Vater

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Gabriele

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Langer Abschied (überarbeitet)

Wortlos, reglos, kraftlos liegst du vor mir, Vater. Wo sind nur deine Fröhlichkeit, deine Gutmütigkeit, dein Jähzorn, geblieben?
Auch wenn ich miterleben musste, wie du allmählich fast alles verloren hast - deine Kraft, deine Lebensfreude, deinen scharfen Verstand, deine Worte - so erkenne ich dich nun doch kaum wieder, wenn ich an dein Bett trete.
Aber bei all der Fremdheit, die ich empfinde angesichts dieser Ausdruckslosigkeit, dieser Sprachlosigkeit, dieser Hilflosigkeit ist da eine tiefe Verbindung zwischen uns, tiefer als ich sie je zuvor erlebte.
Und in manchen kostbaren Momenten zeigt sich in einer kaum spürbaren Erwiderung meines Händedrucks, in einer fast unmerklichen Veränderung deines Gesichtsausdrucks, dass du trotz deines Nicht-mehr-könnens, Nicht-mehr-wollens für einen kurzen Augenblick von Freude und Liebe erfüllt bist.


(GJ 2002)
 

Gandl

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Liebe Gabriele,
ja, eine eindringliche Skizze.
Fröhlichkeit/Gutmütigkeit/Jähzorn – eine ungewöhnliche Kombination (in diesem Kontext) ... aber so sind sie ja wohl, Väter.
„scharfsinniger Verstand“ ist doppeltgemoppelt. Scharfsinn? scharfer Verstand?
„ ... tiefer, als ich sie je zuvor erlebte“ – das wäre interessant, von dir zu lesen, wieso ... Vielleicht in einem anderen Text? Oder hier?
Und im letzten Satz „sein kannst.“ – hm .... - nicht besser „bist“?
Liebe Grüße
Gandl
 

Gabriele

Mitglied
Hallo heike,
danke für Deinen Beitrag! Ich werde mir einen noch treffenderen Titel überlegen.

Hallo Gandl,
vielen Dank für die konstruktive Kritik. Ich möchte diesen Text auf jeden Fall noch etwas ausbauen und verbessern (nicht nur diesen...). Mit dem "scharfsinnigen Verstand" hast Du Recht, das war mir entgangen, danke für den Hinweis!

Liebe Grüße Euch beiden!
 



 
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