Umwölkt

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Eve

Mitglied
Hallo Cara,

du beschreibst sehr schön das Gefühl einer Trennung ... dein knapper Stil gefällt mir gut. Ein bisschen ins Stolpern bin ich allerdings an ein paar Stellen gekommen, hier ein Vorschlag, wie es runder klingen könnte

Meine Stirn
hat sich umwölkt,
und die Wolken werfen
dunkle Schatten
auf mein Gesicht.
Nachts kann ich
nicht mehr schlafen
vor Blitz und Donner -
und bei Tag
drückt der Regen
gegen meine Lider.
Mein Herz
schreit nun doch,
und ich kämpfe.
Doch ich vermag
das Dunkel
nicht zu vertreiben
- ohne dich.

Besonders schön finde ich die ersten Zeilen :)
Meine Stirn
hat sich umwölkt,
und die Wolken werfen
dunkle Schatten
auf mein Gesicht.
Liebe Grüße,
Eve
 

cara

Mitglied
Dankeschön

Hallo Eve!

Vielen Dank erstmal für deine Antwort. :)

Du hast geschrieben:

>du beschreibst sehr schön das Gefühl einer
>Trennung ...

Oh, bitte, schreib doch nicht sowas! Ich hoffe
noch, dass sich eine vermeiden lässt... ansonsten
hätten wir uns getrennt, noch bevor wir zusammen
kamen. Daran möcht ich gar nicht denken, und,
ehrlich gesagt, denk ich daran schon zu oft...

>dein knapper Stil gefällt mir gut.

Dankeschön.

>Ein bisschen ins Stolpern bin ich allerdings an
>ein paar Stellen gekommen, hier ein Vorschlag,
>wie es runder klingen könnte

Hmm, ok... ich guck mir die Stellen mal an, an
denen du was verändert hast.

Gleich geblieben ist:

>>Meine Stirn
>>hat sich umwölkt,
>>und die Wolken werfen
>>dunkle Schatten
>>auf mein Gesicht.
>>Nachts kann ich
>>nicht mehr schlafen

... und dann kommt die erste Veränderung:

>vor Blitz und Donner -

Hmm... mir gefällt hier die Betonung von "Blitz"
nicht, die schon allein dadurch entsteht, dass
das Wort überhaupt auftaucht. Egal an welche
Stelle in der Zeile es gesetzt wird.

Bei "Gewitter" ist "(Un-)Wetter" so deutlich
hörbar, und rein von meinem Gefühl her drückt
es mehr dieses Krachen und Scheppern und Dröhnen
aus als den Lichteffekt. Außerdem nimmst du, auch
vor allem durch den "Blitz", Geschwindigkeit
heraus, die erst der Donner wieder einbringt.
Und, weiß nicht, wieso genau, aber ich fühle mich
mit der Pause nach dem schnellen "Gewitter" sehr
wohl.

>und bei Tag

Dadurch, dass das "e" hinten am "Tag" weggelassen
wurde, entsteht hier eine Pause. Wiederum wird
Geschwindigkeit herausgenommen, und dadurch
geht mir der Anschluss an die nächsten Zeilen:

>>drückt der Regen
>>gegen meine Lider.

... ein wenig verloren.

>Mein Herz

... das "Und" am Zeilenanfang... ich weiß, es wird
gemeinhin als "schlechter Stil" angesehen, zu
häufig das Wörtchen "und" zu verwenden, und ich
verwende es, zugegebener Maßen, in dem Abschnitt
des Gedichtes recht häufig. Aber auch hier...
hatte auch schon überlegt, es dort wegzulassen...
aber der Anschluss an den Rest, die Pause, der
Geschwindigkeitsverlust... all das wars mir nicht
wert...

>>schreit nun doch,
>>und ich kämpfe.
>>Doch ich vermag

Und nun noch diese Stelle:

>das Dunkel

Das geht schonmal gar nicht. Die Betonung wird
dadurch ja komplett verändert! "Dunkel" ist
betont-unbetont, während "Gewölk" unbetont-betont
ist. So geht der Sprachfluss verloren. Das ist
das Eine, das Stilistische.
Das Andere ist der dadurch extrem veränderte Inhalt.
Es geht hier nicht ums "Dunkel". Es geht um
Undurchsichtigkeit und um Sonne, die blockiert
wird, die mit ihren Strahlen nicht mehr den Boden
erwärmen kann, obgleich sie da ist - nur eben
verdeckt. Es geht nicht um "gar nichts sehen", es
geht um "beeinträchtigte Sicht". Es geht darum,
was sichtbar ist, wenn man seine Informationen
"zwischen den Zeilen" suchen muss und die "Worte
im Schweigen" hören, in einem Lächeln lesen und
in einem Zögern, in einem müden Gesicht, in der
Erschöpfung nicht nur die Überforderung zu sehen
sondern trotz allem immernoch die Zuneigung.

Und trotzdem nichts zu wissen, weil die Person
nicht spricht, sich nicht mitteilt, nicht, was
sie will, nicht, was sie fühlt, und nicht, wie
das Chaos aussieht, das in ihrem Kopf herrscht.
Und dabei zusehen zu müssen, wie die Zeit verrinnt,
kostbare Zeit, und wie die Chance dadurch vertan
wird, die noch immer existiert, auch jetzt noch.
Aber die geringer wird, je mehr Zeit verstreicht,
und die beginnende Verzweiflung zu kosten, die das
mit sich bringt; und dennoch nicht aufgeben zu
wollen...

Oh... hmm... entschuldige... hab mich etwas
mitreißen lassen...

>>nicht zu vertreiben

>- ohne dich.

Was die Gedankenstriche angeht... Ich liebe sie,
ich bin ein absoluter Fan, sie können Dinge, sie
können etwas aussagen und etwas spürbar machen,
was sonst kein anderes Satzzeichen kann. Darin
sind sie dem Semikolon ähnlich - auch dieses
liebe ich sehr. Aber...

(War klar, dass hier eins kommen würde, nicht
wahr? ;-) Hoffe, ich bin grad nicht mal wieder
_extrem_ unausstehlich in dem Versuch, den Inhalt
und Rhythmus meines Gedichtes verstehbar zu
machen...)

... sie müssen wohlgesetzt sein und passend.
Gedankenstriche trennen einerseits, und andererseits
verbinden sie auch wieder - sofern etwas in ihrer
zwei eingebettet ist. Wenn nicht, fügen sie etwas
hinzu und trennen es gleichzeitig sichtbar und
so auch fühlbar ab; etwas, das irgendwie dazu
gehört und doch nicht ganz. Ich will das "ohne
dich" aber nicht abtrennen. Gedankenstriche
können auch einen Gegensatz betonen: "Nacht - Tag"
Dieses sollte aber gar kein Gegensatzpaar sein,
eher eine natürliche Folge. Auf die Nacht folgt
der Tag (und auf den wieder die Nacht usw). So
muss beides verbunden bleiben. Und, nur am Rande:
Die Nacht steht hier zuerst, weil sie den Anfang
machte. Zuerst kam das Gewitter, und erst jetzt,
erst danach, drückt(e) der Regen...

>Besonders schön finde ich die ersten Zeilen :)

Danke dir. Mit denen hat es auch begonnen. Am
Anfang diesmal... auch nicht schlecht... ;-)

Hmm... wenn du magst, antworte mir gern auf meinen
Sermon... _obgleich_ ichs wohl mal wieder
übertrieb... hmm...

Liebe Grüße sendet dir,
cara
 

Eve

Mitglied
Hallo cara,

Trennung war vielleicht schon zu weit gedacht ... was ich eher auffange, als Stimmung deines Textes, ist das Getrennt-Sein – und das scheint mir (auch nach deiner Erklärung) wohl auch so zu sein. Ohne Wertung des Ausgangs ...

Anfangs hatte ich dein Gedicht so verstanden, dass das Gewitter erst kam, WEIL der andere nicht mehr da ist – aber mir scheint, du willst viel eher sagen, dass das Gewitter da ist, und es sich nur mit Hilfe des anderen vertreiben oder ertragen lässt. Aber vielleicht sehe ich das auch falsch ;-)

Die Änderungen, die ich vorgeschlagen hatte, kamen ja nur daher, dass jeder für sich andere Wörter bevorzugt. Für dich klingt „Gewitter“ und „Gewölk“ richtig – und das ist natürlich auch vollkommen gut so! Weil ja nur du aus deinem Gefühl heraus das richtige Wort genau für diese Situation wählen kannst. Der Leser sieht das alles neutral, ohne gefühlsmäßige Verbindungen, und hängt sich eventuell an Worten auf – nur ob des Klanges oder seiner persönlichen Vorliebe – die für den Verfasser aber eine ganz besondere und bestimmte Bedeutung haben.

Ich kann es gut nachvollziehen, dass du solche Veränderungen anders siehst bzw. dann auch als „unpassend“ betrachtest. [das mit dem Gedankenstrich vor „– ohne dich“ kam bei mir auch daher, dass ich das Ende anders verstanden hatte – daran kann man wieder gut sehen, WIE Gedankenstriche tatsächlich einen Sinn oder eine Aussage ändern können ;-)]

Und jetzt mal außerhalb des Stilistischen: Alles Gute für dich und dass sich manches so löst, wie du es dir wünschst!

Liebe Grüße,
Eve
 

Julia P

Mitglied
Hallo!

Ich finde, es ist Dir am Anfang ein schönes Bild gelungen, dann wird es immer weniger intensiv. Ich glaube, ich verstehe die Gefühle, die Du vermitteln willst, aber es müsste sich steigern, um zum Schluss wieder zum Gewölk zurück zu kehren. Die Zeilen "Und mein Herz
schreit nun doch,
und ich kämpfe." treffen mich nicht. Ciao,

Julia
 



 
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