Uferspaziergang

4,30 Stern(e) 3 Bewertungen

ENachtigall

Mitglied
Liebe Susanne,

herzlich willkommen in der Leselupe!

Du debüttierst hier mit einem Reimgedicht, das sich in seinem eigenwilligen Stil deutlich und mutig positioniert. Deine Schreibweise mit ihren lebhaft unverbrauchten Bildern werde ich gerne öfter lesen. Eine tolle Bereicherung für unsere "Gereimte Lyrik".

Herzliche Grüße von Elke
 

Ohrenschützer

Mitglied
Interessanter Text. Ungewöhnliche Wortwahl, an der Kippe zum Unpassenden, aber noch auf der "guten", passenden Seite. Daher angenehm hervorstechend. Rhythmisch und sprachlich exakt und trotzdem nicht hochgestochen. Schöne Bilder, die Poesie darin spricht mich auch an. Allein den Titel finde ich nicht ganz so gelungen.

Ich mag das Gedicht. Liebe Grüße,
 

Olinn

Mitglied
Hallo Elke,
ich danke Dir für Deinen Willkommenskommentar für meinen Erstling hier.
Unverbrauchte Bilder in der gereimten Lyrik zu finden, ist eine spannende Suche, die mich immerwieder begeistert.
Ohne Verweilen in der freien Form würde ich sie nicht entdecken.
Viele Grüße,
Susanne
 

Olinn

Mitglied
Lieber Ohrenschützer,

die Bilder enstanden bei einem Spaziergang am Uferweg in stockdunkler Nacht, ich dachte an eine Zierde, als die farbengetränkten Bilder hindurchschlüpften. Dennoch geht es um den ewig umherstreifenden Wind, die zeitliche Dimension eines Lebens in ihrer Erdenschwere.
Ich denke, die Lesekante erlaubt durchaus andere Bilder in der Lyrik.
Ich danke Dir sehr für Deinen Kommentar und Deine Meinung!
Viele Grüße, Susanne
 

Joh

Mitglied
Hallo Susanne,

Du schaffst es gerade immer noch das leicht kitschige auszugleichen, gut, es macht den Text reizvoll. Und die Bilder, die du mit Worten gemalt hast, sprechen mich in Ihrer Poesie sehr an.

"Kein einz’ger Stern schlägt über sie die Augen auf." Nur diesen Satz verstehe ich nicht, wer ist sie? Könnte man "sie" durch "ihr" ersetzen, würde sich besser ins Sprachgefühl einfügen.

Ich habe Dein Gedicht mit Genuß gelesen,
ein Gruß an Dich, Johanna
 

mori

Mitglied
Hallo Susanne,

so liebe ich es.
Metaphorisch und klangvoll.
Besonders gut gefällt mir (aus gegebenen Anlass*g*) das
*Luftigschwer*.

Liebe Grüße

Annette
 

Olinn

Mitglied
Liebe Johanna,
danke Dir für Deine Aufmerksamkeit.
Doch, es muß heißen "ihr", das sagen die Bilder!
viele Grüße, Susanne


Hallo mori,

Dein spontaner Leseeindruck übertrifft bei weitem Deine Bewertung.
Bestens, Susanne
 

Olinn

Mitglied
Hallo Mori,
danke Dir sehr fürs Nachreichen. Dein spontaner Eindruck
ist mir sehr wichtig. Ich schrieb Dir ja bereits, ich hatte etwas verwechselt usw.
Schönes, Susanne

Liebe oder lieber Gurke ?,
stimmt, ich erzähle in der Gegenwart… mitten in der dunklen Nacht.
Von daher war der Sonnenuntergang gewesen (die Abendrosen blühten brombeer…). Sie blühten nicht rot oder rosa, sondern anders als sonst, wie ein Vorbote für bestimmte Impressionen, die das LI in den Bilder wiederfindet und -gibt.

Vielen Dank für Deinen Hinweis,
viele Grüße Susanne.
 
Die richtige Mischung

Luftigschwer - so ist der ganze Text, finde ich.

Auf der einen Seite bewegt er sich im Romantischen, dann macht er urplötzliche Sprünge ins Assoziative, Grenzgängerische. Das gefällt mir.

Hinzu kommt, dass das Gedicht eine eindeutige Handschrift trägt. Ich kann mich noch an schreibart-Texte von dir erinnern und erkenne deine Persönlichkeit hier wieder.
Das halte ich für ein gutes Zeichen, denn es zeugt davon, dass du dich ins Geschriebene vertieft hast.

Lieben Gruß,
Fabien
 

Olinn

Mitglied
Hallo Fabien,
meinen Grenzgang hast du gut erkannt und nicht jeder mag sich damit anfreunden.
Die Spannung zwischen schwer und leicht, fasziniert mich immer wieder!
Es freut mich, wenn du etwas Persönlichkeit in meinem Text wieder findest, wobei ich mich immer noch in verschieden Formen ausprobiere und meine, ich hätte noch keinen eigenen Stil.
Vielen Dank für deinen Kommentar, deine Bewertung hat mich sehr gefreut.
Liebe Grüße, Susanne
 

presque_rien

Mitglied
Hi Olinn,

ich habe dieses Gedicht schon oft gelesen, aber bisher nicht kommentiert, weil ich ein gespaltenes Verhältnis zu ihm habe und dachte, es würde sich irgendwann lösen.. Aber ich finde, die Diskrepanz zwischen den Kommentaren und (z.T.) den Bewertungen spiegelt diese Spaltung wieder.

Einerseits findest du wirklich großartige Bilder. Schon die erste Zeile ist als Metapher wunderbar erfrischend. Auch den Fischer, der sich aus dem Farbensturm gelöst hat, find ich gut, und die grätenlose Nacht. Auch die rein lautliche Gestaltgebung ist sehr schön, z.B. wie sich das "ü" durch "Sie stülpt die Strümpfe hoch und gibt sich unbefleckt. Süß spannt..." zieht, oder "Die Abendrosen blühten brombeer". Ich mag auch die bewussten Brüche in der klassischen Form.

Aber irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass es hier von allem ein Bisschen "too much" ist. Man merkt dem Gedicht an, dass du - wie du es auch geschrieben hast - gerne unverbrauchte Bilder suchst. Das ist ja auch eine der größten Herausforderungen beim Dichten, ich liebe selbst ungewöhnliche Metaphern und ich versuche deshalb auch die ganze Zeit, zu verstehen, warum es mich gerade bei diesem Gedicht stört. Ich kann es leider nicht begründen, aber das Gedicht berührt mich nicht so, wie es eigentlich sollte. Wenn ich es lese, sehe ich dich am Schreibtisch sitzen und über verschiedene Bildervarianten nachdenken. Z.B. "und eine andre füttert ihren Papagei" - diese Stelle hört sich sehr bemüht unbemüht an - solche "scheinbaren Beliebigkeiten" erhöhen den "Coolness-Faktor" eines Gedichts. Aber es geht nicht um einzelne Stellen, sondern um den Gesamteindruck - es ist zu perfekt ;) - es beeindruckt, aber reißt nicht mit.

Ich hoffe, du verstehst was ich meine, und nimmst es mir nicht übel. Das ist nur mein persönlicher Eindruck.

Lg presque
 
M

mirami

Gast
hallo olinn,

ein schönes gedicht. nur wer ist “sie“ im ersten vers? ich finde bis dahin nichts worauf sich das sie bezieht. die nacht? ein weibliches lyri?

das mit dem “blühten“, war auch für mich ein stolperstein. (über den ich ohne deinen stützenden kommentar gefallen wäre.)

„auf meinem nacken ruhst du dich aus luftigschwer“ wer ruht sich da aus? (sorry, dass ich mich so unbedarft stelle, olinn. es ist nur das, was mir beim ersten lesen ins auge stach. das, wo ich finde, dass der text noch schwächen hat, die ich eben durch diese hinterfragerei verdeutlichen möchte. :))

dennoch bleib ich bei meinem ersten statement. ein schönes atmosphärisches gedicht ist dir da gelungen. so bewerte ich es auch trotz der (für mich) kleinen schwächen.

herzliche grüße
mirami

p.s. die betonung der “ZIER“ im titel finde ich optisch nicht schön. auch meine ich, der geneigte leser erkennt sie auch ohne diesen fast schon aufdringlich anmutenden hinweis.
 

Olinn

Mitglied
Hallo presque und mirami,
danke euch für eure kommentare.
ich werde sie später beantworten, ich stehe momentan unter schock. versehentlich habe ich das gedicht gelöscht...beim versuch die überschrift zu ändern...

gute nacht, Susanne
 

Olinn

Mitglied
Kopfüber zieht der Himmel schwarze Strümpfe rauf,
bis an den Nabel, wo der Mond so gerne döst.
Ein Fischer hat sich aus dem Farbensturm gelöst.
Kein einz’ger Stern schlägt über sie die Augen auf.

Die Abendrosen blühten brombeer. Funkenfrei
die Nacht. Es rollt ein Schrei ins meeresgrüne Tief.
Jetzt klagt die Frau, die sich im Traum verlief
und eine andre füttert ihren Papagei.

Durch Flysch, an Felsenplatten nagt das Salz der Zeit.
Die Nacht ist grätenlos, der Mond hat sich versteckt.
Sie stülpt die Strümpfe hoch und gibt sich unbefleckt.
Süß spannt die Feuchte aus dem Sand, zieht endlichweit.

Allmählich kriecht die Kälte von den Ufern her.
Signiert den Weltengang, umschleicht die Meeresböen
die Unabdingbarkeit, das Wachsen und Vergehen.
Auf meinem Nacken ruhst du dich aus.
Luftigschwer.
 

Olinn

Mitglied
Liebe Zeder, liebe Technik,
ich danke euch sehr, dass ihr meinen Text wieder hergestellt habt.
Lieben Gruß, Susanne


Hallo presque,
vielen Dank für deine Auseinandersetzung mit meinem Gedicht.
Sehr wohl versuche ich unverbrauchte Bilder zu verwenden, die ich aus vielen Bildern, die bei/in mir auftauchen, auswähle. Ich suche also in meinen Bilder aus! Das heißt, ich bleibe offen für das, was an/in mir vorüber zieht usw., und meine Zensur liegt vielleicht tiefer als bei anderen Schreibern. Meist entstehen einige freie Gedichte zuvor, bis ich in die metrische Form übergehe.
Hauptthema dieses Gedichtes ist die Endlichkeit (Vergänglichkeit), das Wachsen und Vergehen, der Kreislauf …die Frage nach dem Sein/Sinn in einem Erdenleben.. und bestimmte Nichtigkeiten (das Leidverursachende) in einer Lebenszeitspanne, die unter dem Schwarz der Nacht (der unermesslichen Konstante) sich relativieren und verdeutlichen.
Dieses Gedicht entstand in meinem Urlaub im Süden auf einer Insel, leider hatte ich keinen passenden Schreibtisch dort.
Ehrlich gesagt, weiß ich nicht genau, was du mit „Coolness-Faktor“ meinst.
Es ist doch O.K., wenn dich das Gedicht nicht berührt,
wenn es dich nicht mitreißt
wenn in dir keine Bilder auftauchen,
keine Gedanken vorüberziehen,
keine Ideen sich anknüpfen,
wenn es keine Gefühle/Empfindungen auslöst,
wenn es keine Frage an dich stellt.
Gruß Susanne
 

Olinn

Mitglied
Liebe mirami,
danke dir sehr für deinen Kommentar und freue mich, wenn die Atmosphäre für dich spürbar ist.
Ich finde die Überschrift schon lange nicht mehr gut, und du hast ja mitbekommen, was mein Änderungsversuch verursachte ;-).
Ein Teil der Ewigkeit manifestiert sich in uns (ruht sich aus)… zwischen Wachsen und Vergehen - mit all seiner Leichte und Schwere - bewegen wir uns in einem Erdendasein.
Viele Grüße, Susanne
 



 
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