Vorsorge, ganz krank

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Milko

Mitglied
hallo

da zwitschern die worte
Vorsorge!,ganz krank
vor Sorge , ganz krank
.....
das mag ich an deiner schrift , sie verdeutlicht durch die doppeldeutigkeit ( spielerei
eindeutig , dass man
allem was
schönes

( und wenn es nur ein schmunzeln ist)(sogar über einen selbst)

abgewinnen kann.

wirklich gute schrift
gute n8

gm
 

ENachtigall

Mitglied
Deutigkeit

Hallo Milko,

danke, dass Du diese doppelte Deutigkeit wahrgenommen hast. Je länger ich schreibe, umso mehr Deutigkeiten in den Begriffen und Redewendungen fallen mir auf - auch in den Texten und Gedichten anderer Schreiber. Sie bieten sich geradezu an. Hier habe ich sie kurzerhand zum Zwecke einer grotesken Verschleierung eingesetzt.

Es grüßt Dich

Elke
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Das Gedicht arbeitet mit Doppeldeutigkeit und mit Anklängen.

Vor Sorge ganz krank - aus Sorge krank, aber auch die Vorsorge ist krank.

Ich vorbeuge mich ung8et
Vorbeugen gegen Krankheit, aber auch wegen des krummen Rückens, die 8 "acht" und "ungeachtet", aber auch gedrehtes Symbol der Unendlichkeit.

angedrohter Haftstreifen,
haftende Streifen, aber auch Streifen, die von Haft zeugen.

mit denen pro Thesenträger
Prothese und pro These

mehrere Tage kukidentaler
(ist mir unklar, vielleicht: Kuki+ dental? oder Kukident + Taler?)

Behandlung angeordnet
Behandlung: - einerseits zur Heilung, andererseits steht "Behandlung" für "es wird mit einem etwas getan".

werden dürfen, ohne
Behandelt werden dürfen - Das Geld wird knapp, das Kontingent wird knapp.

vorheriges Befragen
des Arztes oder
Man kann es auch selbst und soll es auch selbst und Nebenwirkungen nicht beachten aber zahlen.

Apokerkers.

Kerker durch Krankheit des Systems und durch eigene Krankheit.


---
Insgesamt glaube ich, es geht um die Krankheit des Systems - also ein politisches Gedicht, aber auch um Krankheit des Einzelnen. Diese aber ist so verfremdet, dass ich sie eher als Vehikel, als poetisches Bild wahrnehme, um unser nur auf Geld gerichtetes System darzustellen.
 

ENachtigall

Mitglied
Tatsächlich

Hallo Bernd und Ohrenschützer,

ich freue mich, dass ihr als fantasiebegabte Leser all diese Aspekte herausgefiltert habt!

Ich habe den Text tatsächlich angesichts der Wortklauberei um die Begriffe Vorbeugehaft bzw. Unterbindungsgewahrsam geschmiedet. Ersteres, bekannt als Instrument des NS-Regimes, soll man ja nicht sagen. Daher das Ausweichen auf die klanglich verwandten Haftstreifen (Haftstrafen). Eine Bedeutungsart dieser Haftstreifen betrifft die 3.Zähne; das simple Gebiss wird damit befestigt. Dabei gefiel mir die Parallele zu: Biss haben. Daher auch die "kukidentale Behandlung" (marktführender Gebissreiniger): den Biss (Kritik) entschärfen. So sind auch die Thesenträger (Argumente, Forderungen) in dem zahnmedizinischen Kauderwelsch versteckt, mitsamt der wenn überhaupt nachträglichen richterlichen Beschlüsse (Apokerker).

Vorbeuge mich meint auch: sich aus dem Fenster lehnen, etwas riskieren.

Interessante Erfahrung, einen Inhalt zu verschleiern, als wäre das Regime totalitär.

Danke für eure Auseinandersetzung!

Grüße von Elke.
 

ENachtigall

Mitglied
Liebe Heike,

ob es ein intelligentes Gedicht ist, das kann ich nicht beurteilen. Wenn es aber entschlüsselbar ist, wenn es das Gefühl von "sich sträuben" gegen kranke Massnahmen vermittelt, hat es seine Bestimmung erreicht. Danke für Deine Auseinandersetzung damit - ich bin leider spät mit meiner Antwort. Sorry! Einen herzlichen Gruß von Elke.
 

ENachtigall

Mitglied
Nachtrag

Insgesamt glaube ich, es geht um die Krankheit des Systems - also ein politisches Gedicht, aber auch um Krankheit des Einzelnen. Diese aber ist so verfremdet, dass ich sie eher als Vehikel, als poetisches Bild wahrnehme, um unser nur auf Geld gerichtetes System darzustellen.

Lieber Bernd,

diese treffende Zusammenfassung hat mir gezeigt, wieviel von meiner beruflich fast täglich aufs Neue ausgehaltenen Anspannung mit eingeflossen ist zwischen diese Zeilen. Im stationären Gesundheitswesen arbeiten wir derart bis zur Erschöpfung, dass oftmals selbst auf Trink- und Pinkelpausen verzichtet wird (und das durch alle Hierarchien). Nicht wenige landen selbst direkt am Arbeitsplatz im Krankenbett. Wenn das nicht krank ist, weiß ich´s auch nicht.

Dabei ringen wir uns noch eine lächelnde Grimasse ab: ich bin stolz, einen Job zu haben und nie krank! während die meisten, wenn keiner guckt, hinterrücks nach den Krücken greifen (Tabletten gegen Grippe, Kopfweh, Rückenschmerzen) um weiter funktionieren zu können.

Ein System, das sich selbst versklavt, indem es sein teuerstes Gut verheizt.

Danke noch einmal für Deine Reflektion und lieben Gruß von

Elke
 



 
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