Vati

3,80 Stern(e) 4 Bewertungen

Andrea1694

Mitglied
Ein Gewirr von Kabeln umgibt das Bett auf dem du liegst,
viele Maschinen um dich herum,
unsere Augen treffen sich,
hilfesuchend schaust du mich an.

Du versuchst mir etwas zu sagen,
mit Händen und Füßen, weil ich dich nicht verstehen kann,
ein Beatmungsschlauch, tief in deinen Schlund gepreßt,
vernichtet jeglichen Versuch deiner Selbst etwas in Worte zu fassen.

Ich fühle mich hilflos und allein,
muß jetzt jedoch stark für dich, meinen Vater
und auch meine Mutter, deine Frau, sein.

Deine Hiflosigkeit erschüttert mich,
deine vergeblichen Versuche des redens erdrücken mich,
schnüren mir meine Kehle zu,
nehmen mir meinen Atem.

Ich ringe mit meinen Tränen,
unterdrücke sie,
lächle dir zu und streichel sanft und beruhigend über dein schütteres Haar.

Du warst es, der mir stets alles erzählte
und mir, obwohl ich ein Mädchen war,
auch die Elektrik erklärte.

Und jetzt lagst du einfach ganz hilflos vor mir
und ich fühlte mich wie ein gehetztes, verletztes Tier.

Du konntest dem Tode nicht mehr entfliehn,
ich konnte lange Zeit danach nicht schlafen,
gab mir die Schuld, weil ich dich, der du mir etwas sagen wolltest, konnte einfach nicht versteh`n.

Irgendwann, weiß nicht mehr wann genau,
erschienst du mir in meinem Geiste
und dann wußte ich es genau.

Ich hörte deine Worte, tief in meinem Herzen,
bemerkte ein fast engelhaftes lächeln auf deinem Gesicht.

In dieser einzigen Nacht nahmst du mir meine Schmerzen
und die Traurigkeit, als ich dich einst nicht verstand,
in deiner schwersten Stunde, wich mit dir zum Horizont
dahin.

Andrea
03/01/03
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Andrea,

da hast Du etwas ausdrücken können, was Viele so erleben mußten, aber nicht in Sprache bringen können. Vor allem der tröstliche Schluß ist ein "wirklicher" Trost. Ich gratuliere Dir zu diesem gelungenen Gedicht.

Liebe Grüße Vera-Lena
 

Andrea1694

Mitglied
Liebe Vera-Lena,

ich danke Dir von ganzem Herzen für Deine Worte.

Bin jedoch die schlimmste Selbstkritikerin meiner Werke
und bezweifel, daß es mir gelingen wird, dieses Erlebnis, diese Schmerzen jemals in die richigen Worte kleiden zu können.

Wünsche Dir einen wundervollen Tag und stets Sonnenschein!
Herzliche Grüße sendet Dir,
Andrea
 



 
Oben Unten