Von den Zielen

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gareth

Mitglied
Ein Mensch sprach ernst: "Es hilft Dir viel,
verfolgst im Leben Du ein Ziel!"
"So", sprach ein Mitmensch, "sei es jetzt!",
und hat sofort sich eins gesetzt

Und gleich mit seiner ganzen Kraft
auf dieses Ziel hin losgeschafft,
im guten Glauben wie wir alle,
dass dann, im Zielerreichungsfalle,
des Lebens Sinn sich stark vermehre
und Unglück sich in Glück verkehre.

Kaum war mit Mühe es erreicht,
da wurde ihm sein Herz ganz leicht,
er lehnte fröhlich sich zurück
und sprach: "Geschafft! Jetzt kommt mein Glück!"

Nur leider war ihm da entgangen,
dass ja sein Glück längst angefangen,
wie hätt er sonst aus eigner Kraft
es bis zu seinem Ziel geschafft?

Doch dieses Glück hat kurzerhand
sich nun vom Mitmensch abgewandt,
so wie es meistens reagiert,
wenn jemand es herbei zitiert

und lächelnd sich zur selben Stund
verschenkt an einen faulen Hund,
der dumm und frech und undankbar
und doch von da an glücklich war.

Der Mitmensch aber, der zum Glück
davon nichts weiß, blickt nicht zurück.
Er denkt gleich uns nicht eben viel
und steckt sich halt ein neues Ziel.

Moral: es wird dir nicht gelingen,
dein Lebensglück herbei zu zwingen,
und trotzdem stimmt, wenn ihr mich fragt,
das, was der Mensch am Anfang sagt.
 

Herr Müller

Mitglied
Ziel erreicht

Hier hat gleich noch ein zweiter Meister die Wiese der Dichtkunst betreten. Ein Ziel hast du zumindest erreicht: Erstklassige Gedichte zu schreiben.

Henrik
 
L

Lotte Werther

Gast
An gareth

Zuerst einmal bist du zu loben, für deine leichten Reime oben. Sie tragen eindeutig den Stempel von Wilhelm Busch und Lehrer Lempel.

Doch langsam Freund, denn ich betone, dass du entfernt als Epigone, noch Arbeit hast mit dem Gedicht, bis man den Lorbeerkranz dir flicht.



Ein Mensch sprach ernst: "Es hilft Dir viel,
verfolgst im Leben Du ein Ziel!"
"Dann", sprach ein Mitmensch, "sei es jetzt!",
und hat sofort sich eins gesetzt.

Und schon hat er mit aller Kraft
auf dieses Ziel hin losgeschafft,
der Überzeugung wie wir alle,
dass sich, im Zielerreichungsfalle,
des Lebens Sinn von selbst vermehre
und Unglück sich in Glück verkehre.

Als endlich er´s mit Müh erreicht,
da wurde ihm sein Herz ganz leicht.
Er lehnte fröhlich sich zurück
und sprach: "Geschafft! Nun kommt mein Glück!"

Nur hat dies Glück sich kurzerhand
Vom Mitmenschen bald abgewandt,
so wie es meistens reagiert
wenn jemand es herbei zitiert,

Und hat sich noch zur selben Stund
verschenkt an einen faulen Hund,
der dumm und frech und undankbar
und doch von da an glücklich war.

Der Mitmensch aber denkt nicht viel.
Er steckt sich rasch ein neues Ziel.
Und somit stimmt, wenn ihr mich fragt,
das, was der Mensch am Anfang sagt.


Zu viele "dann" und "da" haben mich wüten lassen.
Die erste Strophe und die mit dem Hund finde ich sehr gelungen.
Die Moral ist überflüssig und so habe ich dein Gedicht verschlankt.

Nur der Titel ist schon sehr trocken und garethlike.


Lotte Werther
 

gareth

Mitglied
Zuallererst genieße ich jetzt mal

das freundliche Lob von Herrn Müller, für das ich mich sehr bedanke!

Alsdann werde ich, nur nicht mehr jetzt in der tiefen Nacht, die überarbeitete Version von Frau Werther sehr genau durcharbeiten und vermutlich das meiste als wohlbegründet akzeptieren müssen, wenn sich nichts geändert hat in den letzten Monaten :eek:)

Auch an Lotte Werther Dank für die genaue Auseinanderstzung mit dem kleinen Werk.

Freundliche Grüße
gareth
 

Herr Müller

Mitglied
Wenn wir schon dabei sind

Hallo gareth,

dann nimm auch gleich noch wenigstens 2 "hat" raus ;)
Der Redefluss des Gedichtes klappte so perfekt, dass mir diese kleinen Wortwiederholungen, die die Lotte gefunden "hat" gar nicht aufgefallen waren. Es bleibt trotzdem segr gut :)

Henrik
 

gareth

Mitglied
Vollzug!

(mindestens teilweise jedenfalls) :eek:)

Lieber Herr Müller,

ich hatte nicht gezählt gehabt, wieviele 'hat' ich vorher drin hatte, jetzt hat´s noch insgesamt 2, wenn ich mich nicht verzählt hab.

Liebe Lotte Werther,

Du weißt, dass ich Deine Kommentare schätze (wenn ich nicht sogar in einigen Fällen darauf angewiesen bin) und jedem Deiner Hinweise gewissenhaft nachgehe. Hier habe ich mich allerdings manchen Deiner Vorschläge nicht angeschlossen. So konnte ich mich nicht dazu durchringen die, unter Verdichtungsgesichtspunkten tatsächlich entbehrliche, plaudermäßig aber irgendwie passende, vorletzte Strophe zu tilgen und insbesondere war mir die Aufrechterhaltung der (zugegeben altmodischen) Moral ein Anliegen :eek:)
aber ich hab schon einiges getan.

Und: man kann natürlich über alles reden.

Liebe Grüße
und Danke
 
L

Lotte Werther

Gast
An gareth

Ein Mensch von inner’m Gleichgewicht, schreibt ein humoriges Gedicht. Die Reime hat er unverdrossen in altbewährter Art gegossen. Den Inhalt dabei gut gewählt, allein die Form ist aufgebläht. Doch sieh, da kommt schon einszweidrei, ein eitler Kritiker herbei…

Ein Mensch, selbst als gereifte Perle, ist machtlos gegen solche Kerle. Drum hör ich auf zu persiflieren, und will den Meister selbst zitieren:

„Ein Mensch schreibt feurig ein Gedicht:
So, wie’s ihm vorschwebt, wird es nicht.
Vielleicht hat Gott sich auch die Welt
Beim Schöpfen schöner vorgestellt.“ (Wer weiß – Eugen Roth)

Nicht schlecht gareth, in der Tradition von Eugen Roth zu bleiben. Deshalb und nun gerade solltest du mehr tun als übertünchen.

Lotte Werther
 

gareth

Mitglied
Man wird sehen, Lotte Werther,

man wird sehen.

Jetzt lass mich erst mal in Ruhe einen höheren Reifegrad erreichen :eek:)

Gruß
gareth
 



 
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