Verhör eines Savants (Fraktale) (gelöscht)

Status
Für weitere Antworten geschlossen.
U

USch

Gast
Hallo Val,
der Titel ist einfach zu sperrig. Erst muß ich nachschlagen, was ein Savant ist und psychologisches Vorwissen haben, um überhaupt den Text zu verstehen. Eine Fibonacci-Folge dürfte auch den wenigsten Prosafreunden bekannt sein.
Da würde ich noch mal drüber nachdenken, ob es nicht einfacher geht.
LG USch
 

Val Sidal

Mitglied
USch,

danke für das Lesen und den Hinweis.

Der Titel ist blöd, und der Text ist in hohem Maße experimentell -- wurde aus mehreren Fraktalen komponiert.

Ich fürchte, ein neuer Titel würde nur ein Symptom behandeln -- außerdem: es fällt mir kein besserer ein ...
 
U

USch

Gast
Du hast eine Tendenz zu zu vielen Fremdwörtern, die Spezialwissen voraussetzen. Ich glaube, dass das Viele überfordert, sind ja nicht alle Akademiker hier und unter der Gastleserschaft.
so long USch
 

Ireen

Mitglied
Mich interessieren diese Themen, denn beide, "Savant" und "Fibonacci" sind außerordentlich faszinierend. Leider ist dein Versuch, damit etwas zu machen, noch nicht ausgereift. Das ist aber verständlich, denn die Themenkomplexe dürften sehr schwierig zu behandeln sein.
 

Val Sidal

Mitglied
Ireen,

vielen Dank für das Lesen und den Kommentar.

Es ist tatsächlich mein erster Versuch, ein fraktales Prinzip, welches bei der Folge der Fibonacci-zahlen wirkt, so konsequent und mehrfach verschränkt, bei der Konstruktion einer Geschichte zu verwenden: Der Text ist eine Menge von Fibonacci-Folgen. Die Bedeutungsebenen im Subtext sind ebenfalls verschränkt und nicht einfach nur übereinander gestapelt. Auch die Assotiationsangebote wurden miteinander verflochten.

Es ist der erste Text, den ich unter die Leselupe gestellt habe, bei dem ich fürchte, dass die gleichzeitige Entnahme der Wort- und Satzbedeutungen, während sich die Geschichte allmählich entfaltet, beim einfachen Durchlesen gelingt -- die parallele Beobachtung der wirkenden Muster, schon gar nicht.

Es ist ein Schreib- und Lese-Experiment - ein Versuch.

Du schreibst:
Leider ist dein Versuch, damit etwas zu machen, noch nicht ausgereift.
... es wäre hilfreich, wenn Du mir einen textbezogenen Hinweis geben könntest, welche Eigenschaft des Textes, dich zu diesem Urteil geführt hat.

Dafür bedanke ich mich schon im voraus.
 

Ireen

Mitglied
Da wäre meiner Meinung nach erst einmal die Frage: An welchen Leser wendest du dich? Mich interessieren die Themen, weil ich einerseits schon einmal etwas über Savants gelesen habe, andererseits mit dem Excel-Programm Fibonacci-Reihen grafisch dargestellt habe. Das sind bruchstückhafte Vorkenntnisse, und ich hätte das Bedürfnis, dass diese ergänzt werden. Hier werden aber gar keine Erläuterungen gegeben. Das andere ist die Frage, ob es wirklich eine Fib.-Reihe ist. Akustisch zum Beispiel. Wolltest du diese zurückführen und müsstest du dann nicht die gleichen Wörter wieder nehmen? Des weiteren sind es letztendlich auch zwei verschiedene Themen: "Savant" und "Fibonacci". Was ist die Intention des Experiments? Wolltest du die Gehirntätigkeit eines Savants darstellen oder eine Fib.-Reihe veranschaulichen? Dann kommt noch die Rahmenhandlung dazu, die mich von den Phänomenen eigentlich eher ablenkte. Soll die humorvoll sein oder welche Funktion haben Krimi und Psychologie hier? Trotz allem finde ich es gut, dass du mit diesen schwierigen Themen arbeitest.
 

DocSchneider

Foren-Redakteur
Teammitglied
Verstehe ich leider nicht, ich kann Dir auch nicht sagen, was du besser machen sollst - außer, das Ganze einfach zu erklären, aber dann wäre es kein guter Text mehr.
Sorry, und lG, Doc
 

Val Sidal

Mitglied
Ireen,
danke für den ausführlichen Kommentar. Die Fragen darin helfen mir sehr. Ich werde versuchen, sie nach und nach zu beantworten:
Was ist die Intention des Experiments?
Aktuell führe ich diverse "Textperimente" durch (Prosa; Lyrik, irgendwas …), die mit dem Themenbereich „Chaos und Fraktale“ zusammenhängen.

Obwohl auch die dazu gehörige Mathematik sehr schön ist, versuche ich in den Texten die Mathematik auf das einfache Zählen und Addieren/Subtrahieren zu reduzieren. Die Intention ist, Prosa-Formen, die mit mathematischen Thermen verwandt sind zu verwenden und zu betrachten, welche kreativen Möglichkeiten sich daraus dem Autor ergeben; gleichzeitig interessiert mich natürlich, wie so entwickelte Geschichten, von den Lesern empfunden und aufgenommen werden.

Wolltest du die Gehirntätigkeit eines Savants darstellen
… nein … Man weiß noch nicht sehr viel darüber.

Die Savants und ihre Leistungen sind sehr verschieden. Mancher ist von Geburt an „Savant“, bei anderen führt ein Gehirntrauma zu einer radikalen Veränderung.

Einige Beispiele:
- der Savant, der die zwei Seiten eines aufgeschlagenen Buches gleichzeitig erfassen (linke Seite mit dem linken Auge, die rechte mit dem rechten Auge) und für immer erinnern konnte, war das Vorbild für den Protagonisten in dem Film „Rainman“

- ein anderer Savant wurde von einem Baseball-Ball am Kopf getroffen; seit dem ist er in der Lage, das Wetter eines beliebigen, zurückliegenden Tages zu erinnern usw.

Der Erklärungsversuch, der mir am besten gefällt, geht davon aus, dass alle Menschen das Leistungsvermögen der Savants hätten, aber das Gehirn „dämpft“ die Leistungsfähigkeit, damit eine gewisse Balance und Leistungsausgewogenheit herrscht, sodass der Mensch auf sehr unterschiedliche Anforderungen des Lebens bestmöglich reagieren kann.
oder eine Fib.-Reihe veranschaulichen?
Der Text besteht aus vielen Fibonacci Reihen …
Soll die humorvoll sein
… auf unterschiedliche Arten humorvoll, aber nicht witzig ….

Fibonacci-Folgen und Der Goldenen Schnitt:
unendlicher Kettenbruch:

1
1,618....=1 + --------------------------------
1
1 + ------------------------
1
1+ --------------------
1
1 + -----------
….​



@Doc
das Ganze einfach zu erklären, aber dann wäre es kein guter Text mehr.
... ich stimme Dir zu.
Weil der Text ein Prosa-Experiment ist, sind Begriffserklärungen aus Wikipedia vielleicht hilfreich:

Savant:
Die [blue]Inselbegabung[/blue] – auch Savant-Syndrom genannt – ist das Phänomen, dass Menschen, die eine kognitive Behinderung oder eine anderweitige (häufig tiefgreifende) Entwicklungsstörung aufweisen, sehr spezielle außergewöhnliche Leistungen in einem kleinen Teilbereich („Inseln“) vollbringen können. 50 Prozent der bekannten Inselbegabten sind Autisten. Sechs von sieben Inselbegabten sind männlich. Es gibt keine zuverlässigen Untersuchungen darüber, wie häufig das Savant-Syndrom auftritt. Der Autismus-Forscher Darold Treffert schlug 1989 eine Unterscheidung in erstaunliche und talentierte Savants vor.[1] Während die erstaunlichen Savants wirklich herausragende Fähigkeiten besitzen, weisen die talentierten Savants höchstens durchschnittliche Leistungen auf, die aber in Anbetracht ihrer Behinderung bemerkenswert sind.
Zurzeit sind weltweit etwa 100 Menschen bekannt, die man nach dieser Unterteilung als erstaunliche Savants bezeichnen kann. Der Intelligenzquotient der Personen liegt meist unter 70, kann aber auch durchschnittlich, in einigen Fällen auch überdurchschnittlich sein. Die Fähigkeiten sind dabei sehr unterschiedlich ausgeprägt. Ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gelangte das Savant-Syndrom unter anderem durch den Film Rain Man.
Fibonacci

Die [blue]Fibonacci-Folge[/blue] ist eine unendliche Folge von Zahlen (den Fibonacci-Zahlen), bei der [red]die Summe zweier benachbarter Zahlen die unmittelbar folgende Zahl ergibt[/red]: [blue]0, 1, 1, 2, 3, 5, 8, 13, ….[/blue] Benannt ist sie nach Leonardo Fibonacci, der damit im Jahr 1202 das Wachstum einer Kaninchenpopulation beschrieb. Die Folge war aber schon in der Antike sowohl den Griechen als auch den Indern[1] bekannt.

Vielen Dank nochmal für das Lesen und Kommentieren.
 
G

Gelöschtes Mitglied 4259

Gast
Hallo Val,

ich finde den Ansatz nicht nur interessant, sondern von grundsätzlicher Natur: Warum sollen Texte nur aus Buchstaben bestehen? Für mich ist ein "Text" seit langer Zeit alles, was Information vermittelt, also auch eine Formel, Potenzreihe, ein Algorithmus usw.

Mathematische und sprachliche Zeichen zu kombinieren, das haben schon viele versucht, m.E. gibt es eine Tradition seit der Antike. Nicht nur die Kabbalisten, auch Leibniz und Wilhelm Busch haben Zeichen und Zahl auf einer Ebene gesehen.

Einen ganzen Roman aus Buchstaben, Formeln, Berechnungen kann ich mir gut vorstellen. Oder anders: Die PageRank-Algorithmen sehe ich als modernen Roman...

Der Grund für die immerwährende Aktualität des Themas liegt wohl darin, dass sich jeder Denkende irgendwann Fragen zur Bedeutung der Mathematik (und sonstiger Naturgesetze) stellt, z.B., inwieweit der „Lauf der Welt“ von mathematischen Funktionen gesteuert wird; wie groß unser Eigenanteil bei der „Abfolge der Geschehnisse“ wohl sein mag, falls er überhaupt existiert; ob mathematische Funktionen nur ein Konstrukt unseres Geistes sind oder als Materie unabhängige, also platonische bzw. „göttliche“ Ideen eine eigene Existenz führen usw.

Leider findet man derartige Ansätze hier in der LL viel zu selten, insofern ist Dein Versuch sehr zu begrüßen, auch wenn er nicht leicht zugänglich ist. Ich würde gern mehr davon lesen.

P.
 
G

Gelöschtes Mitglied 4259

Gast
Vielen Dank auch an NDK für den Link! Das Bild von der "Frau unterm goldenen Schnitt" erinnert mich an einen alten Gedanken: Der Mensch - und die gesamte Schöpfung - als Ergebnis des Wirkens mathematischer Funktionen...
 

Val Sidal

Mitglied
@NewDawnK, @Penelopeia

danke für die Beschäftigung mit der Idee und dem Text.

Ein Text soll für sich sprechen -- da teile ich DocSchneiders Aussage in ihrem Kommentar.

Weil der Text experimentell und kaum ohne Schwindelattacken lesbar ist, und mindestens dreizehn Mal gelesen werden müsste, um alle Fibonacci-Reihen zu finden, fasse ich die Geschichte kurz zusammen.

Idee: Menschen sind fasziniert von dem Außergewöhnlichen.
Die Wissenschaft (hier Psychologie) scheuen es nicht, mit Menschen Experimente durchzuführen, die ihre Würde verletzen. Versuchsreihen mit Savants, die stolz ihre besondere Begabung präsentieren,und gar nicht merken, dass sie missbraucht werden, halte ich für verwerflich.

Text: Ein Psychologe testet den Savant mit einem Computerprogramm, um zu erkennen, wo seine Leistungsgrenze liegt.
Wenn die Grenze erreicht wird, schlägt der autistisch aggressive Savant zu -- er verletzt/tötet aus Notwehr.

Im polizeilichen Verhör wird die Szene vorgespielt und aufgelöst.
Die Pointe, wenn der Savant den Kommissar als "Idiot!" bezeichnet, soll meine Sympathie (und nicht Bewunderung) für diese Menschen ausdrücken.

Na ja, ob der Text meine Intention transportiert -- das ist Teil meines Experiments mit lesenden Menschen.

Ich hoffe, es ist nicht entwürdigend ...
 

DocSchneider

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ah Val - nach Deinen Erklärungen ist der Text nachvollziehbar. In der Tat, ein Experiment, welches aber eben nur mit Hilfe von außen gelingt, außer man kennt sich in der Materie aus.
Fazit: LL kann bilden!
;-)

LG Doc
 
U

USch

Gast
Jetzt ist´s viel klarer geworden, nach der Änderung. Das verstehe ich jetzt auch - als Ex-Programmierer auf Prozessrechnern und Psychologiebewanderter. Wow :)
Doch viele LeserInnen auf dem Literaturmarkt wirst du damit nicht erreichen.
LG USch
 
Status
Für weitere Antworten geschlossen.



 
Oben Unten