Von oben betrachtet

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Von oben betrachtet

„Was machst du?“, wollte Lina von ihrer vierjährigen Schwester Molly wissen.
Molly saß auf der Treppe vor dem Haus und hielt ihr Gesicht in den Himmel. Sie war zwei Jahre jünger als Lina, die sich oft sehr groß vorkam.
„Ich zeige Gott mein Gesicht“, erklärte Molly bereitwillig und lächelte.
„Wieso? Gott ist überall, der kennt dich“, wollte die große Schwester ihr erklären, aber Molly entgegnete:
„Gott wohnt im Himmel, oder?“
„Ja“, bestätigte Lina und setzte sich zu ihr.
„Na, und wenn er da oben ist“, Molly wies mit ihrem Zeigefinger in den Himmel, „dann schaut er immer auf uns herab“, nun blickte sie nach unten, „und dann sieht er nur unsere Köpfe“, sie machte eine Pause und sah ihre Schwester schelmisch an, „aber ich will, dass er auch weiß wie ich aussehe“, fügte sie hinzu und blickte wieder nach oben.
Vorsichtig sah Lina in den Himmel, die Sonne blendete sie ein wenig, so dass sie die Hände als Schutz vor die Stirn hielt.
„Was machst du?“, wollte nun Molly wissen.
„Die Sonne blendet, und wenn ich meine Augen zumache, weiß er gar nicht, welche Farbe die haben“, erklärte sie ihr.
„Ah“, Molly nickte, während sie kichernd die Hände an die Stirn hob.

©Angela Redeker
 

Axel B

Mitglied
Totter Text und schöne Idee. Ich konnte mir die beiden Kinder richtig vorstellen. Ich finde der text würde prima in ein Lesebuch mit kurzen Geschichten und Episoden passen.

Axel
 
Hallo Old Icke,
vielen Dank fürs Lesen, freue mich, dass dir meine kleine Geschichte gefallen und Geschmack auf mehr gemacht hat.

lieben Gruß
Angela
 
Hallo Axel,
freut mich sehr, dass dir mein Text gefallen hat und du dich hineinlesen könntest.
Ach, das wäre wundervoll wenn mein Text in einem Lesebuch stehen würde, denn vielleicht könnte sich so manches Kind derin erkennen..

lieben Gruß
Angela
 



 
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