Tomatenzeit

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Mistralgitter

Mitglied
Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich Tomaten-Sträucher gepflanzt. Die meisten Früchte in den „oberen Stockwerken“ sind noch klein, hart und grün, die unteren werden gerade rot, manche sind aufgeplatzt, haben Risse. Ich weiß nicht, wie ich das hätte verhindern können. Doch sie schmecken trotzdem, wenn man das Schadhafte herausschneidet. Mir fehlt die Erfahrung - wie so oft im Leben.

Ich erinnere mich nicht mehr, wie wir uns kennen lernten. Eines Tages war sie da, klein, drahtig, sehr kurze Haare. Frau Rubach. Warum sie mich mochte, wusste ich nicht. Wir joggten mit einander. Doch weil sie durchtrainierter war als ich, hängte sie mich nach einer Weile ab, und wir liefen von da an getrennt. Wenn wir uns bei gemeinsamen Bekannten trafen, begann sie mit mir zu diskutieren. Über Gott und die Welt. Mehr über Gott. Ich bin immer vorsichtig bei solchen Themen, vor allem bei solchen Menschen, die wie sie alles besser wussten als ich. Also blieb ich meist still und hörte ihr zu. Beim Garagenfest in unserer Nachbarschaft wollte sie unbedingt neben mir sitzen. Sie erzählte mir, dass sie nun eine Ausbildung in chinesischer Heilkunst machen wollte. Sie hat aber doch drei schulpflichtige Kinder, dachte ich besorgt, und einen Mann. An den dachte ich auch, sagte aber nichts und lächelte nur unsicher. Sie wirkte jedoch so, als ob sie ihr Leben im Griff hätte.

Heute Morgen krümmen sich mehrere Schnecken unter den Sträuchern. Es ist meine Schuld, ich habe Schneckenkorn gelegt. Sie hätten sonst meine Zucchini gefressen und meine Dahlien verzehrt. Aber meine Pflanzen sollen kein Schneckenfraß werden. Was man nicht behütet, wird zerstört. Was man nicht pflegt, verkommt. Lieber nehme ich den Tod der Schnecken in Kauf. Sie sind sowieso so eklig schleimig und kriechen so aufregend langsam durch die Beete. Außerdem fressen sie sich oft noch gegenseitig.

Wir verloren uns aus den Augen. Sie sei ausgezogen, in eine andere Stadt, sagte man mir. Sie hätte ihren Mann verlassen. Aber keiner wusste, was vorgefallen war. Damit hatte ich nicht gerechnet, denn erst kürzlich traf ich das Ehepaar Rubach noch beim gemeinsamen Abendspaziergang. Sie gingen forschen Schrittes nebeneinander auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Wir grüßten einander flüchtig, höflich distanziert.
„Und die Kinder?“, fragte ich. Die zwei Großen seien im Internat, die Kleine habe sie mitgenommen, bekam ich zur Antwort. Ich vergaß nach dem Ehemann zu fragen.


Es ist ungemütlich schwül in den engen Gassen der Stadt. Die Luft steht zwischen den Häusern. Zwischen all den eiligen Menschen um mich herum fällt mir ein weißhaariger großer Mann auf. Er sieht Herrn Rubach sehr ähnlich, denke ich, er könnte es sein und auch wieder nicht, denn die Frau an seiner Seite konnte unmöglich Frau Rubach sein. Ich kenne seine Frau, aber diese große langhaarige Frau ist mir unbekannt. Also ist dieser Mann auch nicht Herr Rubach, beschließe ich und bin froh, wenn ich bald in meiner kühlen Wohnung sein kann.

Ihr Haus fand ich schon immer ungemütlich. Es wirkte nahezu unbewohnt. Kein Blumenschmuck im Hauseingang oder an den Fenstern, die auch tagsüber immer geschlossen waren, keine Vorhänge, nur Fensterläden. Irgendwie hatte es keine Seele. Selten sah man jemanden im Garten, selbst die Kinder nicht. Ein glatt geschorener Rasen, Büsche am Rande und ein verlassener Liegestuhl auf der Terrasse – das war alles. Eine unterkühlte Sachlichkeit. Vielleicht brauchten die Bewohner es so, dass alles übersichtlich und gerade war im Äußeren wie in ihrem Leben, überlegte ich. Jetzt also wohnte der Hausherr allein in dem Haus ohne seine Frau, und es war erst recht nicht verwunderlich, dass das Anwesen völlig unbelebt aussah. Er war ein vielbeschäftigter Geschäftsmann und oft auf Reisen.

Ich setze mich in den Schatten meines Gartens. Die Vögel sammeln sich schon in den Büschen und Bäumen. Ihr aufgeregtes, lautes Gezwitscher ist unüberhörbar. Sie fliegen kurz auf, schwenken über die nahen Felder und setzen sich wieder. Sie rüsten sich zum Aufbruch, um der Kälte zu entfliehen. Ein Wunder ist es für uns Menschen. Man sagt, dass die Zugvögel im Fliegen schlafen können und dennoch die Richtung nicht verlieren. Bald wird es kühl sein abends, auch in den Nächten, und ich bezweifle, dass noch all die kleinen grünen Tomaten an den Sträuchern in meinem Garten reif werden können.

Von nun an gibt es nahezu täglich Tomatengerichte. Ich lade mir Gäste ein. Den gedeckten Tisch schmücke ich mit einem großen Strauß Gartenblumen. Ich mag es üppig und farbig, wie es dem Spätsommer entspricht. Wir essen die Tomaten mit Käse oder Schnittlauch, wir essen sie als Salat, wir essen sie gedünstet oder gegrillt oder als Belag auf einer Pizza. Gesund sollen Tomaten sein.
„Sie heißen auch Liebesäpfel“, sagt verschmitzt lächelnd mein abendlicher Besucher. Und wir küssen uns innig.

Das Geschirr ist abgeräumt, allein die Vase mit dem Strauß bleibt zurück. Mein Besucher hat sich einen Block Papier zurechtgelegt, dazu Kohlestift und einen Farbkasten mit verschiedenen Pinseln. Ich schaue ihm für eine Weile über die Schulter, beobachte, wie er mit flotten Strichen die Vase, den Blumenstrauß, das Tischtuch vorzeichnet und dann mit kräftigen Pinselstrichen koloriert. Alle Sommerfarben vereinigen sich nach und nach zu einem ausdrucksstarken Aquarell. In kurzer Zeit ist es fertig.
„Wenn es trocken ist, möchte ich es dort drüben über dem Klavier aufhängen“, sage ich.
Musik und Kunst – wie gut das zusammenpasst. Ich mag das noch von früher.
„Ich möchte dein ‚Früher‘ einmal besuchen. Wie wäre es, wenn wir morgen gemeinsam an deinen alten Wohnort fahren? Magst du?“, fragte er mich. Ich bin einverstanden.

Ich war überrascht, als sie mir eines Tages unvermutet beim Joggen entgegenkam. Wir liefen auf entgegengesetzten Routen. War sie wieder zurückgekehrt an ihren früheren Wohnort? Ihre Haare waren noch kürzer, ihr Gesicht braun gebrannt und noch kantiger als sonst, nicht unsympathisch, eher ungewöhnlich und von daher interessant. Sie grüßte nur flüchtig und eilte weiter. Natürlich musste sie ihr Tempo halten. Ich war da weniger ehrgeizig und wäre stehen geblieben, wenn es sich so ergeben hätte. Wir redeten also nicht mehr über Gott, auch nicht über die Welt. Wir redeten nie mehr mit einander, denn einige Monate später zog ich ebenfalls weg.

Beim Gang durch meinen ehemaligen Wohn-Ort, treffen wir zufällig meine ehemalige Nachbarin.
„Welche Überraschung!“, sagt sie und umarmt mich und meinen Begleiter, „das ist aber schön, euch zu sehen. Habt ihr Zeit? Dann kommt doch zur Kaffeezeit vorbei. Ich habe gerade Zwetschgenkuchen gebacken. Ich hab nur keine Sahne dazu.“
„Danke. Wir kommen natürlich und bringen Schlagsahne mit“, antworte ich. Später sitzen wir draußen in ihrem Garten. Es ist ein angenehm warmer Tag.
„Was ist eigentlich da nebenan los?“ fragt mein Begleiter unvermittelt. Er hatte sich, wie er es als Künstler immer tut, aufmerksam umgesehen, während ich mit Kuchenessen und Reden beschäftigt war.
„Wohnen die Leute da noch drin? Es sieht so leer aus.“
Die Nachbarin bekommt ein ernstes Gesicht.
„Es wohnt niemand mehr drin. Aber die Möbel sind noch nicht abgeholt worden.“ Sie stockt, steht auf, holt die Zeitung von letzter Woche und breitet sie vor uns aus. „Grausamer Mord in beschaulichem Ort“ lesen wir und erkennen auf dem Foto das unbewohnte Nachbarhaus.
Ein Drama habe sich zwischen zwei Männern abgespielt, lesen wir voller Schrecken in dem Artikel. Ungehört und unbemerkt von der Nachbarschaft, mitten in der Nacht sei der Hausbesitzer, Herr Rubach, ermordet worden. Den Mörder fand die Polizei noch in der Nacht ebenfalls tot in einem Gebüsch, nicht weit vom Tatort entfernt, berichtet die Zeitung. Er hatte verschiedene Medikamente eingenommen, dazu reichlich Alkohol getrunken und hatte in solcher Verfassung sein Opfer aufgesucht, getötet und dann Selbstmord begangen. Die Untersuchungsergebnisse dazu seien eindeutig. Die Männer, beide verheiratet und Familienväter, kannten sich. Ein Beziehungskonflikt sei wohl der Auslöser gewesen für diese Tat, hieß es. Der große weißhaarige Mann mit der unbekannten Frau, schoss es mir durch den Kopf. Er war also doch Herr Rubach.
So also hat der Täter mit seinem Opfer, seinem Nebenbuhler, abgerechnet. Und niemand hat es verhindern können. Das Schadhafte sollte beseitigt werden, der Tod wurde in Kauf genommen – nur der Tod?
„Zwei Familien sind nun zerstört, die Kinder verloren ihre Väter. Das ist doch traurig“, meint die Nachbarin. „Und die Mütter und Ehefrauen? Wie können diese nun weiterleben? Jede mit der eigenen Schuld und der Schuld ihrer Ehemänner? Wie trägt man so eine Last durchs Leben?“, frage ich.
„Das ist ja das Schlimme: Der Täter handelte einfach nur egoistisch“, empört sich mein Begleiter, „er sah sich doch nur selber, seine zerstörten Hoffnungen, seine verletzte Ehre. Kein bisschen mehr. Seine Familie war ihm doch völlig egal.“
„Er stand unter Drogen“, entgegne ich, „er war unzurechnungsfähig und hat einfach im Affekt reagiert.“
„In der Zeitung steht aber, dass er schon länger Selbstmordabsichten hatte. Er war als Banker in unlautere Geschäfte verwickelt und hatte seinen Arbeitsplatz verloren. Also doch keine Affekthandlung, das war eine lange geplante Sache“, erwidert die Nachbarin.
„Könnte es nicht sein, dass das spätere Opfer den Mörder geradezu provoziert hat durch seinen Umgang mit dessen Frau?“, überlegt mein Begleiter, „wer weiß, wie lange und wie offensichtlich die beiden ihre Liebschaft ausgelebt haben?“
„Wir wissen zu wenig. Es ist einfach nur schrecklich, in was sich Menschen verrennen können“, sage ich und denke daran, wie unruhig doch die Menschen sind, wie unbeständig. Sie suchen nach Wärme und finden sie doch immer nur für eine gewisse Zeit. Dann brechen sie wieder auf, um der Kälte und den Enttäuschungen zu entfliehen, aber oft völlig kopflos. Wie die Zugvögel, denke ich. Nur eines ist anders: Die Vögel kennen instinktiv ihr Ziel und finden die richtige Route auch im Schlaf.
 
A

aligaga

Gast
Das ist eine ausgesprochen hübsche und gut erzählte Geschichte, o @Mistralgitter. Wohlgelungen die Verbindung der beiden Handlungsstränge und der verschiedenen Zeiten. Bravo!

Natürlich muss @ali, weil er nicht anders kann, auch hier ein bisschen kritisieren - Schnecken fressen sich nicht gegenseitig, es sieht nur so aus, wenn sie es miteinander treiben; du solltest auf unschöne Wortwiederholungen und auf den Konjunktiv achten und diese Stellen vielleicht so gestalten:
Beim Garagenfest in unserer Nachbarschaft wollte sie unbedingt neben mir sitzen. Sie erzählte mir, dass sie [blue][strike]nun[/strike][/blue] eine Ausbildung in chinesischer Heilkunst [blue][strike]machen wollte[/strike][/blue] [blue]plane[/blue]. [blue]'[/blue]Sie hat aber doch drei schulpflichtige Kinder[blue]'[/blue], dachte ich besorgt, [blue]'[/blue]und einen Mann[blue]',[/blue] [blue][strike]An den dachte ich auch,[/strike][/blue] sagte aber nichts und lächelte nur unsicher. Sie wirkte jedoch so, als ob sie ihr Leben im Griff hätte.
Es ist ungemütlich schwül in den engen Gassen der Stadt. Die Luft steht zwischen den Häusern. [strike][blue]Zwischen[/blue][/strike] [blue]Unter[/blue] all den eiligen Menschen um mich herum fällt mir ein weißhaariger großer Mann auf.
Ein Beziehungskonflikt [strike][blue]sei[/blue][/strike] [blue]wäre[/blue] wohl der Auslöser gewesen für diese Tat, hieß es. [blue]'[/blue]Der große weißhaarige Mann mit der unbekannten Frau[blue]!'[/blue], schoss es mir durch den Kopf. [blue]'[/blue]E[blue]s[/blue] war also doch Herr Rubach[blue]!'[/blue].
[strike][blue]So also hat[/blue][/strike] [blue]D[/blue]er Täter [blue]hat[/blue] mit seinem Opfer, seinem Nebenbuhler, abgerechnet. Und niemand hat es verhindern können. Das Schadhafte sollte beseitigt werden, der Tod wurde in Kauf genommen – nur der Tod?
Ausgesprochene Gedanken solltest du in (einfache) Gänsefüßchen setzen. Die Botschaften werden dadurch prägnanter und vor allem leichter lesbar. Ihr Weglassen wird oft als künstlerische Freiheit empfunden, ist aber in Wirklichkeit nichts als unterlassen Hilfleistung dem Leser gegenüber.

Und wenn wir schon bei der Kunst sind:
Musik und Kunst – wie gut das zusammenpasst.
geht gar nicht. Musik ist Kunst. Vielleicht "Musik und Malerei"?

Gruß

aligaga
 

ThomasQu

Mitglied
Hallo Mistralgitter,

Mir hat dein Text auch sehr gut gefallen, besonders die Melancholie, die darin steckt.

@aligaga, Schnecken fressen sich sehr wohl selbst, zumindest Nacktschnecken. Das habe ich selbst schon des Öfteren beobachtet. Eine zertretene Nacktschnecke ist immer ein willkommener Leckerbissen für Artgenossen.

Grüße, Thomas
 
A

aligaga

Gast
Wenn du sorgfältig läsest, @ThomasQu - da stände wörtlich:
Außerdem fressen sie sich oft noch gegenseitig.
Was eine lebendige (Spanische!) Neckschnecke ggf. mit einer toten anfängt, hat nichts mit "Gegenseitigkeit" zu tun, sondern fällt unter eine ganz andere Rubrik. Gottlob ist die deutsche Sprache eine recht differenzierte, und man kann mit ihr alles mögliche sehr exakt ausdrücken. Will ein Text literarisch sein, sollte er deshalb nie schlampen.

Im vorliegenden Falle nimmt es die Autorin mit ihren zeitabhängigen Naturbeschreibungen hübsch und erfreulich genau. Ich hab ihr deshalb zu einer diesbezüglichen Korrektur geraten, damit nicht jeder, der auch schon mal in seinem Schnittlauch und seinen Zucchinipflanzen ein Schneckenproblem hatte, die Stirn runzeln muss.

"Sich selbst fressen" ist übrigens noch mal was ganz Anderes. Guhgel doch mal unter Amelotatismus!

Gruß

aligaga
 

Mistralgitter

Mitglied
Hallo aligaga,

na das ist ja ein phänomenales Lob aus deinem "Munde". Dafür bedanke ich mich herzlich.

Zu deinen Veränderungsvorschlägen:

Sie erzählte mir, dass sie nun eine Ausbildung in chinesischer Heilkunst [strike]machen wollte[/strike] plane.
Diesen Satz würde ich folgendermaßen ändern:
Sie erzählte mir, dass sie eine Ausbildung in chinesischer Heilkunst beginnen wollte.
Den folgenden Satz möchte ich so stehen lassen. Eine Wortwiederholung ist hier gewollt und kein Versehen.
Sie hat aber doch drei schulpflichtige Kinder, dachte ich besorgt, und einen Mann. An den dachte ich auch, sagte aber nichts ...
Dein nächster Vorschlag wird übernommen. Da ist mir im Zuge der Vielzahl der Überarbeitungsphasen die Wortwiederholung entgangen.

Es ist ungemütlich schwül in den engen Gassen der Stadt. Die Luft steht zwischen den Häusern. Unter all den eiligen Menschen um mich herum fällt mir ein weißhaariger großer Mann auf.
Dein nächster Verbesserungsvorschlag trifft bei mir auf Stirnerunzeln.
Ein Beziehungskonflikt [strike]sei[/strike] wäre wohl der Auslöser gewesen für diese Tat, hieß es. 'Der große weißhaarige Mann mit der unbekannten Frau!', schoss es mir durch den Kopf. 'Es war also doch Herr Rubach!'.
[strike]So also hat[/strike] Der Täter hat mit seinem Opfer, seinem Nebenbuhler, abgerechnet. Und niemand hat es verhindern können. Das Schadhafte sollte beseitigt werden, der Tod wurde in Kauf genommen – nur der Tod?
Warum ist "wäre" besser als "sei"?
Der weitere Satz "So also hat ..." Ist doch ein erklärender Satz - "Auf diese Weise also hat der Täter...abgerechnet". Dein Vorschlag ist einfach nur eine schlichte Feststellung, in meiner Version steckt mehr drin, ein unausgesprochener Vorwurf, ein Erstaunen vielleicht, ein angedeuteter Versuch einer Erklärung für die Tat...
Deshalb will ich bei meiner Version bleiben.

Der nächste Vorschlag ist gut
Musik und Kunst – wie gut das zusammenpasst wird geändert in
Musik und Malerei – wie gut das zusammenpasst
Die einfachen Gänsefüßchen - ich warte noch mal - wie oft hab ich in letzter Zeit Bücher zur Hand gehabt, wo weder einfache noch doppelte Gänsefüßchen gemacht wurden. Mein Schreibprogramm ist obendrein in dieser Hinsicht oft zickig. Aber ich hab grundsätzlich nichts dagegen, sie einzusetzen - falls es mal zu einer "richtigen" Veröffentlichung kommen sollte ... ;-)

Die Schnecken, die ich in meinem von mir seit über 30 Jahren bewirtschafteten Garten hatte, hatten kannibalistische Anwandlungen. Daran konnte ich leider nichts ändern.

Herzlichen Dank aber noch mal für deine Mühe
und viele Grüße
Mistralgitter
 

ThomasQu

Mitglied
Hallo aligaga,

OK, Mistralgitter hätte somit schreiben müssen, dass die noch gesunden Schnecken die inzwischen kranken und toten verspeisten. Aber was hat das alles mit Amelotatismus zu tun? Unterstellst du den Schnecken abnorme Sexpraktiken, oder wie soll man das verstehen? (-:
 
A

aligaga

Gast
Ob du meine Vorschläge übernimmst oder nicht, o @Mistralgitter, ist ganz allein deine Sache. Wie sind ja nicht in der Schule.

Was den Konjunktiv anbelangt: Es gibt den Konjunktiv I und II. Der Konjunktiv II ("Irrealis") findet beim Sprachkundigen Anwendung, wenn Ungewissheit zum Ausdruck kommen soll. Wenn tatsächlich ein Beziehungskonflikt der Grund für einen Mord gewesen ist, heißt's indirekt "er sei die Ursache gewesen". Wird's aber nur angenommen (wie in deinem Text), müsste es korrekt "er wäre die Ursache gewesen" heißen. Bei der Nummer mit der Chinesischen Heilkunst dagegen (sie will sie ja wirklich lernen) müsste das "wollen" in den Konjunktiv I: wolle, nicht wollte.

Die Streichung des "so also" empfahl ich, weil es eine der unschönen Wiederholungen in deinem Text ist und es mir entbehrlich erschien. "So also" ist bereits an sich kein schöner Ausdruck; wenn dir an dieser Betonung liegt, solltest du eine andere Lösung wählen (z. B. "so hat der Täter wohl" oder "so ... offenbar". Notwendig wäre dieser Schlenker aber nicht.

Und was die Gänsefüßchen anbelangt: Das Weglassen ist, wie ich bereits sagte, nichts als eine leserfeindliche Marotte. Damit muss man sich nicht wichtig machen.

Gruß

aligaga
 

Mistralgitter

Mitglied
Der Beziehungskonflikt WAR die Ursache für den Mord - das haben die Untersuchungen eindeutig ergeben. Ich gehe von dieser Tatsache aus in meinem Text. Ich werde das "wohl" aus dem Satz streichen, dann ist das "sei" eindeutiger.

Aber Danke für die Nachhilfe in puncto Konjunktiv I und II. Hab's verstanden.

Ob das "so" unschön ist, ist Geschmackssache, denk ich mal.
Natürlich könnte ich es auch anders formulieren. Mal sehen...

Inzwischen habe ich weitere Schwachstellen entdeckt... (z.B. Wortwiederholung "ehemalig")

Ich habe eigentlich keine Marotte, was die Gänsefüßchen anbetrifft - eher mein Schreibprogramm, wie ich schon schrieb. Und deswegen als sich wichtig machender, leserfeindlich schreibender Autor zu gelten, ist sehr hoch gegriffen. Wie gesagt, wenn es je zu einer ernst zu nehmenden Veröffentlichung kommen sollte, würde ich darüber wieder neu nachdenken - könnte ich dann deine technische Hilfestellung diesbezüglich in Anspruch nehmen? *smile*

Gruß
Mistralgitter
 

Mistralgitter

Mitglied
neue Version vom 29.04.2015

Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich Tomaten-Sträucher gepflanzt. Die meisten in den „oberen Stockwerken“ sind noch klein, hart und grün, die unteren Früchte werden gerade rot, manche sind aufgeplatzt, haben Risse. Ich weiß nicht, wie ich das hätte verhindern können. Doch sie schmecken trotzdem, wenn man das Schadhafte herausschneidet. Mir fehlt die Erfahrung - wie so oft im Leben.

Ich erinnere mich nicht mehr, wie wir uns kennen lernten. Eines Tages war sie da, klein, drahtig, sehr kurze Haare. Frau Rubach. Warum sie mich mochte, wusste ich nicht. Wir joggten mit einander. Doch weil sie durchtrainierter war als ich, hängte sie mich nach einer Weile ab, und wir liefen von da an getrennt. Wenn wir uns bei gemeinsamen Bekannten trafen, begann sie mit mir zu diskutieren. Über Gott und die Welt. Mehr über Gott. Ich bin immer vorsichtig bei solchen Themen, vor allem bei solchen Menschen, die wie sie alles besser wussten als ich. Also blieb ich meist still und hörte ihr zu. Beim Garagenfest in unserer Nachbarschaft wollte sie unbedingt neben mir sitzen. Sie erzählte mir, dass sie eine Ausbildung in chinesischer Heilkunst beginnen wollte. ‚Sie hat aber doch drei schulpflichtige Kinder’, dachte ich besorgt, ‚und einen Mann’. An den dachte ich auch, sagte aber nichts und lächelte nur unsicher. Sie wirkte jedoch so, als ob sie ihr Leben im Griff hätte.

Heute Morgen krümmen sich mehrere Schnecken unter den Sträuchern. Es ist meine Schuld, ich habe Schneckenkorn gelegt. Sie hätten sonst meine Zucchini gefressen und meine Dahlien verzehrt. Aber meine Pflanzen sollen kein Schneckenfraß werden. Was man nicht behütet, wird zerstört. Was man nicht pflegt, verkommt. Lieber nehme ich den Tod der Schnecken in Kauf. Sie sind sowieso eklig schleimig und kriechen so aufregend langsam durch die Beete. Außerdem fressen sie sich oft noch gegenseitig.

Wir verloren uns aus den Augen. Sie sei ausgezogen, in eine andere Stadt, sagte man mir. Sie hätte ihren Mann verlassen. Aber keiner wusste, was vorgefallen war. Damit hatte ich nicht gerechnet, denn erst kürzlich traf ich das Ehepaar Rubach noch beim gemeinsamen Abendspaziergang. Sie gingen forschen Schrittes nebeneinander auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Wir grüßten einander flüchtig, höflich distanziert.
„Und die Kinder?“, fragte ich. Die zwei Großen seien im Internat, die Kleine habe sie mitgenommen, bekam ich zur Antwort. Ich vergaß nach dem Ehemann zu fragen.

Es ist ungemütlich schwül in den engen Gassen der Stadt. Die Luft steht zwischen den Häusern. Unter all den eiligen Menschen um mich herum fällt mir ein weißhaariger großer Mann auf. ‚Er sieht Herrn Rubach sehr ähnlich’, denke ich, ‚er könnte es sein und auch wieder nicht, denn die Frau an seiner Seite konnte unmöglich Frau Rubach sein. Ich kenne seine Frau, aber diese große langhaarige Frau ist mir unbekannt. Also ist dieser Mann auch nicht Herr Rubach’, beschließe ich und bin froh, wenn ich bald in meiner kühlen Wohnung sein kann.

Ihr Haus fand ich schon immer ungemütlich. Es wirkte nahezu unbewohnt. Kein Blumenschmuck im Hauseingang oder an den Fenstern, die auch tagsüber immer geschlossen waren, keine Vorhänge, nur Fensterläden. Irgendwie hatte es keine Seele. Selten sah man jemanden im Garten, selbst die Kinder nicht. Ein glatt geschorener Rasen, Büsche am Rande und ein verlassener Liegestuhl auf der Terrasse – das war alles. Eine unterkühlte Sachlichkeit. Vielleicht brauchten die Bewohner es so, dass alles übersichtlich und gerade war im Äußeren wie in ihrem Leben, überlegte ich. Jetzt also wohnte der Hausherr allein in dem Haus ohne seine Frau, und es war erst recht nicht verwunderlich, dass das Anwesen völlig unbelebt aussah. Er war ein vielbeschäftigter Geschäftsmann und oft auf Reisen.

Ich setze mich in den Schatten meines Gartens. Die Vögel sammeln sich schon in den Büschen und Bäumen. Ihr aufgeregtes, lautes Gezwitscher ist unüberhörbar. Sie fliegen kurz auf, schwenken über die nahen Felder und setzen sich wieder. Sie rüsten sich zum Aufbruch, um der Kälte zu entfliehen. Ein Wunder ist es für uns Menschen. Man sagt, dass die Zugvögel im Fliegen schlafen können und dennoch die Richtung nicht verlieren. Bald wird es kühl sein abends, auch in den Nächten, und ich bezweifle, dass noch all die kleinen grünen Tomaten an den Sträuchern in meinem Garten reif werden können.
Von nun an gibt es nahezu täglich Tomatengerichte. Ich lade mir Gäste ein. Den gedeckten Tisch schmücke ich mit einem großen Strauß Gartenblumen. Ich mag es üppig und farbig, wie es dem Spätsommer entspricht. Wir essen die Tomaten mit Käse oder Schnittlauch, wir essen sie als Salat, wir essen sie gedünstet oder gegrillt oder als Belag auf einer Pizza. Gesund sollen Tomaten sein.
„Sie heißen auch Liebesäpfel“, sagt verschmitzt lächelnd mein abendlicher Besucher. Und wir küssen uns innig.


Das Geschirr ist abgeräumt, allein die Vase mit dem Strauß bleibt zurück. Mein Besucher hat sich einen Block Papier zurechtgelegt, dazu Kohlestift und einen Farbkasten mit verschiedenen Pinseln. Ich schaue ihm für eine Weile über die Schulter, beobachte, wie er mit flotten Strichen die Vase, den Blumenstrauß, das Tischtuch vorzeichnet und dann mit kräftigen Pinselstrichen koloriert. Alle Sommerfarben vereinigen sich nach und nach zu einem ausdrucksstarken Aquarell. In kurzer Zeit ist es fertig.
„Wenn es trocken ist, möchte ich es dort drüben über dem Klavier aufhängen“, sage ich.
Musik und Malerei – wie gut das zusammenpasst. Ich mag das noch von früher.
„Ich möchte dein ‚Früher‘ einmal besuchen. Wie wäre es, wenn wir morgen gemeinsam an deinen alten Wohnort fahren? Magst du?“, fragt er mich. Ich bin einverstanden.

Ich war überrascht, als sie mir eines Tages unvermutet beim Joggen entgegenkam. Wir liefen auf entgegengesetzten Routen. War sie wieder zurückgekehrt an ihren früheren Wohnort? Ihre Haare waren noch kürzer, ihr Gesicht braun gebrannt und noch kantiger als sonst, nicht unsympathisch, eher ungewöhnlich und von daher interessant. Sie grüßte nur flüchtig und eilte weiter. Natürlich musste sie ihr Tempo halten. Ich war da weniger ehrgeizig und wäre stehen geblieben, wenn es sich so ergeben hätte. Wir redeten also nicht mehr über Gott, auch nicht über die Welt. Wir redeten nie mehr mit einander, denn einige Monate später zog ich ebenfalls weg.

Beim Gang durch meinen früheren Wohnort, treffen wir zufällig meine ehemalige Nachbarin.
„Welche Überraschung!“, sagt sie und umarmt mich und meinen Begleiter, „das ist aber schön, euch zu sehen. Habt ihr Zeit? Dann kommt doch zur Kaffeezeit vorbei. Ich habe gerade Zwetschgenkuchen gebacken. Ich hab nur keine Sahne dazu.“
„Danke. Wir kommen natürlich und bringen Schlagsahne mit“, antworte ich. Später sitzen wir draußen in ihrem Garten. Es ist ein angenehm warmer Tag.
„Was ist eigentlich da nebenan los?“ fragt mein Begleiter unvermittelt. Er hatte sich, wie er es als Künstler immer tut, aufmerksam umgesehen, während ich mit Kuchenessen und Reden beschäftigt war.
„Wohnen die Leute da noch drin? Es sieht so leer aus.“
Die Nachbarin bekommt ein ernstes Gesicht.
„Es wohnt niemand mehr drin. Aber die Möbel sind noch nicht abgeholt worden.“ Sie stockt, steht auf, holt die Zeitung von letzter Woche und breitet sie vor uns aus. „Grausamer Mord in beschaulichem Ort“ lesen wir und erkennen auf dem Foto das unbewohnte Nachbarhaus.
Ein Drama habe sich zwischen zwei Männern abgespielt, lesen wir voller Schrecken in dem Artikel. Ungehört und unbemerkt von der Nachbarschaft, mitten in der Nacht sei der Hausbesitzer, Herr Rubach, ermordet worden. Den Mörder fand die Polizei noch in der Nacht ebenfalls tot in einem Gebüsch, nicht weit vom Tatort entfernt, berichtet die Zeitung. Er hatte verschiedene Medikamente eingenommen, dazu reichlich Alkohol getrunken und hatte in solcher Verfassung sein Opfer aufgesucht, getötet und dann Selbstmord begangen. Die Untersuchungsergebnisse dazu seien eindeutig. Die Männer, beide verheiratet und Familienväter, kannten sich. Ein Beziehungskonflikt sei der Auslöser gewesen für diese Tat, hieß es. ‚Der große weißhaarige Mann mit der unbekannten Frau …’, schoss es mir durch den Kopf.
Auf diese Weise also hat der Täter mit seinem Opfer, seinem Nebenbuhler, abgerechnet. Das Schadhafte sollte beseitigt werden, der Tod wurde in Kauf genommen – nur der Tod?
„Zwei Familien sind nun zerstört, die Kinder verloren ihre Väter. Das ist doch traurig“, meint die Nachbarin. „Und die Mütter und Ehefrauen? Wie können diese nun weiterleben? Jede mit der eigenen Schuld und der Schuld ihrer Ehemänner? Wie trägt man so eine Last durchs Leben?“, frage ich.
„Das ist ja das Schlimme: Der Täter handelte einfach nur egoistisch“, empört sich mein Begleiter, „er sah sich doch nur selber, seine zerstörten Hoffnungen, seine verletzte Ehre. Kein bisschen mehr. Seine Familie war ihm doch völlig egal.“
„Er stand unter Drogen“, entgegne ich, „er war unzurechnungsfähig und hat einfach im Affekt reagiert.“
„In der Zeitung steht aber, dass er schon länger Selbstmordabsichten hatte. Er war als Banker in unlautere Geschäfte verwickelt und hatte seinen Arbeitsplatz verloren. Also doch keine Affekthandlung, das war eine lange geplante Sache“, erwidert die Nachbarin.
„Könnte es nicht sein, dass das spätere Opfer den Mörder geradezu provoziert hat durch seinen Umgang mit dessen Frau?“, überlegt mein Begleiter, „wer weiß, wie lange und wie offensichtlich die beiden ihre Liebschaft ausgelebt haben?“
„Wir wissen zu wenig. Es ist einfach nur schrecklich, in was sich Menschen verrennen können“, sage ich und denke daran, wie unruhig doch die Menschen sind, wie unbeständig. Sie suchen nach Wärme und finden sie doch immer nur für eine gewisse Zeit. Dann brechen sie wieder auf, um der Kälte und den Enttäuschungen zu entfliehen, aber oft völlig kopflos. Wie die Zugvögel, denke ich. Nur eines ist anders: Die Vögel kennen instinktiv ihr Ziel und finden die richtige Route auch im Schlaf.


1. Version vom 28.04.2015
Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich Tomaten-Sträucher gepflanzt. Die meisten Früchte in den „oberen Stockwerken“ sind noch klein, hart und grün, die unteren werden gerade rot, manche sind aufgeplatzt, haben Risse. Ich weiß nicht, wie ich das hätte verhindern können. Doch sie schmecken trotzdem, wenn man das Schadhafte herausschneidet. Mir fehlt die Erfahrung - wie so oft im Leben.

Ich erinnere mich nicht mehr, wie wir uns kennen lernten. Eines Tages war sie da, klein, drahtig, sehr kurze Haare. Frau Rubach. Warum sie mich mochte, wusste ich nicht. Wir joggten mit einander. Doch weil sie durchtrainierter war als ich, hängte sie mich nach einer Weile ab, und wir liefen von da an getrennt. Wenn wir uns bei gemeinsamen Bekannten trafen, begann sie mit mir zu diskutieren. Über Gott und die Welt. Mehr über Gott. Ich bin immer vorsichtig bei solchen Themen, vor allem bei solchen Menschen, die wie sie alles besser wussten als ich. Also blieb ich meist still und hörte ihr zu. Beim Garagenfest in unserer Nachbarschaft wollte sie unbedingt neben mir sitzen. Sie erzählte mir, dass sie nun eine Ausbildung in chinesischer Heilkunst machen wollte. Sie hat aber doch drei schulpflichtige Kinder, dachte ich besorgt, und einen Mann. An den dachte ich auch, sagte aber nichts und lächelte nur unsicher. Sie wirkte jedoch so, als ob sie ihr Leben im Griff hätte.

Heute Morgen krümmen sich mehrere Schnecken unter den Sträuchern. Es ist meine Schuld, ich habe Schneckenkorn gelegt. Sie hätten sonst meine Zucchini gefressen und meine Dahlien verzehrt. Aber meine Pflanzen sollen kein Schneckenfraß werden. Was man nicht behütet, wird zerstört. Was man nicht pflegt, verkommt. Lieber nehme ich den Tod der Schnecken in Kauf. Sie sind sowieso so eklig schleimig und kriechen so aufregend langsam durch die Beete. Außerdem fressen sie sich oft noch gegenseitig.

Wir verloren uns aus den Augen. Sie sei ausgezogen, in eine andere Stadt, sagte man mir. Sie hätte ihren Mann verlassen. Aber keiner wusste, was vorgefallen war. Damit hatte ich nicht gerechnet, denn erst kürzlich traf ich das Ehepaar Rubach noch beim gemeinsamen Abendspaziergang. Sie gingen forschen Schrittes nebeneinander auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Wir grüßten einander flüchtig, höflich distanziert.
„Und die Kinder?“, fragte ich. Die zwei Großen seien im Internat, die Kleine habe sie mitgenommen, bekam ich zur Antwort. Ich vergaß nach dem Ehemann zu fragen.


Es ist ungemütlich schwül in den engen Gassen der Stadt. Die Luft steht zwischen den Häusern. Zwischen all den eiligen Menschen um mich herum fällt mir ein weißhaariger großer Mann auf. Er sieht Herrn Rubach sehr ähnlich, denke ich, er könnte es sein und auch wieder nicht, denn die Frau an seiner Seite konnte unmöglich Frau Rubach sein. Ich kenne seine Frau, aber diese große langhaarige Frau ist mir unbekannt. Also ist dieser Mann auch nicht Herr Rubach, beschließe ich und bin froh, wenn ich bald in meiner kühlen Wohnung sein kann.

Ihr Haus fand ich schon immer ungemütlich. Es wirkte nahezu unbewohnt. Kein Blumenschmuck im Hauseingang oder an den Fenstern, die auch tagsüber immer geschlossen waren, keine Vorhänge, nur Fensterläden. Irgendwie hatte es keine Seele. Selten sah man jemanden im Garten, selbst die Kinder nicht. Ein glatt geschorener Rasen, Büsche am Rande und ein verlassener Liegestuhl auf der Terrasse – das war alles. Eine unterkühlte Sachlichkeit. Vielleicht brauchten die Bewohner es so, dass alles übersichtlich und gerade war im Äußeren wie in ihrem Leben, überlegte ich. Jetzt also wohnte der Hausherr allein in dem Haus ohne seine Frau, und es war erst recht nicht verwunderlich, dass das Anwesen völlig unbelebt aussah. Er war ein vielbeschäftigter Geschäftsmann und oft auf Reisen.

Ich setze mich in den Schatten meines Gartens. Die Vögel sammeln sich schon in den Büschen und Bäumen. Ihr aufgeregtes, lautes Gezwitscher ist unüberhörbar. Sie fliegen kurz auf, schwenken über die nahen Felder und setzen sich wieder. Sie rüsten sich zum Aufbruch, um der Kälte zu entfliehen. Ein Wunder ist es für uns Menschen. Man sagt, dass die Zugvögel im Fliegen schlafen können und dennoch die Richtung nicht verlieren. Bald wird es kühl sein abends, auch in den Nächten, und ich bezweifle, dass noch all die kleinen grünen Tomaten an den Sträuchern in meinem Garten reif werden können.

Von nun an gibt es nahezu täglich Tomatengerichte. Ich lade mir Gäste ein. Den gedeckten Tisch schmücke ich mit einem großen Strauß Gartenblumen. Ich mag es üppig und farbig, wie es dem Spätsommer entspricht. Wir essen die Tomaten mit Käse oder Schnittlauch, wir essen sie als Salat, wir essen sie gedünstet oder gegrillt oder als Belag auf einer Pizza. Gesund sollen Tomaten sein.
„Sie heißen auch Liebesäpfel“, sagt verschmitzt lächelnd mein abendlicher Besucher. Und wir küssen uns innig.

Das Geschirr ist abgeräumt, allein die Vase mit dem Strauß bleibt zurück. Mein Besucher hat sich einen Block Papier zurechtgelegt, dazu Kohlestift und einen Farbkasten mit verschiedenen Pinseln. Ich schaue ihm für eine Weile über die Schulter, beobachte, wie er mit flotten Strichen die Vase, den Blumenstrauß, das Tischtuch vorzeichnet und dann mit kräftigen Pinselstrichen koloriert. Alle Sommerfarben vereinigen sich nach und nach zu einem ausdrucksstarken Aquarell. In kurzer Zeit ist es fertig.
„Wenn es trocken ist, möchte ich es dort drüben über dem Klavier aufhängen“, sage ich.
Musik und Kunst – wie gut das zusammenpasst. Ich mag das noch von früher.
„Ich möchte dein ‚Früher‘ einmal besuchen. Wie wäre es, wenn wir morgen gemeinsam an deinen alten Wohnort fahren? Magst du?“, fragte er mich. Ich bin einverstanden.

Ich war überrascht, als sie mir eines Tages unvermutet beim Joggen entgegenkam. Wir liefen auf entgegengesetzten Routen. War sie wieder zurückgekehrt an ihren früheren Wohnort? Ihre Haare waren noch kürzer, ihr Gesicht braun gebrannt und noch kantiger als sonst, nicht unsympathisch, eher ungewöhnlich und von daher interessant. Sie grüßte nur flüchtig und eilte weiter. Natürlich musste sie ihr Tempo halten. Ich war da weniger ehrgeizig und wäre stehen geblieben, wenn es sich so ergeben hätte. Wir redeten also nicht mehr über Gott, auch nicht über die Welt. Wir redeten nie mehr mit einander, denn einige Monate später zog ich ebenfalls weg.

Beim Gang durch meinen ehemaligen Wohn-Ort, treffen wir zufällig meine ehemalige Nachbarin.
„Welche Überraschung!“, sagt sie und umarmt mich und meinen Begleiter, „das ist aber schön, euch zu sehen. Habt ihr Zeit? Dann kommt doch zur Kaffeezeit vorbei. Ich habe gerade Zwetschgenkuchen gebacken. Ich hab nur keine Sahne dazu.“
„Danke. Wir kommen natürlich und bringen Schlagsahne mit“, antworte ich. Später sitzen wir draußen in ihrem Garten. Es ist ein angenehm warmer Tag.
„Was ist eigentlich da nebenan los?“ fragt mein Begleiter unvermittelt. Er hatte sich, wie er es als Künstler immer tut, aufmerksam umgesehen, während ich mit Kuchenessen und Reden beschäftigt war.
„Wohnen die Leute da noch drin? Es sieht so leer aus.“
Die Nachbarin bekommt ein ernstes Gesicht.
„Es wohnt niemand mehr drin. Aber die Möbel sind noch nicht abgeholt worden.“ Sie stockt, steht auf, holt die Zeitung von letzter Woche und breitet sie vor uns aus. „Grausamer Mord in beschaulichem Ort“ lesen wir und erkennen auf dem Foto das unbewohnte Nachbarhaus.
Ein Drama habe sich zwischen zwei Männern abgespielt, lesen wir voller Schrecken in dem Artikel. Ungehört und unbemerkt von der Nachbarschaft, mitten in der Nacht sei der Hausbesitzer, Herr Rubach, ermordet worden. Den Mörder fand die Polizei noch in der Nacht ebenfalls tot in einem Gebüsch, nicht weit vom Tatort entfernt, berichtet die Zeitung. Er hatte verschiedene Medikamente eingenommen, dazu reichlich Alkohol getrunken und hatte in solcher Verfassung sein Opfer aufgesucht, getötet und dann Selbstmord begangen. Die Untersuchungsergebnisse dazu seien eindeutig. Die Männer, beide verheiratet und Familienväter, kannten sich. Ein Beziehungskonflikt sei wohl der Auslöser gewesen für diese Tat, hieß es. Der große weißhaarige Mann mit der unbekannten Frau, schoss es mir durch den Kopf. Er war also doch Herr Rubach.
So also hat der Täter mit seinem Opfer, seinem Nebenbuhler, abgerechnet. Und niemand hat es verhindern können. Das Schadhafte sollte beseitigt werden, der Tod wurde in Kauf genommen – nur der Tod?
„Zwei Familien sind nun zerstört, die Kinder verloren ihre Väter. Das ist doch traurig“, meint die Nachbarin. „Und die Mütter und Ehefrauen? Wie können diese nun weiterleben? Jede mit der eigenen Schuld und der Schuld ihrer Ehemänner? Wie trägt man so eine Last durchs Leben?“, frage ich.
„Das ist ja das Schlimme: Der Täter handelte einfach nur egoistisch“, empört sich mein Begleiter, „er sah sich doch nur selber, seine zerstörten Hoffnungen, seine verletzte Ehre. Kein bisschen mehr. Seine Familie war ihm doch völlig egal.“
„Er stand unter Drogen“, entgegne ich, „er war unzurechnungsfähig und hat einfach im Affekt reagiert.“
„In der Zeitung steht aber, dass er schon länger Selbstmordabsichten hatte. Er war als Banker in unlautere Geschäfte verwickelt und hatte seinen Arbeitsplatz verloren. Also doch keine Affekthandlung, das war eine lange geplante Sache“, erwidert die Nachbarin.
„Könnte es nicht sein, dass das spätere Opfer den Mörder geradezu provoziert hat durch seinen Umgang mit dessen Frau?“, überlegt mein Begleiter, „wer weiß, wie lange und wie offensichtlich die beiden ihre Liebschaft ausgelebt haben?“
„Wir wissen zu wenig. Es ist einfach nur schrecklich, in was sich Menschen verrennen können“, sage ich und denke daran, wie unruhig doch die Menschen sind, wie unbeständig. Sie suchen nach Wärme und finden sie doch immer nur für eine gewisse Zeit. Dann brechen sie wieder auf, um der Kälte und den Enttäuschungen zu entfliehen, aber oft völlig kopflos. Wie die Zugvögel, denke ich. Nur eines ist anders: Die Vögel kennen instinktiv ihr Ziel und finden die richtige Route auch im Schlaf.
 

Mistralgitter

Mitglied
neue Version vom 29.04.2015

Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich Tomaten-Sträucher gepflanzt. Die meisten in den „oberen Stockwerken“ sind noch klein, hart und grün, die unteren Früchte werden gerade rot, manche sind aufgeplatzt, haben Risse. Ich weiß nicht, wie ich das hätte verhindern können. Doch sie schmecken trotzdem, wenn man das Schadhafte herausschneidet. Mir fehlt die Erfahrung - wie so oft im Leben.

Ich erinnere mich nicht mehr, wie wir uns kennen lernten. Eines Tages war sie da, klein, drahtig, sehr kurze Haare. Frau Rubach. Warum sie mich mochte, wusste ich nicht. Wir joggten mit einander. Doch weil sie durchtrainierter war als ich, hängte sie mich nach einer Weile ab, und wir liefen von da an getrennt. Wenn wir uns bei gemeinsamen Bekannten trafen, begann sie mit mir zu diskutieren. Über Gott und die Welt. Mehr über Gott. Ich bin immer vorsichtig bei solchen Themen, vor allem bei solchen Menschen, die wie sie alles besser wussten als ich. Also blieb ich meist still und hörte ihr zu. Beim Garagenfest in unserer Nachbarschaft wollte sie unbedingt neben mir sitzen. Sie erzählte mir, dass sie eine Ausbildung in chinesischer Heilkunst beginnen wollte. ‚Sie hat aber doch drei schulpflichtige Kinder’, dachte ich besorgt, ‚und einen Mann’. An den dachte ich auch, sagte aber nichts und lächelte nur unsicher. Sie wirkte jedoch so, als ob sie ihr Leben im Griff hätte.

Heute Morgen krümmen sich mehrere Schnecken unter den Sträuchern. Es ist meine Schuld, ich habe Schneckenkorn gelegt. Sie hätten sonst meine Zucchini gefressen und meine Dahlien verzehrt. Aber meine Pflanzen sollen kein Schneckenfraß werden. Was man nicht behütet, wird zerstört. Was man nicht pflegt, verkommt. Lieber nehme ich den Tod der Schnecken in Kauf. Sie sind sowieso eklig schleimig und kriechen so aufregend langsam durch die Beete. Außerdem fressen sie sich oft noch gegenseitig.

Wir verloren uns aus den Augen. Sie sei ausgezogen, in eine andere Stadt, sagte man mir. Sie hätte ihren Mann verlassen. Aber keiner wusste, was vorgefallen war. Damit hatte ich nicht gerechnet, denn erst kürzlich traf ich das Ehepaar Rubach noch beim gemeinsamen Abendspaziergang. Sie gingen forschen Schrittes nebeneinander auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Wir grüßten einander flüchtig, höflich distanziert.
„Und die Kinder?“, fragte ich. Die zwei Großen seien im Internat, die Kleine habe sie mitgenommen, bekam ich zur Antwort. Ich vergaß nach dem Ehemann zu fragen.

Es ist ungemütlich schwül in den engen Gassen der Stadt. Die Luft steht zwischen den Häusern. Unter all den eiligen Menschen um mich herum fällt mir ein weißhaariger großer Mann auf. ‚Er sieht Herrn Rubach sehr ähnlich’, denke ich, ‚er könnte es sein und auch wieder nicht, denn die Frau an seiner Seite konnte unmöglich Frau Rubach sein. Ich kenne seine Frau, aber diese große langhaarige Frau ist mir unbekannt. Also ist dieser Mann auch nicht Herr Rubach’, beschließe ich und bin froh, wenn ich bald in meiner kühlen Wohnung sein kann.

Ihr Haus fand ich schon immer ungemütlich. Es wirkte nahezu unbewohnt. Kein Blumenschmuck im Hauseingang oder an den Fenstern, die auch tagsüber immer geschlossen waren, keine Vorhänge, nur Fensterläden. Irgendwie hatte es keine Seele. Selten sah man jemanden im Garten, selbst die Kinder nicht. Ein glatt geschorener Rasen, Büsche am Rande und ein verlassener Liegestuhl auf der Terrasse – das war alles. Eine unterkühlte Sachlichkeit. Vielleicht brauchten die Bewohner es so, dass alles übersichtlich und gerade war im Äußeren wie in ihrem Leben, überlegte ich. Jetzt also wohnte der Hausherr allein in dem Haus ohne seine Frau, und es war erst recht nicht verwunderlich, dass das Anwesen völlig unbelebt aussah. Er war ein vielbeschäftigter Geschäftsmann und oft auf Reisen.

Ich setze mich in den Schatten meines Gartens. Die Vögel sammeln sich schon in den Büschen und Bäumen. Ihr aufgeregtes, lautes Gezwitscher ist unüberhörbar. Sie fliegen kurz auf, schwenken über die nahen Felder und setzen sich wieder. Sie rüsten sich zum Aufbruch, um der Kälte zu entfliehen. Ein Wunder ist es für uns Menschen. Man sagt, dass die Zugvögel im Fliegen schlafen können und dennoch die Richtung nicht verlieren. Bald wird es kühl sein abends, auch in den Nächten, und ich bezweifle, dass noch all die kleinen grünen Tomaten an den Sträuchern in meinem Garten reif werden können.
Von nun an gibt es nahezu täglich Tomatengerichte. Ich lade mir Gäste ein. Den gedeckten Tisch schmücke ich mit einem großen Strauß Gartenblumen. Ich mag es üppig und farbig, wie es dem Spätsommer entspricht. Wir essen die Tomaten mit Käse oder Schnittlauch, wir essen sie als Salat, wir essen sie gedünstet oder gegrillt oder als Belag auf einer Pizza. Gesund sollen Tomaten sein.
„Sie heißen auch Liebesäpfel“, sagt verschmitzt lächelnd mein abendlicher Besucher. Und wir küssen uns innig.


Das Geschirr ist abgeräumt, allein die Vase mit dem Strauß bleibt zurück. Mein Besucher hat sich einen Block Papier zurechtgelegt, dazu Kohlestift und einen Farbkasten mit verschiedenen Pinseln. Ich schaue ihm für eine Weile über die Schulter, beobachte, wie er mit flotten Strichen die Vase, den Blumenstrauß, das Tischtuch vorzeichnet und dann mit kräftigen Pinselstrichen koloriert. Alle Sommerfarben vereinigen sich nach und nach zu einem ausdrucksstarken Aquarell. In kurzer Zeit ist es fertig.
„Wenn es trocken ist, möchte ich es dort drüben über dem Klavier aufhängen“, sage ich.
Musik und Malerei – wie gut das zusammenpasst. Ich mag das noch von früher.
„Ich möchte dein ‚Früher‘ einmal besuchen. Wie wäre es, wenn wir morgen gemeinsam an deinen alten Wohnort fahren? Magst du?“, fragt er mich. Ich bin einverstanden.

Ich war überrascht, als sie mir eines Tages unvermutet beim Joggen entgegenkam. Wir liefen auf entgegengesetzten Routen. War sie wieder zurückgekehrt an ihren früheren Wohnort? Ihre Haare waren noch kürzer, ihr Gesicht braun gebrannt und noch kantiger als sonst, nicht unsympathisch, eher ungewöhnlich und von daher interessant. Sie grüßte nur flüchtig und eilte weiter. Natürlich musste sie ihr Tempo halten. Ich war da weniger ehrgeizig und wäre stehen geblieben, wenn es sich so ergeben hätte. Wir redeten also nicht mehr über Gott, auch nicht über die Welt. Wir redeten nie mehr mit einander, denn einige Monate später zog ich ebenfalls weg.

Beim Gang durch meinen früheren Wohnort, treffen wir zufällig meine ehemalige Nachbarin.
„Welche Überraschung!“, sagt sie und umarmt mich und meinen Begleiter, „das ist aber schön, euch zu sehen. Habt ihr Zeit? Dann kommt doch zur Kaffeezeit vorbei. Ich habe gerade Zwetschgenkuchen gebacken. Ich hab nur keine Sahne dazu.“
„Danke. Wir kommen natürlich und bringen Schlagsahne mit“, antworte ich. Später sitzen wir draußen in ihrem Garten. Es ist ein angenehm warmer Tag.
„Was ist eigentlich da nebenan los?“ fragt mein Begleiter unvermittelt. Er hatte sich, wie er es als Künstler immer tut, aufmerksam umgesehen, während ich mit Kuchenessen und Reden beschäftigt war.
„Wohnen die Leute da noch drin? Es sieht so leer aus.“
Die Nachbarin bekommt ein ernstes Gesicht.
„Es wohnt niemand mehr drin. Aber die Möbel sind noch nicht abgeholt worden.“ Sie stockt, steht auf, holt die Zeitung von letzter Woche und breitet sie vor uns aus. „Grausamer Mord in beschaulichem Ort“ lesen wir und erkennen auf dem Foto das unbewohnte Nachbarhaus.
Ein Drama habe sich zwischen zwei Männern abgespielt, lesen wir voller Schrecken in dem Artikel. Ungehört und unbemerkt von der Nachbarschaft, mitten in der Nacht sei der Hausbesitzer, Herr Rubach, ermordet worden. Den Mörder fand die Polizei noch in der Nacht ebenfalls tot in einem Gebüsch, nicht weit vom Tatort entfernt, berichtet die Zeitung. Er hatte verschiedene Medikamente eingenommen, dazu reichlich Alkohol getrunken und hatte in solcher Verfassung sein Opfer aufgesucht, getötet und dann Selbstmord begangen. Die Untersuchungsergebnisse dazu seien eindeutig. Die Männer, beide verheiratet und Familienväter, kannten sich. Ein Beziehungskonflikt sei der Auslöser gewesen für diese Tat, hieß es. ‚Der große weißhaarige Mann mit der unbekannten Frau …’, schoss es mir durch den Kopf.
Auf diese Weise also hat der Täter mit seinem Opfer, seinem Nebenbuhler, abgerechnet. Das Schadhafte sollte beseitigt werden, der Tod wurde in Kauf genommen – nur der Tod?
„Zwei Familien sind nun zerstört, die Kinder verloren ihre Väter. Das ist doch traurig“, meint die Nachbarin. „Und die Mütter und Ehefrauen? Wie können diese nun weiterleben? Jede mit der eigenen Schuld und der Schuld ihrer Ehemänner? Wie trägt man so eine Last durchs Leben?“, frage ich.
„Das ist ja das Schlimme: Der Täter handelte einfach nur egoistisch“, empört sich mein Begleiter, „er sah sich doch nur selber, seine zerstörten Hoffnungen, seine verletzte Ehre. Kein bisschen mehr. Seine Familie war ihm doch völlig egal.“
„Er stand unter Drogen“, entgegne ich, „er war unzurechnungsfähig und hat einfach im Affekt reagiert.“
„In der Zeitung steht aber, dass er schon länger Selbstmordabsichten hatte. Er war als Banker in unlautere Geschäfte verwickelt und hatte seinen Arbeitsplatz verloren. Also doch keine Affekthandlung, das war eine lange geplante Sache“, erwidert die Nachbarin.
„Könnte es nicht sein, dass das spätere Opfer den Mörder geradezu provoziert hat durch seinen Umgang mit dessen Frau?“, überlegt mein Begleiter, „wer weiß, wie lange und wie offensichtlich die beiden ihre Liebschaft ausgelebt haben?“
„Wir wissen zu wenig. Es ist einfach nur schrecklich, in was sich Menschen verrennen können“, sage ich und denke daran, wie unruhig doch die Menschen sind, wie unbeständig. Sie suchen nach Wärme und finden sie doch immer nur für eine gewisse Zeit. Dann brechen sie wieder auf, um der Kälte und den Enttäuschungen zu entfliehen, aber oft völlig kopflos. Wie die Zugvögel, denke ich. Nur eines ist anders: Die Vögel kennen instinktiv ihr Ziel und finden die richtige Route auch im Schlaf.
 

Mistralgitter

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neue Version vom 29.04.2015

Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich Tomaten-Sträucher gepflanzt. Die meisten in den „oberen Stockwerken“ sind noch klein, hart und grün, die unteren Früchte werden gerade rot, manche sind aufgeplatzt, haben Risse. Ich weiß nicht, wie ich das hätte verhindern können. Doch sie schmecken trotzdem, wenn man das Schadhafte herausschneidet. Mir fehlt die Erfahrung - wie so oft im Leben.

Ich erinnere mich nicht mehr, wie wir uns kennen lernten. Eines Tages war sie da, klein, drahtig, sehr kurze Haare. Frau Rubach. Warum sie mich mochte, wusste ich nicht. Wir joggten mit einander. Doch weil sie durchtrainierter war als ich, hängte sie mich nach einer Weile ab, und wir liefen von da an getrennt. Wenn wir uns bei gemeinsamen Bekannten trafen, begann sie mit mir zu diskutieren. Über Gott und die Welt. Mehr über Gott. Ich bin immer vorsichtig bei solchen Themen, vor allem bei solchen Menschen, die wie sie alles besser wussten als ich. Also blieb ich meist still und hörte ihr zu. Beim Garagenfest in unserer Nachbarschaft wollte sie unbedingt neben mir sitzen. Sie erzählte mir, dass sie eine Ausbildung in chinesischer Heilkunst beginnen wollte. ‚Sie hat aber doch drei schulpflichtige Kinder’, dachte ich besorgt, ‚und einen Mann’. An den dachte ich auch, sagte aber nichts und lächelte nur unsicher. Sie wirkte jedoch so, als ob sie ihr Leben im Griff hätte.

Heute Morgen krümmen sich mehrere Schnecken unter den Sträuchern. Es ist meine Schuld, ich habe Schneckenkorn gelegt. Sie hätten sonst meine Zucchini gefressen und meine Dahlien verzehrt. Aber meine Pflanzen sollen kein Schneckenfraß werden. Was man nicht behütet, wird zerstört. Was man nicht pflegt, verkommt. Lieber nehme ich den Tod der Schnecken in Kauf. Sie sind sowieso eklig schleimig und kriechen so aufregend langsam durch die Beete. Außerdem fressen sie sich oft noch gegenseitig.

Wir verloren uns aus den Augen. Sie sei ausgezogen, in eine andere Stadt, sagte man mir. Sie hätte ihren Mann verlassen. Aber keiner wusste, was vorgefallen war. Damit hatte ich nicht gerechnet, denn erst kürzlich traf ich das Ehepaar Rubach noch beim gemeinsamen Abendspaziergang. Sie gingen forschen Schrittes nebeneinander auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Wir grüßten einander flüchtig, höflich distanziert.
„Und die Kinder?“, fragte ich. Die zwei Großen seien im Internat, die Kleine habe sie mitgenommen, bekam ich zur Antwort. Ich vergaß nach dem Ehemann zu fragen.


Es ist ungemütlich schwül in den engen Gassen der Stadt. Die Luft steht zwischen den Häusern. Unter all den eiligen Menschen um mich herum fällt mir ein weißhaariger großer Mann auf. ‚Er sieht Herrn Rubach sehr ähnlich’, denke ich, ‚er könnte es sein und auch wieder nicht, denn die Frau an seiner Seite konnte unmöglich Frau Rubach sein. Ich kenne seine Frau, aber diese große langhaarige Frau ist mir unbekannt. Also ist dieser Mann auch nicht Herr Rubach’, beschließe ich und bin froh, wenn ich bald in meiner kühlen Wohnung sein kann.

Ihr Haus fand ich schon immer ungemütlich. Es wirkte nahezu unbewohnt. Kein Blumenschmuck im Hauseingang oder an den Fenstern, die auch tagsüber immer geschlossen waren, keine Vorhänge, nur Fensterläden. Irgendwie hatte es keine Seele. Selten sah man jemanden im Garten, selbst die Kinder nicht. Ein glatt geschorener Rasen, Büsche am Rande und ein verlassener Liegestuhl auf der Terrasse – das war alles. Eine unterkühlte Sachlichkeit. Vielleicht brauchten die Bewohner es so, dass alles übersichtlich und gerade war im Äußeren wie in ihrem Leben, überlegte ich. Jetzt also wohnte der Hausherr allein in dem Haus ohne seine Frau, und es war erst recht nicht verwunderlich, dass das Anwesen völlig unbelebt aussah. Er war ein vielbeschäftigter Geschäftsmann und oft auf Reisen.

Ich setze mich in den Schatten meines Gartens. Die Vögel sammeln sich schon in den Büschen und Bäumen. Ihr aufgeregtes, lautes Gezwitscher ist unüberhörbar. Sie fliegen kurz auf, schwenken über die nahen Felder und setzen sich wieder. Sie rüsten sich zum Aufbruch, um der Kälte zu entfliehen. Ein Wunder ist es für uns Menschen. Man sagt, dass die Zugvögel im Fliegen schlafen können und dennoch die Richtung nicht verlieren. Bald wird es kühl sein abends, auch in den Nächten, und ich bezweifle, dass noch all die kleinen grünen Tomaten an den Sträuchern in meinem Garten reif werden können.
Von nun an gibt es nahezu täglich Tomatengerichte. Ich lade mir Gäste ein. Den gedeckten Tisch schmücke ich mit einem großen Strauß Gartenblumen. Ich mag es üppig und farbig, wie es dem Spätsommer entspricht. Wir essen die Tomaten mit Käse oder Schnittlauch, wir essen sie als Salat, wir essen sie gedünstet oder gegrillt oder als Belag auf einer Pizza. Gesund sollen Tomaten sein.
„Sie heißen auch Liebesäpfel“, sagt verschmitzt lächelnd mein abendlicher Besucher. Und wir küssen uns innig.

Das Geschirr ist abgeräumt, allein die Vase mit dem Strauß bleibt zurück. Mein Besucher hat sich einen Block Papier zurechtgelegt, dazu Kohlestift und einen Farbkasten mit verschiedenen Pinseln. Ich schaue ihm für eine Weile über die Schulter, beobachte, wie er mit flotten Strichen die Vase, den Blumenstrauß, das Tischtuch vorzeichnet und dann mit kräftigen Pinselstrichen koloriert. Alle Sommerfarben vereinigen sich nach und nach zu einem ausdrucksstarken Aquarell. In kurzer Zeit ist es fertig.
„Wenn es trocken ist, möchte ich es dort drüben über dem Klavier aufhängen“, sage ich.
Musik und Malerei – wie gut das zusammenpasst. Ich mag das noch von früher.
„Ich möchte dein ‚Früher‘ einmal besuchen. Wie wäre es, wenn wir morgen gemeinsam an deinen alten Wohnort fahren? Magst du?“, fragt er mich. Ich bin einverstanden.

Ich war überrascht, als sie mir eines Tages unvermutet beim Joggen entgegenkam. Wir liefen auf entgegengesetzten Routen. War sie wieder zurückgekehrt an ihren früheren Wohnort? Ihre Haare waren noch kürzer, ihr Gesicht braun gebrannt und noch kantiger als sonst, nicht unsympathisch, eher ungewöhnlich und von daher interessant. Sie grüßte nur flüchtig und eilte weiter. Natürlich musste sie ihr Tempo halten. Ich war da weniger ehrgeizig und wäre stehen geblieben, wenn es sich so ergeben hätte. Wir redeten also nicht mehr über Gott, auch nicht über die Welt. Wir redeten nie mehr mit einander, denn einige Monate später zog ich ebenfalls weg.

Beim Gang durch meinen früheren Wohnort, treffen wir zufällig meine ehemalige Nachbarin.
„Welche Überraschung!“, sagt sie und umarmt mich und meinen Begleiter, „das ist aber schön, euch zu sehen. Habt ihr Zeit? Dann kommt doch zur Kaffeezeit vorbei. Ich habe gerade Zwetschgenkuchen gebacken. Ich hab nur keine Sahne dazu.“
„Danke. Wir kommen natürlich und bringen Schlagsahne mit“, antworte ich. Später sitzen wir draußen in ihrem Garten. Es ist ein angenehm warmer Tag.
„Was ist eigentlich da nebenan los?“ fragt mein Begleiter unvermittelt. Er hatte sich, wie er es als Künstler immer tut, aufmerksam umgesehen, während ich mit Kuchenessen und Reden beschäftigt war.
„Wohnen die Leute da noch drin? Es sieht so leer aus.“
Die Nachbarin bekommt ein ernstes Gesicht.
„Es wohnt niemand mehr drin. Aber die Möbel sind noch nicht abgeholt worden.“ Sie stockt, steht auf, holt die Zeitung von letzter Woche und breitet sie vor uns aus. „Grausamer Mord in beschaulichem Ort“ lesen wir und erkennen auf dem Foto das unbewohnte Nachbarhaus.
Ein Drama habe sich zwischen zwei Männern abgespielt, lesen wir voller Schrecken in dem Artikel. Ungehört und unbemerkt von der Nachbarschaft, mitten in der Nacht sei der Hausbesitzer, Herr Rubach, ermordet worden. Den Mörder fand die Polizei noch in der Nacht ebenfalls tot in einem Gebüsch, nicht weit vom Tatort entfernt, berichtet die Zeitung. Er hatte verschiedene Medikamente eingenommen, dazu reichlich Alkohol getrunken und hatte in solcher Verfassung sein Opfer aufgesucht, getötet und dann Selbstmord begangen. Die Untersuchungsergebnisse dazu seien eindeutig. Die Männer, beide verheiratet und Familienväter, kannten sich. Ein Beziehungskonflikt sei der Auslöser gewesen für diese Tat, hieß es. ‚Der große weißhaarige Mann mit der unbekannten Frau …’, schoss es mir durch den Kopf.
Auf diese Weise also hat der Täter mit seinem Opfer, seinem Nebenbuhler, abgerechnet. Das Schadhafte sollte beseitigt werden, der Tod wurde in Kauf genommen – nur der Tod?
„Zwei Familien sind nun zerstört, die Kinder verloren ihre Väter. Das ist doch traurig“, meint die Nachbarin. „Und die Mütter und Ehefrauen? Wie können diese nun weiterleben? Jede mit der eigenen Schuld und der Schuld ihrer Ehemänner? Wie trägt man so eine Last durchs Leben?“, frage ich.
„Das ist ja das Schlimme: Der Täter handelte einfach nur egoistisch“, empört sich mein Begleiter, „er sah sich doch nur selber, seine zerstörten Hoffnungen, seine verletzte Ehre. Kein bisschen mehr. Seine Familie war ihm doch völlig egal.“
„Er stand unter Drogen“, entgegne ich, „er war unzurechnungsfähig und hat einfach im Affekt reagiert.“
„In der Zeitung steht aber, dass er schon länger Selbstmordabsichten hatte. Er war als Banker in unlautere Geschäfte verwickelt und hatte seinen Arbeitsplatz verloren. Also doch keine Affekthandlung, das war eine lange geplante Sache“, erwidert die Nachbarin.
„Könnte es nicht sein, dass das spätere Opfer den Mörder geradezu provoziert hat durch seinen Umgang mit dessen Frau?“, überlegt mein Begleiter, „wer weiß, wie lange und wie offensichtlich die beiden ihre Liebschaft ausgelebt haben?“
„Wir wissen zu wenig. Es ist einfach nur schrecklich, in was sich Menschen verrennen können“, sage ich und denke daran, wie unruhig doch die Menschen sind, wie unbeständig. Sie suchen nach Wärme und finden sie doch immer nur für eine gewisse Zeit. Dann brechen sie wieder auf, um der Kälte und den Enttäuschungen zu entfliehen, aber oft völlig kopflos. Wie die Zugvögel, denke ich. Nur eines ist anders: Die Vögel kennen instinktiv ihr Ziel und finden die richtige Route auch im Schlaf.
 
A

aligaga

Gast
Wie gesagt, wenn es je zu einer ernst zu nehmenden Veröffentlichung kommen sollte, würde ich darüber wieder neu nachdenken - könnte ich dann deine technische Hilfestellung diesbezüglich in Anspruch nehmen? *smile*
Offenbar hältst du nicht viel von denen, die deine Hervorbringungen hier lesen, sondern nur etwas von "ernst zu nehmenden" Lesern draußen im Lande.

Du solltest dich künftig ausschließlich an diesen orientieren.

eom

aligaga
 

Mistralgitter

Mitglied
Fein, dass du hartnäckig bist.
Also, vielleicht hast du auch gesehen, dass ich in meiner neuen Version deine Strichelchen versucht hab, einzufügen? Etwa Nein?
Ich bin aber nicht glücklich damit, warte mal, ob andere Leser sich auch so daran stören wie du.
Gute Nacht
Mistralgitter
 
S

steky

Gast
Hallo, Mistralgitter,

ich habe nicht viel zu meckern, eigentlich gar nichts, deswegen mache ich es kurz:

Die meisten in den „oberen Stockwerken“ sind noch klein, hart und grün, die unteren Früchte werden gerade rot, manche sind aufgeplatzt, haben Risse.
Wen zitierst Du hier? Ich würde die Gänsefüßchen weglassen.

Ich erinnere mich nicht mehr, wie wir uns kennen lernten.
Ich würde "kennen lernten" zusammenschreiben. Sagt übrigens auch der Duden.

‚Sie hat aber doch drei schulpflichtige Kinder’, dachte ich besorgt, ‚und einen Mann’
Eleganter wäre: Sie hat aber doch drei schulpflichtige Kinder!

Ich weiß nicht, wie diese Form der Rede heißt, aber es gibt einen eigenen Namen dafür. So würdest Du zumindest die lästigen "dachte ich" loswerden.

Gerne gelesen!

LG
Steky
 

Mistralgitter

Mitglied
Hallo Steky,
Danke für deine Mühe.
Das mit den "oberen Stockwerken" - damit ist die Pflanze gemeint. Gesitteter müsste ich schreiben: an den oberen Ästen. Aber hat eine Tomatenpflanze Äste? Oder Zweige oder....? Ich zitiere nicht, sondern benutze einen nicht gewöhnlichen Ausdruck. Ich hatte also keinen Fachausdruck zur Hand...

Die Sache mit dem wiederholten "dachte ich".
Das möchte ich gerne so lassen, wie ich auch schon an aligaga schrieb. Das ist also absichtlich eine Wortwiederholung.

Was war der dritte Punkt? Ich muss nachlesen. Moment... gleich kommt die Fortsetzung ...

Ach so, ja, kennenlernen... Mein Schreibprogramm trennt es .... verbessere ich aber gerne nach dem Duden, wenn du es nachgeschlagen hast...

LG
Mistralgitter
 
S

steky

Gast
Das mit den "oberen Stockwerken" - damit ist die Pflanze gemeint. Gesitteter müsste ich schreiben: an den oberen Ästen. Aber hat eine Tomatenpflanze Äste? Oder Zweige oder....? Ich zitiere nicht, sondern benutze einen nicht gewöhnlichen Ausdruck. Ich hatte also keinen Fachausdruck zur Hand...
Ich weiß schon, wie Du das gemeint hast. Aber ein Anführungszeichen führt immer etwas an. Es gibt ja noch andere Möglichkeiten des Auszeichnens.


Die Sache mit dem wiederholten "dachte ich".
Das möchte ich gerne so lassen, wie ich auch schon an aligaga schrieb. Das ist also absichtlich eine Wortwiederholung.
Okay, das ist Deine Sache. Hab´s nicht gelesen.

Schönen Feiertag
Steky
 

Mistralgitter

Mitglied
Hallo Steky,

in Regel 8 zu den Anführungszeichen gehören auch die ironischen Hervorhebungen, wie in diesem Fall (in den "oberen Stockwerken") - hab ich eben im Duden noch mal nachgeschlagen.
Aber Danke für dein aufmerksames Lesen.
M.
 

Ji Rina

Mitglied
Hallo Mistralgitter,

Weiss jetzt nicht, ob auch ich hier einfach meine Meinung hinschreiben darf. Bin noch ganz neu hier. Gefallen hat mir hier, dass die Geschichte in völlig unvermutete Richtungen geht. Zuerst wird sehr ruhig über die Tomatenernte berichtet, dann wird Frau Rubach hineingezogen, es folgt der Begleiter, der malt – und dann endet es mit einem Familien-Drama und einem Mord! Gut verbunden, dafür, dass so vieles unter einen Hut gepackt wird! Schreibstil und Sprache, wirkte auf mich äusserst gepflegt.
 

Mistralgitter

Mitglied
Hallo Ji Rina,

Danke für deine Rückmeldung, die mich natürlich sehr freut.
Selbstverständlich darf jeder kommentieren, der etwas sagen will. Ich bin selber auch erst kurz hier in diesem Forum.
Und genau aus dem Grunde bin ich hier, dass andere ein kritisches Auge auf meine Texte werfen und ich genauso meine Kommentierfähigkeit bei fremden Texten übe.

Viele Grüße
Mistralgitter
 



 
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