Vom Glück, ein Pechvogel zu sein

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NewDawnK

Mitglied
Paul hatte viel Pech gehabt in seinem Leben. Kaum hatte er einen Schritt nach vorn gewagt, schon wurden ihm dicke Steine in den Weg gerollt. Kaum hatte er sich seinen Weg freigeschaufelt, schon taten sich unüberwindbare Schlaglöcher vor ihm auf. An ein Vorwärtskommen war nicht zu denken.

Eines Tages stand Paul knietief in einer LKW-Ladung Schutt und Geröll, die ihm seine Nachbarn vor die Füße gekippt hatten. Da ließen sich plötzlich vier kleine Vögel rechts und links auf seiner Schulter nieder, zupften an seinen Ohrläppchen und zwitscherten ihm aufmunternde Töne zu.
Einige Tage im Schutt vergingen, und schon hatte die erste Singdrossel ein kunstvolles Nest in sein Haar geflochten. Paul weinte bittere Tränen. Er fühlte sich rundherum vom Leben beschissen - und so sah er auch aus.
In seinem tiefsten Elend tat er einen Seufzer und ahmte dabei ganz aus Versehen ein Codewort nach. Von diesem Moment an war alles anders. Das Rotschwänzchen, das eben noch mit dem Putzen seines Gefieders beschäftigt gewesen war, hielt inne und flötete: „Guten Tag, Herr Paul. Geht es Ihnen gut?“

Was dann folgte, war das Beste, was Paul in seinem bisherigen Leben widerfahren war. Er belauschte hautnah das erste zaghafte Hallo! der frisch geschlüpften Drosselküken und hörte den alten und schrägen Vögeln nächtelang beim Philosophieren zu. Reiselustige Zugvögel erzählten ihm wundersame Geschichten aus fernen Ländern, und die Daheimgebliebenen berichteten von ihren Survival-Abenteuern in den kargen Wintermonaten.
Es war phantastisch! Paul hatte keinen einzigen Schritt getan, und dennoch sollte er der Hort und Mittelpunkt einer großen, bunten Vogelgemeinde sein. Aus dem flügellosen Pechvogel von einst war ein angesehener Glückspilz geworden.

Paul war ein freundlicher Mensch. Er erinnerte sich gern daran, wem er das neue Lebensglück zu verdanken hatte. Und so bat er ein Pärchen Ringeltaube, den Nachbarn eine kleine Dankesbotschaft zuzustellen.

An jedem Morgen gegen halb fünf wurde den Nachbarsleuten fortan eine liebevolle, vielstimmig gegurrte Nachricht überbracht: „Paul sagt vielen lieben Dank. Gott möge Sie segnen! Bitte quittieren Sie die Zustellung dieser Nachricht.“
Und wenn sie nicht quittiert haben, erfolgt die Zustellung auch morgen wieder.
 

Val Sidal

Mitglied
NewDawnK,

die Geschichte gefällt mir sehr gut -- ich werde sie meinen Enkeln vorlesen.

Zwei Kleinigkeiten dazu:
Die Formulierung des Wendepunktes wirkt etwas holprig.
Eine Idee wäre:[blue]
Er fühlte sich rundherum vom Leben beschissen – und so sah er auch aus. In seinem tiefsten Elend weinte Paul bittere Tränen, bis er mit einem Seufzer, ganz aus Versehen, ein Codewort nach ahmte.
Das Rotschwänzchen, das eben noch mit dem Putzen seines Gefieders beschäftigt gewesen war, hielt inne und flötete: „Guten Tag, Herr Paul. Geht es Ihnen gut?“

Von diesem Moment an war alles anders.
[/blue]

Der letzte Satz ist überflüssig, kann verlustfrei und gewinnbringend gestrichen werden -- "fortan" im selben Abschnitt hat schon alles gesagt.

Reine Geschmackssache.
 
G

Gelöschtes Mitglied 4259

Gast
Er belauschte hautnah das erste zaghafte Hallo! der frisch geschlüpften Drosselküken und hörte den alten und schrägen Vögeln nächtelang beim Philosophieren zu.

Solche Sätze mag ich! Wie auch die ganze, kleine Geschichte: sie ist poetisch, skurril, weise.

Am "Wendepunkt",wie das Val Sidal so hübsch ausdrückt, habe ich nix zu meckern, mir fällt lediglich ein, dass man in der Alternative von V.S., die natürlich ebenso möglich wäre, das Verb "ahmen" mit der temporalen Präpositon "nach" doch besser verbindet.

Auch der letzte Satz ist so gar nicht überflüssig, da er eine noch nicht gelesene Variante auf den bekannten Märchenschluss darstellt...

Schöne Grüße

P.
 

NewDawnK

Mitglied
Hallo,

in diesen Text habe ich in der Tat meine allmählich beginnende Altersweisheit einfließen lassen.
Jahrelang habe ich mich über die Frösche in Nachbars Gartenteich (<- eine Metapher) aufgeregt, bis ich schließlich erkannt habe, dass ich mir nie die Mühe gemacht habe, die Sprache der Frösche zu verstehen. Jetzt quaken sie nicht mehr, sie erzählen mir immer häufiger Geschichten (<- ich bin nicht schizophren).
Dass dieser Text Kinder ansprechen könnte, ist eine wertvolle Information für mich.

Danke Euch beiden fürs Lesen und für die positive Rückmeldung. Über die Änderungen werde ich gerne nachdenken.

Viele Grüße

NDK
 

NewDawnK

Mitglied
Paul hatte viel Pech gehabt in seinem Leben. Kaum hatte er einen Schritt nach vorn gewagt, schon wurden ihm dicke Steine in den Weg gerollt. Kaum hatte er sich seinen Weg freigeschaufelt, schon taten sich unüberwindbare Schlaglöcher vor ihm auf. An ein Vorwärtskommen war nicht zu denken.

Eines Tages stand Paul knietief in einer LKW-Ladung Schutt und Geröll, die ihm seine Nachbarn vor die Füße gekippt hatten. Da ließen sich plötzlich vier kleine Vögel rechts und links auf seiner Schulter nieder, zupften an seinen Ohrläppchen und zwitscherten ihm aufmunternde Töne zu.
Einige Tage im Schutt vergingen, und schon hatte die erste Singdrossel ein kunstvolles Nest in sein Haar geflochten. Paul weinte bittere Tränen. Er fühlte sich rundherum vom Leben beschissen - und so sah er auch aus.
Er fühlte sich rundherum vom Leben beschissen – und so sah er auch aus. In seinem tiefsten Elend weinte Paul bittere Tränen, bis er mit einem Seufzer, ganz aus Versehen, ein Codewort nachahmte.
Das Rotschwänzchen, das eben noch mit dem Putzen seines Gefieders beschäftigt gewesen war, hielt inne und flötete: „Guten Tag, Herr Paul. Geht es Ihnen gut?“

Von diesem Moment an war alles anders.

Was nun folgte, war das Beste, was Paul in seinem bisherigen Leben widerfahren war. Er belauschte hautnah das erste zaghafte Hallo! der frisch geschlüpften Drosselküken und hörte den alten und schrägen Vögeln nächtelang beim Philosophieren zu. Reiselustige Zugvögel erzählten ihm wundersame Geschichten aus fernen Ländern, und die Daheimgebliebenen berichteten von ihren Survival-Abenteuern in den kargen Wintermonaten.
Es war phantastisch! Paul hatte keinen einzigen Schritt getan, und dennoch sollte er der Hort und Mittelpunkt einer großen, bunten Vogelgemeinde sein. Aus dem flügellosen Pechvogel von einst war ein angesehener Glückspilz geworden.

Paul war ein freundlicher Mensch. Er erinnerte sich gern daran, wem er das neue Lebensglück zu verdanken hatte. Und so bat er ein Pärchen Ringeltaube, den Nachbarn eine kleine Dankesbotschaft zuzustellen.

An jedem Morgen gegen halb fünf wurde den Nachbarsleuten fortan eine liebevolle, vielstimmig gegurrte Nachricht überbracht: „Paul sagt vielen lieben Dank. Gott möge Sie segnen! Bitte quittieren Sie die Zustellung dieser Nachricht.“
Und wenn sie nicht quittiert haben, erfolgt die Zustellung auch morgen wieder.
 

NewDawnK

Mitglied
Paul hatte viel Pech gehabt in seinem Leben. Kaum hatte er einen Schritt nach vorn gewagt, schon wurden ihm dicke Steine in den Weg gerollt. Kaum hatte er sich seinen Weg freigeschaufelt, schon taten sich unüberwindbare Schlaglöcher vor ihm auf. An ein Vorwärtskommen war nicht zu denken.

Eines Tages stand Paul knietief in einer LKW-Ladung Schutt und Geröll, die ihm seine Nachbarn vor die Füße gekippt hatten. Da ließen sich plötzlich vier kleine Vögel rechts und links auf seiner Schulter nieder, zupften an seinen Ohrläppchen und zwitscherten ihm aufmunternde Töne zu.
Einige Tage im Schutt vergingen, und schon hatte die erste Singdrossel ein kunstvolles Nest in sein Haar geflochten. Paul weinte bittere Tränen. Er fühlte sich rundherum vom Leben beschissen - und so sah er auch aus.
In seinem tiefsten Elend weinte Paul bittere Tränen, bis er mit einem Seufzer, ganz aus Versehen, ein Codewort nachahmte.
Das Rotschwänzchen, das eben noch mit dem Putzen seines Gefieders beschäftigt gewesen war, hielt inne und flötete: „Guten Tag, Herr Paul. Geht es Ihnen gut?“

Von diesem Moment an war alles anders.

Was nun folgte, war das Beste, was Paul in seinem bisherigen Leben widerfahren war. Er belauschte hautnah das erste zaghafte Hallo! der frisch geschlüpften Drosselküken und hörte den alten und schrägen Vögeln nächtelang beim Philosophieren zu. Reiselustige Zugvögel erzählten ihm wundersame Geschichten aus fernen Ländern, und die Daheimgebliebenen berichteten von ihren Survival-Abenteuern in den kargen Wintermonaten.
Es war phantastisch! Paul hatte keinen einzigen Schritt getan, und dennoch sollte er der Hort und Mittelpunkt einer großen, bunten Vogelgemeinde sein. Aus dem flügellosen Pechvogel von einst war ein angesehener Glückspilz geworden.

Paul war ein freundlicher Mensch. Er erinnerte sich gern daran, wem er das neue Lebensglück zu verdanken hatte. Und so bat er ein Pärchen Ringeltaube, den Nachbarn eine kleine Dankesbotschaft zuzustellen.

An jedem Morgen gegen halb fünf wurde den Nachbarsleuten fortan eine liebevolle, vielstimmig gegurrte Nachricht überbracht: „Paul sagt vielen lieben Dank. Gott möge Sie segnen! Bitte quittieren Sie die Zustellung dieser Nachricht.“
Und wenn sie nicht quittiert haben, erfolgt die Zustellung auch morgen wieder.
 

NewDawnK

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Paul hatte viel Pech gehabt in seinem Leben. Kaum hatte er einen Schritt nach vorn gewagt, schon wurden ihm dicke Steine in den Weg gerollt. Kaum hatte er sich seinen Weg freigeschaufelt, schon taten sich unüberwindbare Schlaglöcher vor ihm auf. An ein Vorwärtskommen war nicht zu denken.

Eines Tages stand Paul knietief in einer LKW-Ladung Schutt und Geröll, die ihm seine Nachbarn vor die Füße gekippt hatten. Da ließen sich plötzlich vier kleine Vögel rechts und links auf seiner Schulter nieder, zupften an seinen Ohrläppchen und zwitscherten ihm aufmunternde Töne zu.
Einige Tage im Schutt vergingen, und schon hatte die erste Singdrossel ein kunstvolles Nest in sein Haar geflochten.
In seinem tiefsten Elend weinte Paul bittere Tränen, bis er mit einem Seufzer, ganz aus Versehen, ein Codewort nachahmte.
Das Rotschwänzchen, das eben noch mit dem Putzen seines Gefieders beschäftigt gewesen war, hielt inne und flötete: „Guten Tag, Herr Paul. Geht es Ihnen gut?“

Von diesem Moment an war alles anders.

Was nun folgte, war das Beste, was Paul in seinem bisherigen Leben widerfahren war. Er belauschte hautnah das erste zaghafte Hallo! der frisch geschlüpften Drosselküken und hörte den alten und schrägen Vögeln nächtelang beim Philosophieren zu. Reiselustige Zugvögel erzählten ihm wundersame Geschichten aus fernen Ländern, und die Daheimgebliebenen berichteten von ihren Survival-Abenteuern in den kargen Wintermonaten.
Es war phantastisch! Paul hatte keinen einzigen Schritt getan, und dennoch sollte er der Hort und Mittelpunkt einer großen, bunten Vogelgemeinde sein. Aus dem flügellosen Pechvogel von einst war ein angesehener Glückspilz geworden.

Paul war ein freundlicher Mensch. Er erinnerte sich gern daran, wem er das neue Lebensglück zu verdanken hatte. Und so bat er ein Pärchen Ringeltaube, den Nachbarn eine kleine Dankesbotschaft zuzustellen.

An jedem Morgen gegen halb fünf wurde den Nachbarsleuten fortan eine liebevolle, vielstimmig gegurrte Nachricht überbracht: „Paul sagt vielen lieben Dank. Gott möge Sie segnen! Bitte quittieren Sie die Zustellung dieser Nachricht.“
Und wenn sie nicht quittiert haben, erfolgt die Zustellung auch morgen wieder.
 

NewDawnK

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Paul hatte viel Pech gehabt in seinem Leben. Kaum hatte er einen Schritt nach vorn gewagt, schon wurden ihm dicke Steine in den Weg gerollt. Kaum hatte er sich seinen Weg freigeschaufelt, schon taten sich unüberwindbare Schlaglöcher vor ihm auf. An ein Vorwärtskommen war nicht zu denken.

Eines Tages stand Paul knietief in einer LKW-Ladung Schutt und Geröll, die ihm seine Nachbarn vor die Füße gekippt hatten. Da ließen sich plötzlich vier kleine Vögel rechts und links auf seiner Schulter nieder, zupften an seinen Ohrläppchen und zwitscherten ihm aufmunternde Töne zu.
Einige Tage im Schutt vergingen, und schon hatte die erste Singdrossel ein kunstvolles Nest in sein Haar geflochten. In seinem tiefsten Elend weinte Paul bittere Tränen, bis er mit einem Seufzer, ganz aus Versehen, ein Codewort nachahmte.
Das Rotschwänzchen, das eben noch mit dem Putzen seines Gefieders beschäftigt gewesen war, hielt inne und flötete: „Guten Tag, Herr Paul. Geht es Ihnen gut?“

Von diesem Moment an war alles anders.

Was nun folgte, war das Beste, was Paul in seinem bisherigen Leben widerfahren war. Er belauschte hautnah das erste zaghafte Hallo! der frisch geschlüpften Drosselküken und hörte den alten und schrägen Vögeln nächtelang beim Philosophieren zu. Reiselustige Zugvögel erzählten ihm wundersame Geschichten aus fernen Ländern, und die Daheimgebliebenen berichteten von ihren Survival-Abenteuern in den kargen Wintermonaten.
Es war phantastisch! Paul hatte keinen einzigen Schritt getan, und dennoch sollte er der Hort und Mittelpunkt einer großen, bunten Vogelgemeinde sein. Aus dem flügellosen Pechvogel von einst war ein angesehener Glückspilz geworden.

Paul war ein freundlicher Mensch. Er erinnerte sich gern daran, wem er das neue Lebensglück zu verdanken hatte. Und so bat er ein Pärchen Ringeltaube, den Nachbarn eine kleine Dankesbotschaft zuzustellen.

An jedem Morgen gegen halb fünf wurde den Nachbarsleuten fortan eine liebevolle, vielstimmig gegurrte Nachricht überbracht: „Paul sagt vielen lieben Dank. Gott möge Sie segnen! Bitte quittieren Sie die Zustellung dieser Nachricht.“
Und wenn sie nicht quittiert haben, erfolgt die Zustellung auch morgen wieder.
 



 
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