pleistoneun
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Die gemeinhin schwer ergründbaren Vorgänge und Weltanschauungen von Sekretärinnen bergen in sich deshalb ein massives Potenzial an Mutmaßungen und Feststellungen, die aber im Hinblick auf den Büroalltag oft falsch sein können. So wird davon ausgegangen, dass das Büroweib sich ihrer Position als Hüftgelenk der Abteilung - schöner formuliert: Dreh- und Angelpunkt - nicht bewusst ist, vielmehr lebt es im falschen Glauben, als einziges die Dinge so zu sehen, wie sie sind. Dieser egozentrische Irrtum verleitet diese Frauenmenschen anzunehmen, einen gewissen Einfluss auf die sie umgebende Belegschaft auszuüben. Dieses kleine Stück Macht, welches sich da im Besitz einer gemeinen Sekretärin befindet, wird nur ungern von der Kollegschaft oder Vorgesetztenrunde gesehen und schon gar nicht akzeptiert. Um das Defizit des Machtgefälles von oben nach unten, also von Mann zu Frau, auszugleichen, bedient sich die Sekretärin der für Frauen zur Stressbekämpfung generell sehr häufig verwendeten Verniedlichungsform. Direkt am Arbeitsplatz zählen dazu arttypische Utensilien wie Handspiegel, Hautraspel und Haarnetz, um eine frauengerechte Behandlung im Büro einzufordern und somit noch als Frau angesehen zu werden. Der Gedanke 'je größer die Verhaltensdifferenz zwischen den Prototypen der Geschlechterklassen ausfällt, desto stärker schlägt sich der Bürofeminismus zu Buche' wird noch durch Accessoires, die nur mittelbar einem rein weiblichen Ursprung entspringen, verstärkt. Und so stehen sie dann, diese putzigen Bilderrahmen in mattgold, daneben Silvesterfigürchen aus längst abgelaufenem Marzipan, und da stecken sie dann, die bunten Leuchtstifte in allen Farben in ihren geschmacklosen Kinderzahnputzbechern, da liegen sie dann, die schöne Stöckelschuhe unterm Tisch für eine Einladung aus der Chefetage und da kleben sie dann, ja, da kleben sie dann, diese schrecklichen Post-It´s in Herzform. Die Beweggründe, kitschig-kindisches Bürozubehör zur Schau zu stellen, sind damit durchleuchtet. Es geht schlichtweg um die stille Demonstration gegen die männerdominierte Bürowelt. Und wenn man noch kritischer hinschaut, wird man feststellen, dass das gesamte frauenhafte Büroverhalten starke infantile Züge aufweist, denn auch Kinder ringen um Anerkennung und Aufmerksamkeit. Das Post-It in Herzform ist also nur ein Symbol für den unterdrückten Wunsch nach etwas Achtung und Applaus.