Verwelkt.

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Senerva

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Verwelkt - 13.12.2003 © Janine Greis

Zärtlich glitten seine Finger über die sanften Blüten der Rose – er merkte nicht, wie sich die Dornen dieser tief in sein Fleisch fraßen. Konnte er überhaupt noch etwas fühlen? Irgendetwas? Nein. Er lächelte stumm und blickte hinab. Sein Blick folgte einem Blutstropfen, einem winzig kleinen, der doch so ein großer Teil von ihm war – er starb, als er auf dem Boden auftraf. „Alles in Ordnung mit Dir?“ Diese schrecklichen Worte riefen ihn in die krasse Realität zurück. Er sah auf, hob den Kopf. Ein schwaches Nicken folgte, das seinem Bruder, der wenige Meter neben ihm stand, zu verstehen gab, dass überhaupt nichts in Ordnung war.

Er erinnerte sich an die Zeit zurück, an dem sie noch an seiner Seite weilte. Immer, einfach immer, fühlte er sich glücklich, wenn er sie nur in den Armen halten konnte – ihre Nähe alleine bewirkte schon die Liebe, die ihm tagtäglich, seit sie nicht mehr bei ihm war, das Herz zerfraß – kleine Stücke bröckelten ab. Immer wünschte er sich, das ganze Herz wäre endlich fort, in der erlösenden Dunkelheit erloschen, doch dieser eine, verbitterte Wunsch wurde ihm einfach nicht erfüllt. Er sollte diese Qualen leiden.

Sein Bruder seufzte leise und trat einen Schritt zurück, um ihm den Freiraum zu geben, den er wohl brauchte. Seine Hand wollte die Seine ergreifen, im Halt spenden, doch sah er ihn bereits an jenem Abgrund des Lebens stehen. „Es hat keinen Sinn mehr, ihr hinterher zu trauern.“ Welch Narr! Er schloss die Hand so fest um die Rose, dass deren Dornen sich noch tiefer in seine Haut fraßen – das Schlimmste war wohl, das er dieses Gefühl des Schmerzes genoss. Er schloss die Augen, wollte schreien, ihn einfach nur anschreien und fertig machen. Doch es ging einfach nicht.

Die Zeit mit ihr kam ihm so kurz vor – und doch war sie so lange, das die Zeit, gleich dem Sande in der Sanduhr, dahin rieselte. Er spürte, irgendwann war es vorbei, irgendwann würde sie gehen … doch unbedingt so? Einfach so seinem Leben entrissen, das nun eine krasse Wende nahm? Es musste ihnen beiden so hervor bestimmt worden sein. Schließlich geschah alles so plötzlich, so ungewollt, dass beide voneinander fort gerissen wurden, ohne auch nur ein Wort des Abschiedes zu wechseln.

„Du …“ Die Worte versanken im Nichts der Unendlichkeit. Der Bruder blickte den vereinzelten Bluttropfen hinterher, die gleich Tränen des Regens, auf die Erde fielen. Er seufzte leise, ermahnte sich selbst, die spitze Bemerkung, die auf seiner Zunge lag, für sich zu behalten. Und mit einem Mal wusste er, das alles vorbei war. Das der, der ihm dort gegenüber stand, auf unnatürliche Art und Weise … starb. Aber das konnte doch nicht sein! Er konnte jetzt nicht einfach gehen! Kleine Wölkchen entstanden vor seinem Mund, als er die Luft scharf ausstieß. Es war so grotesk! Der, der die Rose in der Hand hielt, gleichsam einem Schwert, lächelte.

Er sah Licht – helles Licht. Es war einfach da und nahm ihm für einen Moment die Einsamkeit, die tief in ihm aufkeimte. Das Licht vermochte ihm die Nähe zu geben, die er so lange hatte missen müssen … wenn auch nur für wenige Sekunden. Seine Hand hob sich langsam, doch ließ er die Rose nicht zu Boden fallen. Die Zeit war noch nicht reif, einfach noch nicht reif, dass sie nun, für jetzt und immer, starb.

Der Bruder senkte den Kopf, wollte einfach nicht sehen, was sich dort vor seinem inneren Auge abspielte. Er schüttelte den Kopf, verscheuchte die Gedanken, die plötzlich in seinem Kopf kreisten. Nein, nein, NEIN! Er wollte es nicht und machte eine rasche, abwehrende Handbewegung zur Seite, um seine Mutter zurück zu halten, die schon zu ihm kommen wollte. „Lassen wir ihn alleine.“ Leise, monoton geflüsterte Worte, die hier so falsch klangen. Trotz allem nickte die Mutter, nahm ihren einen Sohn, der noch nicht an der Wahrheit gebrochen war, an der Hand und verschwand mit ihm.

Oh, wie gut sich das Licht doch auf der kalten Haut anfühlte. Noch immer lächelte er und dieses Lächeln starb auch nicht, als das Licht schon wenige Augenblicke verschwunden war. Seine Hand senkte sich wieder, vorsichtig, langsam. Einen Schritt trat er vor, näher an das Grab heran, das dort vor ihm in den weichen Humus der Welt gelassen worden war. Erinnerungen, oh, diese Erinnerungen! Sie ließen sein Herz bersten. Diese Augen … diese Augen.

Das letzte, was man von dem Mann sah, der dort an dem Grab seiner Liebsten gewacht hatte, war, das er diese Rose auf den Boden fallen gelassen hatte. Er sah so erleichtert aus, so befreit, als er mit fast schon grotesken tanzenden Schritten über den Friedhof schritt und diesen schließlich verließ. Wenige Tage später hörte man, wie ein junger Mann, deren Liebsten vor weniger als 2 Jahren gestorben war, der Realität ins Auge gesehen hatte und Selbstmord begannen hatte. Neben seinem selbst ernannten Grabe fand man eine weinrote Rose.
 

Buffy

Mitglied
Hi

Habe deinen Text mehrfach gelesen.
Auch verstanden, was du damit ausdrücken möchtest.
Aber so, wie er hier geschrieben ist, erreicht er mich nicht emotional. Deine Protagonisten wirken auf mich leblos.
Ich würde diesen Text noch einmal überarbeiten.
Sorry, aber das ist nur meine persönliche Meinung.
Gruß Buffy
 
G

Gelöschtes Mitglied 5196

Gast
stimmt

ich muss buffy recht geben... überarbeiten wäre villeicht eine gute idee, teilweise holpert es einfach beim lesen. doch die idee gefällt mir... nur ist es eben ein text, der -wie buffy schon sagte- emotional erreichen sollte, es sei denn, du möchtest hier ein erlebnis verarbeiten... dann wünsche ich dir dafür von herzen viel erfolg. wie schon soooo oft gesagt :) dein stil gefällt mir; aber könnte es sein, dass du (und übrigens ist das bei mir genau dasselbe)deine texte schreibst, vielleicht noch einmal drüberliest und sie dann sofort einstellst?

ich wünsche eine angenehme woche!

lieben gruß

mye
 

Senerva

Mitglied
Mhm.

Alsoooo .. erst einmal danke für die Kritik - ich hätte nicht gedacht, das sich irgendwer diese Geschiche antut. :)

Ich werde die Geschichte natürlich bald überarbeiten - schließlich hab ich bald Ferien. Vielleicht wird sie dann ein wenig verständlicher und emotionaler!

Liebe Grüße,
Janine.
 

Buffy

Mitglied
Hi Senerva

Lese ich aus deiner Antwort eine kleine Enttäuschung?
Das überarbeiten einer Geschichte macht nun mal keinen besonderen Spass, aber der Inhalt deines Textes ist es wert.
Du hast eine gute Substanz, die Überarbeitung lohnt sich.
Es grüßt Buffy
 

Senerva

Mitglied
Enttäuschung? Eigentlich nein. Ich überarbeite meine Geschichten immer wieder gerne ;)

Aber danke für den kleinen Anstoß!

Janine.
 



 
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