Unbewohnt (gelöscht)

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Heidrun D.

Gast
Lieber Walther,
wie ich schon an anderer Stelle sagte: Du schreibst entweder überdurchschnittlich gut oder eben nicht. :D - Und komm mir bitte jetzt nicht mit anderen Foren, in denen der Text angeblich megaerfolgreich ankommt.

Gerade dein Thema verlangt soviel mehr, als abgedroschene Kreuzreime.

Halbfreundliche Verrissgrüße
Heidrun
 

Walther

Mitglied
Lb. Heidrun,

zum Einen komme ich gar nicht damit, hatte das auch nicht vor, daß dieses Gedicht andernorts für gut befunden worden wäre. Ist es Stand heute nicht.

Zum Anderen war das bei dem bewußten Beitrag genau so, wie ich es sagte. Zum Dritten ist das Deine geschmackliche Meinung, die ist in Ordnung, da Gedicht auch gefallen müssen. Im Übrigen wäre das auch ein starkes Stück, sollte man einem anderen verbieten wollen, einen Text für mißraten halten zu wollen, der das vielleicht wirklich ist.

Zum Letzten ist das kein Verriß, was Du schriebst, denn der hätte Substanz. Dein Eintrag aber hat eindeutig weniger Substanz als das von Dir kritisierte Gedicht. Lapidar festzustellen, das ist eindeutig mistiger als das, was Du sonst schreibst, ist keine Textkritik.

Und das ist das eigentlich Traurige an Deinem Kommentar, nicht das Ergebnis, das Du aus Deiner Sicht berechtigterweise hier kund und zu wissen getan hast. Und dem ich, wie Du hier siehst, gar nicht widerspreche. Was ich übrigens schon deshalb nicht mache, weil ich für mich auch in Anspruch nehme, Mist Mist nennen zu dürfen, wenn ich ihn dafür halte.

Gruß W.

Lb. revilo,

na, dann ist wenigstens die letzte Strophe nicht für die Tonne. Das ist doch schon mal ein Lichtblick in all dem Dunkel.

Danke und Gruß W.
 
Lieber Walther,
vielleicht kommt dein Gedicht zum ernsten Thema wirklich etwas locker/flockig rüber, doch es stimmt ja alles, und es ist gut gereimt.
Karl Feldkamp sagte mal:
Ich bin durchaus der Meinung, dass Satire und Kabarett Tabu-Themen aufgreifen sollten, ja müssen.
Grüße von
Marie-Luise
 
H

Heidrun D.

Gast
Lieber Walther,

auch wenn du mich selber in 95 % deiner Begutachtungen lediglich mit einer Wertung in Zahlen abspeist, kann ich gern nachliefern, was du einklagst:
Die Luft ist kalt, die Luft macht krank.
Gemüse ist verstrahlt.
Dem Menschen sei Lob, Preis und Dank:
Was hatte er geprahlt!
Was hatte er geprahlt? Eine gute Frage. ;)
Es bleibt der blanke Kanten Brot.
Die Milch ist ungesund.
Auf Unglücksnot reimt sich jetzt Tod.
Er kommt oft ohne Grund.
Was bitte ist Unglücksnot? Die Steigerung von Not?
Es gibt den Einen, der noch lacht,
Verstanden hat er nichts.
Das Urteil ist längst ausgemacht:
Die Strafe des Verzichts.
Verzichtet kann nicht werden, weil der Mensch nun einmal essesn muss. Und wer hat ihn verurteilt? Der Liebe Gott? Oder doch er selber?
[blue]Das Meer, es kommt, das Meer, es geht,
Die Erde hat gebebt.[/blue]
Es gibt nicht viel, das widersteht.
Kaum wer, der überlebt.
Das lieber Walther, ist nun wirklich banal.
Man sagt, es träfe nicht mehr zu,
Dass diese Welt sich dreht.
Sie taumelt, kommt nicht mehr in Ruh,
Bis aller Schmerz vergeht.
Wer sagt, dass die Welt sich nicht mehr dreht? Ich zumindest habe das noch nie gehört ...
Die Sonne, die am Himmel thront,
Sie wirft ein fahles Licht.
Und wär die Erde unbewohnt,
Sie störte dieses nicht.
Diese Strophe finde ich - ebenso wie Oliver - gelungen.
Den Rest geradezu peinlich (gemessen an deinen Fertigkeiten).- Auch formal und aufgrund der althergebrachten Reime erscheint mir der Text recht langweilig.

Trotzdem liebe Grüße
Heidrun
 

Walther

Mitglied
Lb. Heidrun,

danke für die ausführliche Kritik. Wie Du weißt, hatte ich mich einem Schweigegelübde unterworfen, das ich gerade partiell aufhebe. Du darfst also in Bälde wieder ausführliche Einträge unter Deinen Werken erwarten. :D

Zu den Inhalten werde ich in Kürze Stellung nehmen. ;)

LG W.
 

Walther

Mitglied
Lb. Heidrun,

danke für Deine ausführliche Bearbeitung des Texts. :D Wie angekündigt hier meine Stellungnahme.

Die Luft ist kalt, die Luft macht krank.
Gemüse ist verstrahlt.
Dem Menschen sei Lob, Preis und Dank:
Was hatte er geprahlt!
Was hatte er geprahlt? Eine gute Frage.
Der Mensch hatte allen erzählt, er hätte die Kerntechnik im Griff. Besonders intelligent war, daß er die Kühlpumpen in der Keller gepackt hat und die Dieseltanks gleich mit. Aber auch sonst prahlt der Herr Mensch ja gern (und Frau Menschin) auch. Aber wem sage ich das?

Es bleibt der blanke Kanten Brot.
Die Milch ist ungesund.
Auf Unglücksnot reimt sich jetzt Tod.
Er kommt oft ohne Grund.
Was bitte ist Unglücksnot? Die Steigerung von Not?
Nein, aber Unglück kann zu Not führen. Die schlimmste Not ist das Sterben, nicht wahr?

Es gibt den Einen, der noch lacht,
Verstanden hat er nichts.
Das Urteil ist längst ausgemacht:
Die Strafe des Verzichts.
Verzichtet kann nicht werden, weil der Mensch nun einmal essesn muss. Und wer hat ihn verurteilt? Der Liebe Gott? Oder doch er selber?
Verzichten wir etwa nicht, z.B. auf Kernkraftwerke? Die Betroffenen werden auf noch viel mehr verzichten müssen, auf ihre Heimat, ihre Arbeitsplätze und ihren Glauben an die Machbarkeit von Wohlstand durch Kernkraft. Evtl. sogar auf ihre Gesundheit.

Das Meer, es kommt, das Meer, es geht,
Die Erde hat gebebt.
Es gibt nicht viel, das widersteht.
Kaum wer, der überlebt.
Das lieber Walther, ist nun wirklich banal.
Ist es in der Tat. Manchmal sind die Gefahren banaler, als man denkt. Allerdings ist der Mensch als solcher ein Meister der Verdrängung. Könnte man das Banale hier nicht evtl. einfach "lapidar" oder nüchtern nennen, wie es die ganze Diktion des Gedichts ist, wenn man einmal nachliest? Der Alltag ist das Banalste und zugleich Lapidarste, das wir kennen. Hier sehen wir die Drohkulisse um ihn herum.

Man sagt, es träfe nicht mehr zu,
Dass diese Welt sich dreht.
Sie taumelt, kommt nicht mehr in Ruh,
Bis aller Schmerz vergeht.
Wer sagt, dass die Welt sich nicht mehr dreht? Ich zumindest habe das noch nie gehört ...
In der Tat taumelt die Welt gerade, in den Nachschwingungen dieses Maxierdbebens, wie das die Geologen nennen. Dies war ein Jahrtausendereignis. Der Tag ist kürzer geworden, die Erdachse hat sich verschoben.

Es ist damit zu rechnen, daß weitere Schläge dieser Art die betroffene Falte und ihre tektonische Nachbarschaft treffen können. Betrachtet man Erdzeiträume, könnte man das "Trudeln" nennen. Das Bild mag weit hergeholt klingen, soll aber die Bedrohung in Worte fassen.

Auch übertragen paßt das Bild. Die Erde dreht sich weiter, dieser Satz hat etwas Beruhigendes. Sich wieder in Ruhe und Sicherheit zu wiegen, wäre nun das Fatalste, was man tun könnte. Ist Dichtung nicht genau das, der verdichtete Schluß, die zugespitzte Konsequenz aus Erlebtem?

Die Sonne, die am Himmel thront,
Sie wirft ein fahles Licht.
Und wär die Erde unbewohnt,
Sie störte dieses nicht.
Diese Strophe finde ich - ebenso wie Oliver - gelungen.
Danke, daß wenigstens etwas "gut" ist an einem Text, der nichts "Gutes" zu sagen hat. Wobei auch diese Erkenntnis lapidar oder banal ist, je nach Betrachtungswinkel.

Den Rest geradezu peinlich (gemessen an deinen Fertigkeiten).- Auch formal und aufgrund der althergebrachten Reime erscheint mir der Text recht langweilig.
Hier wiederhole ich: Der Text mag abgestürzt und schlecht sein. Und daher Deine Diagnose treffend.

Textkritik, von der man lernen könnte, ist das Alles keine. Wobei ich deutlich mache, daß Deine Kommentar berechtigt ist, denn der Leser hat prinzipiell immer recht. Der, der veröffentlicht, muß akzeptieren, daß der Leser einen Text für mißlungen hält und dies auch deutlich sagt.

LG W.
 
H

Heidrun D.

Gast
Na ja, Walther,

solche anspruchsvolle Textarbeit wie du sie dir wünschst, findet sich hier nur in den seltensten Fällen, weil sie u. a. sehr zeitaufwändig ist.

Wenn du magst - es wäre ganz in meinem Sinne - könnte ich aber Zeder bitten, ein Gedicht (Zufallsgenerator) pro Monat auswählen und daran professionelle Textkritiken üben zu lassen (nach Ablauf oder ganz ohne Bewertungsverfahren).

Was meinst du? ---

Dein Gedicht kannst du mir aber trotz meiner Kritikmängel nicht schön reden. :D - Es wirkt halt einfach farblos. - Wenn ich dagegen an deinen "Dichter" denke, ach ja ...

Liebe Grüße
Heidrun
 

Walther

Mitglied
Lb. Heidrun,

dieses Gedicht ist kein "gutes". Es war wohl zu früh, so die aktuellen Ereignisse zu verarbeiten. Ich denke sogar, daß auch "Ein Dichter" wohl noch zu früh ist. Aber man muß dennoch Luft verschaffen dürfen, um später einmal von der Betroffenheits- zur Verdichtungslyrik zu kommen.

Erst dann kommt wohl ein wirklich überzeugendes Gedicht heraus.

Zur Textarbeit gebe ich Dir natürlich ein wenig recht. Vielleicht lohnt es sich ja hier wirklich nicht.

LG W.
 
Liebe Heidrun, lieber Walther,
wenn ich eure Kommentare lese, habe ich das Gefühl, dass ich mich entschuldigen muss, weil mir das Gedicht gut gefallen hat.
Ich glaube, ich habe mich blamiert.

Viele Grüße
von Marie-Luise
 

Walther

Mitglied
Lb. Marie-Luise,

ich stehe zu meinem Gedicht, weil ich es zu dem Zeitpunkt nicht besser konnte. Leser haben darauf einen anderen Blick, man kann sich selbst nur selten wirklich fair beurteilen.

Du siehst das Gedicht positiv, Heidrun negativ. Irgendwo in der Mitte wird die Wahrheit liegen. Vielleicht sollten weitere LeserInnen ihre Ansicht beisteuern. Dann wissen wir vielleicht eher, wie der Text einzuordnen ist.

Davon, daß Du Dich blamiert hast, kann keine Rede sein. Wenn sich hier einer blamiert hat, bin ich das wohl. :)

LG W.
 
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