Walpurgisnacht

A

Adlerfeder

Gast
Sabbat


Die Nacht ist heut gewitterschwer
der Berg ist voll von Lärm und Licht
und im heißen Fackelmeer
hat nichts mehr menschliches Gesicht

Trommeln schlagen, Funken fliegen
alles kreischt aus vollen Lungen
und im Kreis der Feuer liegen
nackte Leiber eng umschlungen

noch bevor der Morgen graut
küßt der Bräutigam die Braut

hoch am Firmament die Sterne
sind mit Wolken dicht verhängt
schwarz umschleiert ist der Becher
der das rote Blut empfängt

Geigen kreischen, Hörner schallen
schwarze Schatten nähern sich
und der schwärzeste von allen
zeigt sich nackt und königlich

und Schlag Zwölf um Mitternacht
wird der Hochzeitsakt vollbracht
an den Feuern, Haut an Haut
küßt der Bräutigam die Braut

noch bevor der Morgen graut ...
 
P

Petra Koch

Gast
Sabbat

Hast das Thema sehr schön umgesetzt. Gefällt mir gut, Dein Gedicht. Mach weiter so.
Liebe Grüße
Petra
 

Frank Zimmermann

Junior Mitglied
Geil!

Du hast das Thema klasse umgesetzt, ganz mit der gleichen Perspektive, mit der ich dieses ebenso faszinierende wie düstere Thema ausgewählt habe.
Du führst deinen Lesern/Leserinnen vor Augen, warum wir auch im 21. Jahrhundert die uralten Mythen noch so reizvoll finden: weil sie verboten und triebhaft und fleischlich und zutiefst menschlich sind und unsere Urinstinkte ansprechen.
Danke.
 
A

Adlerfeder

Gast
danke Frank ...
es ist mir ein vergnügen euch erfreut zuhaben ...
 
B

beisswenger

Gast
Werte Adlerfeder,

woher genau haben Sie ihre detaillierten Kenntnisse?
Sind Sie früher, als Sie noch einen Adler schmückten, mit den Hexen um die Wette geflogen?

Respekt, Frau Kollegin und weiter so!

(Das Federvieh in der LL wird immer besser. Jetzt gibt es schon zwei von dieser Sorte!)
 

Eberhard

Mitglied
Hallo...naja...so richtig habe ich die Federn äh auf deinem Biogra..picture vermißt, ganz im Gegenteil, ich glaube du hast etwas von der Falke und der Ritter?...Egal"c'est la lumiere qui nous trompe" hihi..
Aber ich kann den Freunden der früheren "comnents nur beistimmen.
Wobei ich schon fast ein Beltanefeuer auflodern sah, an dem sich im Reigen der Gottlosen, er der Herrscher der Nacht, der Inkubus der mit seinen Dienerinnen verkehrte um seines gleichen zu erhalten...,während ich deine Zeilen las....
:D
Beschere uns bitte noch mehr solcher oder ähnlicher Werke
 
A

Adlerfeder

Gast
auf vielfachen Wunsch ...


Opfergang


dunkle Töne erklingen
Männer, die sich wiegen
leichtfüßig in dem Raum
und im Schein von tausend Kerzen
erkennt man sie doch kaum

die Menge sah nun wie gebannt
ein Mann im blutroten Gewand
stand er vor dem Altar
und hob seine Hand

die Augen noch im dunkeln liegen
die Menge sich im Takte wiegen

im schwarzen Brautkleid
jung und zart
verkündet die Braut auf eine Art
ihr Leid und Kummer
denn sie wird auf ewig schlummern

das Ritual beginnt heut’ Nacht
es wird dem Teufel ein Opfer gebracht

das Gewand, es fällt leise und vertraut
es wird der Braut die Unschuld geraubt

im Kerzenschein
ein Flackern nur

mit des Dolches Spitze Mann den Leib verführt

die Tropfen fallen
zart in rot
denn nun ist das Opfer tot

das Ritual begann heut’ Nacht
es wurd’ dem Teufel ein Opfer gemacht
 
C

chaosdiddl

Gast
"Zugabe" von Adlerfeder

Hey, deine Reime haben wohl eine berauschende Wirkung...Ich weiß
es zu schätzen, wenn jemand mit dem Thema Religion&sie ausleben
so umgehen kann, denn ich LIEBE dieses Thema!!!
 

La Noche

Mitglied
Hallo,
Auch ich kann nur sagen, dass es brilliant ist.
Wie du diese Mystik in Szene setzt, macht die Sache so geheimnisvoll. Irgendwie wirkt es, als ob mal eben die Jahrhunderte geschmolzen wären und die Zeit sich in sich selbst verlieren würde.

LG,
La Noche
 
A

Adlerfeder

Gast
Hallo La Noche,

ich danke dir ... ja die Jahrhunderte sich unwichtig in der Mythik ...

es grüßt dich
Adlerfeder
 

Fredy Daxboeck

Mitglied
hallo adlerfeder

hmmm, sehr dunkle mystik

gut erzählt . . . mit sehr viel power dahinter
aber dunkel . . . dunkel
an und für sich war das beltanefest ein sehr lustiges, aufregend, weil herbeigesehnt
hoffnungsfroh, der winter war vorbei . . . der frühling vor der tür
junge paare die sich im winter gefunden, sprangen gemeinsam durchs feuer um zu heiraten
geheimnisvoll, weil bei nacht . . . und weil dinge erlaubt waren, die sonst verboten (das ehegelübde war für diese eine nacht aufgehoben)
an beltane herrschte vielmehr aufbruchstimmung und ausgelassenheit
dein gedicht passt eher zu samhain, der wintersonnenwende

nur zur info: der sommerkönig ist aus der griechischen mytologie und wurde in dieser art nicht bei uns praktiziert,
verboten wurde das beltanefest erst ca. 700 n.Chr. als die noch junge kirche das erste mal an boden verlor und ihre schäfchen mit gewalt wieder in die herde zwingen mußte

aber das ist eine andere geschichte

jedenfalls hast du es geschafft, die show sehr lebendig zu gestalten

schöne grüße

fredy
____________
unsere heutige mythologie, die keine mehr ist
ist alles nur geklaut . . .
 



 
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