Über manche Traurigkeiten

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Mara Krovecs

Mitglied
Trauerlabyrinth

Anthrazit mit einem
geschwebten Violett

das Wesen der Dinge
ins Weite gezogen
Dehnungen im Herzen
lichtlohe Wege
gespreizt
Wege schäumen warnend
bis in heulende Dunkelheiten

schmerzhelles Glas klingt
klagend wie der Ruf
nachthuschender Eulen

oft ist Regen
mir ein Geschenk
der Traurigkeit

rhythmisch leicht
schlagen Besen
auf Beckensilber
metallisches Licht wird
zu holztrommelndem
Nebelbaumgrau

Nachtfensterbilder

schaukeln mich
in Ekstasen verruchter Fernen
rinnen mich in Verzweiflungen
hinterlassen die Spur
jenen schweren Blaus
das mir herzdornend
Tränen in die Augen schält

Lichter darin schmerzen
sind nicht willkommen
aus der Tiefe ruft es
bis Höllenspitzen
über mir zusammenschwappen
mich mit sich reißen
ins lodernde Kalt eines Waldes
im jähen Wintersturm

hinter der behauchten Scheibe
leises Plätschern
in das Rollen von Endlossekunden
Erde quillt wie ein Schwamm
Bäume und Sträucher wippen im Wind
vergessenes Helles
an der Wäscheleine
weht ins Hoch
um die heiße Tasse
meine Hände
brennen mich ein
in hautenge Not
in entkleidete Sehnsucht.
 

rosste

Mitglied
Hallo Mara,
Das ist ein tiefes Gedicht und gefällt mir gut.
Anthrazit aus der Erde, Regen und Traurigkeit.
Die "Nachtfensterbilder" haben Sehnsucht nach dem Licht, was aber noch nicht willkommen ist.
Der Schwamm der Erde ist noch nicht vollgesaugt mit den Tränen des Regens.
Die "behauchte Scheibe" ist die Trennung zwischen der äuβeren und inneren Trauer, und nimmt man sie weg, ist das "Trauerlabyrinth" perfekt.
Die Sehnsucht ist aber schon entkleidet und zeigt zumindest der "heiβen Tasse", dass sie mit Not umgehen kann.
LG, Stephan
 

Mara Krovecs

Mitglied
Lieber Stephan,


herzlichen Dank für Deine Antwort und Deine wirklich aussagestarke Interpretation dazu.

Die Nachtfensterbilder;

hinter ihnen schlummern " Seen" voller Traurigkeiten, und manchmal ist es wichtig genau hinzusehen, jedes Licht würde blenden und die tatsächliche Gestalt des dort Herumschwimmenden wirkte lichtvernebelt.

Der vollgesaugte Schwamm;

ist mir Trost aus dem Regen und gleichzeitig ein Bild darüber, wie viel des Regens es bedarf um Trost zu sein.

Die behauchte Scheibe;

Trennung und Schutz ;
das hast Du wirklich gut assoziert und ausgedrückt!
Wenn ich Deinen Gedanken nachgehe, nicke ich, ja, genau so ist es.

Entkleidete Sehnsucht;

hier ist der Protagonistin klar, dass eine Veränderung
stattfinden wird, ein neues "Kleid" nach dem Ein-und Ausatmen der Traurigkeit....damit sich neue Wege gut gerüstet gehen lassen.

Vielen Dank für das Durchwandern meines Gedichtes mit Deinen Worten.

Liebe Grüße
Mara
 



 
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