Urzustand

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lapismont

Foren-Redakteur
Teammitglied
Urzustand

Oben -
ist noch Licht.
Es hellt,
Wolken
stapeln Macht,
wettern
ins Jenseits.

Eine Berührung mit meiner Nase.

Doch in den Straßen
stecken schon die Messer.
Sticht ein Mensch?
Ficht er den Asphalt noch an
und pflastert er die wunden Stellen steinern weg?

Doch hier ist alles hinüber,
harren Ruinen da.
Die Klingen stecken tief,
trunken blutet die Kanalisation sauberes Wasser.
Windstille Ecken bracken
blasig zwischen den Fluchten
fiebrig platzender Bauten.
Bald winkt ein Staubkorn Lärm hindurch -
hungrige Exklusivität im All.
Angerissenes zerfällt in Sterilität,
stagniert in Unlebendigkeit.

Wer dunkelt hier das Licht,
die Sicht,
mit einer Tagesdecke?
 

vicell

Mitglied
Beeindruckend, dear lapi. Diese Stagnation, dieser Urzustand, die Erde als wühlendes Gebrodel und die Decke, die schließich über dieses Toben gelegt wird. Der Mensch als der Illusionszerreißende. Metaphorisch sehr sauber.
"Bracken" ist mir gleich aufgefallen- es kam mir merkwürdig bekannt vor, so, als hätte ich es bei dir schon mal irgendwo in einem anderen Gedicht gelesen...? Seis drum....

Steine über Steine!

Es grüßt ganz lieb und wünscht gute Besserung dem Kleinen
die vic
;)
 

Aragorn

Mitglied
Lieber Lapi,

dies Werk hat es mir auch angetan, es hat etwas beklemmendes,
was mir aber sehr gefällt, denn diese Stimmung muß man erst einmal bildhaft machen.
Find ich absolut klasse!

Grüße
Ara
 

lapismont

Foren-Redakteur
Teammitglied
bracken

Hi Vic,

ohne sonderliche Angst vor Benutzung, verwendete ich bracken als Verbform zu brackig.
Tatsächlich gibt es bracken gar nicht :eek:

Ich habe via google eine Verwendung in einem Gedicht im luziden Babylonien gefunden.
Bracken sind Jagdhunde, was hier nicht gemeint ist.

Interessant!

cu
lap
 

Perry

Mitglied
Hallo lapismont,
es ist eine unwirkliche, skurrile Traumwelt auf die die Nasenspitze unter der Tagesdecke hier stößt. Den Urzustand kann ich jedoch nicht so ganz nachvollziehen, es sei denn, Du verstehst darunter Auflösung und Zerstörung.
LG
Manfred
 

Montgelas

Mitglied
lieber lap,

wer ist noch nicht nachts
beim lesen eingeschlafen,
und wollte früh am morgen
nicht aufwachen?
das licht der lampe,
das hinter die geschlossenen
lider strahlt,
bekommt in solchen momenten zwischen
schlaf und wachsein nahezu überirdische bedeutung.
träum ich oder wach ich - das ist oft die frage,
die dein prot mit selbstvergewisserung in der berührung
mit der nase sucht.

der morgen mit seiner dunklen alltagsmacht drängt
ins bewußtsein und deckt die lichte nacht.

der urzustand ist zum alttagszustand mutiert.
herzlich

montgelas
 

Walther

Mitglied
Ursprünglich veröffentlicht von Perry
Hallo lapismont,
es ist eine unwirkliche, skurrile Traumwelt auf die die Nasenspitze unter der Tagesdecke hier stößt. Den Urzustand kann ich jedoch nicht so ganz nachvollziehen, es sei denn, Du verstehst darunter Auflösung und Zerstörung.
LG
Manfred
Guten Abend in die Runde,

wie Geschmäcker sich doch unterscheiden! Ich kann in der Tat diesem Text nur abgewinnen, daß mit großer Mühe versucht wurde, möglichst viele neue Metaphern zu finden. Nun ist das Spiel mit der Sprache sicherlich wichtig und nötig, gerade auch in der Dichtung.

Dennoch sollte am Ende eines Textes so etwas wie ein Aha-Erlebnis stehen. Ich nenne das, wenn ich Gedichte für eine kleine Literaturzeitschrift lektoriere und auswähle, den sog. "Hat was"-Faktor. Den habe ich hier nicht gefunden.

Gibt es doch etwas, was man Qualität nennt, das über dem bloßen "Gefallen" und die Geneigtheit einem Autor gegenüber liegt? Ich wäre dankbar dafür, wenn an dieser Stelle eine Diskussion darüber, nämlich über Werkzeuge, wie man Gedichte "neutral" bewertet, in Gang käme.

Vielen Dank für Eure Unterstützung und Verständnis.

Liebe Grüße entbietet allen Lesenden und Lupenden

der W.
 
S

Stoffel

Gast
hm..........
hi Lapi,
bissl was aufgsetzt? Oder?
Es ist so wie...der Gedanke an "Moshammer".
Der kam mir in Kopf, als ich es las. Prunknen, üppig, braken,etc...

Ich denke auch manchmal abstrakt. Dennoch möchte ich, dass mich meine Mitmenschen verstehen.

lG
Sanne

Urzustand

Oben -
ist noch Licht.
Es hellt,
Wolken
stapeln Macht,
wettern
ins Jenseits.
[blue]"ins Jenseits".Wieso das? Wieso Jenseits? Ich denke, es gibt einen anderen Ausdruck dafür.[/blue]

Eine Berührung mit meiner Nase.

[strike]Doch [/strike]In den Straßen
stecken schon die Messer.
Es siticht ein Mensch?
Ficht der Asphalt noch an
und pflastert er die wunden Stellen steinern weg?
[blue]versteh ich nicht[/blue]

Doch hier ist alles hinüber,
es harren Ruinen da.
Die Klingen stecken tief,
üppig blutet die Kanalisation
sauberes Wasser.
Windstille Ecken bracken
[red]watt is denn "bracken?"braken?[/red]
blasig zwischen den Fluchten
fiebrig platzender Bauten.
Bald winkt ein Staubkorn Lärm hindurch -
hungrige Exklusivität im All.
wo komt das "All" her, wo ist der Bezug?
Angerissenes zerfällt in Sterilität,
stagniert in Unlebendigkeit.
[blue]"Angerissnes", also nicht fertig geredetes, nicht fetig gebrachtes...aber wieso steril? Weil es etwas ist, was so ala Hinterderhandgesprochnes?[/blue]

Wer dunkelt hier das Licht,
die Sicht,
mit einer Tagesdecke?
 

lapismont

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Manfred, Hallo Walther,

Den Urzustand kann ich jedoch nicht so ganz nachvollziehen, es sei denn, Du verstehst darunter Auflösung und Zerstörung.
Der Titel könnte eher für den Neuanfang stehen. Nimmt man eine Konsequenz des Textes, beschreibt er eine leere, zerstörte Welt, die quasi wieder davor steht, eine Evolution zu zünden.
Ein weiterer Gedanke, der mich als Autor zur Benamsung trieb, ist der, dass eine Konzentration auf negative Gefühle, immer zu sich selbst zurückführt. Zum Kern. Hier entscheidet sich, ob man die Umwelt positiv empfindet oder nicht.
Dieser Zustand ist nicht neutral, vielleicht wäre das auch nur durch sehr strenge Meditation zu erreichen.
Also Urzustand im Außen wie im Innern, war meine Intention.


Ich kann in der Tat diesem Text nur abgewinnen, daß mit großer Mühe versucht wurde, möglichst viele neue Metaphern zu finden.
Nun ja, versucht und mit Mühe meint wohl Mißerfolg.
Welche Metaphern erscheinen Dir mißlungen?

Dennoch sollte am Ende eines Textes so etwas wie ein Aha-Erlebnis stehen.
Nein. Wir sind hier in der Lyrik. Weder Krimi noch Witz, Fabel oder ähnliches habe ich versucht.
Der Text enthält keine explizite Pointe oder Weisheit. Wenn er Deine Erwartungen nicht erfüllt, ist es schade, aber in erster Linie reflektiert er meine Auseinandersetzung mit einem Thema und mehreren Aspekten der Form.
Wie der Leser es empfindet, kann ich nicht ahnen.

Ich nenne das, wenn ich Gedichte für eine kleine Literaturzeitschrift lektoriere und auswähle, den sog. "Hat was"-Faktor. Den habe ich hier nicht gefunden.
Da ich weder Deine Zeitschrift, noch die da veröffentlichten Texte kenne, sagt mir der Satz wenig. Da ich aber einige Deiner Texte gelesen habe, verstehe ich, dass Dein Geschmack nicht von meinen Texten getroffen wird.

Gibt es doch etwas, was man Qualität nennt, das über dem bloßen "Gefallen" und die Geneigtheit einem Autor gegenüber liegt?
Auf jeden Fall handwerkliches Können. Da Du hier aber keine konkrete Kritik übst, bleibt die Frage rhetorisch.
Genauso rhetorisch möchte ich antworten:
Wenn Du meine formalen Regeln im Text erkennst, freue ich mich über diesbezügliche Kritik.

Ich wäre dankbar dafür, wenn an dieser Stelle eine Diskussion darüber, nämlich über Werkzeuge, wie man Gedichte "neutral" bewertet, in Gang käme.
Du kannst gerne meinen Text als Beispiel für eine Diskussion im Theoretischen oder in der Plauderecke verwenden.

cu
lap

__________________
 

lapismont

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Sanne,

hm..........
hi Lapi,
bissl was aufgsetzt? Oder?
Es ist so wie...der Gedanke an "Moshammer".
Der kam mir in Kopf, als ich es las. Prunknen, üppig, braken,etc...
üppig ist korrekt.

Ich denke auch manchmal abstrakt. Dennoch möchte ich, dass mich meine Mitmenschen verstehen.
Mhm. Ehrlich, was ich in die meisten Texte von mir stecke, verstehe ich selbst nicht. Daher werden es mehr oder weniger lyrische Texte. Natürlich bringt das Posten in der Lupe die Möglichkeit, Bilder zu testen, ob sie vom Leser genauso interpretiert werden. Es ist wie die weiße Nacht, steht sie für Trauer oder Hoffnung?
Urzustand, ist kein Text, der eine Botschaft enthält, die es zu verstehen gilt.

"ins Jenseits".Wieso das? Wieso Jenseits? Ich denke, es gibt einen anderen Ausdruck dafür.
Ist das Jenseits nicht oben in den Wolken angesiedelt?

Das erste Doch. Es gibt eine gegenläufige Tendenz zum Schnuppern. Kein Fortgang.

Klingen wurden übernommen, Danke.

Es siticht ein Mensch?
Schreibfehler oder tatsächlich im Sinne von vögeln?
Diese Richtung will ich dem Text hier nicht geben.

Ficht der Asphalt noch an
und pflastert er die wunden Stellen steinern weg?
versteh ich nicht
Anfechtung zunächst. Der Mensch fechtet an. nIcht der Asphalt.
Dann ein Wortspiel aus Pflastersteinen und Wundpflaster.
Schlaglöcher werden manchmal erst mit Pflastersteinen geflickt, bevor wieder Asphalt drüber gewalzt wird.

es harren Ruinen da.
Was bringt das "es"? Es zerbricht mir auch die Alliteration.
Genau wie üppig. Trunken ist eine Eigenschaft von Leben, wie Blut. Der bildliche Kontrast zur Realität sollte hier krass ausfallen.
Windstille Ecken bracken
watt is denn "bracken?"braken?
Ja, das wurde schon angemahnt. Dachte, es gäbe dieses Verb zu brackig.
Da grübel ich noch. Eigentlich ein nettes Wort.

Bald winkt ein Staubkorn Lärm hindurch -
hungrige Exklusivität im All.
wo komt das "All" her, wo ist der Bezug?
Im All gibts keinen Lärm.
Wahrscheinlich ist das typisch lap. Ich verstehe mich selbst stets als Bestandteil des Alls.

Angerissenes zerfällt in Sterilität,
stagniert in Unlebendigkeit.
"Angerissnes", also nicht fertig geredetes, nicht fetig gebrachtes...aber wieso steril? Weil es etwas ist, was so ala Hinterderhandgesprochnes?
Schönes Beispiel für unterschiedliche Interpretationen.
Ich wollte im Bild bleiben und nach den platzenden Bauten den weiteren Zerfall schildern. Da es nicht abgerissen wurde, ist es nur angerissen. Ohne Leben gibt es keine Verwesung, Fäulnis oder Zersetzung. Der Zerfall ist physisch und steril. Steril existiert als Wort nur im Bezug zu Leben.

Danke, für Deine Gedanken! Reflexion ist stets willkommen,

sagt der
lap
 
S

Stoffel

Gast
huhu...

schnell noch mal ein..
verstehdichbesser....

das mit dem "Asphalt"..."Wundpflaster" gefällt mir.

Fein, das es mit dem "Klingen" ankam.

Jepp..Tippfehler*urgs*

Ich werde es lesen, wenn wieder da bin Sonntag, manchmal besser paar Tage nochmal wirken lassen.
Danke Lapi, für Deine ausführliche Erklärung.

lG
Sanne
 

Walther

Mitglied
Ich kann in der Tat diesem Text nur abgewinnen, daß mit großer Mühe versucht wurde, möglichst viele neue Metaphern zu finden.
Nun ja, versucht und mit Mühe meint wohl Mißerfolg.
In der Tat. Fast alle Bilder sind meilenweit hergeholt und lassen keinen inneren Zusammenhang erkennen. Sie sind weder überraschend noch reicht ihre Aussage über den Moment hinaus.

Welche Metaphern erscheinen Dir mißlungen?
Das ist ja gerade das Problem. Wo soll man da anfangen. Ich bin Sanne dankbar, dass sie sich die Mühe gemacht hat, von der ich angesichts des Textes Abstand nahm.

Dennoch sollte am Ende eines Textes so etwas wie ein Aha-Erlebnis stehen.
Nein. Wir sind hier in der Lyrik. Weder Krimi noch Witz, Fabel oder ähnliches habe ich versucht.
Wer missverstehen will, der missversteht, und das in der Regel gründlich. Ich habe hier von Lyrik gesprochen und nichts anderem. Auch Lyrik soll unterhalten und Esprit haben. Wer Metaphern an den Haaren herbeizieht – die Geschichte mit dem Wort „Bracken“ ist Dir dann am Ende rechtzeitig noch selbst aufgefallen -, der muß sich schon fragen lassen, mit welchem Ziel er das tut. Sprachliche Montrösitäten sind kein Ausweis von Sprachvermögen.

Der Text enthält keine explizite Pointe oder Weisheit. Wenn er Deine Erwartungen nicht erfüllt, ist es schade, aber in erster Linie reflektiert er meine Auseinandersetzung mit einem Thema und mehreren Aspekten der Form.
Welches Thema und welche Aspekte von welcher Form? Da liegt doch gerade der Hund begraben!

Wie der Leser es empfindet, kann ich nicht ahnen.
Das kann niemand. Aber dennoch wird ein Text, zuvörderst ein Gedicht, erst im Gegenüber ein Ganzes. Wer also unverständlich sendet, der darf sich nicht wundern, wenn ein entsprechendes Echo kommt. Das ist ja dann von Stoffel/Sanne dankenswerterweise, die mehr Geduld mit diesem recht verunglückten Text hatte, auch im Detail geschehen.

Gibt es doch etwas, was man Qualität nennt, das über dem bloßen "Gefallen" und die Geneigtheit einem Autor gegenüber liegt?
Auf jeden Fall handwerkliches Können. Da Du hier aber keine konkrete Kritik übst, bleibt die Frage rhetorisch.
Genauso rhetorisch möchte ich antworten:
Wenn Du meine formalen Regeln im Text erkennst, freue ich mich über diesbezügliche Kritik.
Da weder meiner Einer noch andere ohne lange Erläuterungen Deinerseits, dies ist jetzt übrigens der zweite Eintrag von Dir, bei dem ich das feststellen muß, Deine formalen Regeln und den Inhalt Deiner Aussagen erkennen, muss das Problem wohl bei Dir liegen. Und daran setzt ja gerade meine Kritik an: Am mangelnden handwerklichen Können, das ich bei Dir weit unter Deinem Anspruch, den Du vermitteltst und bei anderen anlegst, sehe.

Das hat übrigens mit dem Geschmack oder dem Gefallen rein gar nichts zu tun. Bei meiner Auswahl kommen auch Gedichte in die von mir mit verantwortete Literaturzeitschrift, die mir „nicht gefallen“. Sie werden veröffentlicht, weil sie handwerklich gut sind und von der Sprache her überraschend. Und das ist auch der Bewertungsmaßstab, den man an eigene und andere Einträge anlegen sollte. Es sind diese Fragen:

• Kann der Autor etwas, zum Beispiel mit der Sprache souverän umgehen?
• Hat er ein Gefühl für Form, Metrik und Rhythmus?
• Passen seine Metaphern zur Aussage? Sind die gewählten Bilder stimmig? Überraschen die Sprachbilder im positiven Sinne?
• Hat der Text Esprit, geht sein Inhalt über den Tag hinaus, hat der Text etwas Bleibendes?

Geschmack, Gefallen, das sind keine Qualitätsmaßstäbe. Ein Gedicht kann gut sein, ohne dass man den Autor dafür gleich lieben oder kaufen muß. Darum geht es. Und darum, ob man bescheiden genug ist, sich von einem Kollegen etwas sagen zu lassen oder nicht.
Und ein Gedicht kann einem so richtig gut gefallen. Und trotzdem kann es zugleich wirklich handwerklich völlig daneben gegangen sein.

Liebe Grüße

W.

PS.: Zur Zeitschrift selbst verweise ich auf die Termine unter der Leselupe.
 

lapismont

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Walther,

In der Tat. Fast alle Bilder sind meilenweit hergeholt und lassen keinen inneren Zusammenhang erkennen. Sie sind weder überraschend noch reicht ihre Aussage über den Moment hinaus.
Leider benennst Du die Bilder nicht. Wenn Du konkret werden könntest, wäre ich auch in der Lage Deine Behauptungen kommentieren zu können. Bisher enthält Deine Kritik nur allgemeines.

Das ist ja gerade das Problem. Wo soll man da anfangen. Ich bin Sanne dankbar, dass sie sich die Mühe gemacht hat, von der ich angesichts des Textes Abstand nahm.
Stoffel hat konkrete Probleme angesprochen, Du nicht. Immer noch bist Du mir eine konkrete Auseinandersetzung schuldig. Fang an und rede nicht übers Anfangen1


Auch Lyrik soll unterhalten und Esprit haben.
Eine These. Aber kein Dogma. Vielleicht eine Diskussion wert. Aber sie führt von der direkten Textkritik weg. Dieser Text will nicht unterhalten und auch nicht mit Esprit aufwarten.

Wer Metaphern an den Haaren herbeizieht – die Geschichte mit dem Wort „Bracken“ ist Dir dann am Ende rechtzeitig noch selbst aufgefallen -, der muß sich schon fragen lassen, mit welchem Ziel er das tut. Sprachliche Montrösitäten sind kein Ausweis von Sprachvermögen.
Nun, das Wort bracken ist grammatikalisch korrekt aus einem existierenden Adjektiv hergeleitet. Dass es so nicht existiert, ändert nichts an seiner Wirksamkeit. Du schreibst leider nicht, was Dir an seiner Verwendung nicht gefällt, ob es missverständlich ist oder Du generell gegen die Verwendung von Neologismen bist.
Da Du einen bereits ins Spiel gebrachten Kritikpunkt verwendest, ohne einen eigenen benennen zu können, finde ich Deine Argumentation hier sehr schwach.
An den Haaren herbeigezogen ist nun konkret was?

Welches Thema und welche Aspekte von welcher Form? Da liegt doch gerade der Hund begraben!
Ich erkläre Dir das Gedicht nicht. Wenn Du keinen Sinn darin findest, ist das ok. Wenn Du seine formalen Aspekte nicht erkennst, ist das auch ok.
Wie bereits geschrieben, das Gedicht will keine Botschaft vermitteln. wenn für Dich Gedichte dies haben müssen um gut zu sein, akzeptiere ich das.

Aber dennoch wird ein Text, zuvörderst ein Gedicht, erst im Gegenüber ein Ganzes. Wer also unverständlich sendet, der darf sich nicht wundern, wenn ein entsprechendes Echo kommt.
Es würde mir ja schon helfen, wenn Du überhaupt etwas zur Interpretation sagtest. Bisher hältst Du Dich da heraus. Also: Was liest Du?


Das ist ja dann von Stoffel/Sanne dankenswerterweise, die mehr Geduld mit diesem recht verunglückten Text hatte, auch im Detail geschehen.
Da Du mir nicht im Detail schreibst, worin das Verunglücken besteht, bleibt mir Deine Meinung schleierhaft. Stoffels Anmerkungen habe ich kommentiert.


Da weder meiner Einer noch andere ohne lange Erläuterungen Deinerseits, dies ist jetzt übrigens der zweite Eintrag von Dir, bei dem ich das feststellen muß, Deine formalen Regeln und den Inhalt Deiner Aussagen erkennen, muss das Problem wohl bei Dir liegen.
Die Erklärung der Autorenintention kann zwei Richtungen haben. Entweder will sie für eine Verbesserung des Verständnisses sorgen oder einen weiteren Aspekt in die interpretatorische Diskussion bringen.
Da ich sehr selten Texte mit einer konkreten Message schreibe, liefere ich nur Textinterpretationen. Die Lesermeinung will ich nicht umkippen.
Meine Texte sind zumeist in diesem Stil. Deine grundsätzliche Kritik betrifft aus meiner Sicht meine Stilistik.

Und daran setzt ja gerade meine Kritik an: Am mangelnden handwerklichen Können, das ich bei Dir weit unter Deinem Anspruch, den Du vermitteltst und bei anderen anlegst, sehe.
Beweise bitte Deine Meinung. Konkret am Text.

Du versuchst eine objektive Bewertungsmethode für Lyrik zu entwerfen. Weder als Autor, noch als Leser kann ich mir vorstellen, dass so etwas möglich ist.
Wir sind Menschen und keine Computer.

Ein Gedicht kann gut sein, ohne dass man den Autor dafür gleich lieben oder kaufen muß. Darum geht es. Und darum, ob man bescheiden genug ist, sich von einem Kollegen etwas sagen zu lassen oder nicht.
Wenn Du doch nur etwas sagen würdest. Aber Du bist in Deinen Kritiken hier bemerkenswert substanzlos und allgemein geblieben.
Her mit dem Verriss! Am Text!

cu
lap
 

Zeder

Administrator
Teammitglied
Oha, zunächst mal ein Blick auf das Forum. "Sonstige Lyrik" - ja, mag schleichen.
Und dann so etwas!

>Urzustand

(da denke ich an Ursuppe).

>Oben -
ist noch Licht.
(Weil ich vergessen habe es auszumachen, ich Depp)

>Es hellt,
Wolken
stapeln Macht,
wettern
ins Jenseits.
(Das ist wirklich oft morgens so, dass man nicht weiß, wie das Wetter tagsüber wird)

>Eine Berührung mit meiner Nase.
(Hat das Fenster getroffen? *gg)

>Doch in den Straßen
stecken schon die Messer.
(Hmmm ... immer noch das von Vorvorgestern - und: Welche Messer?)

>Sticht ein Mensch?
Ficht er den Asphalt noch an
und pflastert er die wunden Stellen steinern weg?

Doch hier ist alles hinüber,
harren Ruinen da.

(Hier muss ich von dem vermeintlichen Kontrast Ost/West ausgehen - schau dir aber mal Leipzig und beispielsweise Frankfurt an (City) ...)

>Die Klingen stecken tief,
trunken blutet die Kanalisation sauberes Wasser.

Windstille Ecken bracken
blasig zwischen den Fluchten
fiebrig platzender Bauten.
Bald winkt ein Staubkorn Lärm hindurch -
hungrige Exklusivität im All.
Angerissenes zerfällt in Sterilität,
stagniert in Unlebendigkeit.

(Puuhh - du versinkst in "Selbstmitleid"; die Stadt, die du kennst, versinkt in Unlebendigkeit - durch den so genannten Wiederaufbau?)

>Wer dunkelt hier das Licht,
die Sicht,
mit einer Tagesdecke?

(Du!)

Grüße von Zeder
 

lapismont

Foren-Redakteur
Teammitglied
Heiter bis unbeständig, aber nur lokal

Hallo Zeder,

ja das ist ja mal eine Interpretation! Ben Wettervogel zu Besuch in Leipzig ;)
Der Untergang enthält Selbstmitleid, zumindest so lange, wie ein Mensch da ist, ihn zu bejammern. Ja, die Strophe nimmt das mit. Solcherart können die Messer sein.
Tiefenpsychologie!

cu
lap
 
S

Sandra

Gast
Hallo lapi,

wo wir uns doch letztens noch über Adjektive unterhalten haben, fielen sie mir bei folgendem Satz massiv auf.

Windstille Ecken bracken
blasig zwischen den Fluchten
fiebrig platzender Bauten.

Das ist zu viel des Guten. Die Metaphern sind teils skuril, aber ich mag ebenfalls die Suche nach unverbrauchten Metaphern und schätze dies auch beim Lesen. Mach aber nicht den Fehler (den ich ebenfalls so gerne mache ;) ) und packe zu viele bildhafte Aussagen in deine Sätze. Der Text wirkt dahingehend überladen, auch wenn die Albtraumstimmung etwas Fesselndes hat.

LG
Sandra
 

lapismont

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Sandra,

diesmal ist das gewollt.
Die gesamte vierte Strophe ist komplett überladen.
Sie windet sich um die Alliterationen und beschreibenden Wörter.
Die Wirkung ist wie von Zeder beschrieben, wuchtig bis wehleidig.
Ich hab mir gedacht, dass der Kontrast zum andeutungsvollen
"Eine Berührung mit meiner Nase."
sehr groß sein muss.
Es ging mir darum, die Zustandsbeschreibung auch mit dem Leser interagieren zu lassen, den Blickwinkel ständig zu verändern.

cu
lap
 
S

Sandra

Gast
Danke für die Erklärung.
Ich habe die Komms nicht verfolgt, vielleicht sagtest du dies bereits.
Es fällt mir schwer, mich in den Text einzulesen und deine Intention zu erkennen. (Deine Erklärung war da von Nöten)
Aber ich versuche es unter dem Aspekt nochmals.

LG
Sandra
 



 
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