Treibjagd

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Sta.tor

Foren-Redakteur
Treibjagd
(in Gedenken an Klemens Matschuleit)


Jagdgeselle Matschuleit
stets zur Treibjagd schussbereit,
ließ bei einer alten Linde
fröhlich fahren seine Winde,
welche sich arg aufgestaut
durch des Mittags Sauerkraut.
Und weil’s doch recht heftig zwickt
ward noch feste nachgedrückt.
Doch der Wind sollte nicht reichen;
viel mehr wollte ihm entweichen.
Etwas das ganz warm und fest
langsam seinen Darm verlässt.
Matschuleit erblich vor Schreck.
Flinte, Fernglas schmiss er weg.
Riss die Kleider sich vom Leibe,
dass die Hose sauber bleibe.
Hockt sich nieder übers Moos
und entleerte seinen Schoß.


Jagdgeselle Matschuleit
war vom Leibesdruck befreit.
Tüchtig hat er abgelassen!
Wahre Exkrementemassen
türmten sich nun auf dem Boden
und berührten seine Hoden.
Dies Gefühl war ihm verhasst
denn er fühlt sich angefasst
an ganz exponierter Stelle.
Und es sank die Hemmungsschwelle.
Um zu prüfen, was verschmiert
fuhr er sich recht ungeniert
mit der Hand an sein Gemächt.
Doch war der Gedanke schlecht.
Denn die Hand die er benutzt
war nun ihrerseits beschmutzt.
Stank zum Himmel fürchterlich.
Matschuleit verfluchte sich.


Jagdgeselle Matschuleit
überkam die Übelkeit.
Schon wollt sich der Magen leeren
doch um ihm das zu verwehren
schlug die Hand er vor den Mund
und das hatte einen Grund:
angesichts der Körperpose
wäre ruiniert die Hose.
Und das wollt er strikt vermeiden.
Doch vermehrten sich die Leiden.
Denn die Hand kurz vor der Nase
gab jetzt frei die schlimmen Gase.
Schon als er sie kurz gerochen
hat er sich sofort erbrochen.
Doch die Finger hielten fest
Matschuleitens Mund gepresst.
So bekam er Atemnot
und fiel achtern in den Kot.


Jagdgeselle Matschuleit,
sonst kein Kind von Traurigkeit,
liegt im Dreck den er gebar,
nun schon fast ein ganzes Jahr.
Viel ist nicht von ihm geblieben.
Und auch ringsherum die Sieben
Sachen die er bei sich trug,
bis zum letzten Atemzug
haben ihren Glanz verloren.
Matschuleit selbst war erfroren
in der Nacht nach seinem Sturz!
Zwar war seine Ohnmacht kurz.
Doch der Frost ließ seine Säfte
einfrier’n, das nahm ihm die Kräfte
sich vom Boden zu befreien.
Und dann fing es an zu schneien....
Keine Chance sich zu erheben
schied er zitternd aus dem Leben.



Jagdgeselle Matschuleit
hatte sich zur Treibjagdzeit
neues Jagdgerät besorgt -
nur die Hose war geborgt.​
 
T

TanjaF

Gast
klasse

Nix hinzuzufügen...
...mehr davon!
Das Gedicht ist stimmig und lustig!
Ein Hoch auf das Schmunzeln!
Schade, dass M. hin ist! (Könnte ihn nicht ein Bruder oder Vetter finden,
und dann geht's weiter?)

Liebe Grüße,
Tanja
 

Vera-Lena

Mitglied
Super,

die Reime sind sehr gekonnt und dass die Geschichte sich allmählich immer weiter hochschaukelt und dabei völlig glaubwürdig bleibt imponiert mir auch.
Die "geborgte" Hose ist dann noch das Tüpfelchen auf dem i.

Sachen, bei denen man wirklich lachen konnte, habe ich hier schon länger nicht mehr gelesen. Allerdings war ich in letzter Zeit auch nicht mehr oft in der LL.

liebe Grüße von Vera-Lena
 

Sta.tor

Foren-Redakteur
Dankeschön

freut mich wirklich zu lesen, dass Dir mein Gedicht gefällt.

Mit seiner derb-fröhlichen Art ist es bestimmt nicht jedermanns Geschmack (und kam im engsten Freundeskreis gar nicht gut weg) aber wenn es die Gemüter erregt hinterlässt es zumindest nachhaltigen Eindruck. Und das wolln wir ja alle...

Liebe Grüße

Thomas
 
M

Melusine

Gast
Lach! Gern gelesen.
Kleine Anmerkung: "gebar" schreibt man o_ne. "h" nämlich. ("...im Dreck den er gebar")
Mir läse es sich leichter linksbündig, aber das ist wohl Geschmackssache.

LG Mel
 

Udogi-Sela

Mitglied
Erheiterung am trüben Tag

Wie erheitert man eine ganze Abteilung?
Indem man dieses Gedicht ausdruckt und den Kollegen zu lesen gibt.
Großes Gelächter; ich selbst habe auch schon lange nicht mehr über ein Gedicht so lachen müssen.
Einfach herrlich!
(Deine engsten Freunde scheinen humorlos zu sein!)

Herzliche Grüße
Udo
 

Sta.tor

Foren-Redakteur
Danke an alle fürs lesen.

@Mel
Sehr aufmerksam :) habs geändert

@Udo
Gut zu wissen, dass es noch mehr Menschen mit abgrundtiefschwarzem Humor gibt. :D

Viele Grüße

Thomas
 
I

IKT

Gast
Ein echter Schmunzler ist das! Meine Wangenmuskeln kriegen sich so langsam wieder ein.
Hat mich ein wenig an die alte Geschichte vom "Laddezaun" erinnert, ist aber trotzdem Superklasse.
Allerdings finde ich den Tipp vo´n Mel (lieber linksbündig) gut. Liest sich besser, glaub ich. Aber das ist eigentlich nebensächlich.
Weiterhin so "lächerliche" Eingebungen wünscht Dir
IKT:p
 

Haget

Mitglied
MoinMoin Sta.tor,
dass es ein gut erzählendes Gedicht ist, schrieben Dir andere bereits. Ich versuche nun mal, etwas in Richtung "noch besser" beizutragen:
Überprüfe mal die Zeit (Gegenwart, Vergangenheit) nicht nur hier:
[blue]langsam seinen Darm verlässt.
Matschuleit erblich vor Schreck.[/blue]​
Etwas verlässt seinen Darm - erblich er schon vorher?
 

Sta.tor

Foren-Redakteur
[red]Ganz warm und fest spürte er dies,
was langsam seinen Darm verließ[/red].​

Das wäre jetzt warscheinlich grammatikalisch sauber, stört aber irgendwie den Redefluss.

Viele Grüße

Thomas
 

Haget

Mitglied
MoinMoin nochmals,
bitte denke stets daran, dass hier kein Kritiker eine ,,höhere Instanz" ist; jeder gibt nur seine Einzel-Meinung wieder, die keineswegs richtig oder gar besser sein muss!
Zum Text:
Manchmal hilf es, von der unmittelbaren Situation ins Allgemeine zu ,,flüchten":
> Er bekam einen Schuss ins Bein (Vergangenheit)
und so etwas schmerzt heftig (Gegenwart - aber passend, weil ganz allgemein)

Auf Dein Gedicht umgemünzt, etwa:

Und [strike]weil’s doch recht[/strike] [blue]weil sowas [/blue] heftig zwickt
ward noch feste nachgedrückt.
Doch der Wind sollte nicht reichen;
viel mehr wollte ihm entweichen.
Etwas das ganz warm und fest
langsam [strike]seinen[/strike] [blue]stets den[/blue] Darm verlässt.
Matschuleit erblich vor Schreck.
Flinte, Fernglas schmiss er weg.
Riss die Kleider sich vom Leibe,
dass die Hose sauber bleibe.
Hockt[red]'[/red] sich nieder übers Moos [blue](Auslassungszeichen! Hockt' steht für hockte)[/blue]
und entleerte seinen Schoß.
 

MarenS

Mitglied
Ohmannomann, Stator! Das kannte ich noch gar nicht von dir! Dochdoch, deine böse, niedere, schmutzige Art schon aber nicht dies Gedicht. Naja, ein Fäkaliennutzerli, dachte ich erst aber nein, es ist richtig gut und ich hoffe, dass dein Freundeskreis inzwischen lockerer drauf ist, sonst müsste man ihm nämlich arge Verklemmtheit vorwerfen. Ich bin kein Freund davon, wenn es darum geht aus Scheiße zwanghaft was lustiges zu machen aber wie Vera-Lena schon schrieb: Das Ding hat Sinn bis zum herrlichen Ende, indem klar wird, warum er diese dämliche Hose so schützt.

Maren grinst noch
 

Sta.tor

Foren-Redakteur
Ach ja, die gute alte TREIBJAGD mit dem seligen Klemens Matschuleit hat nun auch noch ihre Renaissance erlebt. Vielen Dank fürs lesen und gut finden.

Ich hatte vor längerem eine Mail aus Kanada von einer Frau, geborene Matschuleit, erhalten, die sich erhoffte, von mir Hinweise zum Verbleib ihrer Familie zu erhalten. Leider konnte ich nicht helfen, aber da kann man mal sehen, wie schnell man falsche Hoffnungen wecken kann.

Viele Grüße
Sta.tor

PS: Übrigens hätte das Gedicht jetzt die VG Wort-Kriterien erfüllt, wenn die 1500 Aufrufe nicht innerhalb eines Jahres erfolgen müssten. ;)
 



 
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