Unmöglich!

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Raniero

Textablader
Unmöglich!

Die beiden Polizeibeamten staunten nicht schlecht, als sie die Fotos sichteten, die ihnen ein Kollege von der Tagesschicht übergeben hatte; allesamt Photographien von Verkehrssündern, die mittels einer selbsttätigen stationären Kamera, aufgenommen worden waren, und doch...
All diese Fotos zeigten deutlich die Gesichter der Personen, die es sehr eilig hatten und deshalb die vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit von 50km/h an dieser Stelle teilweise erheblich überschritten hatten, bis zu mehr als dem Dreifachen der erlaubten Höhe.
Alle Fotos?
Als die Polizisten das Bild des ‚Rekordhalters‘, dem die Kamera einen unbestreitbaren Wert von 180 km/h attestierte, genauer in Augenschein nahmen, konnten sie auf dem Photo beim besten Willen nicht das Konterfei eines menschlichen Wesens entdecken. Stattdessen erblickten sie hinter der Windschutzscheibe des Autos an der Seite des Fahrersitzes nur ein Gewirr aus Holz- und Metallteilen, wahrscheinlich von einem Möbelstück; die Teile ähnelten ein wenig einem Bücherregal, das darauf wartete, zusammengebaut zu werden. Auch im Bereich des Beifahrersitzes und im Fond des Wagens, soweit man das noch auf dem Bild erkennen konnte, war nur dieses Durcheinander von Möbelteilen zu sehen; indes keine Spur von einem Wageninsassen.
Die Polizeibeamten kratzten sich an den Köpfen, verlegen und irritiert.
Wie konnte ein Kraftfahrzeug auf einer Straße, auf der eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 50 km/h gegeben war, mit einem solch hohen Tempo von einer Kamera erfasst werden, wenn in diesem Fahrzeug keine Person saß, die dieses Gefährt steuerte?
Nun gut, das Nummernschild des Wagen war gut lesbar vorhanden, auf dem Foto, und an Hand der Autonummer wäre es für die Polizisten ein leichtes gewesen, den Halter des Fahrzeuges auszumachen und mittels des Beweisfotos einen groben Verstoß gegen die Verkehrsregelung darzulegen, aber soviel man auch daran drehen und deuten wollte, Faktum war, dass ein Automobil mit einem gewissen Autokennzeichen bei einer Kontrolle nachweislich mit mehr als dem Dreifachen der erlaubten Geschwindigkeit aufgefallen war; ein Auto ohne Fahrzeuglenker sowie weitere Insassen. Der Halter würde natürlich, wie üblich, abstreiten, das Fahrzeug gefahren zu haben, was in der Tat auch logisch war; komplizierter wäre es für ihn, nachweisen zu müssen, dass er das Auto gefahren habe, bei dieser Beweislage.
Die Beamten sahen ein, dass es äußerst schwierig war, mit diesem corpus delikti eine Anzeige gegen eine Person zu erstatten, höchstens gegen das Auto selbst, doch das erschien ihnen doch irgendwie zu lächerlich. So beschlossen sie, das ominöse Photo erst einmal ad acta zu legen und die Sache auf sich beruhen zu lassen, solange keiner mehr nachhaken würde.
Ungefähr drei Wochen nach diesem merkwürdigen Ereignis flatterte ihnen wieder ein solches Foto auf den Tisch. Unter den gut zwei Dutzend Bildern, welche die gleiche Kamera geschossen hatte, waren auf allen bis auf eines deutlich die Übeltäter zu erkennen, nur das Foto, das den ‚Haupttreffer‘ markierte, - mehr als das Doppelte des Erlaubtem diesmal- zeigte keine Spur eines menschlichen Wesens auf, dafür aber ähnliche Möbelteile wie beim ersten Fall. Eine andere Fahrzeugmarke, eine andere Farbe, doch die gleichen Begleitumstände.
Was tun?
Die beiden Beamten kratzten sich an den Ohren. Sollten sie diesen Vorfall wiederum ignorieren und das Beweisstück beiseite legen? Spielten ihnen gar die eigenen Kollegen von der Tagesschicht einen Streich und hatten alles inszeniert? Die Polizisten beschlossen, auf eigene Faust Nachforschungen anzustellen, jedoch in Zivil und außerhalb der Dienstzeit.
Am nächsten Tag suchten sie die Stelle auf, an der sich die selbsttätige Kamera befand und legten sich auf die Lauer. Aus sicherer Entfernung und ungesehen von den vorbeifahrenden Autofahrern beobachteten sie mit dem Fernglas die Straße, als sie plötzlich bemerkten, wie sich ein Fahrzeug mit nahezu unglaublicher Geschwindigkeit dem Standort der Kamera näherte und ungebremst daran vorbeischoss. Sie versuchten erst gar nicht, mit ihrem privaten Wagen eine Verfolgung des Rasers aufzunehmen; es hätte nichts mehr genutzt, das Auto war viel zu schnell.
Was sie jedoch beide gleichermaßen entsetzte, war die Tatsache, dass dieses schnelle Gefährt offenkundig herrenlos über die Straßen fuhr, denn außer einer Menge an Metall- und Holzteilen hatten beide Männer mit ihren starken Ferngläsern nichts anderes ausmachen können, in dem rasenden Wagen.
Sie blickten in die Richtung, aus der das Auto gekommen war; erst jetzt fiel ihnen ein größerer Gebäudekomplex ins Auge; auf dem Dach des Gebäudes stand in großen Leuchtbuchstaben zu lesen: ‚Das unmögliche Möbelhaus aus Schweden‘.
Beiden Polizisten ging der gleiche Gedanke durch den Kopf: ‚Möbelhaus? Möbelteile im Auto! Sollte das Fahrzeug etwa von dort gestartet sein, mit voller Beladung?‘

Die Polizisten begaben sich zu dem unmöglichen Haus und nahmen den großen Vorplatz unter die Lupe, der gleichzeitig als Park- und als Verladeplatz für Selbstabholer diente. Just in diesem Moment war einen eine Frau und ein Mann im vorgerückten Alter damit beschäftigt, ihren Kleinwagen mit allerlei Möbel- und anderen -teilen, die sie in einem überdimensional großen Einkaufswagen transportierten, zu beladen. Nachdem sie diesen Einkaufswagen komplett gelehrt
hatten und alle Teile verstaut waren, stieg der Mann in den Wagen ein und nahm auf dem Fahrersitz Platz, während die Frau den Transportwagen zu einer Sammelstelle zurückführte. Während der eine Beamte noch der Frau hinterher schaute, stöhnte der andere der Beiden plötzlich erschreckt auf: „Schau mal da, Karl! Unmöglich!“
Karl blickte in die angegebene Richtung, mit dem Fernglas, in das Innere des Kleinwagens, in welchem er den Mann, der gerade eingestiegen war, vermutete, und er konnte gerade noch rechtzeitig feststellen, wie sich die Gesichtszüge und alle anderen Körperteile des Mannes in dem kleinen Auto verformten und mit all den Möbelteilen verschmolzen, bis sie eine komplette Einheit mit diesen bildete, und man nur noch die Möbelelemente sah; der Mann hatte sich in diesem Gewirr vollkommen aufgelöst.
Nun stieg auch die Frau in das Fahrzeug und die beiden Beamten glaubten nicht, ihren Augen zu trauen. Auch sie löste sich, nachdem sie auf dem Beifahrersitz Platz genommen hatte, sofort auf und wurde eins mit den Möbelteilen und ihrem bereits verschwundenen Mann.
Die Beamten waren entsetzt und fasziniert zugleich.
Das unmögliche schwedische Möbelhaus hatte es fertiggebracht, dass sich seine Kunden nicht nur innerlich, sondern auch äußerlich mit seinen Waren identifizierte und sogar deren Gestalt annahmen. ‚Unmöglich!‘ dachten die wackeren Polizisten.

Im gleichen Moment erklang eine Lautsprecheransage über den Platz, laut und vernehmlich:
„Sehr geehrte Kunden, das unmögliche Möbelhaus lädt Sie ein...“
 
Ist zwar absurd, finde ich persönlich aber nur wenig humoristisch. Auch wird irgendwie nicht ausgearbeitet, warum die nun mit 180 Sachen durch die Gegend rasen...

Marius
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
aber

marius, das ist doch völlig logisch. diese gegenstände können den tacho nicht lesen und holen einfach alles aus der maschine, was geht.
ich sähe das werk auch lieber bei fantasy.
lg
 

Raniero

Textablader
Hallo Marius, hallo flammarion,

gerade das Absurde, das Aberwitzige widerspricht meiner Meinung nach nicht dem feinen Humor.

Warum sind sie denn so schnell gefahren?
Damit sie zu Hause so schnell wie möglich ihre unmöglichen Errungenschaften aufbauen konnten:cool:

Gruß Raniero
 
Damit wird's noch verwirrender. Ich verstehe flammarions Erklärung. Bei Deiner aber würde man nun vermuten, dass alle von dort kommenden Autos dann mit am Rand anstehender Tachonadel unterwegs sein müsste, und nicht nur eines (immer dasselbe).

Ebenso verwirrend finde ich, dass dann doch eigentlich die Möbelteile (noch vor der Verwandlung) auf dem Vordersitz sein müssten, um zur Geltung zu kommen und zur Verwandlung zu animieren? Vielleicht bin ich jetzt aber zu logisch...

Also: Gestalt der Möbel annehmen - verstanden; mit 180 Sachen fahren - habe ich nicht verstanden.
 
Re: aber

Ursprünglich veröffentlicht von flammarion
wenn sie nicht mit 180 fahren, fallen sie doch nicht auf, mann!
lg
Was ich meine ist: wenn alle von dort Kommenden sich vorher transformieren, dann müssten *alle* 180 fahren (mit der Logik, dass die Verwandelnden mit dem Tacho nichts anfangen können). Dann allerdings würde keiner speziell, sondern alle gemeinsam auffallen...

Marius
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
aber

vielleicht sind die käufer unterschiedlich begeistert oder unterschiedlich belichtet, sodaß einige den tacho doch erkennen. hab doch mal n bisschen fantasie!
lg
 

Raniero

Textablader
Hallo Ihr beiden Kämpfer,

ich hatte, da diese Story ja noch vor Gericht verhandelt wird, schnell noch 'ne Geschichte zum Besten gegeben.
Phantastisch, wie Ihr das macht, wie die Bälle der geschliffenen Argumente zwischen Ankläger und Verteidigerin hin-und herwandern.
Vieleicht wäre es für die Urteilsfindung noch interessant, zu wissen, welches Alter und welche Blutgruppen die beiden Polizisten haben.:cool:

Gruß Raniero

P.S.
Eure Kommentare sind spitze, eine weitere Satire wert; ich werde daran arbeiten
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
nee,

du, die polizisten sollen mal schön brav den üblichen klischees folgen. wie bekommt man ein polizistenhirn auf erbsengröße? durch aufblasen!
lg
 



 
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