Vom Sehen

pleistoneun

Mitglied
Eine Kerze baut uns eine Brücke zu den dunklen Ecken unseres Lebens, für die Nähe der Entfernung. Einzig nur der Wind brächte die Flamme der Kerze ins Wanken und das Vertrauen ins Stabile ebenfalls. Wenn der Wind das Licht der Kerze löscht, wird's still und dunkel und die Ängstlichkeit hat wieder ihren Aufzug.

Blind wären wir ohne Kerzenschein und suchen müssten wir, was uns geborgen macht. Suchend nach dem Schein der Kerze, die uns da so mutig macht, die uns wieder Nähe, Wärme und all den Zauber reichlich spendet. Wir wollen nur immer sehend sein. Ob das die andern Sinne nicht geringer schätzt? Die vielen Dinge, die das Auge übersieht, wandern spurlos, verborgen an uns vorüber, weil die andern Sinne taubgemacht. Ein Sinn ist das Herz, ein Sinn das Atmen und oft sieht ein Ohr sogar mehr als zwei Augen.

Man maßt sich an, jemanden zu kennen, und gerade diese Sicht ist pure Blindheit. Eine Kerze erhellt nicht nur Gesichter, sie macht, dass Herzen strahlend sehen. Man lernt sich kennen, bei Kerzenlicht vielleicht und vergisst, welche Sinne man gebrauchen muss, damit man sich auch sehen kann. Man sieht sich nur, wenn man sich sehen lässt. Und verschließt man diesen Weg des Lichts von innen, wird man sich niemals sehend kennenlernen.
 

lester

Mitglied
..ich habs einige Male gelesen. Man merkt, dass du eigentlich ein Erzähler bist und bräuchtest nicht die Lyrikform (wobei hier keine Form ist, bis auf die Einteilung in 3 Absätze, aber das sind Äusserlichkeiten). Mir gefällt die Melancholie in den Sätzen. Ich weiß, damit kannst du wenig anfangen, dennoch, ein wenig Resonanz und Lob braucht jeder.

Gruss
lester
 



 
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