Tod im Juli

Gelb glüht der Ginster.
Dumpf grollt die Nacht.
Der Himmel zuckt finster.
Der Sturm hat die Macht.
 
Sie steht am Fenster
und fürchtet um ihn.
Schon nahen Gespenster
und langen hin.
 
Mitternacht ist lange vorbei.
Jäh blinken Decke und Wände!
Vorm Haus Gequietsche. Polizei?
Abwehrend hebt sie die Hände.
 
Knapp der Beamten Bericht:
Er saß im Wagen
- ein lächelnd Gesicht -,
vom Baume erschlagen.
 
Aus offenem Fenster geht ihr Blick,
verschleiert von Tränen, wie erblindet.
Da steht er, sie hebt die Hand, er winkt zurück
und grüßend sein Bild entschwindet.
 
Sie beugt sich vor. Von Sinnen, unbedacht? -
Passanten haben am frühen Morgen
eine Frau, gestürzt in die dunkle Nacht,
tot unterm Fenster geborgen.
 
K

kaffeehausintellektuelle

Gast
das fand ich sehr berührend. da entstanden viele bilder im kopf. ängste kamen hoch. traurigkeit.
ein wunderbarer text.
schön fand ich auch, dass der ginster nicht blühte, sondern glühte.

die k.
 
Antwort auf k.

Ich danke Dir sehr, dass Du Dich auf dieses Gedicht "eingelassen" hast. Es entstand auf einen Zeitungs-Bericht hin, auf dem Boden meiner eigenen Verlusterfahrungen, die sich auch in Deinen Worten widerspiegeln. Wenn man will, der (nicht vorsätzliche und nachträglich erst selbst verstandene) Versuch durch eine inhaltliche Umkehrung meiner Ereignisse und ein fiktives Ende des Verlaufes eine mögliche - manchmal verlockende - Lösung eines schmerzlichen Erlebnisses zu durchdenken. Es hört sich etwas geschwollen an, aber wenn dich die Umstände interessieren, würde ich dich einladen auf http://www.rose2000.de zu blättern. Nochmals danke.
 



 
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