Tintengerinnsel

Tintengerinnsel

Die Zeit kringelt fort
in qualmenden Ringen
die Nacht rauscht dahin
selbst der Mond
scheint in Eile
hinter den Zweigen

doch in den Zeilen
gerinnt in der Tinte
was ich dir so stürmisch
künden will

ob zwischen den Worten
der galoppierende Pulsschlag
dich auch erreicht
und dein Herz
einen Takt
schneller
schlagen lässt?

Hallo Rhea,

Dein Gedicht fängt schon doppelt gemoppelt an:

Die Zeit kringelt fort
in qualmenden Ringen

dann das Konzept:


was ich dir so stürmisch
künden will

ob zwischen den Worten
der galoppierende Pulsschlag
dich auch erreicht
und dein Herz
einen Takt
schneller
schlagen lässt?

Wenn ich etwas "künden" ("verkünden") will, dann frage ich nicht, sondern treffe eine Aussage.

Viele Grüße
atoun

hi Rhea,
gute Idee vl als Anregung:
Die Zeit wirbelt fort
in qualmenden Ringen

und zum letzten Vers:

zwischen den Worten-
galoppierender Pulsschlag

erreicht er dich
und lässt dein Herz
einen Takt schneller
schlagen ?

nur so als Idee
liebe Grüße
Lena

Liebe Rhea,

da möchte ich atoun Recht geben. Dein leichter Hang zum Monumentalen hat dich ereilt ...

Straff gekürzt könnte aber etwas Schönes daraus werden:

Tintengerinnsel

Die Zeit kringelt fort -
selbst der Mond
scheint in Eile
doch zwischen den Zeilen

gerinnt mir die Tinte

Zum Vergrößern anklicken....

Liebe Grüße
Heidrun

Ich weiß, das ist schon heftig gekürzt, aber irgendwie alles gesagt. Nee?

also diesen Vorschlag von Heidrun finde ich genial
Lena

Hallo Rhea,

vielleicht so meine Deutung :

Wechselnde Spannungs-Sequenzen,
verschiedene Erzähl-Geschwindigkeiten spüre ich in Deinem Text - ein Schreiben, ein Erzählen(wollen),
mit den Worten die Liebe bekunden - und da ist diese Frage, ob dies Begehren erhört werden will – vom Gegenüber.

Und dieses plötzliche Gefühl, als würde die Tinte diese Sehnsucht nicht weitend erzählen wollen, als würde etwas gerinnen - nur was ist es genau ?

Was ich inhaltlich als einzelne Klimaxe spüre, kommt für mich an manchen Stellen sprachlich nicht so in Spannung – meine ich.

Habe mal etwas probiert :


Tintengerinnsel

Die Zeit tingelt fort
im qualmenden Rauch
löst sich auf - wie die Nacht
selbst
Mond scheint in Eile
hinter den Zweigen
fliehende Zeit

bleibt - bleiben die Zeilen
dazwischen
mein alles Dir zeigen

doch
Tinte gerint
Adergerinsel
mein schlagender Puls
die Worte zu dir....

Du sie auch ?

---------------------------------------------

Rhea, bin mal gespannt, ob da für Dich ein Hubberle passend sein könnte )

und wieder ein tintelndes Tschüss , Jacko

--

Hi atoun,

du hast dann leider die Aussage meines Textes nicht verstanden - es geht ja darum, die Aussage zwischen den Zeilen zu machen.
Das LyrI WILL künden - aber hat es gekündet? In den in Tinte geronnenen Aussagen - nein. Zwischen den Zeilen - überlasse ich deinem Gefühl... etwas weiteres baue ich vielleicht noch ein - Jackos "alles Dir zeigen" - denn man kann Dinge sagen UND/ODER zeigen - mal schauen... man kann auch beides versuchen und scheitern - wie hier das LyrI... man kann sachlich künden, man kann stürmisch künden - man kann aber auch, wegen des Herzenssturms, der einen umwirft oder nicht die rechten Worte finden lässt, die das ausdrücken sollen, scheitern - zeigen ist da einfacher...
Und es ist nicht doppelt - die Zeit kringelt fort und zwar wie? In qualmenden Ringen - Raucher verstehen mich schon... Sie könnte ja auch nur im Uhrzeigersinn dahin kringeln...

LG, Rhea

Hi Heidrun,

deine Kurzfassung gefällt mir gut - ist aber einfach eine ganz andere Version meiner Version, gibt ihm eine ganz andere Stimmung, als meines. Das lässt sich dann so nicht mehr in eins überführen. Das Monumentale hat hier ja auch Sinn - viel Gerede in Tinte - doch die eigentliche Aussage - steckt dazwischen... im Pulsschlag der Worte - lies es mal laut - es nimmt an Geschwindigkeit zu, stockt hier und da und stürmt weiter... Und ich mag den Mond gern doppeldeutig scheinen lassen - würd durchs hinter den Zweigen noch auch noch ein schönere Bild in meinen Augen - dat is natürlich Geschmackssache...

Jacko hat sie schon ganz gut erfasst.

LG, Rhea

Jacko -

eine schöne Variante - ein typischer Jacko!

Tingelt ist aber nicht so meins - und mir wirds etwas zuuu hektisch in deiner Fassung... Fluss mit ein paar stockenden Selbstumdrehungen ja, Wildwasser - nein Es stockt bei dir dann hier und da zu arg... Und das löst sich auf - das wäre dann wirklich langsam doppeltgemoppelt... schön: mein alles Dir zeigen - mal schauen, ob ich das noch einbaue...

LG, Rhea

@Jacko

möglich wäre -

gerinnt in der Tinte
mein alles Dir zeigen
das ich doch stürmisch
dir künden will

>> nur - dann ist die Aussage da - und was gekündet werden will, soll hier ja eben NICHT ausgesagt werden - daher lasse ich es so, wies ist - euer Feedback (atoun mal ausgenommen, aber ein wenig Risiko MUSS ja in diesem Gedicht stecken - daher ja auch die Endfrage des Gedichts - atoun hat den Pulsschlag eben nicht vernommen... das ist ja grad die berechtigte Sorge des LyrI)zeigt ja, dass der Leser es heraushört (mein alles dir zeigen, Liebe...) - da seid ihr ja von allein drauf gekommen (Die Endfrage kann also mit ja wie nein beantwortete werden - je nach Leser Also kann es so bleiben...

LG, Rhea

PS an Heidrun

bei deiner Version gerinnt auch das Falsche in der Tinte - nicht das zwischen den Zeilen selbst gerinnt in der Tinte, sondern die Aussage zwischen den Zeilen gerinnt in der Tinte... bleibt stecken, kommt nicht durch, wird nicht in Worten sichtbar - sondern fliesst eben "nur" zwischen den Zeilen, im Rhythmus, nicht in der Wortaussage

LG, Rhea

Hallo Rhea,

vielen Dank für Deine detaillierte Antwort-Kette - und meine schon, dicht an Deiner Intention zu liegen ))

Und (leider) klar – kommt da immer mein Jacko-Stil irgendwie durch :-(((

Doch noch mal zu einigen Details :

In Deinem Einstieg(S1) war mir das nächtliche (Zigaretten)-Qualmen hier schon klar,
was ja auch diese innere Drive-Stimmung dieses LI untermalt, stimmungsmäßig mit bedeutet - weiß der Raucher
Hierzu mal dieser Vorschlag :

Die Zeit kringelt fort
in qualmenden Ringen
[blue]Zigaretten -[/blue] die Nacht rauscht dahin
selbst der Mond
scheint in Eile
hinter den Zweigen

In der folgenden Passage(S2 u. S3/Z1) - denke mal die schwierigste,

doch in den Zeilen
gerinnt in der Tinte
was ich dir so stürmisch
künden will

ob zwischen den Worten
.....................

Zum Vergrößern anklicken....

ist ja die kausale Struktur korrekt - doch dennoch kausal sehr schwierig(zu lesen verstehen..)

Hier würde ich etwas zusammenziehen, umordnen – und vor allem genau Deinen Wortlaut aus einem Kommentar einbauen :

sondern die Aussage zwischen den Zeilen gerinnt in der Tinte... bleibt stecken, kommt nicht durch, wird nicht in Worten sichtbar

Zum Vergrößern anklicken....

Und, dieses "künden" /"was ich dir so stürmisch künden will"
gefällt mir liebes-sprachlich gar nicht.......
Habs mal so probiert :

doch in den Zeilen
dazwischen
gerinnt mir die Tinte
...die Worte fest stecken, mein
Stürmen zu Dir
und will...

Und zur letzten Passage(S3)

der galoppierende Pulsschlag
dich auch erreicht
und dein Herz
einen Takt
schneller
schlagen lässt?

Zum Vergrößern anklicken....

würde ich Kürzungen vornehmen, da mir hier Unnötiges besagt wird(was ich z.B. als Leser schon erahne) )))
Mal vielleicht so :

....galoppierender Pulsschlag
dich einzig erreichen

hörst du ihn (schon) ?

------------------------------------

Rhea,
ich hoffe, dass ich mich nun ein wenig besser erklären konnte - eben zu meinen Denkstellen - und klar - falls Du etwas ändertest, dann brauchts Deine Sprache

Und wieder ein gerne Tschüss, Jacko

--

nee, die Zigaretten will ich net auch noch extra erwähnen... und die Kausalkette scheint mir eigentlich net so schwer zu verstehen - da ist mir der Klang wichtiger - in deiner Version steckzt es mir zu arg dann fest -
und am Ende solls eben runterfließen/galloppieren - das haut mit deiner Verkürzung nicht hin... künden passt für mich - denn das LyrI will eben gern lauthals verkünden - mit Pathos künden - und kriegt es net hin/traut sich net

LG, Rhea

Hallo Rhea,

beim besten Willen, dieses

Die Zeit kringelt fort
in qualmenden Ringen

klingt mehr als kitschig.

Ein Gedicht wird auch nicht besser, wenn es groß und breit erläutert wird. Deine Intention wird mit diesen Zeilen einfach nicht ansprechend übertragen.
Und ich meine, wenn Du es ein wenig ruhen lassen könntest, würdest Du es selbst erkennen.
Denn ich habe andere Werke von Dir gelesen, dort machst Du es um Einiges besser!

Ich sage das nicht, um Dir einen "reinzubraten" oder sowas. Dein Werk habe ich nicht bewertet.
Mir geht es eben auch darum, dass manche in der Lelu leicht betriebsblind werden, wenn nur genug Leute ihnen schmeicheln. Und die Leute wiederum werden ebenfalls betriebsblind, wenn die nur einen "Nick" mögen. Leider läuft sowas aber darauf hinaus, dass die Texte außerhalb der Lelu keinen Bestand haben.
Mich erinnert vieles hier immer an das Märchen "Des Kaisers neue Kleider". Aber das wäre sehr schade um Dein Potential.

In Sachen Text kann man sich hier auch zum Großteil auf Heidrun verlassen. Es gibt hier sonst niemanden, der für Lyrik ein so geschärftes Auge besitzt.
Wenn Heidrun z.B. etwas anders auffasst, als man als AutorIn rüberbringen wollte, kann man sicher sein, dass am Text etwas nicht stimmt.

Und ich hoffe, Du verzeihst mir, dass ich die Beiträge von Jacko gar nicht lese.

Viele Grüße
atoun

Naja, über Kitsch lässt sich streiten - ich behaupte ja nicht, dass es eins meiner besten Gedichte ist - aber soo unverständlich oder schlecht isset nun ooch wieder nicht.
Was an kringelnder Zeit in qualmenden Ringen kitschig ist, seh ich einfach nicht. Ist sogar ziemlich real abgeguckt - mit den qualmenden Ringeln kringelt eben Zeit dahin. Und was daran doppelt ist, versteh ich wie gesagt auch nicht - die qualmenden Ringe mussten mit rein, sonst hätte mans Kringeln der Zeit eben nicht verstanden... dann wär noch ne Erläuterung nötig - und die Zigarette selbst wollt ich eben nicht erwähnen - das war mir zuu simpel. Naja, da du auf meine Erläuterungen eh nicht eingegangen bist, sondern nur darauf, dass ich überhaupt erläutere - lassen wir das.

Erläuterungen machen ein Gedicht nicht schlechter, denn auch Leser sind nicht vor Missverständnissen gefeit - dürfte jeder mal erlebt haben... sonst wärs Gedichte interpretieren auch halb so spannend. Und andere Leser hier halten das durchaus auch mal für sinnvoll.
Und Heidrun hat eben auch nicht IMMER Recht, auch wenn ich ihr gutes Auge schätze und daher viele Vorschläge von ihr ja auch aufgreife oder zumindest bedenke... und eben begründe warum auch mal nicht.

Da dich Erläuterungen nicht interessieren, werde ich sie im Bezug auf dich dann eben unterlassen. Trotzdem danke ich dir, denn immerhin zeigt es mir, dass ich mal eine ganz andere Fassung meines Themas überlegen sollte, die weniger auf Stimmung UND Rhythmus geht, sondern den Rhythmus/Puls/Takt klar in den Vordergrund stellt - demnächst in diesem Forum.

LG, Rhea

PS: ich hoffe doch sehr, dass nicht nach "Nick" bewertet wird und bin für Kritik immer offen - was nicht heißt, dass ich JEDE Kritik annehme. Und ich halte es eben für höflich und auch fördernd, zu begründen, warum auch mal nicht. Doch ebenfalls seh ich auch an der Lelu und an mir selbst, dass man ebenso manche Werke sacken lassen sollte - auch als Leser - und manche Erläuterungen einen durchaus das Gedicht in anderem Licht sehen lassen. Auch sind Geschmäcker verschieden - mir selbst ist manches zu kitschig, was andere aber schön finden - so ist das nunmal...

Okay, damit lass ichs gut sein.

LG, Rhea

Nochmal für alle, die es interessiert - was gekündet werden will, ist nicht die Frage der letzten Strophe, die stellt das LyrI zwar ans Du, aber im Grunde sich selbst, ein Zweifel eben, ob das Du ihn verstehen wird, auch ohne klare Worte... Aus dieser Frage lässt sich aber herauslesen, was es gern künden will - zwischen den Worten eben... Vielleicht sollte ich den letzten Teil kursiv setzen? Hm... aber dann denk man erst recht, das wäre die geschriebene Frage... ich dachte, das WILL künden macht deutlich, dass es künden WILL, es aber eben nicht tut - nur zwischen den Zeilen kündet... konstruktive Meinungen, wie ich das deutlicher kriege?

LG, Rhea

Treffende Kurzfassung wäre übrigens:

Mir gerinnt in der Tinte,
was ich so stürmisch
dir künden will -

ich kann nur hoffen,
dass zwischen den Zeilen
der galoppierende Pulsschlag
dein Herz einen Takt
schneller schlagen lässt.

Zum Vergrößern anklicken....

>> vielleicht klarer, wenns keine Frage ist - doch isset mir insgesamt aber fast schon zu prosaisch in dieser Version...

Megakurz:

Mir gerinnt in der Tinte
was ich so stürmisch dir künden will -

ob es dich dennoch erreicht?

Zum Vergrößern anklicken....

Hallo Rhea,

schön, dass Du nochmal auf Dein Gedicht eingegangen bist.

Es gibt genügend Interessierte, die ein/Dein Gedicht im „zwangsläufigen“, inhaltlichen Kontrast von Autor und Leser gerne beidseitig kommunizieren mögen
Denn das Objekt ist nun mal das Gedicht )))) / und hier wird es allermeist verschiedene Sichtweisen geben(müssen) - zum Glück )))

(Und ärgere Dich nicht über floh-beißende Off Topics und unschöne, mobbende Seitenhiebe in Deinem Faden - ich tu’s auch nicht !!!! - einfach überlesen....)

Dein Doppel-Bild bezüglich kringeln, ringeln(Zigarette) und vergehender/auflösender Zeit war mir völlig klar.
Und diese Selbstzweifel, die hier das LI hat, eben, ob das LD die Bekundungen(Sehnen, Liebe) auch versteht, sind ebenso deutlich.
Und die (möglicherweise unzulänglichen) eigenen Worte(geschrieben, gesprochen.....) sind hier das Medium, was nun das LI zweifelnd ins Fragen bringt.

Habe nun mal aus Deinem Orig und den vielen Vorschlägen nochmal etwas probiert :
(gerade das Bild aus der Ersten Strophe u.a. hat mir sehr gefallen)

Tintengerinsel

Die Zeit kringelt fort -
selbst der Mond
scheint in Eile
hinter den Zweigen

und
zwischen den Zeilen ?

Mir gerinnt in der Tinte
was ich so stürmisch
dir künden will -

ob es dich dennoch erreicht?

.....galoppierender Puls

--------------------------------------

Einfach so mal - und

Rhea, Dir wieder ein Tschüss, Jacko

--

Entschuldige, meine Holde, aber ich habe " Tittengerinsel " gelesen und mich fast schlapp gelacht. Ansonsten ist das Gedicht famos und ungezwungen..............LG von revilo

HUahahah - war ja wieder klar, alter Schwerenöter... Thanx fürs Vorbeischauen und aufbauenden Komm...

Auch dir Jacko ein danke und fein, dass es sich weiter inspiriert - aber ich mags lassen, wie es ist - hier kann sicher jeder seine eigene Version draus basteln - wäre dann aber alles fern meiner Anfangsintention. Dennoch erfreulich, zu welch neuen Versionen es inspiriert - sie haben alle was für sich - aber auch gegen sich... selbst meine eigenen Verkürzungen...

LG, Rhea