Über den Berg gehen

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K

Klopfstock

Gast
Liebe Vera-Lena,
gut umschrieben hast Du dieses Stagnieren in einer Beziehung.Es ist kein Frühling mehr, aber es grünt immer noch beharrlich,wenn auch nicht mehr so frisch, so strahlend, so jung. Der Herbst (der Verfall, das Ende) baut sich wie ein Berg auf. Man muß hinauf und drüber hinweg - und man weiß, daß nicht oben auf dem Gipfel einen etwas erwartet, nein hinter dem Berg.....hinter dem Berg, dort gibt es vielleicht einen neuen Anfang.....einen neuen Frühling......

Oder auch anders - den Berg des Lebens übersteigend,
erwartet uns vielleicht eine neues, ein anderes Leben.

Wie auch immer - ein gutes und vielschichtiges Gedicht!!!

Einen schönen und besinnlichen Sonntag
und ganz liebe Grüße
Irene;)
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Irene,

danke für Deine Antwort und Deine Interpretationen!:)

Ja, der Text lässt sich sicher weiträumig auslegen.

Ich hatte es mir so gedacht: Wenn es um das Lieben und Geliebt werden geht, dann sollte niemand an den Punkt kommen und sagen:"Nun habe ich doch alles gegeben, jetzt ist Schluss". Nein, oft ist es doch so, wenn man an den Gipfel seiner Anstrengungen gekommen ist, sagt man sich vielleicht"das lohnt sich nicht", aber wenn man dann ganz unangestrengt noch ein wenig weitergeht und die Hoffnung nicht aufgibt, trifft man plötzlich auf das Ersehnte.

Und alles, was ständig um einen herum geschieht, könnte einen doch auch zum Aufbruch ermuntern, der Dompfaff kümmert sich um sein Weibchen, der Maulwurf wühlt unermüdlich das Erdreich um,das Blattwerk wechselt seine Farben...na, da sollte man nicht warten, dass einem die Küsse von den Gänseblümchen kredenzt werden.:D

Aber Deine Auslegungen gefallen mir auch sehr gut, sowohl die diesseitige, als auch die das Jenseits betreffende.

(Hast Du schon das Klabund-Gedicht in der Plauderecke gefunden?)

Auch Dir einen schönen Sonntag und morgigen Feiertag!:)
Ganz liebe Grüße von Vera-Lena
 
K

Klopfstock

Gast
Gefällt mir, liebe Vera-Lena, was Du schreibst.
Es ist eben ein gutes Gedicht und man kann es auf
verschiedene Weise lesen;)

Nochmals
einen lieben Gruß
Irene:)
 

huwawa

Mitglied
Hallo Vera

Der Klick auf einen Beitrag in der LL hat ja auch etwas mit Neugier und Erwartung zu tun, was man dahinter findet.
Und was finde ich:

"Der Maulwurf offeriert
seine neue Tagesadresse."

Dafür allein hat sich der Klick gelohnt!

viele liebe Grüsse
huwawa
 

Vera-Lena

Mitglied
Hallo, huwawa,

ich vermute mal, Du hattest auch schon mal einen solchen. Dann weißt Du ja wie das ist. Ich finde es nur schade, dass er immer unsichtbar bleibt. Seinen Kopf steckt er immer nur in Bilderbüchern aus dem Maulwurfshügel. Wie meiner heißt, weiß ich nicht, aber ich habe ihm zwei Kinder andedichtet, die heißen: also der Junge "Samti" und das Mädchen "Seidi".
Möchtest Du Samti heißen, sicher nicht, aber Du bist ja auch kein Maulwurf.:D

Freut mich, dass Du hereingeschaut hast, und dass Du ein bisschen Spaß hattest.

Liebe Grüße von Vera-Lena
 
E

El Lobo

Gast
Liebe Vera-Lena,
Dein Werk erinnert mich an eine Meditation mit Tepperwein.

Was ist hinter dem Berg?

Die Sonne?

LG El Lobo
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieber Enzio,

hinter dem Berg ist die Sonne und ganz viele Menschen vielleicht, die alle Freuden auch bei sich haben, welche die Sonne immer so mit sich bringt.

Dir noch einen schönen Tag eventuell bei Kerzenlicht, wenn es die Sonne heute in Berlin nicht mehr schaffen sollte!:)

Liebe Grüße von Vera-Lena
 

Perry

Mitglied
Hallo Vera-Lena,
doch, Wiesen lächeln und Gänseblümchen verschenken tausend Küsse, wenn man sie mit den Augen der Liebe sieht. Aber vielleicht muss man dazu zuerst über den Berg gehen, um das Glück zu finden.
Deine Zeilen gefallen mir, besonders die „neue Tagesadresse“ des Maulwurfs.
LG
Manfred
 

Zeder

Administrator
Teammitglied
Nein, Wiesen lächeln nicht
und Gänseblümchen verschenken
keine Küsse.

Es grünt so fort unter dem
nieselnden Regen.
Der Dompfaff lockt sein
Weibchen
zu roten Beeren
hin zum Mehlbeerbaum.
Der Maulwurf offeriert
seine neue Tagesadresse.

Das Herbstbunt zieht den Berg
hinauf.
Und droben?
Ein Winken, ein Rufen, ein Sehnen......
aber nein.
Hinter dem Berge vielleicht.....

______________________________

Liebe Vera-Lena,

Ich habe deinen Text so gelesen:

"Nein, Wiesen lächeln nicht
und Gänseblümchen verschenken
keine Küsse."

Dies ist eine Antwort, und zwar eine resignierende, auf jemanden, der diese Stimmung nicht einfangen kann, weil das Gegenüber eben anders gestrickt ist.

"Es grünt so fort unter dem
nieselnden Regen."

Das ist die Antwort, die das Gegenüber versteht.

"Der Dompfaff lockt sein
Weibchen
zu roten Beeren"

Diese Erklärung versteht das Gegenüber auch ("hin zum Mehlbeerbaum." würde ich streichen).

"Der Maulwurf offeriert
seine neue Tagesadresse."

Ist sehr originell und bewirkt zumindest ein Lächeln beim Gegenüber, könnte ich mir vorstellen.

Vom gezeichneten Bild her befinden wir uns bis jetzt immer noch auf einer Wiese, also auf flachem Land.

"Das Herbstbunt zieht den Berg
hinauf."

Nun schaut das Gegenüber auch den angrenzenden Berg an und registriert im besten Fall, dass er bunt gefärbt ist.

"Und droben?"

Hier hört jedes Verständnis des Gegenübers auf, denn - es steht nicht oben, es kann das also nicht sehen, von daher kann es dort auch nichts ahnen.

Auch kein:

"Ein Winken, ein Rufen, ein Sehnen......
aber nein."

Eben.

"Hinter dem Berge vielleicht....."

Glaube ich auch nicht ...

Viele Grüße, Zeder
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieber Manfred,
da hast Du natürlich Recht, dass auch das Gänseblümchen Gottes Herrlichkeit wiederspiegelt,
aber wenn man gerade auf einen anderen Spiegel fixiert ist, merkt man das nicht.
Hinter dem Berg könnte sich so Vieles ereignen, vielleicht auch, dass man sich von den Gänseblümchen wieder geküsst fühlt.

Danke für Deine Antwort,die mich sehr erfreut.

Liebe Grüße von Vera-Lena
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Zeder,

danke für Deine Interpretation!

Da hast Du ja jegliche Hoffnung aus dem Text herausgezogen.

Aber "hinter dem Berg vielleicht" könntest Du mir doch lassen......als Hoffnungsschimmer....

Ich finde das sehr interessant, wie Du den Text siehst.

Ich hatte mir eigentlich vorgestellt, dass die Protagonistin in Gedanken zu jemandem spricht, der nicht körperlich anwesend ist, aber in ihren Gedanken sehr präsent. Insofern befindet er sich "hinter dem Berge", das heißt, sie ist natürlich auch (für ihn nämlich) "hinter demselben Berge". Also einer von Beiden müsste sich auf den Weg machen, um den anderen vielleicht "hinter dem Berge" zu treffen.

An dem Maulbeerbaum habe ich lange geknabbert, weil es ein zu langes Wort für diesen Text ist. Dass man ihn auch einfach streichen kann, darauf bin ich nun gar nicht gekommen. Danke für den Tip!

Da ich in den Text schon wieder total verliebt bin (schäme mich wirklich deswegen) warte ich mit dem Herausnehmen noch 1-2 Tage.

Nochmals danke für Deine hilfreiche und interessante Antwort!
Liebe Grüße von Vera-Lena
 



 
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