Waldspaziergang

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rabexa

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Schon beim ersten Schritt in den Wald merkt man, dass sich etwas verändert. Die Geräusche von draußen klingen gedämpft; man lauscht unbewußt den neuen, ungewohnten, aber doch irgendwie vertrauten Lauten des Waldes. Die Sinne sind geschärft, ,man saugt alles um sich herum auf wie ein Schwamm, den man nach langer Trockenheit wieder mit Wasser beträufelt. Mit jedem Schritt versinkt man mehr im Reich des Waldes, man läßt seinen Gedanken freien Lauf und fühlt sich irgendwie befreit. Langsam beginnt man, sich umzusehen. Die moosbewachsenen Bäume stehen dicht an dicht, unsymmetrisch , verkrüppelt, hochgewachsen, wie sie die Natur geschaffen hat. Mal leiser und mal lauter rauschen die Baumwipfel hoch oben im Himmel, vom sachten Wind bewegt. Das Knarren der uralten Stämme vermischt sich mit dem unbeschwerten Vogelgezwitscher. Man fühlt sich als Eindringling in dieser vollkommenen Welt. Die Schönheit und der Reichtum der Natur, die sich einem offenbart, lässt einen verstummen.
Das Rascheln des trockenen Laubs begleitet in stetigem Rhythmus die Schritte. Hin und wieder wagt sich ein Sonnenstrahl durch das dichte Gewächs; winzige Körnchen von Staub schweben durch den goldenen Glanz. Der einzigartige Duft des Waldes läßt einen tief einatmen; es ist ein seltenen Genuß , reine Natürlichkeit in die Lungen zu füllen. Ein schwacher Hauch von Moos, gepaart mit verrotteten Blättern und Tannennadeln, dazu noch eine Idee von Harz ergeben die wohlriechende Mischung. Immer lauter wird ein Plätschern und Glucksen. Ein kleines Bächlein kreuzt den Weg, es fließt fröhlich in einem winzigen Flußbett. Das Wasser ist frisch und klar, und einen Moment bliebt man erstaunt stehen, dass es so etwas Reines gibt. Am Grund liegen moosbedeckte Steine; in langen Jahren hat das perlende Wasser sie abgeschliffen. Hin und wider glitzern einzelne Tropfen in der warmen Sonne; man hat das Bedürfnis, nie wieder von hier fortzugehen. Es ist wohlig warm, die Strahlen kribbeln auf der Haut und verursachen eine wohlige Gänsehaut. Mit einem leisen Lächeln schließt man die Augen und läßt sich von diesem wunderbaren Gefühl gefangennehmen. Alles wirkt auf einen ein: das Plätschern, die warmen Strahlen, das leise Vogelgezwitscher, der Wind und das Rauschen der Baumkronen, man selbst ist nicht mehr wichtig, man genießt die reine Natur und läßt sich zu seinen Ursprüngen zurückführen.
 



 
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