Warum die Erdbeere nicht mehr Rotbeere heißt

HelenaSofie

Mitglied
Warum die Erdbeere nicht mehr Rotbeere heißt

Die Sonne strahlte vom Himmel und mit jedem Tag wurde es ein wenig wärmer. In dem kleinen Garten am Rande des Dorfes hingen bereits kleine Früchte an den Beerensträuchern. Noch waren sie grün, aber in ein paar Wochen werden sie eine andere Farbe haben.
Johannisbeere freute sich jetzt schon auf ihre glänzenden schwarzen Früchte, Stachelbeere auf ihre saftigen gelben und Blaubeere auf die vielen graublauen Früchte. Aber bis dahin dauerte es noch etwas und sie versuchten, sich die Wartezeit zu vertreiben.
Stachelbeere und Johannisbeere waren schon lange im Garten und sie wussten viele Geschichten von früher zu erzählen. Aber auch jetzt gab es jeden Tag interessante Dinge hinter der Gartenmauer zu beobachten. Johannisbeere und Stachelbeere waren hoch gewachsen und konnten über die Gartenmauer schauen. Blaubeere hörte ihnen gerne zu, wenn sie von dem Leben hinter der Gartenmauer berichteten. Ab und zu, wenn es besonders spannend wurde, versuchte sie, einen Blick über die Mauer zu werfen. Dazu musste sie sich aber recken und strecken, und das war ihr mit der Zeit zu anstengend. Sie begnügte sich lieber mit dem, was Stachelbeere und Johannisbeere von dem Leben hinter der Mauer berichteten.

Es gab aber jemand im Garten, dem das nicht genügte. Das war die Erdbeere. Am Anfang fand sie die Geschichten und Berichte noch interessant. Aber sie war schon immer neugierig und wollte alles genau wissen. Mit ihren vielen Fragen wurde sie Johannisbeere und Stachelbeere manchmal lästig und sie taten so, als ob sie diese nicht gehört hätten.
"Selber sehen ist etwas anderes als es erzählt bekommen", dachte Erdbeere. Aber so sehr sie sich auch reckte und streckte, über die Mauer konnte sie nicht sehen. "Warum bin ich so klein und nicht so hoch gewachsen wie Johannisbeere und Stachelbeere? Hinter der Mauer findet das aufregende Leben statt und ich bekomme davon nichts mit. Ich sehe immer nur, was um mich herum auf der Erde passiert", dachte sie. "Das muss sich ändern!", beschloss Erdbeere.
"Ich will nicht mehr weiter eine Erdbeere sein und deshalb auch nicht mehr so heißen. Nennt mich ab heute... Rotbeere." Blaubeere, Johannisbeere und Stachelbeere glaubten, nicht richtig gehört zu haben. "Was mag sie vorhaben?", überlegten sie. In den folgenden Tagen war Rotbeere auffallend still und stellte auch keine neugierigen Fragen mehr. Sie war den ganzen Tag mit etwas beschäftigt und hatte keine Zeit für ihre drei Freunde. Die drei kamen aus dem Staunen nicht heraus über das, was sie dann sahen.

Bei Sonnenschein streckte Rotbeere ihre Stängel der Sonne entgegen. "Sonne ist wichtig. Ich will ganz viele Sonnenstrahlen einfangen", dachte sie. War es sehr heiß, stellte sie ihre großen Blätter wie ein Sonnenschirm auf. "Zu viel Sonne könnte schaden und die Stängel ausdrocknen", überlegte sie. Hatte sie Durst, so bildeten ihre Blätter eine Regenrinne, so dass der Regen leicht den Weg zu ihren Wurzeln fand. Regnete es zu lange und zu viel, stellte sie ihre Blätter wie ein Regenschirm auf und leitete so das Wasser ab. Keine Mühe war ihr zu groß um ihr Ziel zu erreichen. Sie wollte größer werden. Mindestens so groß wie die Blaubeere, um ab und zu einen Blick über die Mauer werfen zu können.
Nach ein paar Wochen merkte Rotbeere, dass sich etwas veränderte. Ihre Stängel wurden tatsächlich länger."Bald werde ich so groß wie Blaubeere sein!", freute sich Rotbeere und strengte sich noch mehr dafür an. Von niemandem wollte sie dabei abgelenkt oder gestört werden. Jetzt hatten auch Blaubeere, Johannisbeere und Stachelbeere die Veränderung bemerkt. Rotbeere war gewachsen, die Stängel waren länger, aber auch dünner. Mit Sorge schauten sie auf die dünnen Stängel. "Die Früchte werden zu schwer für sie", dachten sie. "Sei vorsichtig. Auch Bäume wachsen nicht in den Himmel!", warnte Blaubeere. Aber Rotbeere wollte das alles nicht hören und redete sich ein: "Blaubeere ist nur neidisch und will verhindern, dass ich über die Mauer schauen kann."

Dann war es soweit. Rotbeere konnte über die Mauer sehen. Sie zitterte vor Aufregung. Was es da alles zu sehen gab! Aufregende Tage lagen vor Rotbeere. Einiges kam ihr bekannt vor aus den Erzählungen von Johannisbeere und Stachelbeere. Manches hatte sie sich in Gedanken schöner vorgestellt, wenn diese davon berichteten. Nach einiger Zeit merkte Rotbeere, dass hinter der Mauer nicht jeden Tag interessante Dinge passierten. Sie war ein bisschen enttäuscht und langweilte sich. Im Garten kümmerte sich niemand mehr um sie. Zu oft hatte sie gesagt: "Ich hab keine Zeit, ich muss mich um wichtigere Dinge kümmern." Auf einmal merkte Rotbeere, wie einsam sie war.

Zu allem Unglück zog auch noch ein heftiges Gewitter auf. Mit aller Kraft versuchte sich Rotbeere gegen den heftigen Sturm zu wehren. Vergebens! Er wirbelte ihre langen dünnen Stängel mit den dicken Beeren so lange hin und her, bis sie umknickten und die schönen roten Früchte auf der matschigen Erde lagen. Der einsetzende Patzregen zerzauste die großen Blätter und knickte deren Stängel ebenfalls um. "Welch ein Unglück! Alles umsonst. Die ganze Anstrengung umsonst!", jammerte Rotbeere verzweifelt.
Als das Gewitter weiter gezogen war, sahen alle das Elend. Blaubeere, Johannisbeere und Stachelbeere versuchten Rotbeere zu trösten und halfen ihr so gut es ging. Ein paar kleine Blätter und Stängel hatten Sturm und Regen unversehrt überstanden. In ein paar Wochen würde Rotbeere sich wieder erholt haben.

"Ihr habt Recht", meinte Rotbeere plötzlich. "Auch Bäume wachsen nicht in den Himmel. Manchmal stellt man sich in Gedanken auch etwas schöner und wichtiger vor, als es in Wirklichkeit ist. Nennt mich wieder Erdbeere. Ich finde, der Name passt ganz gut zu mir."

Auf einmal musste Erdbeere lachen. Ein Falter hatte sich auf ein Blatt gesetzt und kitzelte sie mit seinem Flügelschlag.
 

HelenaSofie

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Warum die Erdbeere nicht mehr Rotbeere heißt

Die Sonne strahlte vom Himmel und mit jedem Tag wurde es ein wenig wärmer. In dem kleinen Garten am Rande des Dorfes hingen bereits kleine Früchte an den Beerensträuchern. Noch waren sie grün, aber in ein paar Wochen werden sie eine andere Farbe haben.
Johannisbeere freute sich jetzt schon auf ihre glänzenden schwarzen Früchte, Stachelbeere auf ihre saftigen gelben und Blaubeere auf die vielen graublauen Früchte. Aber bis dahin dauerte es noch etwas und sie versuchten, sich die Wartezeit zu vertreiben.
Stachelbeere und Johannisbeere waren schon lange im Garten und sie wussten viele Geschichten von früher zu erzählen. Aber auch jetzt gab es jeden Tag interessante Dinge hinter der Gartenmauer zu beobachten. Johannisbeere und Stachelbeere waren hoch gewachsen und konnten über die Gartenmauer schauen. Blaubeere hörte ihnen gerne zu, wenn sie von dem Leben hinter der Gartenmauer berichteten. Ab und zu, wenn es besonders spannend wurde, versuchte sie, einen Blick über die Mauer zu werfen. Dazu musste sie sich aber recken und strecken, und das war ihr mit der Zeit zu anstengend. Sie begnügte sich lieber mit dem, was Stachelbeere und Johannisbeere von dem Leben hinter der Mauer berichteten.

Es gab aber jemand im Garten, dem das nicht genügte. Das war die Erdbeere. Am Anfang fand sie die Geschichten und Berichte noch interessant. Aber sie war schon immer neugierig und wollte alles genau wissen. Mit ihren vielen Fragen wurde sie Johannisbeere und Stachelbeere manchmal lästig und sie taten so, als ob sie diese nicht gehört hätten.
"Selber sehen ist etwas anderes als es erzählt bekommen", dachte Erdbeere. Aber so sehr sie sich auch reckte und streckte, über die Mauer konnte sie nicht sehen. "Warum bin ich so klein und nicht so hoch gewachsen wie Johannisbeere und Stachelbeere? Hinter der Mauer findet das aufregende Leben statt und ich bekomme davon nichts mit. Ich sehe immer nur, was um mich herum auf der Erde passiert", dachte sie. "Das muss sich ändern!", beschloss Erdbeere.
"Ich will nicht mehr weiter eine Erdbeere sein und deshalb auch nicht mehr so heißen. Nennt mich ab heute... Rotbeere." Blaubeere, Johannisbeere und Stachelbeere glaubten, nicht richtig gehört zu haben. "Was mag sie vorhaben?", überlegten sie. In den folgenden Tagen war Rotbeere auffallend still und stellte auch keine neugierigen Fragen mehr. Sie war den ganzen Tag mit etwas beschäftigt und hatte keine Zeit für ihre Freunde. Die drei kamen aus dem Staunen nicht heraus über das, was sie dann sahen.

Bei Sonnenschein streckte Rotbeere ihre Stängel der Sonne entgegen. "Sonne ist wichtig. Ich will ganz viele Sonnenstrahlen einfangen", dachte sie. War es sehr heiß, stellte sie ihre großen Blätter wie ein Sonnenschirm auf. "Zu viel Sonne könnte schaden und die Stängel austrocknen", überlegte sie. Hatte sie Durst, so bildeten ihre Blätter eine Regenrinne, so dass der Regen leicht den Weg zu ihren Wurzeln fand. Regnete es zu lange und zu viel, stellte sie ihre Blätter wie ein Regenschirm auf und leitete so das Wasser ab. Keine Mühe war ihr zu groß um ihr Ziel zu erreichen. Sie wollte größer werden. Mindestens so groß wie die Blaubeere, um ab und zu einen Blick über die Mauer werfen zu können.
Nach ein paar Wochen merkte Rotbeere, dass sich etwas veränderte. Ihre Stängel wurden tatsächlich länger."Bald werde ich so groß wie Blaubeere sein!", freute sich Rotbeere und strengte sich noch mehr dafür an. Von niemandem wollte sie dabei abgelenkt oder gestört werden. Jetzt hatten auch Blaubeere, Johannisbeere und Stachelbeere die Veränderung bemerkt. Rotbeere war gewachsen, die Stängel waren länger, aber auch dünner. Mit Sorge schauten sie auf die dünnen Stängel. "Die Früchte werden zu schwer für sie", dachten sie. "Sei vorsichtig. Auch Bäume wachsen nicht in den Himmel!", warnte Blaubeere. Aber Rotbeere wollte das alles nicht hören und redete sich ein: "Blaubeere ist nur neidisch und will verhindern, dass ich über die Mauer schauen kann."

Dann war es soweit. Rotbeere konnte über die Mauer sehen. Sie zitterte vor Aufregung. Was es da alles zu sehen gab! Aufregende Tage lagen vor Rotbeere. Einiges kam ihr bekannt vor aus den Erzählungen von Johannisbeere und Stachelbeere. Manches hatte sie sich in Gedanken schöner vorgestellt, wenn diese davon berichteten. Nach einiger Zeit merkte Rotbeere, dass hinter der Mauer nicht jeden Tag interessante Dinge passierten. Sie war ein bisschen enttäuscht und langweilte sich. Im Garten kümmerte sich aber niemand mehr um sie. Zu oft hatte sie gesagt: "Ich hab keine Zeit, ich muss mich um wichtigere Dinge kümmern." Auf einmal merkte Rotbeere, wie einsam sie war.

Zu allem Unglück zog auch noch ein heftiges Gewitter auf. Mit aller Kraft versuchte sich Rotbeere gegen den heftigen Sturm zu wehren. Vergebens! Er wirbelte ihre langen dünnen Stängel mit den dicken Beeren so lange hin und her, bis sie umknickten und die schönen roten Früchte auf der matschigen Erde lagen. Der einsetzende Patzregen zerzauste die großen Blätter und knickte deren Stiele ebenfalls um. "Welch ein Unglück! Alles umsonst. Die ganze Anstrengung umsonst!", jammerte Rotbeere verzweifelt.
Als das Gewitter weiter gezogen war, sahen alle das Elend. Blaubeere, Johannisbeere und Stachelbeere versuchten Rotbeere zu trösten und halfen ihr so gut es ging. Ein paar kleine Blätter und Stängel hatten Sturm und Regen unversehrt überstanden. In ein paar Wochen würde Rotbeere sich wieder erholt haben.

"Ihr habt Recht", meinte Rotbeere plötzlich. "Auch Bäume wachsen nicht in den Himmel. Manchmal stellt man sich in Gedanken auch etwas schöner und wichtiger vor, als es in Wirklichkeit ist. Nennt mich wieder Erdbeere. Ich finde, der Name passt ganz gut zu mir."

Auf einmal musste Erdbeere lachen. Ein Falter hatte sich auf ein Blatt gesetzt und kitzelte sie mit seinem Flügelschlag.
 

HelenaSofie

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Warum die Erdbeere nicht mehr Rotbeere heißt

Die Sonne strahlte vom Himmel und mit jedem Tag wurde es ein wenig wärmer. In dem kleinen Garten am Rande des Dorfes hingen bereits kleine Früchte an den Beerensträuchern. Noch waren sie grün, aber in ein paar Wochen werden sie eine andere Farbe haben.
Johannisbeere freute sich jetzt schon auf ihre glänzenden schwarzen Früchte, Stachelbeere auf ihre saftigen gelben und Blaubeere auf die vielen graublauen Früchte. Aber bis dahin dauerte es noch etwas und sie versuchten, sich die Wartezeit zu vertreiben.
Stachelbeere und Johannisbeere waren schon lange im Garten und sie wussten viele Geschichten von früher zu erzählen. Aber auch jetzt gab es jeden Tag interessante Dinge hinter der Gartenmauer zu beobachten. Johannisbeere und Stachelbeere waren hoch gewachsen und konnten über die Gartenmauer schauen. Blaubeere hörte ihnen gerne zu, wenn sie von dem Leben hinter der Gartenmauer berichteten. Ab und zu, wenn es besonders spannend wurde, versuchte sie, einen Blick über die Mauer zu werfen. Dazu musste sie sich aber recken und strecken, und das war ihr mit der Zeit zu anstengend. Sie begnügte sich lieber mit dem, was Stachelbeere und Johannisbeere von dem Leben hinter der Mauer berichteten.

Es gab aber jemand im Garten, dem das nicht genügte. Das war die Erdbeere. Am Anfang fand sie die Geschichten und Berichte noch interessant. Aber sie war schon immer neugierig und wollte alles genau wissen. Mit ihren vielen Fragen wurde sie Johannisbeere und Stachelbeere manchmal lästig und sie taten so, als ob sie diese nicht gehört hätten.
"Selber sehen ist etwas anderes als es erzählt bekommen", dachte Erdbeere. Aber so sehr sie sich auch reckte und streckte, über die Mauer konnte sie nicht sehen. "Warum bin ich so klein und nicht so hoch gewachsen wie Johannisbeere und Stachelbeere? Hinter der Mauer findet das aufregende Leben statt und ich bekomme davon nichts mit. Ich sehe immer nur, was um mich herum auf der Erde passiert", dachte sie. "Das muss sich ändern!", beschloss Erdbeere.
"Ich will nicht mehr weiter eine Erdbeere sein und deshalb auch nicht mehr so heißen. Nennt mich ab heute... Rotbeere." Blaubeere, Johannisbeere und Stachelbeere glaubten, nicht richtig gehört zu haben. "Was mag sie vorhaben?", überlegten sie. In den folgenden Tagen war Rotbeere auffallend still und stellte auch keine neugierigen Fragen mehr. Sie war den ganzen Tag mit etwas beschäftigt und hatte keine Zeit für ihre Freunde. Die drei kamen aus dem Staunen nicht heraus über das, was sie dann sahen.

Bei Sonnenschein streckte Rotbeere ihre Stängel der Sonne entgegen. "Sonne ist wichtig. Ich will ganz viele Sonnenstrahlen einfangen", dachte sie. War es sehr heiß, stellte sie ihre großen Blätter wie ein Sonnenschirm auf. "Zu viel Sonne könnte schaden und die Stängel austrocknen", überlegte sie. Hatte sie Durst, so bildeten ihre Blätter eine Regenrinne, so dass der Regen leicht den Weg zu ihren Wurzeln fand. Regnete es zu lange und zu viel, stellte sie ihre Blätter wie ein Regenschirm auf und leitete so das Wasser ab. Keine Mühe war ihr zu groß um ihr Ziel zu erreichen. Sie wollte größer werden. Mindestens so groß wie die Blaubeere, um ab und zu einen Blick über die Mauer werfen zu können.
Nach ein paar Wochen merkte Rotbeere, dass sich etwas veränderte. Ihre Stängel wurden tatsächlich länger."Bald werde ich so groß wie Blaubeere sein!", freute sich Rotbeere und strengte sich noch mehr dafür an. Von niemandem wollte sie dabei abgelenkt oder gestört werden. Jetzt hatten auch Blaubeere, Johannisbeere und Stachelbeere die Veränderung bemerkt. Rotbeere war gewachsen, die Stängel waren länger, aber auch dünner. Mit Sorge schauten sie auf die dünnen Stängel. "Die Früchte werden zu schwer für sie", dachten sie. "Sei vorsichtig. Auch Bäume wachsen nicht in den Himmel!", warnte Blaubeere. Aber Rotbeere wollte das alles nicht hören und redete sich ein: "Blaubeere ist nur neidisch und will verhindern, dass ich über die Mauer schauen kann."

Dann war es soweit. Rotbeere konnte über die Mauer sehen. Sie zitterte vor Aufregung. Was es da alles zu sehen gab! Aufregende Tage lagen vor Rotbeere. Einiges kam ihr bekannt vor aus den Erzählungen von Johannisbeere und Stachelbeere. Manches hatte sie sich in Gedanken schöner vorgestellt, wenn diese davon berichteten. Nach einiger Zeit merkte Rotbeere, dass hinter der Mauer nicht jeden Tag interessante Dinge passierten. Sie war ein bisschen enttäuscht und langweilte sich. Im Garten kümmerte sich aber niemand mehr um sie. Zu oft hatte sie gesagt: "Ich hab keine Zeit, ich muss mich um wichtigere Dinge kümmern." Auf einmal merkte Rotbeere, wie einsam sie war.

Zu allem Unglück zog auch noch ein heftiges Gewitter auf. Mit aller Kraft versuchte sich Rotbeere gegen den heftigen Sturm zu wehren. Vergebens! Er wirbelte ihre langen dünnen Stängel mit den dicken Beeren so lange hin und her, bis sie umknickten und die schönen roten Früchte auf der matschigen Erde lagen. Der einsetzende Patzregen zerzauste die großen Blätter und knickte deren Stiele ebenfalls um. "Welch ein Unglück! Alles umsonst. Die ganze Anstrengung umsonst!", jammerte Rotbeere verzweifelt.
Als das Gewitter weiter gezogen war, sahen alle das Elend. Blaubeere, Johannisbeere und Stachelbeere versuchten Rotbeere zu trösten und halfen ihr so gut es ging. Ein paar kleine Blätter und Stängel hatten Sturm und Regen unversehrt überstanden. In ein paar Wochen würde Rotbeere sich wieder erholt haben.

"Ihr habt Recht", meinte Rotbeere plötzlich. "Auch Bäume wachsen nicht in den Himmel. Manchmal stellt man sich in Gedanken auch etwas schöner und wichtiger vor, als es in Wirklichkeit ist. Nennt mich wieder Erdbeere. Ich finde, der Name passt ganz gut zu mir."
 

HelenaSofie

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Warum die Erdbeere nicht mehr Rotbeere heißt

Die Sonne strahlte vom Himmel und mit jedem Tag wurde es ein wenig wärmer. In dem kleinen Garten am Rande des Dorfes hingen bereits kleine Früchte an den Beerensträuchern. Noch waren sie grün, aber in ein paar Wochen werden sie eine andere Farbe haben.
Johannisbeere freute sich jetzt schon auf ihre glänzenden schwarzen Früchte, Stachelbeere auf ihre saftigen gelben und Blaubeere auf die vielen graublauen Früchte. Aber bis dahin dauerte es noch etwas und sie versuchten, sich die Wartezeit zu vertreiben.
Stachelbeere und Johannisbeere waren schon lange im Garten und sie wussten viele Geschichten von früher zu erzählen. Aber auch jetzt gab es jeden Tag interessante Dinge hinter der Gartenmauer zu beobachten. Johannisbeere und Stachelbeere waren hoch gewachsen und konnten über die Gartenmauer schauen. Blaubeere hörte ihnen gerne zu, wenn sie von dem Leben hinter der Gartenmauer berichteten. Ab und zu, wenn es besonders spannend wurde, versuchte sie, einen Blick über die Mauer zu werfen. Dazu musste sie sich aber recken und strecken, und das war ihr mit der Zeit zu anstengend. Sie begnügte sich lieber mit dem, was Stachelbeere und Johannisbeere von dem Leben hinter der Mauer berichteten.

Es gab aber jemanden im Garten, dem das nicht genügte. Das war die Erdbeere. Am Anfang fand sie die Geschichten und Berichte noch interessant. Aber sie war schon immer neugierig und wollte alles genau wissen. Mit ihren vielen Fragen wurde sie Johannisbeere und Stachelbeere manchmal lästig und sie taten so, als ob sie diese nicht gehört hätten.
"Selber sehen ist etwas anderes als es erzählt bekommen", dachte Erdbeere. Aber so sehr sie sich auch reckte und streckte, über die Mauer konnte sie nicht sehen. "Warum bin ich so klein und nicht so hoch gewachsen wie Johannisbeere und Stachelbeere? Hinter der Mauer findet das aufregende Leben statt und ich bekomme davon nichts mit. Ich sehe immer nur, was um mich herum auf der Erde passiert", dachte sie. "Das muss sich ändern!", beschloss Erdbeere.
"Ich will nicht mehr weiter eine Erdbeere sein und deshalb auch nicht mehr so heißen. Nennt mich ab heute... Rotbeere." Blaubeere, Johannisbeere und Stachelbeere glaubten, nicht richtig gehört zu haben. "Was mag sie vorhaben?", überlegten sie. In den folgenden Tagen war Rotbeere auffallend still und stellte auch keine neugierigen Fragen mehr. Sie war den ganzen Tag mit etwas beschäftigt und hatte keine Zeit für ihre Freunde. Die drei kamen aus dem Staunen nicht heraus über das, was sie dann sahen.

Bei Sonnenschein streckte Rotbeere ihre Stängel der Sonne entgegen. "Sonne ist wichtig. Ich will ganz viele Sonnenstrahlen einfangen", dachte sie. War es sehr heiß, stellte sie ihre großen Blätter wie ein Sonnenschirm auf. "Zu viel Sonne könnte schaden und die Stängel austrocknen", überlegte sie. Hatte sie Durst, so bildeten ihre Blätter eine Regenrinne, so dass der Regen leicht den Weg zu ihren Wurzeln fand. Regnete es zu lange und zu viel, stellte sie ihre Blätter wie ein Regenschirm auf und leitete so das Wasser ab. Keine Mühe war ihr zu groß um ihr Ziel zu erreichen. Sie wollte größer werden. Mindestens so groß wie die Blaubeere, um ab und zu einen Blick über die Mauer werfen zu können.
Nach ein paar Wochen merkte Rotbeere, dass sich etwas veränderte. Ihre Stängel wurden tatsächlich länger."Bald werde ich so groß wie Blaubeere sein!", freute sich Rotbeere und strengte sich noch mehr dafür an. Von niemandem wollte sie dabei abgelenkt oder gestört werden. Jetzt hatten auch Blaubeere, Johannisbeere und Stachelbeere die Veränderung bemerkt. Rotbeere war gewachsen, die Stängel waren länger, aber auch dünner. Mit Sorge schauten sie auf die dünnen Stängel. "Die Früchte werden zu schwer für sie", dachten sie. "Sei vorsichtig. Auch Bäume wachsen nicht in den Himmel!", warnte Blaubeere. Aber Rotbeere wollte das alles nicht hören und redete sich ein: "Blaubeere ist nur neidisch und will verhindern, dass ich über die Mauer schauen kann."

Dann war es soweit. Rotbeere konnte über die Mauer sehen. Sie zitterte vor Aufregung. Was es da alles zu sehen gab! Aufregende Tage lagen vor Rotbeere. Einiges kam ihr bekannt vor aus den Erzählungen von Johannisbeere und Stachelbeere. Manches hatte sie sich in Gedanken schöner vorgestellt, wenn diese davon berichteten. Nach einiger Zeit merkte Rotbeere, dass hinter der Mauer nicht jeden Tag interessante Dinge passierten. Sie war ein bisschen enttäuscht und langweilte sich. Im Garten kümmerte sich aber niemand mehr um sie. Zu oft hatte sie gesagt: "Ich hab keine Zeit, ich muss mich um wichtigere Dinge kümmern." Auf einmal merkte Rotbeere, wie einsam sie war.

Zu allem Unglück zog auch noch ein heftiges Gewitter auf. Mit aller Kraft versuchte sich Rotbeere gegen den heftigen Sturm zu wehren. Vergebens! Er wirbelte ihre langen dünnen Stängel mit den dicken Beeren so lange hin und her, bis sie umknickten und die schönen roten Früchte auf der matschigen Erde lagen. Der einsetzende Patzregen zerzauste die großen Blätter und knickte deren Stiele ebenfalls um. "Welch ein Unglück! Alles umsonst. Die ganze Anstrengung umsonst!", jammerte Rotbeere verzweifelt.
Als das Gewitter weiter gezogen war, sahen alle das Elend. Blaubeere, Johannisbeere und Stachelbeere versuchten Rotbeere zu trösten und halfen ihr so gut es ging. Ein paar kleine Blätter und Stängel hatten Sturm und Regen unversehrt überstanden. In ein paar Wochen würde Rotbeere sich wieder erholt haben.

"Ihr habt Recht", meinte Rotbeere plötzlich. "Auch Bäume wachsen nicht in den Himmel. Manchmal stellt man sich in Gedanken auch etwas schöner und wichtiger vor, als es in Wirklichkeit ist. Nennt mich wieder Erdbeere. Ich finde, der Name passt ganz gut zu mir."
 



 
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