Warten

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Warten

Sie warten auf das Christkind. Viele haben bereits Weihnachtsbäume gekauft und sie auf ihre Balkone gestellt. Die Plätzchen und Lebkuchen sind gebacken und in Vorratsdosen verstaut. Die neuesten Bratapfelrezepte werden ausprobiert. Die Hektik, das Geschiebe, Gedrängle und Gezerre in den Kaufhäusern der Städte strebt seinem Höhepunkt entgegen. Betriebliche Weihnachtsfeiern finden statt, Wichtelparties, man trifft sich und verweilt auf Weihnachtsmärkten.
Etliche mögen diesen alljährlich stattfindenden Brauch nicht und reihen sich ein in die Warteschlangen der Check-in Schalter auf den Flughäfen.

Die anderen - warten. Auf schneebedeckte Wiesen, Felder und Hügel.
Doch in den Fluren blühen Gänseblümchen, steht duftender Raps, glucksen fröhlich die Bäche. Es gibt Nahrung im Überfluss für die Vögel des Himmels, die Tiere des Feldes, das Wild des Waldes. Kein Mangel, kein mühsames Scharren im Schnee. Wildschweine durchpflügen den Waldboden und finden die mühevoll gesammelten und vergrabenen Vorräte der Eichhörnchen. Aber auch die leiden keine Not.

Fahles, gelbes Licht scheint durch kahle Baumkronen. Alles ist bereit,
alles – wartet.

Sie kamen vor Jahren. Leise, - keiner hörte sie. Der Erste durchschwamm den Grenzfluss. Am Ufer angelangt, schüttelte er sein Fell. An manchen Stellen schimmerte die Haut durch. Die Rippen traten sichtbar hervor.
Narben und Spuren von Kämpfen im schönen Antlitz.
Ach, - so viele Kämpfe.
Der zweite folgte und auch er schüttelte sein Fell am Ufer. Die anderen - warteten - und schließlich kamen auch sie .

Die Bewohner der Städte jubelten und hießen sie willkommen. Die Regierung des Landes erließ Gesetze zu ihrem Schutz. Die Bauern kannten sie und erschraken.
Die Lämmer auf den Wiesen und deren Mütter - sie
wussten nichts von denen, die durchs Wasser kamen, deren hervorstehenden Rippen, den Narben, den Mühen, von den Kämpfen, ach, den vielen Kämpfen.

Nicht alle sind erfahren - im Töten. Manche werden überwältigt vom Hunger, von ihrer Gier. Die - stürmen, zerbeissen und zerreissen, schlagen die Zähne in die Flanke, reissen den weichen, warmen Bauch des Lämmchens auf, reissen die Eingeweide hervor. Wie lang sind fünfzehn Sekunden im Sterben?
Wie lang - bis der Erfahrene die Kehle packt, den Biss ansetzt und das Lämmchen - aus der Hölle führt. Wie lang sind fünfzehn Sekunden - für die Mutter - die abseits steht?


Sie verließen die zerfallenen Stätten um Babylon, wanderten über den Sinschar,
kamen von den Höhen des Hindukushs, durchstreiften Kaukasus und suchten Schutz in den Wäldern der Karpaden.
Und so viele fanden auf dem Weg den Tod. So viel Kämpfe, so viel Not und überall der Tod.
Der Allerbarmer;
er gab ihnen den Mond.
Und immer - warten sie,- warten auf seine Vollendung am Himmel
und wie sie weinen, ach, wie sie weinen, die Kinder derer aus Babylon, immer weinen sie.
So verlassen, in den Wäldern und auf den Höhen, ohne Heimat, so viel Trauer.

Doch ...

nun sind sie da und Ein Ende hat ihr Warten.

Sie warten auf den Schnee, sie warten auf das Christuskind, Gottes Lamm und auf den Weihnachtsmann.
Und die Kinder derer, die durch den Grenzfluss schwammen,
warten - auf die Lämmer - auf den Wiesen - wo kein Schnee liegt. . und die Mütter der Lämmer kennen sie – jetzt!
Und sie warten. Auch wir - warten.
 

Blumenberg

Mitglied
Lieber Thomas Würtemberg,

ich habe eben dein Text gelesen und mir sind ein paar kleine Fehler aufgefallen.
Die - stürmen, zerbeissen und zerreissen, schlagen die Zähne in die Flanke, reissen den weichen,
Hier muss es m. E. zerbeißen, zerreißen und reißen die... heißen.

Das Sindschar wird mit einem d geschrieben, Karpaten mit einem t.

So viel zu den formalen Geschichten die mir aufgefallen sind. Dein Sprachstil in der Geschichte gefällt mir gut. Der einzige Punkt an dem ich das Ganze subjektiv nicht ganz rund fand, ist an dieser Stelle:

"Es gibt Nahrung im Überfluss für die Vögel des Himmels, die Tiere des Feldes, das Wild des Waldes."

Hier finde ich die Dopplung der Landtiere unnötig, ich würde das zusammenziehen und einfach Tiere des Waldes oder Tiere der Erde schreiben bzw. wenn es etwas drittes sein soll, könntest du als Ergänzung noch die Fische im Wasser einführen. Das ist aber reine Geschmackssache.

Was die verhandelte Thematik angeht bin ich mir unsicher, ob ich den Text richtig verstanden habe. Sollte hier allerdings tatsächlich eine Gleichsetzung der Flüchtlinge mit Wölfen intendiert sein, die im übertragenen Sinn das Lamm Gottes reißen, finde ich das mehr als problematisch. Aber vielleicht habe ich diese Stelle ja einfach nur missverstanden.

Beste Grüße

Blumenberg
 
Warten

Sie warten auf das Christkind. Viele haben bereits Weihnachtsbäume gekauft und sie auf ihre Balkone gestellt. Die Plätzchen und Lebkuchen sind gebacken und in Vorratsdosen verstaut. Die neuesten Bratapfelrezepte werden ausprobiert. Die Hektik, das Geschiebe, Gedrängle und Gezerre in den Kaufhäusern der Städte strebt seinem Höhepunkt entgegen. Betriebliche Weihnachtsfeiern finden statt, Wichtelparties, man trifft sich und verweilt auf Weihnachtsmärkten.
Etliche mögen diesen alljährlich stattfindenden Brauch nicht und reihen sich ein in die Warteschlangen der Check-in Schalter auf den Flughäfen.

Die anderen - warten. Auf schneebedeckte Wiesen, Felder und Hügel.
Doch in den Fluren blühen Gänseblümchen, steht duftender Raps, glucksen fröhlich die Bäche. Es gibt Nahrung im Überfluss für die Vögel des Himmels, die Tiere des Feldes, das Wild des Waldes. Kein Mangel, kein mühsames Scharren im Schnee. Wildschweine durchpflügen den Waldboden und finden die mühevoll gesammelten und vergrabenen Vorräte der Eichhörnchen. Aber auch die leiden keine Not.

Fahles, gelbes Licht scheint durch kahle Baumkronen. Alles ist bereit,
alles – wartet.

Sie kamen vor Jahren. Leise, - keiner hörte sie. Der Erste durchschwamm den Grenzfluss. Am Ufer angelangt, schüttelte er sein Fell. An manchen Stellen schimmerte die Haut durch. Die Rippen traten sichtbar hervor.
Narben und Spuren von Kämpfen im schönen Antlitz.
Ach, - so viele Kämpfe.
Der zweite folgte und auch er schüttelte sein Fell am Ufer. Die anderen - warteten - und schließlich kamen auch sie .

Die Bewohner der Städte jubelten und hießen sie willkommen. Die Regierung des Landes erließ Gesetze zu ihrem Schutz. Die Bauern kannten sie und erschraken.
Die Lämmer auf den Wiesen und deren Mütter - sie
wussten nichts von denen, die durchs Wasser kamen, deren hervorstehenden Rippen, den Narben, den Mühen, von den Kämpfen, ach, den vielen Kämpfen.

Nicht alle sind erfahren - im Töten. Manche werden überwältigt vom Hunger, von ihrer Gier. Die - stürmen, zerbeissen und zerreissen, schlagen die Zähne in die Flanke, reissen den weichen, warmen Bauch des Lämmchens auf, reissen die Eingeweide hervor. Wie lang sind fünfzehn Sekunden im Sterben?
Wie lang - bis der Erfahrene die Kehle packt, den Biss ansetzt und das Lämmchen - aus der Hölle führt. Wie lang sind fünfzehn Sekunden - für die Mutter - die abseits steht?


Sie verließen die zerfallenen Stätten um Babylon, wanderten über den Sandschar,
kamen von den Höhen des Hindukushs, durchstreiften Kaukasus und suchten Schutz in den Wäldern der Karpaden.
Und so viele fanden auf dem Weg den Tod. So viel Kämpfe, so viel Not und überall der Tod.
Der Allerbarmer;
er gab ihnen den Mond.
Und immer - warten sie,- warten auf seine Vollendung am Himmel
und wie sie weinen, ach, wie sie weinen, die Kinder derer aus Babylon, immer weinen sie.
So verlassen, in den Wäldern und auf den Höhen, ohne Heimat, so viel Trauer.

Doch ...

nun sind sie da und Ein Ende hat ihr Warten.

Sie warten auf den Schnee, sie warten auf das Christuskind, Gottes Lamm und auf den Weihnachtsmann.
Und die Kinder derer, die durch den Grenzfluss schwammen,
warten - auf die Lämmer - auf den Wiesen - wo kein Schnee liegt. . und die Mütter der Lämmer kennen sie – jetzt!
Und sie warten. Auch wir - warten.
 
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Sie warten auf das Christkind. Viele haben bereits Weihnachtsbäume gekauft und sie auf ihre Balkone gestellt. Die Plätzchen und Lebkuchen sind gebacken und in Vorratsdosen verstaut. Die neuesten Bratapfelrezepte werden ausprobiert. Die Hektik, das Geschiebe, Gedrängle und Gezerre in den Kaufhäusern der Städte strebt seinem Höhepunkt entgegen. Betriebliche Weihnachtsfeiern finden statt, Wichtelparties, man trifft sich und verweilt auf Weihnachtsmärkten.
Etliche mögen diesen alljährlich stattfindenden Brauch nicht und reihen sich ein in die Warteschlangen der Check-in Schalter auf den Flughäfen.

Die anderen - warten. Auf schneebedeckte Wiesen, Felder und Hügel.
Doch in den Fluren blühen Gänseblümchen, steht duftender Raps, glucksen fröhlich die Bäche. Es gibt Nahrung im Überfluss für die Vögel des Himmels, die Tiere des Feldes, das Wild des Waldes. Kein Mangel, kein mühsames Scharren im Schnee. Wildschweine durchpflügen den Waldboden und finden die mühevoll gesammelten und vergrabenen Vorräte der Eichhörnchen. Aber auch die leiden keine Not.

Fahles, gelbes Licht scheint durch kahle Baumkronen. Alles ist bereit,
alles – wartet.

Sie kamen vor Jahren. Leise, - keiner hörte sie. Der Erste durchschwamm den Grenzfluss. Am Ufer angelangt, schüttelte er sein Fell. An manchen Stellen schimmerte die Haut durch. Die Rippen traten sichtbar hervor.
Narben und Spuren von Kämpfen im schönen Antlitz.
Ach, - so viele Kämpfe.
Der zweite folgte und auch er schüttelte sein Fell am Ufer. Die anderen - warteten - und schließlich kamen auch sie .

Die Bewohner der Städte jubelten und hießen sie willkommen. Die Regierung des Landes erließ Gesetze zu ihrem Schutz. Die Bauern kannten sie und erschraken.
Die Lämmer auf den Wiesen und deren Mütter - sie
wussten nichts von denen, die durchs Wasser kamen, deren hervorstehenden Rippen, den Narben, den Mühen, von den Kämpfen, ach, den vielen Kämpfen.

Nicht alle sind erfahren - im Töten. Manche werden überwältigt vom Hunger, von ihrer Gier. Die - stürmen, zerbeissen und zerreissen, schlagen die Zähne in die Flanke, reissen den weichen, warmen Bauch des Lämmchens auf, reissen die Eingeweide hervor. Wie lang sind fünfzehn Sekunden im Sterben?
Wie lang - bis der Erfahrene die Kehle packt, den Biss ansetzt und das Lämmchen - aus der Hölle führt. Wie lang sind fünfzehn Sekunden - für die Mutter - die abseits steht?


Sie verließen die zerfallenen Stätten um Babylon, wanderten über den Sandschar,
kamen von den Höhen des Hindukushs, durchstreiften Kaukasus und suchten Schutz in den Wäldern der Karpaten.
Und so viele fanden auf dem Weg den Tod. So viel Kämpfe, so viel Not und überall der Tod.
Der Allerbarmer;
er gab ihnen den Mond.
Und immer - warten sie,- warten auf seine Vollendung am Himmel
und wie sie weinen, ach, wie sie weinen, die Kinder derer aus Babylon, immer weinen sie.
So verlassen, in den Wäldern und auf den Höhen, ohne Heimat, so viel Trauer.

Doch ...

nun sind sie da und Ein Ende hat ihr Warten.

Sie warten auf den Schnee, sie warten auf das Christuskind, Gottes Lamm und auf den Weihnachtsmann.
Und die Kinder derer, die durch den Grenzfluss schwammen,
warten - auf die Lämmer - auf den Wiesen - wo kein Schnee liegt. . und die Mütter der Lämmer kennen sie – jetzt!
Und sie warten. Auch wir - warten.
 
Antwort auf Kommentar von Blumenberg

Hallo Blumenberg
Danke für deine Anregungen.
Nein, es geht nicht um das Thema Flüchtlinge. Es geht um ein anderes Thema. Ich überlasse es dem Geist eines jeden Lesers für sich das heraus zu lesen was er heraus lesen möchte.
 
Warten

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Etliche mögen diesen alljährlich stattfindenden Brauch nicht und reihen sich ein in die Warteschlangen der Check-in Schalter auf den Flughäfen.

Die anderen - warten. Auf schneebedeckte Wiesen, Felder und Hügel.
Doch in den Fluren blühen Gänseblümchen, steht duftender Raps, glucksen fröhlich die Bäche. Es gibt Nahrung im Überfluss für die Vögel des Himmels, die Tiere des Feldes, das Wild des Waldes. Kein Mangel, kein mühsames Scharren im Schnee. Wildschweine durchpflügen den Waldboden und finden die mühevoll gesammelten und vergrabenen Vorräte der Eichhörnchen. Aber auch die leiden keine Not.

Fahles, gelbes Licht scheint durch kahle Baumkronen. Alles ist bereit,
alles – wartet.

Sie kamen vor Jahren. Leise, - keiner hörte sie. Der Erste durchschwamm den Grenzfluss. Am Ufer angelangt, schüttelte er sein Fell. An manchen Stellen schimmerte die Haut durch. Die Rippen traten sichtbar hervor.
Narben und Spuren von Kämpfen im schönen Antlitz.
Ach, - so viele Kämpfe.
Der zweite folgte und auch er schüttelte sein Fell am Ufer. Die anderen - warteten - und schließlich kamen auch sie .

Die Bewohner der Städte jubelten und hießen sie willkommen. Die Regierung des Landes erließ Gesetze zu ihrem Schutz. Die Bauern kannten sie und erschraken.
Die Lämmer auf den Wiesen und deren Mütter - sie
wussten nichts von denen, die durchs Wasser kamen, deren hervorstehenden Rippen, den Narben, den Mühen, von den Kämpfen, ach, den vielen Kämpfen.

Nicht alle sind erfahren - im Töten. Manche werden überwältigt vom Hunger, von ihrer Gier. Die - stürmen, zerbeissen und zerreissen, schlagen die Zähne in die Flanke, reissen den weichen, warmen Bauch des Lämmchens auf, reissen die Eingeweide hervor. Wie lang sind fünfzehn Sekunden im Sterben?
Wie lang - bis der Erfahrene die Kehle packt, den Biss ansetzt und das Lämmchen - aus der Hölle führt. Wie lang sind fünfzehn Sekunden - für die Mutter - die abseits steht?


Sie verließen die zerfallenen Stätten um Babylon, wanderten über den Sindschar,
kamen von den Höhen des Hindukushs, durchstreiften Kaukasus und suchten Schutz in den Wäldern der Karpaten.
Und so viele fanden auf dem Weg den Tod. So viel Kämpfe, so viel Not und überall der Tod.
Der Allerbarmer;
er gab ihnen den Mond.
Und immer - warten sie,- warten auf seine Vollendung am Himmel
und wie sie weinen, ach, wie sie weinen, die Kinder derer aus Babylon, immer weinen sie.
So verlassen, in den Wäldern und auf den Höhen, ohne Heimat, so viel Trauer.

Doch ...

nun sind sie da und Ein Ende hat ihr Warten.

Sie warten auf den Schnee, sie warten auf das Christuskind, Gottes Lamm und auf den Weihnachtsmann.
Und die Kinder derer, die durch den Grenzfluss schwammen,
warten - auf die Lämmer - auf den Wiesen - wo kein Schnee liegt. . und die Mütter der Lämmer kennen sie – jetzt!
Und sie warten. Auch wir - warten.
 
Warten

Sie warten auf das Christkind. Viele haben bereits Weihnachtsbäume gekauft und sie auf ihre Balkone gestellt. Die Plätzchen und Lebkuchen sind gebacken und in Vorratsdosen verstaut. Die neuesten Bratapfelrezepte werden ausprobiert. Die Hektik, das Geschiebe, Gedrängle und Gezerre in den Kaufhäusern der Städte strebt seinem Höhepunkt entgegen. Betriebliche Weihnachtsfeiern finden statt, Wichtelparties, man trifft sich und verweilt auf Weihnachtsmärkten.
Etliche mögen diesen alljährlich stattfindenden Brauch nicht und reihen sich ein in die Warteschlangen der Check-in Schalter auf den Flughäfen.

Andere warten auf schneebedeckte Wiesen, Felder und Hügel.
Doch in den Fluren blühen Gänseblümchen, steht duftender Raps, glucksen fröhlich die Bäche. Es gibt Nahrung im Überfluss für die Vögel des Himmels, die Tiere des Feldes, das Wild des Waldes. Kein Mangel, kein mühsames Scharren im Schnee. Wildschweine durchpflügen den Waldboden und finden die mühevoll gesammelten Vorräte der Eichhörnchen. Aber auch die leiden keine Not.

Fahles, gelbes Licht scheint durch kahle Baumkronen. Alles ist bereit,
alles wartet.

Sie kamen vor Jahren. Leise, - keiner hörte sie. Der Erste durchschwamm den Grenzfluss. Am Ufer angelangt, schüttelte er sein Fell. An manchen Stellen schimmerte die Haut durch, die Rippen traten hervor.
Narben und Spuren von Kämpfen im schönen Antlitz.
Ach, so viele Kämpfe.
Der zweite folgte und auch er schüttelte sein Fell am Ufer. Die anderen warteten und schließlich kamen auch sie .

Die Bewohner der Städte jubelten und hießen sie willkommen. Die Regierung des Landes erließ Gesetze zu ihrem Schutz. Die Bauern kannten sie und erschraken.
Die Lämmer auf den Wiesen und deren Mütter; sie
wussten nichts von denen, die durchs Wasser kamen, von deren Narben, den Mühen, von den Kämpfen, ach, den vielen Kämpfen.

Nicht alle sind erfahren im Töten. Manche werden überwältigt vom Hunger, von ihrer Gier. Die stürmen, zerbeissen und zerreissen, schlagen die Zähne in die Flanke, reissen die weichen, warmen Bäuche der Lämmer auf, zerren die Eingeweide hervor. Wie lange dauern fünfzehn Sekunden im Sterben?
Wie lang bis die Erfahrenen die Kehlen packen und die Lämmchen aus der Hölle führen. Wie lang dauern fünfzehn Sekunden für die Mütter die abseits stehen?


Sie verließen die zerfallenen Stätten um Babylon, wanderten über den Sindschar,
kamen von den Höhen des Hindukushs, durchstreiften Kaukasus und suchten Schutz in den Wäldern der Karpaten.
Und so viele fanden auf dem Weg den Tod. So viel Kämpfe, so viel Not und überall der Tod.
Der Allerbarmer;
er gab ihnen den Mond.
Und immer warten sie, warten auf seine Vollendung am Himmel
und wie sie weinen, ach, wie sie weinen, die Kinder derer aus Babylon, immer weinen sie.
So verlassen, in den Wäldern und auf den Höhen, ohne Heimat, so viel Trauer.



Aber nun sind sie hier und ein Ende hat ihr Warten.

Sie warten auf den Schnee, sie warten auf das Christuskind, Gottes Lamm und auf den Weihnachtsmann.
Und die Kinder derer, die durch den Grenzfluss schwammen,
warten auf die Lämmer auf den Wiesen, wo kein Schnee liegt. Und die Mütter der Lämmer kennen sie jetzt!
Und sie warten!
 
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Sie warten auf das Christkind. Viele haben bereits Weihnachtsbäume gekauft und sie auf ihre Balkone gestellt. Die Plätzchen und Lebkuchen sind gebacken und in Vorratsdosen verstaut. Die neuesten Bratapfelrezepte werden ausprobiert. Die Hektik, das Geschiebe, Gedrängle und Gezerre in den Kaufhäusern der Städte strebt seinem Höhepunkt entgegen. Betriebliche Weihnachtsfeiern finden statt, Wichtelparties, man trifft sich und verweilt auf Weihnachtsmärkten.
Etliche mögen diesen alljährlich stattfindenden Brauch nicht und reihen sich ein in die Warteschlangen der Check-in Schalter auf den Flughäfen.

Andere warten auf schneebedeckte Wiesen, Felder und Hügel.
Doch in den Fluren blühen Gänseblümchen, steht duftender Raps, glucksen fröhlich die Bäche. Es gibt Nahrung im Überfluss für die Vögel des Himmels, die Tiere des Feldes, das Wild des Waldes. Kein Mangel, kein mühsames Scharren im Schnee. Wildschweine durchpflügen den Waldboden und finden die mühevoll gesammelten Vorräte der Eichhörnchen. Aber auch die leiden keine Not.

Fahles, gelbes Licht scheint durch kahle Baumkronen. Alles ist bereit,
alles wartet.

Sie kamen vor Jahren. Leise, - keiner hörte sie. Der Erste durchschwamm den Grenzfluss. Am Ufer angelangt, schüttelte er sein Fell. An manchen Stellen schimmerte die Haut durch, die Rippen traten hervor.
Narben und Spuren von Kämpfen im schönen Antlitz.
Ach, so viele Kämpfe.
Der zweite folgte und auch er schüttelte sein Fell am Ufer. Die anderen warteten und schließlich kamen auch sie .

Die Bewohner der Städte jubelten und hießen sie willkommen. Die Regierung des Landes erließ Gesetze zu ihrem Schutz. Die Bauern kannten sie und erschraken.
Die Lämmer auf den Wiesen und deren Mütter; sie
wussten nichts von denen, die durchs Wasser kamen, von deren Narben, den Mühen, von den Kämpfen, ach, den vielen Kämpfen.

Nicht alle sind erfahren im Töten. Manche werden überwältigt vom Hunger, von ihrer Gier. Die stürmen, zerbeissen und zerreissen, schlagen die Zähne in die Flanke, reissen die weichen, warmen Bäuche der Lämmer auf, zerren die Eingeweide hervor. Wie lange dauern fünfzehn Sekunden im Sterben?
Wie lang bis die Erfahrenen die Kehlen packen und die Lämmchen aus der Hölle führen. Wie lang dauern fünfzehn Sekunden für die Mütter die abseits stehen?


Sie verließen die zerfallenen Stätten um Babylon, wanderten über den Sindschar,
kamen von den Höhen des Hindukushs, durchstreiften Kaukasus und suchten Schutz in den Wäldern der Karpaten.
Und so viele fanden auf dem Weg den Tod. So viel Kämpfe, so viel Not und überall der Tod.
Der Allerbarmer;
er gab ihnen den Mond.
Und immer warten sie, warten auf seine Vollendung am Himmel
und wie sie weinen, ach, wie sie weinen, die Kinder derer aus Babylon, immer weinen sie.
So verlassen, in den Wäldern und auf den Höhen, ohne Heimat, so viel Trauer.



Aber nun sind sie hier und ein Ende hat ihr Warten.

Sie warten auf den Schnee, sie warten auf das Christuskind, Gottes Lamm und auf den Weihnachtsmann.
Und die Kinder derer, die durch den Grenzfluss schwammen,
warten auf die Lämmer auf den Wiesen, wo kein Schnee liegt. Und die Mütter der Lämmer kennen sie jetzt -
und warten!
 



 
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