Vergänglichkeit

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Duisburger

Mitglied
Hallo,

sehr schön mit einer traurigen Aussage (dei Methaper der gewickelten Küsse gefällt mir besonders.
Einzig der (wohl ungewollte) Reim am Anfang stört ein wenig.
Vielleicht so:

In meinem Spiegelbild
entdeckte ich
ein graues Haar.


oder einfach

Im Spiegel
entdeckte ich
ein graues Haar.


Als Freund der Reduktion wäre dies meine Version.

Im Spiegel
ein graues Haar.
Es war lang...
Herausgerissen
schnürte ich
die alten Küsse
zu einem Paket
zündete es an

und ging.


lg
Duisburger
 

Tasso

Mitglied
Wenn man einen Epik-Text in mehreren Zeilen untereinander schreibt, dann ist das aus meiner Sicht noch kein Gedicht.

Zitat: "Als ich mein Spiegelbild sah, entdeckte ich ein graues Haar. Es war lang. Gewickelt um meinen Finger riss ich es aus. Dann schnürte ich damit die alten Küsse zu einem Paket. Ich zündete es an- und ging."

Aus meiner Sicht ist das kein Gedicht. Wenngleich der Text formal die "vertikale Strukturierung" eines Gedichtes nutzt, fehlt diesem jegliche Verdichtung und inhaltliche Führung. Es fehlt weiters die besondere lyrische Sicht bzw. der besondere Blickwinkel, so auch der "Mehrwert", wie Hilde Domin ihn einst beschrieben hat.

Der Grundgedanke ist aus meiner Sicht gut - nur Du müsstest noch mehr Arbeit in den Text - und seine Verdichtung - stecken.

Das war jetzt meine ureigenste Meinung, die man natürlich auch in Frage stellen kann.

Gruß
Tasso
 

Joh

Mitglied
Hallo Uma

Sehr schön ist das Bild der eingewickelten Küsse, ein sensibles Gedicht über den Abschied vom jugendlichen, das ich gern gelesen habe. Hier noch mein Vorschlag, vielleicht magst du etwas davon übernehmen:


In meinem Spiegelbild
entdeckte ich
ein graues Haar
es war lang...
um meinen Finger
gewickelt
riss ich es heraus
schnürte damit
die alten Küsse
zu einem Paket.
zündete es an -

und ging.


ein Sonntagsgruß, Johanna

.........

Hallo Tasso

ich denke sehr viele zeitgenössische Gedichte in ungereimter Form könnte man auf eine Prosaaussage reduzieren, womit man die lyrische Form des Ungereimten zumindest zum Teil in Frage stellen würde.

Ich kann auch nicht zustimmen, daß Umas Gedicht die Führung fehlt und ihr Gedanke, die Küsse in ihr graues Haar zu schnüren, sich damit von einem Lebensabschnitt zu verabschieden ist nach meiner Meinung ein wunderbar formuliertes Bild, dem es in nichts an Lyrik fehlt.

So unterschiedlich ist die Auffassung von Lyrik ;)

auch dir einen Sonntagsgruß, Johanna
 



 
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