Vier Richtungen Himmel (3).

7.

Die wenigen Male, die ich im Dasein schwang wie eine Abrissbirne, sie herrschten mich an in ihrer Absichtslosigkeit: Nichts zu brechen, der Herr. Sehen Sie, alles Luft, Heißluft bestenfalls! Chillen Sie, chillen Sie ab. Verzeihung, wollten Sie überhaupt etwas?
Ja, das Wollen ist mir völlig abhandengekommen, so unter dem Gewicht eines Ausschankes, welcher um der Befriedung unseres Wesens wegen in Betrieb ist.
Vielleicht sollte ich mir lieber was einschenken lassen, runterkommen, mich locker machen, auch mal beten, ja, bete doch mal richtig!
"Mit Gebetskränzen Puppen ausschmücken? Vernagelte Puppen, allesamt vollständig jagbar in die Lüfte. Zum darauf zielen, Wolke für Wolke: Paradies komm raus!" halte ich meinen Schoß beisammen.
Als wäre ich weniger abgebrannt, gar recyclebar, wenn mein Hohlraum von einem Kopf Stein auf Stein ausgebaut würde, speerspitz in sämtliche Winde.

8.

Erneut bei Tisch, hebe ich sacht einen Finger vor den anderen, bis alle Fünfe meiner Linken außer sich sind, wie jungenhaft das mit den Händen noch geht. Ehe ich es mich versehe, ist auch die Rechte von der Partie. Ineinander gefaltet nun beide, zart wie das erste Kinderwort zur Fürbitte.
"Vater?" probiere ich.
Zwei, vielleicht drei in Sichtweite. Der Erste tut einen Zug kühles Blondes, jauchzt: "Ah!" Der Zweite befingert mit halb gestreckter Zunge sein Handy, dick die Daumen vor Botschaft. Und ein Dritter unter Vaterverdacht bekommt bei der Bardame Ohren, welche kein Kindermund je erfährt.
"Seids obenrum fleißig am Himmelreich dran, ja?" richte ich beide Zeigefinger auf jenes Vaterwesen: Der Mundvoll. Der Daumendruck. Das Ohrsein. Dreieinigkeit Daddy!
Auf einen Erlöser von einem Daddy verstand ich mich nie. Da konnte ich nicht liefern. Kein Hosianna, mit dem ich mich an den Tresen fläzen mochte: Guat gehts mia, suppa!
Nirgends Meere, null Fernen, welche Happy Talk mit mir trieben: von Jungfrauen, Lämmern, einer Lounge fast auf Daddys Schoß. Bei mir ging es stets nur heim in meine Hochhausbutze Tod.

9.

"Find Ruhe jetzt!" klopft eine Kraft mir aufs Holz, den anderen Arm beladen mit Pfännchen, die ordnungsgemäß entleert worden waren in Münder, welche nun wieder Liebe machen.
Hätte ich während meiner Hochhausbutze Tod bloß ruhen können, könnte ich das wenigstens jetzt! Wie zu Kinderzeiten. Mir selbst den Vorhang herunterlassen, und dabei niemals bang um ein Erwachen.
Kein Kind ahnt, dass vorm Spielzimmer, inmitten ihrer Designerwaren, seine diensthabenden Erwachsenen nicht bloß so tun, als wäre ihnen tüchtig nach Rausch: Wo man denn bleibe, ob man es sich mit all den Kundenkrediten wirklich besorgt habe?
Was ich im Halbwuchs aus Zeitungen mitschnitt an Barem, es verblich keineswegs zur Guten Nacht, es fraß, es wucherte einem bald aus jedem Vater unser.
 



 
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