Tonlose Worte

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Ulrike I.

Mitglied
Irgendwann werde ich erzählen,
dass ich keinen Atem mehr habe
für die Nacht.
Es werden tonlose Worte sein,
die die Namen
der Blumen vergessen haben.

Kirschblüten und Magnolien
hat es nie gegeben.
Die Metapher des Meeres,
werde ich dann umgehen,
die Schaumkronen
sind eh längst geronnen.

Die Welt ist blass geworden
und während die Tage
zeitlos verstreichen,
spüre ich die Schwere,
längst vergangener Träume
am Wegesrand.
 

Cosi

Mitglied
Hallo und herzlich willkommen auf LL!

"Tonlose Worte" ist auch ohne das Gedicht ein interessanter Titel.

Besonders markant sind gewöhnlich gerade die Töne der Interjektionen wie "Verdammt", "Oh nein!", Homer Simpsons "Nein!"/"d'Oh", "Hilfe!" oder "Haha".
Man singt sie förmlich ...

Ergo ist nur die Resignation tonlos.
Wenn die Stimme ihren Klang verliert, ist die Sprache nicht mehr als z.B. eine mathematische Formel.

Was ich unbedingt überarbeiten würde:
Gar nichts.
Die Zeilen können für meine Begriffe so bleiben, wie sie sind, und ich werde sie auch nicht weiter zerlabern.
lg
Cosi
 

Raul Reiser

Mitglied
Irgendwann werde ich erzählen

Liebe Ulrike L.,

irgendwie sind die Zeilen nicht schlecht. Andererseits weiß man nicht, worum es geht.
Dass die Welt schlecht und immer schlechter wird. Okay.
Aber warum jetzt für Dich, oder für Dein Gedicht?
Denk mal darüber nach,
Schreiben kannst Du ja.
Viele Grüße
Raul
 

mitis

Mitglied
sehr schön ausgedrückt alles, ich finde nur, dass sich irgendwie der kreis nicht schließt. das gedicht fängt irgendwo/irgendwann an und hört irgendwo/irgendwann auf. ich weiß nicht genau, ob ich das gut oder nicht so gut finde.
ein bißchen entsteht der eindruck, dass das gedicht vor allem um des formulierens willen geschrieben wurde - ein gedankenspiel um den begriff "tonlose worte" herum.
lg mitis
 

Ulrike I.

Mitglied
Hallo Cosi,

danke schön, für deine Willkommensgrüße.

"Wenn die Stimme ihren Klang verliert, ist die Sprache nicht mehr als z.B. eine mathematische Formel."

Mathematische Formeln könnten bei dem ein oder anderen genauso auf Unverständnis stoßen,wie eben fehlende Interjektionen, in der Sprache. Die Melodie und Mimik unserer Sprache, tragen zum Verstehen des Gegenübers bei. Du hast Recht: Ein Fehlen würde schnell zur Resignation führen, die ich versuchte, zum Ausdruck zu bringen. Trotzdem irritiert mich diese Aussage: Wenn wir ohne Klangfarbe, nicht mehr als eine mathematische Formel wären, würden wir dann nicht berechenbar werden? Du hinterlässt mich, in diesem Punkt, hinterfragend – was für mich nichts Negatives ist.

Hallo Raul,

danke schön, dass du mir das „Schreiben können“ attestierst.
Weder ich persönlich, noch das Lyrich brauchen darüber nachdenken, warum „es“ in der Resignation gelandet ist. Ich wollte es dem Leser überlassen, den Gedankenfreiraum weit fassen, was es da als Möglichkeiten geben könnte, die dahin führen könnten – da ich glaube, dass da ein Leser genügend eigene Assoziationen haben kann. Sofern es nicht persönliches Interesse, oder Neugierde sind, so scheint der Freiraum nun, zu groß geworden zu sein, um Verstanden zu werden. Schade.


Hallo Mitis,

danke schön für die Rückmeldungen und die Kritik.
Bedauerlich finde ich, dass für dich ein bisschen der Eindruck entstand, dass die Zeilen vor allem um des Formulierens willen geschrieben wurden, dem ist nicht so. Trotzdem akzeptiere ich deinen Eindruck, denn es ist das, was du empfindest.


LG Ulli
 

mitis

Mitglied
@ulli
Trotzdem akzeptiere ich deinen Eindruck, denn es ist das, was du empfindest.
da fühle ich mich jetzt etwas falsch verstanden. ich empfinde das nicht, es war ein gedanke, der sich NACH meiner ersten empfindung aufgedrängt hat. warum weiß ich auch nicht, vielleicht weil ich einen "anker" gesucht habe.

ich empfinde eine zeitlose uferlose schwermut, und hänge nach dem lesen in einem seltsamen vakuum.
deshalb mein eindruck, dass sich ein kreis nicht schließt. muss aber auch nicht sein. die worte und bilder an sich sind schön. vielleicht bin ich auch etwas zu "rational" an meine eigenen empfindungen herangegangen, in meinem bedürfnis nach einem "anker".

es ist ein schönes, mich sehr ansprechendes gedicht. das habe ich nicht betont vorhin und tut mir leid.

lg mitis
 
H

Heidrun D.

Gast
Liebe Ulrike,

das Gedicht finde ich gelungen, nur beim Wort "Metapher" zucke ich (gaaaanz leicht) zusammen.

Nach meinem Sprachgefühl wirken Fremdwörter in der Lyrik oft be-fremdlich und stören den Fluss, besonders in einem eher stimmungsvollen Gedicht.

(Ausnahmen bestätigen natürlich auch hier die Regel.)

Vielleicht überlegst du dir dafür einen Ersatz?

Heidrun
 

Joh

Mitglied
Hallo Ulli,

ein Gedicht, daß mich sehr anspricht. Du hast drei unterschiedliche, sich ergänzende Bilder für die Resignation gefunden, und mit dem "offenen Ende" die Leere im Gefühl, die Trostlosigkeit nachempfindbar gemacht.

LG Johanna
 



 
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