Tischgespräch

Wir saßen am Frühstückstisch und aus alter Gewohnheit versenkte ich das Messer, mit dem ich zuvor Butter auf mein Brötchen gestrichen hatte, im Marmeladenglas anstatt den bereitliegenden Löffel zu nehmen. "Das macht man nicht", hörte ich Lenas missbilligende Stimme. Erschrocken blickte ich auf und sah in ihre funkelnden Augen. "Aber das mache ich doch immer so", protestierte ich schwach, wohl wissend, dass kein Argument der Welt ihrem strafenden Blick stand halten würde.

"Und es stört mich auch schon immer", erwiderte Lena, den Marmeladenlöffel betrachtend, "hast du eigentlich keine Erziehung genossen?" Jetzt wurde es haarig. Natürlich hatte ich das, aber wie ihr das begreiflich machen? "Liebling", versuchte ich zu retten was zu retten war, "ich kann doch nichts für die Erziehungsversuche meiner Mutter!" Lena blickte verächtlich. "Sollten wir jemals Nachwuchs haben, werde ICH ihm vernünftige Tischmanieren beibringen", schloss sie drohend und vertiefte sich in die Zeitung. "Ja, vor allem, dass man nie das benutzte Messer ableckt", sagte ich leise, was Lena immer tat.....

Einfach hübsch. Ja, so werden relativ unschuldige Gewohnheiten zu schwerwiegenden Erziehungsfragen oder zu Waffen im Ehekrieg.

Der Text erinnert mich an einen noch krasseren (Verfasser unbekannt): Eine Frau trägt einen Verband um den Mund. Sie erklärt das so: Gestern sei sie im "Grünen Baum" essen gewesen, habe die X. gesehen und zu ihrem Mann gesagt: Sieh mal drüben, die X., die Schlampe kratzt sich mit der Gabel den Kopf! Und durch diese Beobachtung abgelenkt, habe sie sich selbst mit dem Messer in die Lippe geschnitten.

Freundlichen Gruß
Arno Abendschön

Vielen Dank, ieber Arno. Angeregt hat mich eine wöchentliche Kolumne der Fernsehzeitung, die hier der Tageszeitung beiliegt.
Dein Beispiel ist sehr krass.
Echt gemein!
Ohne jeglichen Verband grüßt Doc

Ich liebe dies Kolumne. Ich dachte jetzt schon, du schreibst die. Auf jeden Fall ist der Ton prima getroffen. Sehr gern gelesen.

PS: Das (Auslassungs)Zeichen, das du am Schluss meinst, heißt "drei Punkte" nicht "viele viele hübsche Punkte".

Hallo Doc,
das ist ja richtig aus dem Leben gegriffen. Habe eine solche Situation zwischen Bruder und Schwester (im Alter) sehr konkret erlebt, nur ohne das es ausgesprochen wurde. Aber die alte Wut, die in der Luft kurz vor einer Explosion lag, wurde mühsam von der Schwester unterdrückt. Die Erziehung im Elternhaus wirkte lange nach.
LG USch

Sehr lustig, Doc Vor allem Alltags-szenisch.

Vorschläge (direkt aus deinem Plot):


Wir saßen am Frühstückstisch und aus alter Gewohnheit versenkte ich das Messer, mit dem ich zuvor Butter auf mein Brötchen gestrichen hatte, im Marmeladenglas[strike] anstatt den bereitliegenden Löffel zu nehmen[/strike].[red]("Cut"=neuer Zeilenanfang)[/red]
"Das macht man nicht", hörte ich Lenas missbilligende Stimme [red]maßregelte Lena mich mit strengem Blick[/red]. Erschrocken blickte ich auf [strike]und sah in ihre funkelnden Augen[/strike].
[red]("Cut"=NEUER Zeilenanfang)[/red]
"Aber das mache ich doch immer so", protestierte ich schwach, [strike]wohl wissend, dass kein Argument der Welt ihrem strafenden Blick stand halten würde.[/strike]

"Und es stört mich auch schon immer", erwiderte Lena[strike], den Marmeladenlöffel betrachtend,[/strike] "hast du eigentlich keine Erziehung genossen?" [strike]Jetzt wurde es haarig.[/strike] Natürlich hatte ich das, aber wie ihr das begreiflich machen?
[red]("Cut"=neuer Zeilenanfang)[/red]
"Liebling"[strike], versuchte ich zu retten was zu retten war,[/strike] "ich kann doch nichts für die Erziehungsversuche meiner Mutter!" [red]("Cut"...)[/red]
Lena blickte verächtlich. "Sollten wir jemals Nachwuchs haben, werde ICH ihm vernünftige Tischmanieren beibringen", schloss sie drohend und vertiefte sich in die Zeitung. [red]("Cut"...)[/red]
"Ja, vor allem, dass man nie das benutzte Messer ableckt", sagte ich leise, was Lena immer tat..... [red]tat...[/red]


Vielleicht kannst was gebrauchten ...

Liebe Grüße

Hallo Karsten,
deine Kürzungsvorschläge und Cuts - super! Der Text wird so noch prägnanter.
LG USch

Wir saßen am Frühstückstisch und aus alter Gewohnheit versenkte ich das Messer, mit dem ich zuvor Butter auf mein Brötchen gestrichen hatte, im Marmeladenglas anstatt den bereitliegenden Löffel zu nehmen.
"Das macht man nicht", maßregelte Lena mich mit strengem Blick.
"Aber das mache ich doch immer so", protestierte ich schwach, wohl wissend, dass kein Argument der Welt ihrem strafenden Blick stand halten würde.

"Und es stört mich auch schon immer", erwiderte Lena, den Marmeladenlöffel betrachtend, "hast du eigentlich keine Erziehung genossen?" Jetzt wurde es haarig. Natürlich hatte ich das, aber wie ihr das begreiflich machen?
"Liebling", versuchte ich zu retten was zu retten war, "ich kann doch nichts für die Erziehungsversuche meiner Mutter!"
Lena blickte verächtlich. "Sollten wir jemals Nachwuchs haben, werde ICH ihm vernünftige Tischmanieren beibringen", schloss sie drohend und vertiefte sich in die Zeitung.
"Ja, vor allem, dass man nie das benutzte Messer ableckt", sagte ich leise, was Lena immer tat...

Huch Jon! Dass Du mir diese Kolumne zutraust, freut mich sehr. Dann habe ich den Stil getroffen und so wirst Du verstehen, dass ich nur einiges von KaGebs Änderungsvorschlägen (thanks!!) übernommen habe.

Vielen Dank fürs Interesse und die Bewertungen und überhaupt!
LG Doc