Toby

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W.Haller

Mitglied
In knapp drei Wochen wird Toby vierzig, und seit vier Monaten nennt er sich Frei schaffender Fotograf. Seine erste Arbeitsstelle hat er damit sozusagen bei sich selbst, das ist wenigstens ein Anfang, und das Ganze soll noch weiter ausgebaut werden. Bisher ist die Auftragslage eher mau, sagt er, aber das ist bei solchen geschäftlichen Starts die Regel. Genau genommen, hat er bisher noch keinen einzigen Auftrag. Eine Berufsausbildung hat er auch nicht, aber 16 Semester Mikrobiologie, und zwar ohne Abschluss, mit dem Examen hat es sich nämlich irgendwie nicht ergeben. Toby bewohnt bei seinen Eltern das große Obergeschoss, das ist ein Glück für beide Parteien, Essen und Trinken gibt es unten bei Mama, und wenn man den "Golf" und das elterliche Monatssalär von 700 Euro dazu rechnet, könnte er zufrieden sein. Und offensichtlich ist er das auch, denn sonst wäre er in den 24 Monaten seit unserem letzten Treffen nicht so füllig geworden.
Er sagt selbst, dass er sich so fett vorkommt und fragt mich, ob ich das auch finde. Och, sage ich, wenn man nicht hinsieht, merkt man das gar nicht. Toby weiß nicht, ob er das nun als Beruhigung oder Ironie nehmen soll, aber wir gehen für einen Spaziergang ziemlich schnell, wodurch er sichtlich in Atemnot geraten ist, und lässt die Sache auf sich beruhen. Er nimmt an, dass er vielleicht auch zu viele Selbstgedrehrete raucht, für dieses Hobby hat er einen schicken Lederbeutel, den er häufig für das Ritual hervorholt.
Dieser Spaziergang hat mich dazu bewogen, ab jetzt jede Woche zweimal spazieren zu gehen, sagt er, das kann doch nicht ungesund sein, oder? Nein, sage ich, das ist eine gute Idee von dir, und zusätzlich könntest du noch einmal pro Woche mit dem Rad fahren, habt ihr zu Hause Radwege?
Ja, sagt Toby, und mehr als genug, übrigens hatte ich daran eben auch schon gedacht, aber das kann ich mir leider finanziell nicht erlauben. Als ich ihn fragend und ungläubig ansehe, erklärt er mir die Lage so: Zuerst brauche ich ja mal das Fahrrad, Kohlefiberrahmen, italienische Markenteile, Helm mit Bluetooth, entspiegelte Bille, Digiradio, Fahrradnavi, Pulsuhr mit Auswertung, Handschuhe, Raddress, Schuhe mit Klicksohle, Körpertasche mit Trinkflasche, Ersatzschlauch, Druckluftreserve, Pocket- Werkzeug, Erste- Hilfe- Set, PKW- Heckträger, Clubmitgliedschaft und noch ein paar Voraussetzungen, das sind roundabout zehntausend Eier, und das ist in der momentanen geschäftlichen Starphase nicht so toll, vielleicht später mal, wenn alles gut läuft.
 

steyrer

Mitglied
Na servus,

hier werden sämtliche Klischees aufgeboten. Es fehlt nur noch, dass der Autor behauptet, alles selbst erlebt zu haben.

Kurzgeschichte ist es übrigens keine. Im Kurzprosa- oder Humorforum wäre dieser Text besser aufgehoben.

Grüße aus Oberösterreich
steyrer
 

W.Haller

Mitglied
Tja, offensichtlich kennst du Toby besser, und da bleibt mir nichts weiter übrig, als dich und ihn um Entschuldigung zu bitten und mich, so leicht es mir auch fällt, für immer zu verabschieden.
 



 
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