Valle Gran Rey

JennyP.

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Valle Gran Rey
"Das Tal des großen Königs"

Valle Gran Rey. Ein kleines abgelegenes Tal inmitten wunderbarster, idyllischer Natur wel-ches auf La Gomera, der kleinsten der Kanarische Inseln, bis jetzt überdauert hat.
Ziel für diejenigen, die aus dem erdrückenden Alltag und den ewigen Stresssituationen ent-fliehen wollen. Eine Zufluchtsstätte für Zeit suchende und unzufriedene Menschen die ihr Dasein in Ruhe und Entspannung fristen wollen.
Links und rechts des so atemberaubenden Tales ragen, scheinbar unendliche Meter, steile schroffe, von robusten und trocknen Wüstengewächsen, gesäumte Felswände empor. Eine riesige Schneise dessen Weg sich ungehindert zum, nicht enden wollenden, Ozean bahnt.
Wie ein Wurm schlängelt sich die schmale asphaltierte Straße über die höchste Spitze des Berges seicht hinunter in das, von Palmen und kleinen Häuschen, gesäumte Tal.
Auf halber Höhe stehen einsame weiße Häuschen an den Berghängen, die von stufigen klei-nen Feldern umgeben sind. Wie Ameisenhügel winden sie sich an den rauhen Felswänden des Berges.
Ein längst ausgetrocknetes Flußbett, wovon nur noch die zahlreichen Palmen und Sträucher zeugen, erstreckt sich über die ganze Länge des Tales.
Links und rechts des Flußbettes entfalten sich lauter kleine Häuschen in allen Farben. Kleine Finkas und Hassiendas umgeben von blühenden Palmenhainen.
Eine einzige breite, von exotischen Bäumen gesäumte, Straße führt zur Unendlichkeit des wütenden Atlantiks. Hin und wieder stehen, scheinbar nutzlose Straßenlampen, am Weges-rand. Als würde dieser Ort das ganze Jahr vor eigener Schönheit erstrahlen, sodass er keine Laternen benötigen würde.
Zierliche bunte Häusergrüppchen mit rot geziegelten Dächern und von Blumen bunt ge-schmückten Balkonen strecken sich die einsame Straße entlang.
Kleine Spielplätze, auf denen sich die spanischen Kinder vergnügen, breiten sich in den schat-tigen Innenhöfen aus.
Farben über Farben. Die ganze Insel scheint von Blumenmeeren bedeckt. Rote, gelbe, weiße Blüten, die sich an den Spitzen der saftig grünen Bäumen entlanghangeln. Und doch ist die Insel das Kind der trockenen, leblosen Wüste und der schon lange nicht mehr lodernden Vul-kane. Wie ein Wunder der Natur, auf das niemand eine Erklärung weiss.
Angekommen am Atlantik teilt sich die Straße nach Osten und Westen.
Westen, die kleinen Fischergaststätten und wenige Häuser, deren Atmosphäre vom Gezwit-scher kleiner schwarz-gefiederter Beos erhellt wird. Die orange-farbenen Schnäbel pfeifen dem Wind ihre Liedchen zu in der Hoffnung auf Antwort.
Nur dort gibt es einen schwerlich bezwingbaren Weg der zu den kleinen Häuschen in den schwindelnden Höhen führt.
Katzen über Katzen. In allen Farben zeigen sie sich in ihrer Zutraulichkeit auch den Touris-ten.
Entlang des steilen Pfades durch die schmalen, von Häuschen überwuchernden, Gassen in denen einheimische Kinder Fußball spielen und die älteren, Pfeife rauchend, sich unterhalten und mit einem freundlichem „Hola“ die Urlauber begrüßen die ihre Wege kreuzen, tummeln sich die bunten aufgeweckten Vierbeiner um sich so manch einer Herausforderung zu stellen und nach einem gelegentlichen Futterschmaus und Streicheleinheiten zu betteln.
Osten, der Hafen. Ein riesiger unüberwindbarer Schutzwall aus Beton verhindert das Kentern der lächerlich winzigen und gebrechlichen Schiffchen, die an dem von Algen und Seetang bedeckten Kai befestigt sind.
Ein Stück weiter östlich, hinter dem Hafen erstreckt sich eine staubige, schmale Straße ent-lang des Ufers, die zu einer stattlichen Hassienda führt. Davor ein Strand gesäumt von abge-wetzten Steinen. Inmitten dieser Steine etwas Seltsames.
Scheinbar schwebend liegen mehrere Steine in unmöglicher Lage fast zwei Meter aufeinan-der. Wie Zauberei stehen sie unbeweglich und vom Wind wohl unzerstörbar mitten in diesem Wall von Steinen.
Hinter der Hassienda, Palmen. Alle Arten von Palmen und rauhe rost-braune Felswände.
Gezeichnet von der nagenden Zeit machen sich in den gefährlich und doch so eindrucksvollen Klippen und Hängen zerborstene Höhlen bemerkbar, die sich mehr und mehr in das scharf-kantige Gestein graben. Als hätten schon vor Tausenden von Jahren Höhlenmenschen hier gelebt.
Noch ist der staubige, schmale Weg nicht zu Ende. Weiter führt er, immer schmaler werdend, bis er nur noch einen schmalen Pfad bildet.
Über uraltes Lavagestein erstreckt sich der, für so manch einen, unüberwindbare Pfad, bis er in einer winzigen Bucht endet.
Merkwürdige vertrocknete Palmenblätter stapeln sich am Rand der Felswand und Steinhaufen wurden zusammengetragen und zu winzigen Behausungen geschaffen.
Hippie ähnliche Figuren unterhalten sich sitzend in ihren kleinen Höhlen oder spielen mit ihren, von der Sonne braungebrannten Kindern. Während andere über den schwarzen, war-men Sand spazieren und in die tosenden Fluten stürmen um sich zu erfrischen.
Aussiedler.
Bezaubert vom Atlantik hat es sie zu diesem kargen unbehausten Fleckchen geführt wo keine einzige Pflanze zu leben vermag. Diese während der Flut fast völlig überschwemmte Bucht hat sie in ihren Bann gezogen.
Sowie auch der endlose Ozean.
Mit seiner ganzen Kraft lässt der Atlantik seine schäumenden Finger über die rotbraunen und so lebendig wirkenden Felsen gleiten. Berührungen, deren so mancher nicht gewachsen ist und gänzlich von seiner tosenden Macht verschlungen werden kann, wenn er sich zu sehr von der Schönheit des tiefblauen, mystischen Ozeans bezaubern lässt.
Wie Sirenen die dazu verleiten, sich den todbringenden Fängen der Unendlichkeit preis-zugeben verführt er jene, deren Widerstand in Nichtigkeit entschwindet wenn sie sein solch anmutigendes Antlitz erblicken.
Und gleitet die abendliche Sonne hinab bis an sein Ende, versinkt das Tal in schlummernde Ruhe um sich an einem neuen Tag über seine Schönheit und Unbeflecktheit zu erfreuen.
Dieser Ort ist nicht irgendein Ort. Er hat etwas in mir erweckt, was ich zuvor nicht zu kennen vermochte. Zufriedenheit.
Seit jeher befiel mich der Gedanke, dieses Land, indem ich lebe zu verlassen und vielleicht nie wieder zurück zu kehren. Nicht aus Hass- oder Pflichtgefühl. Aus Ehrgeiz und Wohlwol-len. Diese düstere Atmosphäre, diese in Hass und Verbitterung zusammen gespeisten Men-schen und dieses Gefühl der Verzweiflung weckten in mir das Gefühl der Flucht. Aus dieser Stadt, aus diesem Land.
Nicht das erste Mal verbrachte ich flüchtige Momente in wärmeren Stätten. Ägypten, Marok-ko, Griechenland. Und doch gaben diese Ort mir nie das Gefühl der Zufriedenheit. Trotz all der Schönheit sehnte ich mich nach einem anderen, schöneren, vollkommeneren Ort.
Ein Ende setzte ich meinem bedrückenden Gefühl, als ich zum ersten Mal dieses so verträum-te und von der Zeit und Zivilisation unbeachtete Tal erblickte.
Valle Gran Rey.
 
D

damaskus

Gast
Hmmmm ... Damaskus erkennt an Jenny mal wieder: Da ist ein Talent am Werk. Aber das ist keine Geschichte, so leid es mir tut. Du beschreibst in interessanten Bildern das Meer, das "Tal des großen Königs", die Landschaft und so weiter. Ist dir alles gelungen, wirkt aber auf lange Dauer langweilig. Hat mich irgendwie an John Steinbeck erinnert. Aber in der Geschichte fehlt der Antrieb, die Protagonisten und der Knackpunkt, der die Geschichte auslöst, sie vorantreibt und zu einem Ende bringt. Wenn das noch dringewesen wäre, wärst du meine Göttin ... *schmunzel*

Damaskus
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Jenny P, herzlich willkommen im Forum "Experimentelles".


Zur Geschichte:
Es sind Bilder da, poetische Bilder, die eine Landschaft ergeben, keine Handlung, das wurde schon geschrieben. Eindrücke. Mir hat es gefallen.

bernd.
 



 
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