Unter Fischen II

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Walther

Mitglied
Unter Fischen II


Sieht man des Meeres sanfte Wellen
Und zählt hernach dann die Sardellen
Ganz eng gequetscht in dieser Dose,
Fest eingelegt in öl’ger Sauce,

Man zählt und kommt auf zehn und mehr,
So wird das blanke Auge leer.
Es fragt sich still der, der da zählt
Warum man armen Fisch so quält.

Man nimmt mit Leichenbittermine
Sanft in die Hand die Ölsardine
Und schiebt sie zwischen seine Lippen,
Die dann am Öl der Finger nippen.

Ein Lächeln spielt leicht um den Mund.
Die Fische gleiten in den Schlund.
Die Zunge schmeckt ein wenig Meer.
Die kleine Dose wird rasch leer.

So ist es meist mit den Sardellen,
Die aus des Mittelmeeres Quellen
Sich wandeln rasch in Ölsardinen,
Weil sie dazu geboren schienen.
 
H

HFleiss

Gast
Walther, tu mir das nicht an! Zuviel an Schönheit, zuviel der Ölsardinenpoesie, wahrlich! Ich krieg richtig Appetit. Und wie gut du die Gemeinheit des Genießers beschreibst:
"Man nimmt mit Leichenbittermiene (bitte nur so)
sanft in die Hand die Ölsardine
und schiebt sie zwischen seine Lippen
die dann am Öl der Finger nippen."
Dies ist unübertroffen, Wilhelm Busch würde vor Neid erblassen. Da sage noch einer, die deutsche Lyrik krieche auf dem Zahnfleisch. Was bleibt? Man ist ergriffen und verneigt sich vor dem Dichter, tief.

Hanna
 

Walther

Mitglied
Lieber Gerd,

danke für die "Blumen". Dem ist etwas hinzuzufügen. Dein Lob war ernst gemeint. :)

Gruß W.
 

Walther

Mitglied
Liebe Hanna,
danke! Aber schone mir Deine Bandscheiben. Ich mache mir in dieser Hinsicht bereits richtig Sorgen.
Ich möchte nämlich nicht den Grund für einen gewaltigen Ischias abgeben. :)
Sonnige Grüße
W.
 



 
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