Mann ängstlich mit zittriger Stimme.
»Aber wo denkst du hin? Natürlich werde ich mich vorsehen.«
Sie nickte ihren Schwestern zu, worauf diese den arglosen Mann unterhakten und mit ihm auf ihr Haus zugingen. Doch was sollte das werden, dachten Marie und Timmi. Sie gingen nicht auf den Steg zu der über den Bach führte. Sie stellten sich mit dem Mann ein Stück links neben dem Steg auf, ließen ihn los und sagten:
»So, jetzt geradeaus über den Steg. Wir passen schon auf!«
Marie und Timmi wollten nicht glauben, was sie da sahen. Ich spiel ja gern mal jemandem einen handfesten Streich, dachte Timmi bei sich, aber das hier geht nun wirklich zu weit.
Der bemitleidenswerte Spaziergänger ging los, machte einen Schritt ins Leere, ruderte mit den Armen hilflos in der Luft herum, rutschte aus, landete auf seinem Hosenboden und rutschte mit Schwung in den Graben, dass es nur so klatschte. Die kleinen Zicklein lachten so laut, dass man das Geschimpfe des bemitleidenswerten Mannes kaum hören konnte. Sie standen alle versammelt auf der kleinen Brücke und verspotteten ihn nach Strich und Faden.
»Ach, Väterchen, wir haben dir doch ausdrücklich gesagt, jetzt nur nicht geradeaus. Wenn du aber nicht auf uns hören willst, dann können wir dir auch nicht helfen«, prustete eines der Zicken.
Wütend versuchte der durchnässte, arme, alte Mann, die Böschung des Grabens hinaufzuklettern. Als er jedoch auf dem glitschigen Gras abrutschte und wieder in den Graben zurückplumpste, war das Gejohle groß. Unter größten Mühen rappelte sich das Opfer der Geißlein jedoch gleich wieder auf und versuchte es von neuem. Und dieses Mal schaffte er es zu seinem Glück schließlich auch. Oben angelangt, ging das Zicklein mit der Brille auf ihn zu und sagte:
»Hier, guter Mann, hast du deine Brille wieder. Du solltest aber wirklich keinen Schritt ohne Brille machen, so schlecht wie du gucken kannst, lass dir das von mir gesagt sein. Wirklich zu leichtsinnig, einfach ohne Brille durch die Weltgeschichte spazieren zu wollen.«
Eine ihrer Schwestern musste aber noch eins draufsetzen:
»Da du jetzt so pitschnass bist, können wir dich leider nicht mehr auf unsere Bank bitten. Du würdest nur alles schmuddelig machen, und wir würden nachher Ärger mit unserer Mutti bekommen. Das willst du doch wohl sicher nicht, oder?«
»Wartet nur, wenn ich eure Eltern treffe. Ihr werdet schon noch sehen! Euch sollte man alle einsperren. Ihr seid doch gemeingefährlich!« schrie der bedauernswerte Mann und hob drohend die Faust.
Doch er schob sich hastig seine Brille auf die Nase und ging schnellstens seiner Wege. Was hätte er auch gegen die rotznasigen Zicklein ausrichten sollen? Immer wieder drehte er sich um und drohte ihnen, worauf er jedoch jedes Mal nur höhnisches Gelächter erntete.

Weiter Leseproben und Informationen zu meiner Person unter
http://www.bandowski-joerg.de
 

hera

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo jogiba,

so wie der Auszug hiersteht, finde ich ihn auch eher verwirrend. Am Anfang geht es noch. Aber als der Mann, der ohne Brille nicht sehen kann, so misshandelt wird, hört der Spaß auf. Gut, du schreibst, dass die Märchenwelt aus den Fugen geraten ist. Aber so wie du das schilderst, kann ich das nicht nachvollziehen. Ich mag auch nicht "Hier klicken".
Lust auf mehr, macht dein Textauszug leider bei mir nicht.

Viele Grüße, hera
 

Axel B

Mitglied
Ein bischen heftig, dieses "aus den Fugen geratene" Märchen. Aber ich finde die Idee, in eine Märchenwelt abzutauchen, in der etwas schieft läuft, sehr reizvoll. Aus Deinem Textauszug geht leider nicht hervor, auf welcher Stufe der Eskalation in der Märchenwelt wir uns befinden, ob es langsamer und weniger drastisch beginnt, und wie schlimm es unter Umständen am Ende gar werden wird.

Fazit: Aus dem Zusammenhang gerissen, empfinde ich den Text als starken Tobacco.

Axel
 



 
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