Über die deutsche Befindlichkeit

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helmut ganze

Mitglied
Über die Deutsche Befindlichkeit

Früher war das so geregelt,
einer geigt, der and`re segelt,
keiner nahm`s dem andern krumm,
fragte nicht wo und warum.

Heute nun gilt dieses nicht,
jeder zieht gleich vor Gericht
oder mit viel Wehgeschrei
ruft er nach der Polizei.

Piept wo eine Fledermaus,
ruft das gleich den Notstand aus,
hatte wieder wer Null Ahnung
bei der Autobahnenplanung.

Fahr`n Atome übers Land,
ist man außer Rand und Band,
an die Gleise angepoppt
wird gleich der Transport gestoppt.

Riecht es wo nach CO-zwei,
kommt schon jemand flugs herbei
und er sieht gleich sonnenklar
die Ozonschicht in Gefahr.

Doch beim eig`nen Auto dann
geht er nicht so kritisch ran,
wenn er seinen Wagen lenkt,
die paar Meter sind geschenkt.

Öko-Strom, der soll uns nützen
und die Umwelt auch mit schützen,
doch wenn Rad an Windrad steht,
Umweltfreude schnell vergeht.

Feinstaub heißt der neu`ste Renner,
das ist etwas nur für Kenner
und sie warten wild und wilder
auf die Rußpartikelfilter.

Schnelle Hilfe tut jetzt Not,
denn es droht sonst Fahrverbot
gleich für alle in der Stadt,
damit jeder was von hat.

Manche kennen heutzutage
nur den Mammon, ohne Frage,
was man sonst noch liebt indessen
wird am Ende ganz vergessen.

Nun zum Schluss noch einen Rat,
steh` niemals zu Deiner Tat,
wenn was schief geht, kannst Du lesen,
niemals ist es wer gewesen.


Heidenau, den 09. 02. 2006
 
L

label

Gast
lieber Helmut Ganze

ja, so habe ich dich schätzen gelernt, mit diesem leisen hintergründigen Humor soziale Ungereimtheiten gut zu verreimen :)
Inhaltlich befinde ich mich wieder einmal völlig auf deiner Wellenlänge.
Zum verreimten fiel mir etwas auf, irgendwie stockt es da.

Früher war das so geregelt,
einer geigt, der and`re segelt,
keiner nahm`s dem andern krumm,
[blue]fragte wo nicht und warum[/blue]

vielleicht so umstellen?

das klänge in meinem Ohr flüssiger

liebe Grüße
label
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieber Helmut,

das sagt mir auch zu. Wenn Du hinter "fragte nicht" in der ersten Strophe ein Komma setzt, stimmt der Rhythmus auch wieder.
Das "Wo und warum" sollte schon zusammen stehen bleiben, finde ich.

Liebe Grüße
Vera-Lena
 

helmut ganze

Mitglied
s.o.

Liebe label, liebe Vera-Lena,

ich habe mich sehr gefreut, dass meine Verse, die ich mit leichter Ironie geschrieben habe, auch so aufgenommen werden.
Bei der Korrektur in der ersten Strophe würde ich mich dem Vorschlag, ein Komma zu setzen, gern anschließen, da wo und warum gedanklich doch besser zusammen passen als voneinander getrennt zu stehen.

Liebe Grüße
Helmut
 
H

Heidrun D.

Gast
Ja, Helmut,

das kam auch bei mir gut an.

Es ist mir stets eine Freude für Augen & Ohren, wenn ein Text sauber gereimt und metrisch in Ordnung ist.

Der Inhalt sagt mir ebenso zu.

Liebe Grüße
Heidrun
 

helmut ganze

Mitglied
s.o.

Liebe Heidrun D,

ich freue mich immer über deine Meinung zu meinen Arbeiten, auch diesmal wieder.
Ich hatte erst Bedenken, mein Gedicht mit diesem Thema zu verwenden, werde aber verstanden.
Das vertreibt mein Befürchtungen.

Liebe Grüße
Helmut
 



 
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