Vorweihnacht

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Eva

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Vorweihnacht

Es war dunkel im Zimmer. Und sehr still. Nur ein winziger Lichtstrahl zwängte sich mühevoll durch den schmalen Schlitz zwischen den Gardinen hindurch und fiel über die Sofalehne auf den weichen, flauschigen Teppich. Kurz entschlossen hatte er sich von der schneeflockenumtanzten Straßenlaterne auf den Weg ins Warme gemacht.

Nanu?! Warum roch es hier so wie draußen? Kein Zweifel – Tannenduft erfüllte die Luft. Und dort ... Glitzerte da etwa der Sternenhimmel im Zimmer? Es funkelte unnatürlich und schön inmitten des finsteren Raumes. Seltsam, wirklich seltsam. Die Dunkelheit verbarg Geheimnisvolles. Nichts, vor dem man sich fürchten müsste, nein – wie tausend kleine Vorfreuden schwebte es unsichtbar durch den Raum und übergoss alles mit Festlichkeit und Liebe.
Natürlich! So war es nur einmal im Jahr –
in der Vorweihnachtsnacht.

Ganz leise knirschte der Schnee auf dem Fensterbrett und eine kleine Lawine plumpste nach unten auf das eingeschneite Rosenbeet.
„Nun komm schon!“ wisperte ein feines Stimmchen. „Wir haben nicht die ganze Nacht Zeit!“
„Ich stecke fest, mein Stiefel klemmt im Rosenspalier!“ kam es jammernd zurück.
„Dann streng dich ein bisschen an! Du bist seit diesem Jahr erster Weihnachtswichtelgeselle, hast alle Prüfungen gut bestanden, da wirst du wohl ...“
„Ufff! Geschafft!“
„Na also! Lass uns den Lichtstrahl hinunter sausen, das geht am Schnellsten.“
Flink rutschten zwei kleine Gestalten mit Zipfelmützen nach unten und kullerten auf den Teppich. Die kleinere von beiden schlug vor Übermut noch zwei Purzelbäume hinten dran.
„Keine unnötigen Albernheiten!“ mahnte würdevoll der große Wichtel und fragte mit strenger Stimme: „Warum sind wir hier? Na?“
Wie aus der Pistole geschossen kam die Antwort: „Letzte Überprüfung, ob das Weihnachtszimmer liebevoll hergerichtet wurde, ob die Weihnachtstanne gerade und kippsicher steht, ob der Baumbehang geschmackvoll verteilt und das Zimmer mit ausreichend Kerzen geschmückt wurde ...“, der frischgebackene Wichtelgeselle schöpfte nach Luft: „ ... außerdem, ob die Geschen..., oooch ..., so viele Päckchen! Das ist ja ein ganzer Berg! Was sag ich – das ist ein ganzes Riesengebirge!“
Der kleine Wichtel staunte mit weit aufgerissenem Mund die herrliche Pracht an.
„Keine Bewertung bitte“, erinnerte der größere Wichtel. „Weißt du nicht mehr, was im Handbuch ‚Die hohe Kunst der Heimlichkeiten’ im zweiten Kapitel steht? In einem einzigen Päckchen kann mehr Freude stecken, als in einem riesigen Haufen.“
„Du hast recht“, gestand der Kleinere ein. „Und doch: es sieht gar zu schön aus. So viele glänzende Schachteln mit Schleifen aus Bast und Seide.“
Der große Wichtel gab zu: „Nun ja, die Familie hier ist recht groß. Außerdem hat sie jede Menge Verwandte eingeladen. Ich denke, jeder, der morgen seinen Namen auf einem Geschenkkärtchen entdeckt, wird sich sehr darüber freuen. So soll es am Heiligen Abend ja auch sein.“

Der kleine Wichtel begann nun auf die Weihnachtstanne zu klettern, um zu prüfen, ob sie auch ordentlich fest stand. Während dessen zog der größere seinen Schreibblock hervor und machte gewaltige Haken hinter jeden Stichpunkt, den er sich vorsorglich in seiner Wurzelhütte tief im Wald aufgeschrieben hatte.
In jeder Zeile nickte er zufrieden – bis er zu den Kerzen kam. Nein, so ging das nicht. Die Schale mit den grünen Zweigen, den Kiefernzapfen und der dicken, roten Kerze stand eindeutig zu nahe an der Gardine. Wie schnell konnte da etwas passieren. Mit aller Kraft stemmte er sich gegen die dunkelbraune Keramikschale und schob sie, bis der Sicherheitsabstand von zwei ganzen Wichtellängen hergestellt war. Er nahm erneut Maß und nickte zufrieden. Als er wieder aufschaute, traute er seinen Augen nicht.
„Was turnst du denn da oben herum? Die ganze Spitze wackelt ja schon!“
Es war nicht zu glauben! Saß doch der kleine Klettermaxe auf der Lichterkette und schaukelte mit Schwung einem Ästchen entgegen, auf dem ein kleiner Engel mit goldenen Locken saß.
„Das Engelchen ist gar zu süß“, rief er und bat: „lass es mich doch kurz besuchen!“
„Natürlich ist es süß! Welcher Engel wäre das nicht, aber heute bleibt uns dafür keine Zeit. Wir haben unsere Wichtelpflicht zu erfüllen. Das weißt du doch! Für solche Vergnügungen sind die Nächte zwischen den Weihnachtsfeiertagen da. Nun spute dich, dass du von der Schaukel kommst! Ich brauch dich gleich.“

Er wandte sich der nächsten Aufgabe zu und nuschelte in seinen Bart: „Die Flügel der großen Pyramide müssten schräg sitzen, sie scheinen mir viel zu gerade. Wenn später die Kerzen darunter brennen, kann es sein, dass sich die Pyramide nicht richtig dreht. Die Hirten und ihre Schafe kommen nicht von der Stelle und auch die Könige mit den Geschenken samt dem Kamel erreichen den Stall mit dem Christkind nicht. So geht das auf keinen Fall. Letzten Endes könnten noch die Flügel verkohlen. Das muss nicht sein, nein, das muss wirklich nicht sein.“ Mit gerunzelter Stirn überlegte er: „Wo hab ich nur meinen selbstgebauten, genialen Pyramidenflügelwinkelmesser ...“ Und er kramte so tief in seiner ausgebeulten Hosentasche, dass sein gesamter linker Arm und sein halber Kopf darin verschwanden.

Unterdessen war die Lichterkettenschaukel so gefährlich in Schwung geraten, dass der übermütige Wichtelgeselle den Halt verlor und kopfüber nach unten stürzte. Nur gut, dass er das Gefahrentrainingslager für junge Wichtelgesellen besucht hatte. Dort wurde das Klettern über stabilen Spinnennetzen geübt. Beherzt griff er im Fallen nach dem glitzernden Lametta. Es war sein Glück, dass das Lametta nicht in einzelnen zarten Fäden, sondern in dicken Büscheln von den Zweigen hing. Gebündelt hielten sie das Wichtelgewicht aus. Behutsam seilte er sich bis zum nächsten Ast ab und ließ sich erleichtert schnaufend darauf nieder.

Doch gleich erlebte er den nächsten Schreck. Schrill und ungehalten zeterte eine Stimme von oben herab: „Was ist hier los? Warum wackelt der ganze Baum? Morgen ist der w i c h t i g s t e Tag im Jahr für mich! Kann man da nicht eine Nacht zuvor ungestörte Ruhe erwarten? So was Rücksichtsloses!“
Spitz wie sie selbst war auch das Mundwerk der Christbaumspitze. Der kleine Störenfried erschrak und begann sogleich eine freundliche Entschuldigung vorzutragen während er hinauf kletterte. Als er oben angekommen war, riss er vor Staunen Mund und Augen auf.
Wie eine Königin in einem silbrigen Umhang mit dunkelroten Schmuckbändern thronte sie auf der Tannenbaumspitze. Noch nie hatte der kleine Wichtel so viel glänzende Schönheit so nah betrachtet. Verwundert und ohne lange nachzudenken stellte er fest: „Wenn jemand so schön ist wie Sie, dann sollte er doch auch so schön reden.“
„Was sagst du da, du winziger Wicht? Soll das heißen, meine Worte klingen nicht schön? Das kann überhaupt nicht sein! Schließlich gibt es niemanden, der höher sitzt als ich. Ich bin die Spitze! Ich überstrahle euch alle!“
Ehe der verschüchterte Wichtel etwas entgegnen konnte, ertönte von tief unten eine grollende, ärgerliche Stimme: „He, du spießiges Ding da oben! Hör mit der Nörgelei auf und gib Ruhe! Wir wollen alle morgen den Festtag ausgeruht begehen. Das Wichtelchen hat sich doch schon entschuldigt. Mach’s nicht schlimmer als es ist und schlaf wieder ein.“
„Aaach du widerlicher, alter Christbaumständer, misch dich nicht ein! Du bist nicht mehr auf dem Laufenden, so alt wie du schon bist“, plärrte es von oben zurück.

Inzwischen waren die Ohren des großen Wichtels samt Kopf und Arm aus der Hosentasche wieder zum Vorschein gekommen und entsetzt hörte er den Krach, der vom Christbaum herüberschallte.
„Bitte, bitte seid leise!“ flehte er eindringlich, „Das wäre doch eine Katastrophe, wenn jetzt jemand im Haus aufwacht und nachsieht, was hier los ist. So was hat es mein Lebtag noch nicht gegeben. Bitte! Beruhigt euch!“
„Wie kann man ruhig bleiben, wenn man so angegriffen und beleidigt wird. Ich finde, das muss sofort und auf der Stelle geklärt werden!“ keifte es aus der Höhe.

„Klären – ja, aber was denn eigentlich?“ murmelte der große Wichtel verstört und wandte sich mit einem leisen Hilferuf an seinen kleinen Kollegen: „Du, Helferlein, du hast doch im Herbst den Lehrgang ‚Der Wichtel - dein Freund und Helfer für Fortgeschrittene’ besucht. Schnell! Was macht man in so einem Falle? Wenn uns nicht gleich etwas einfällt, ist morgen die ganze Weihnachtsüberraschung im Eimer.“
„Lass mich kurz nachdenken ... Punkt eins: Ruhe bewahren, Punkt zwei: Freundlichkeit zeigen, danach Ablenkung und spielerische Lösung des Problems suchen ... und finden. – Genau! So wird es gehen.“
Er wandte sich an die erzürnte Dame: „Wertes Fräulein Christbaumspitze, ich verstehe sehr gut, dass Sie aufgebracht sind und biete Ihnen eine völlig neue Möglichkeit an, all ihren Ärger, alles, was Sie loswerden möchten, abzugeben, abzuschütteln, wenn sie wollen, wegfließen zu lassen, so zu sagen.“
„So? Tatsächlich?“ säuselte die Angesprochene ungläubig. „Na gut, wo ich schon einmal wach bin ... Es klingt gar nicht so schlecht, irgendwie interessant. Und wie soll das vor sich gehen?“
„Das ist ganz einfach – wir spielen ‚Stille Post’.“

Beleidigt holte die Christbaumspitze Luft, um ihren Unmut über den kindlichen Vorschlag kund zu tun. Doch der geschulte Wichtelgeselle kam ihr zuvor und erklärte geduldig, dass damit gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen wären, nämlich: es bliebe still im Zimmer und sie könne trotzdem alles loswerden, was sie bedrücken würde.
Einlenkend murmelte sie: „Also dann, wagen wir einen Versuch.“ Und im Stillen dachte sie. „Wenn ich schon nicht schlafen kann, warum soll es den anderen besser gehen.“

Das Bäumchen schüttelte sich sanft bis auch der letzte Weihnachtsschmuck erwacht war – und: flüster-flüster, wisper-wisper ... schon machte sich die erste Nachricht auf den Weg nach unten:
Von der Christbaumspitze, über das kleine Pfefferkuchenherz mit Zuckerguss zum silbrig schimmernden Eiszapfen, weiter zur dunkelroten Christbaumkugel, zum süßen Tannenzapfen mit Nougatfüllung, zum lieblich klingenden Glöckchen, zur Walnussschalenhälfte mit dem Christkind darin, zum achteckigen Strohstern, zur goldfarbenen Schleife bis zum Schokoladenkringel mit den bunten Zuckerstreuseln. Das letzte Wegstück übernahm ein besonders langer Lamettafaden.
Wie gebannt starrte der große Wichtel von der Pyramide herüber zum Christbaumständer, der recht grimmig murmelnd antwortete: „Wie du mir, so ich dir.“ Und – flüster-flüster, wisper-wisper – schon machte sich die Antwort auf den Weg nach oben:
Vom Christbaumständer über den besonders langen Lamettafaden zum Schokoladenkringel mit den bunten Zuckerstreuseln, zum achteckigen Strohstern, zur Walnussschalenhälfte mit dem Christkind darin, zum lieblich klingenden Glöckchen, zum süßen Tannenzapfen mit Nougatfüllung, zu dunkelroten Christbaumkugel bis hin zum silbrig schimmernden Eiszapfen. Das letzte Wegstück übernahm das kleine Pfefferkuchenherz mit Zuckerguss.
Die Christbaumspitze nahm die Antwort hochmütig und mit reglosem Gesicht entgegen, doch nachdem sie eine kleine Weile zugehört hatte, schaute sie ungläubig und ihr linker Mundwinkel wanderte unmerklich ein winziges Stück nach oben. Das machte sie gleich ein wenig sympathischer.
Mit weit aufgerissenen Augen wippte der kleine Wichtel vor ihr auf einem Zweig hin und her und wartete, was geschehen würde. Und tatsächlich! Nach ein paar Sekunden ging auch der rechte Mundwinkel einen Millimeter in die Höhe und dann noch ein Stückchen.
„Wie wunder-wunderschön sie aussieht, wenn sie lächelt“, dachte er entzückt und hoffte von ganzem Herzen, dass dieses kleine Glück nicht gleich wieder verschwand.
Und: flüster-flüster, wisper-wisper – eine zweite Nachricht eilte den altbekannten Weg nach unten. Der Christbaumständer blickte schon voller Erwartung in die Höhe und kaum hatte er verstanden, was der besonders lange Lamettafaden ihm mitzuteilen hatte, war die ‚Stille Post’ im Eiltempo auch schon wieder auf dem Weg in die Höhe.

So ging das eine gute Weile hinauf und hinunter bis endlich der gesamte Christbaumschmuck im Chor stöhnte: „Ist es nicht bald genug? Wir können nicht mehr!“
„Nur noch einen kurzen Abschiedsgruß“, flötete die Christbaumspitze gut gelaunt herab. „Und danke für eure Hilfe. Ich hatte ja bisher keine Ahnung, was für einen Gentleman ich zu meinen Füßen liegen habe.“

Der kleine Wichtel hüpfte vor Freude über den Erfolg seiner Bemühung von Ast zu Ast nach unten und landete mit einem Salto vor seinem Meister. „Es ist nicht zu fassen, was?“ rief er fröhlich und knuffte ihn übermütig in die Seite.
„Respekt, mein liebes Helferlein! Du hast deinem Spitznamen alle Ehre gemacht. Ich frag mich bloß, wie das funktioniert hat.“
Augenzwinkernd berichtete der schelmische Weihnachtswichtel, dass es nicht allein sein Verdienst gewesen sei. Ein bisschen Glück war auch im Spiel gewesen, denn, neugierig, wie er war, hatte er ein bisschen gelauscht. Dabei war ihm aufgefallen, dass die Übertragung der Nachrichten nicht immer hundertprozentig geklappt hatte. Über die lange Entfernung hinweg hatte mancher eine Silbe verschluckt oder dazu gedichtet.
So war aus: „Du oller Ständer machst mich verrückt!“ ein „Oh, holder Ständer, wie bin ich entzückt!“ geworden.
Umgekehrt hatte es ursprünglich geheißen: „Du eingebildetes, liederliches Frauenzimmer!“ – Angekommen war allerdings: „Du gebildete, lieblichste Frau im Zimmer!“

„Der Erfolg heiligt wohl die Mittel“, stöhnte erleichtert der große Wichtel und fügte hinzu: „Dann können wir nun zu unserer letzten Aufgabe für heute kommen. Seid ihr alle bereit für den schönsten Augenblick in der Vorweihnachtsnacht?“
„Natürlich!“ flüsterte es voller Vorfreude im ganzen Raum.
„Komm, mein lieber Geselle, du darfst heute zum ersten Mal in deinem Leben den Lichterkettentest leiten. Konzentriere dich gut. Das ist ein ganz besonderer Augenblick im Leben eines Wichtels.“

Noch war es dunkel im Raum. Nur der winzige Lichtstrahl der Straßenlaterne durfte als einziger Außenstehender dem nächtlichen Treiben zuschauen.
Aufgeregt fingerte der kleine Wichtel am verklemmten Reißverschluss seiner Innenjackentasche. Als er ihn endlich aufgezogen hatte, kam ein Stöckchen zum Vorschein, das an einem Ende blinkte, als säße eine Sternschnuppe darauf.

Feierlich erhob er den Stock und machte ein paar seltsame ovale Bewegungen in Richtung Weihnachtsbaum. Die Spannung stieg und stieg und plötzlich erstrahlte die geschmückte Tanne in goldenem Glanz – ganz unbeschreiblich schön. Die Kerzen der Lichterkette leuchteten aus voller Kraft, so, als wollten sie tief in jedes Herz hinein scheinen. Die Christbaumkugeln funkelten mit den silbrigen Eiszapfen um die Wette und die Lamettafäden blitzten, als wären sie mit Diamanten besetzt.
Ehrfürchtig staunten alle dieses Wunder an, bis sich der große Wichtel verlegen räusperte und – sehr zum Kummer der anderen – recht forsch und sachlich forderte: „Test beendet! Licht aus! Aktion erfolgreich durchgeführt.“ Er setzte energisch den letzten Haken auf seine Liste.
„Ach wie schade!“, „Ein kleines bisschen noch!“, „Wie kannst du nur so hart sein?“ tönte es vorwurfsvoll von allen Seiten. Doch der erfahrene Wichtel drehte sich kurzentschlossen um und erklärte im Weggehen: „Glaubt mir, es fällt mir ja selbst nicht leicht. Jedes Jahr ist es dasselbe. Aber wir müssen vernünftig sein und uns gedulden. Erst morgen Abend ist die Heilige Nacht.“

Er kletterte behände den Lichtstrahl wieder hinauf, betrachtete sein Spiegelbild in der Fensterscheibe und strich sich selbstgefällig über den Bart. „Das haben wir doch wieder fein hingekriegt, nicht, Helferlein? Morgen bleibt den ganzen Tag das Weihnachtszimmer verschlossen und wenn die Familie abends aus der Christnacht kommt, ist alles bereit. Die werden aber staunen und sich freuen!“
Als keiner antwortete, blickte er sich um und bemerkte, dass er allein auf der Fensterbank stand. „Ja, wo bleibst du denn bloß? Bald guckt die Sonne über die Baumwipfel. Bis dahin möchte ich in meiner Wurzelhütte eine schöne heiße Tasse Misteltee genießen.“
„Ich komm’ ja schon, ich komm’ ja schon“, versicherte der Wichtelgeselle im Laufschritt. „Hab’ nur noch ein Säckchen Haselnüsse unter dem Baum versteckt. Das soll mein Geschenk für die Kinder sein.“

Zufrieden, dass sein erster großer Einsatz so gut gelungen war, kletterte er seinem Wichtelmeister hinterher und schwenkte als Gruß noch einmal seine Zipfelmütze in Richtung Weihnachtstanne.
Der kleine, blondgelockte Engel winkte verschmitzt zurück. Alle anderen waren schon voller Vorfreude eingeschlafen.
Die zwei Wichtel hopsten in einen weichen Schneehaufen und machten sich einträchtig und müde auf den Heimweg in Richtung Wald.

Der winzige Lichtstrahl aber flüsterte: Ich halte noch Wache bis zum Morgengrauen. Dann werde auch ich langsam verschwinden. Und später am Heiligen Abend will ich mich an den leuchtenden Kinderaugen erfreuen.“
 

Eva

Mitglied
Danke für eure positive Reaktion.
Vielleicht kam das Thema ein bißchen zu früh, aber die Geschichte stammt vom vorigen Jahr und ich wollte noch genug Zeit zum Überarbeiten haben, falls ein paar konstruktive Kritiken kommen.
Bis bald, Eva.
 
D

Donkys Freund

Gast
Nett. Ich liebe es, wenn Dinge zum Leben erwachen. Und sehr phantasievoll, bildlich und gewandt geschrieben. Besonders der Stille-Post-Teil war sehr erfrischend zu lesen.

Ich muss jedoch zugeben, dass ich beim Lesen manchmal etwas geschummelt habe, da einige Brücken recht lang auf mich wirkten (z.B. die Inspektion der Pyramide oder der Lichterkettentest). Das sind recht lustige Zwischenepisoden, ließen mich aber abschweifen.

Letztendlich aber eine gelungene Einstimmung.
 



 
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