Vom schlechtesten Künstler der Welt

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neve

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Vom schlechtesten Künstler der Welt

Während der Premiere seines No-Budget Weltraumtierpornos „Astronautennazis im Viehsir“ verließ sogar die überwiegend aus Kühen bestehende Laienschauspielcrew den Saal der eigentlich keiner war, sondern eher eine 32m² Wohnung. Und sein avantgardistisches Krimikochbuch „Mutter! Kekse backen! Jetzt!“ war dermaßen nicht interessant, dass er während er das Buch schrieb Acht geben musste es nicht zu lesen, da er ansonsten vor Langeweile eingeschlafen wäre und nicht weiterschreiben hätte können. Beim Buchhändler Amazon verharrte sein Werk seit Veröffentlichung konstant und stur auf dem letzten Verkaufsrang und die einzige Kundenrezension fand sich unter der Überschrift „TOTALER DRECK!!!!!!!!!!!!“, war mit nur einem Stern („..für das volle Ausschöpfen des Alphabets“) benotet und natürlich von ihm selbst geschrieben.

Der gelernte Arbeitslose jedoch zeigte keine Müdigkeit beim Produzieren von schlechter Kunst und gab nicht auf. Er träumte von einem Leben als Dandy zwischen Vernissagen und Feuilletons und legte sich sogar eine in der Kunstszene als hip geltende Pseudohomosexualität zu. „Ich träume von einem Leben als Dandy zwischen Vernissagen und Feuilletons und lege mir sogar eine in der Kunstszene als hip geltende Pseudohomosexualität zu“, sprach er und träumte von einem Leben als Dandy zwischen Vernissagen und Feuilletons und legte sich sogar eine in der Kunstszene als hip geltende Pseudohomosexualität zu.
Affektiert mit hornbebrillten und umhängebetaschten Kritikern über die gestrige Dokumentation auf ARTE plaudern, sich vom Künstler im Pavillon nebenan die neue von Kruder & Dorfmeister brennen lassen und sich ein paar Studentinnen als Groupies halten.....mehr wollte er doch gar nicht; bloß dazu gehören. Doch der künstlerische Durchbruch sollte ihm nicht gelingen. Er wurde nie Teil der Kunstmaschinerie, sondern war seine eigene Maschine die abseits von Angebot und Nachfrage rhythmisch deformierte Produkte auswarf. Er war Underground im Underground und die Subkultur der Subkultur. Aber vor allem war er der schlechteste Künstler der Welt und stets mit ohne Erfolg.

Jahre vergingen...Kein Kritiker, kein Publikum und kein Geld. Das war das Ende vom Ende seiner nie vorhandenen Künstlerkarriere. Und daher beschloss der schlechteste Künstler der Welt seinem unbeachteten und verzweifelten Dasein ein Ende zu setzen. Er inszenierte seinen Selbstmord als großes abschließendes Finale seines 25-stündigen Einmanntheaterstücks „Jesus – Seine letzten 24 Stunden“.
Da stand er also auf der auf Bierkisten errichteten Holzbühne in seiner kalten Wohnung und nagelte sich selbst an ein auf seiner Tapete aufgezeichnetes Kreuz so gut es ging. Das Blut strömte auf den staubigen Linoleumboden, während er versuchte die Schmerzen zu unterdrücken und sich an seine Rolle zu halten. Tränen der Trauer vermischten sich mit Blut und tropften - als seine Verzweiflung verkörpernde Melange - auf den Boden, als er die 4 publikumsleeren Stühle neben seinem Schreibtisch erblickte und für immer die Augen schloss. Und so starb dieser moderne Don Quijote ohne Freunde und ohne Nachruf in einer noch so lokalen und verrufenen Zeitung, aber vor allem ohne je die neue von Kruder & Dorfmeister von einem Künstlerkollegen gebrannt bekommen zu haben.
 

Mazirian

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Neve find ich gut...

Kon-gen-jal, Meister!
Das geht ja ab wie Schmidt's Katz.
Die Kunstszene gnadenlos und souverän von hinten aufgerollt - mit Narzismus, Inhaltsleere und allem was dazugehört - nur so geht's. Finde kaum angemessene Worte angesichts dieser Rasanz.
Mach weiter so!

@flammarion
Kruder und Dorfmeister sind ein Musikerduo (?) und im Moment total hip. Sie machen ... hm... ganz manierliche Hintergrundmusik.

schönen Gruß

Achim
 

pleistoneun

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He, Chef

War ebenfalls begeistert von deiner Darbietung. Genau mein Humor und genau jene Art von Betrachtung, die gefällt. Ein echter Knüller.

Bitte weitermachen!
 



 
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