Un-Vernunft

Feder

Mitglied
Hallo Pilgrim,
wann ist Sehnsucht oder überhaupt irgendein Gefühl vernünftig? Vernunft beginnt im Kopf. Was steuert,
schließt Gefühle aus!

Ich frage oft nach der Vernunft, doch im Gefühl kann ich sie schlecht (be-)greifen.

Lb. Gruß,
Feder
 

Sensiro

Mitglied
Nicht immer gibt es im Leben nur schwarz und nur weiß, sondern eine Unmenge Grautöne.

Nur eines ist sicher: ein Weg führt zum Ziel. Das Problem ist wohl nur, daß man es meist erst hinterher weiß ...

Ave!
Sensiro
 

pilgrim969

Mitglied
Was steuert schließt Gefühle aus? - Ich lasse mich in erster Linie von Gefühlen steuern!
(aber vielleicht habe ich dich hier falsch verstanden)

vernünftig unvernünftig - klingt echt gut und wahrscheinlich hast du recht
man muß sich bewußt machen, dass an der Unvernunft nichts Schlechtes ist

Es mag sein, dass nur ein Weg zum Ziel führt ...
aber ich denke eher, dass es viele Um-Wege gibt!
Aber es gibt am Ende nur ein Ziel für mich!
 

Feder

Mitglied
Das Ziel bestimmt der Ort, wo du dein Zentrum hast

und das wird sein, was du vom Herzen erreichen willst, wie ich dich mittlerweile einschätze. Dort liegt dann auch die meiste Kraft. Sie wird sich hier sicher auch nicht verlieren, mit Situationen klar zu kommen, die sich ergeben, wenn man "unvernünftig" ist. Wo der Kopf regiert, bleiben Gefühle außen vor, im Positiven wie im Negativen. Dessen sollte man sich bewußt sein. Lieber Gefühle erleben und hinterher evtl. Wunden davontragen, als nicht mehr zu spüren, dass man lebt.
 

pilgrim969

Mitglied
Du hast Recht mit dem was du sagst. Wenn man seine Wunden spürt, dann fühlt man sehr intensiv, dass man lebt.

Ich schreibe die meisten meiner Gedanken auf, wenn ich in sehr negativer Stimmung bin, wenn ich eben wieder einmal leide
Und ich schreibe aber auch ungemein gerne.
Mir hat einmal ein Bekannter gesagt, wenn es so ist, dass ich am besten und meisten schreibe wenn ich schlecht drauf bin
und wenn ich aber trotzdem so gerne schreibe, ob ich dann nicht geradezu auf der Suche nach gerade diesem Leid, diesen Wunden bin ...
 

Feder

Mitglied
Auch das ist nachvollziehbar

Die meisten Texte, die ich geschrieben habe, entstanden aus Situationen, die ich meinte, kaum bewältigen zu können. Hatte ich sie niedergeschrieben, ging es mir besser.
Die wenigsten Texte entstanden, wenn ich unbeteiligt war.

Manche Gedichte entstanden allerdings auch für Menschen, die mir nahe stehen, Situationen zu bewältigen hatten, folglich war ich auch betroffen, dann aber betroffen von dem, was sie durchmachen mußten.

Ein Text wie beispielsweise "Urlaubsgrüsse" birgt mehr als das scheinbare Unbeteiligtsein. Es barg eine Menge Sehnsucht im Koffer.

Lb. Gruß,
Feder
 

Sensiro

Mitglied
Klar spüre ich an Wunden, daß ich lebe. Ist es aber nicht so, daß von Wunden immer Narben zurück bleiben? Und jeder, der eine Narbe hat weiß, was man spürt, wenn man darüber fährt, wenn man sie berührt: nichts.
Wunden können auch zur Gefühllosigkeit führen, also ist es vielleicht manchmal nicht so gut, den Schmerz zu suchen, sondern ihm manchmal erst gar keine Chance zur Entstehung geben.
Ein krasses Beispiel hierfür ist dann wohl der Arzt, der sich auf Krebs spezialisiert hat. Der müßte wohl nach drei Patienten, die gestorben sind zu Grunde gehen. Tut er aber nicht. So etwas nennt man dann "Professionalität". Andere nennen dies Gefühllosigkeit. Ich würde es wohl eher Selbsterhaltung nennen, wenn man bestimmte Schmerzen abschottet.
Ich denke, jeder weiß, was ich damit sagen will.

Ave!
Sensiro
 

Feder

Mitglied
Beachtlich ja, aber beneidenswert?

Wenn man in der Lage ist, sich bei Gefühlen abzuschotten, steht man nicht mittendrin. Man muss dann auch eingestehen, eigentlich nicht so ganz betroffen zu sein. Wenn dem so ist, kann man steuern. Manche Menschen können generell mehr steuern als andere, jeder ist eben anders veranlagt. Das berühmte "dicke Fell" habe ich mir auch manches Mal gewünscht und versucht, es über Jahre "wachsen" zu lassen. Das klappt aber nicht.

In einem meiner Gedichte habe ich einmal sinngemäß geschrieben:
"Nur, wem man nicht nahe ist,
nur, wem man nicht nahe sein will,
der berührt einen auch nicht!"

Dann das Beispiel mit dem Arzt-Patienten-Gefühl. Ich arbeite im medizinischen Bereich und weiß, wovon ich rede. Natürlich darf der Arzt nicht jedes Patientenproblem zu seinem eigenen machen, sonst kann er aufgrund von Selbstaufgabe seinen Beruf bald an den Nagel hängen.

Allerdings ist hier der entscheidende Unterschied:
Der Arzt ist zwar beteiligt (als Arzt) aber nicht persönlich betroffen.

Zwar weiß ich, was du mit Selbstschutz sagen willst, dass er "vernünftig" ist. Aber hierum geht es ja gerade. Er funktioniert nicht mehr, wenn man schon "betroffen" ist.

Wenn du jetzt wissen willst, was meines Erachtens auf Dauer hilfreich ist als eine Art Selbstschutz?

Das Gefühl erleben, durchleben und die Konsequenz ziehen: das Gefühl oder ich - und auch dies macht jeder wieder anders. Der eine verdrängt, der andere leidet bis zur Selbstvergessenheit, noch ein anderer stürzt sich ins nächste Abenteuer.
Ein fertiges Rezept hierfür gibt es nicht.
Ratschlag: Sich den Gefühlen und den sich daraus ergebenden Situationen stellen und versuchen, sie zu meistern. Sich irgendwann an die eigene Kraft erinnern, die jeder hat. Das klappt! Jedenfalls bei mir. Weglaufen vor Gefühlen bringt mir persönlich nichts. Denn, was ich zu verdrängen versuche, mit dem beschäftige ich mich ja und mache es nur noch präsenter. Da gehe ich den Dingen im wahrsten Sinne des Wortes "lieber auf den Grund!"

Aber wir sind halt alle verschieden. Und das ist auch gut so. Ich weiß, du hast die Beschreibung aus deiner Sicht lieb gemeint, auch wenn es nicht mein Weg ist, mit Dingen umzugehen.

Lb. Gruß,
Feder
 

Sensiro

Mitglied
Sicher hat jeder seinen Weg, mit den Dingen klarzukommen. Das weiß ich und ich wollte auch niemandem sagen, wie er mit seinen Gefühlen umgehen soll. Das einzige, was ich wollte, ist, wen auch immer es betreffen sollte, zum Nachdenken anzuregen. Ich denke, daß es immer gut ist, sein Verhalten, in welchem Bezug auch immer, in Frage zu stellen, um zu einem vielleicht neuem oder aber auch dem gleichen Ergebnis, das dann gefestigter erscheint, zu kommen. Sich ständig verändern in der Weise, daß man sich treu bleibt.
Ich habe aber nie gesagt, daß die beschriebene Weise meine Art ist, mit Schmerz, worum es wohl hauptsächlich geht, umzugehen. Ich denke, daß das wohl eher die Art ist, die ich mir wünsche, mit den Dingen umgehen zu können. Manchmal mehr weg vom Gefühl, hin zum "dicken Fell" und dann wieder umgekehrt. Den eigenen "Mittelweg" (der nicht in der Mitte sein muß!) zu finden zwischen der Selbstvergessenheit und der Gefühllosigkeit, mit dem man Leben kann, ist das Ziel.

Schöne mitternächtliche Weihnachtsgrüße!
Sensiro
 

Feder

Mitglied
Hi Sensiro :)! Du bist wohl auch so spät noch in der Lupe ...

Ich wußte ja, du hattest es lieb gemeint. Das habe ich so aufgenommen und geschrieben und mit deinen letzten Zeilen auch bestätigt erhalten.
Was du schreibst hat mich daran erinnert, wie mir jemand noch vor kurzer Zeit seine Sichtweise zu einer Situation erklärte. Aus Selbstschutz heraus die Mitte zu wählen, die gangbar ist, um sich nicht selbst zu verlieren.
Über diesen Rat habe ich nachgedacht, weil ich den Menschen, der ihn gab, nicht nur sehr schätze und viel von ihm halte, sondern er mir auch sehr wichtig ist. Dann habe ich versucht, alles einmal umzusetzen - soweit dies für mich möglich ist. Jeder ist anders, und ich bin irgendwie so "gestrickt" immer zu gucken, dass ich mit jedem Schritt mein Gegenüber nicht verletze, ihm wie mir gegenüber ehrlich bleibe. Was die Umsetzung brachte? Ich stellte fest, dass ich mich alleine sah in einer ganz bestimmten Situation. Als ich mich von dem Schrecken - denn so hatte ich mich nie gesehen - erholt hatte, wußte ich, dass der Rat gut war. Man kann sich selbst letztendlich nur dann sicher fühlen, wenn man sich selber findet, auch wenn dies bedeutet, dass man ein Stück des Weges alleine gehen muss.

Vormittagliche-erster-Weihnachtstag-Grüsse :)
 
Y

yvoty

Gast
Hallo Pilgrim, das Gedicht erinnert mich schwer an Erich Fried? Bist Du ein Fan von ihm?
grüße
yvoty
 



 
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