Was bedeutet sterben?

Was bedeutet sterben?

Wenn ich mit einem Kind über das Sterben sprechen müßte, dann würde ich ihm vielleicht von den Raupen erzählen, die sich irgendwann verpuppen, wie tot in ihrem Kokon liegen, sich aber dort, unsichtbar für andere verwandeln, um bald ihr neues Leben als Schmetterling zu beginnen.

Gibt es eine allgemein gültige Definition für das Sterben?
Ich schaue ins Lexikon und finde die Begriffe wie Sterbegeld, Sterbekassen und Sterbesakramente erklärt, nichts über das Sterben selbst.

Also muß ich mir meine eigenen Gedanken darüber machen.

Für mich ist das Sterben WANDEL und es begleitet mich mein ganzes Leben.
Denn das ganze Leben ist auch Sterben.
Körperzellen sterben ab und neue entstehen...
ein Tag geht mit der Dunkelheit zu Ende, ist unwiederbringlich verloren, nicht wiederholbar, lebt nur noch in der Erinnerung weiter. Doch vielleicht sind wir um einige Erfahrungen reicher, die unser Leben verändern, uns neue Möglichkeiten eröffnen...
viele Pflanzen verabschieden sich im Herbst von uns, manche endgültig, andere begeben sich nur zur Ruhe und sammeln Kräfte für das kommende Jahr...
eine große Liebe stirbt, hinterläßt Schmerz und Narben. Doch mit der Zeit können die Verhärtungen heilen, sich das Herz wieder öffnen...
nahestehende Menschen sterben, hinterlassen Lücken, aber auch Spuren...

Sterben ist Abschied und Abschied kann manchmal sehr weh tun.
Nichts scheint mir jedoch wirklich verloren zu gehen
und wenn Schmerz und Trauer trotzdem einmal zu groß werden,
denke ich an einen tröstlichen Spruch, den ich vor Jahren auf einer Trauerkarte las:
„Sterben ist lediglich das Umschlagen einer Seite im Buch des Lebens."


ein wenig nachdenklich

Gänseblümchen
 

winko

Mitglied
Nette Gedanken

Hallo Du!!

Das sind wirklich nette Gedanken die du da niedergeschrieben hast. Die Stelle mit der Raupe hat mich sehr zum nachdenken angeregt - mit dieser Erklärung wäre es für viele leichter mit dem Tod umzugehen! Dein Text hat mich sehr angesprochen!!!

Wünsche dir ein schönes Wochenende
Liebe Grüße
Alex
 
von der Raupe zum Schmetterling

Hallo Alexander,

zunächst einmal herzlichen Dank für Deine Antwort.
Es tut gut, eine positive Reaktion zu einem für mich heiklen Thema zu bekommen
und sie hat mir Mut gemacht, eine Geschichte in der Rubrik Erzählungen zu veröffentlichen.
Ich muß allerdings ehrlich zugeben, daß die Idee mit Raupe, Kokon und Schmetterling nicht von mir stammt, sondern daß ich sie vor langer Zeit einmal gelesen habe und sie mich ähnlich angesprochen hat wie Dich. Ich bin mir nicht sicher, aber ich meine, sie in einem Buch von Elisabeth Kübler-Ross entdeckt zu haben.

Auch Dir ein schönes Wochenende
mit lieben Grüßen
Susanne


PS: Erinnere mich gerade an ein Haiku,
daß ich mal zu einem ähnlichen Thema geschrieben habe:

Reise nach Innen
Schmetterlingserinnerung
Todesschlaf durchlebt
 
G

Gegge

Gast
Hallo Gänseblümchen,

Auch mir hat dein Text sehr gut gefallen.
Schade, daß die Idee mit die Idee mit Raupe, Kokon und Schmetterling nicht von Dir stammt ...

... aber auch der Rest vom Text ist durchaus lesenswert.

Gruß Gegge
 
Danke schön, Gegge,
habe mich über Deinen Kommemtar sehr gefreut,
macht mir Mut zum Weitermachen.
Ja, es ist schade, daß diese Idee nicht von mir stammt,
aber ich habe sie inzwischen so in mein Denken integriert, daß es mir erst später auffiel, sorry.

Liebe Grüße und einen schönen Sonntag
Gänseblümchen
 

Intonia

Mitglied
Hallo Gänseblümchen,

Dein Text über das Sterben ist sicher nicht sehr ausführlich für ein so komplexes Thema, aber ich finde ihn trotzdem sehr gelungen. Dass Du etwas aufgegriffen hast, was ein(e) andere(r) schon nieder geschrieben hat, ist absolut legal. Jeder Mensch braucht Anregungungen anderer, durch die seine Erkenntnis und sein Bewusstsein entwickelt werden. Nur wörtlich Zitate oder Forschungsergebnisse müssen mit Quellenangabe versehen sein. Ich selbst habe auch viel, u.a. von Elisabeth Kuebler-Ross über das Sterben gelesen und würde bei einem eigenen Text über dieses Thema bestimmt unbewusst meine (vielmehr ihre) Erkenntnisse aus diesen Büchern mit einfliessen lassen. Es geht ja gar nicht anders. Alles was wir lernen und wissen, lernen wir ja von anderen. Auch wenn wir eigene Theorien entwickeln, haben die ihren Ursprung in dem, was wir uns vorher von Anderen angeeignet oder erfahren haben.

Liebe Grüsse
Intonia
 
nachdenklich

Hallo Intonia,

danke für Deine Antwort und für Dein Verständnis, was das Einbauen und Lernen aus den Gedanken anderer angeht.

Du schreibst auch: Dein Text über das Sterben ist sicher nicht sehr ausführlich für ein so komplexes Thema.

Hm... Treffer! Und es fällt mir sehr schwer, Dir darauf zu antworten.
Das Sterben scheint ein stetiger Begleiter meines Lebens geworden zu sein und ich könnte sehr viel darüber schreiben. Da sind auf der einen Seite das Erfahrene, das darüber Gelesene, das dazu Erarbeitete, Vertrauen und Hoffnung und auf der anderen Seite nach 31 Jahren immer noch die Trauer und dieser Schmerz um den Verlust eines geliebten Menschen, die mir immer wieder große Unsicherheit bescheren und jeden noch so kleinen Abschied zur Qual machen können.
Du siehst, ich bin mit diesem Thema lange noch nicht durch und vielleicht erklärt das, warum ich mich nur auf den Aspekt des Wandels beschränkt habe.
Ich habe bewußt das Thema Sterben gewählt, um mich wieder damit auseinandersetzten zu müssen und genauso bewußt darin beschränkt, um es auch verkraften zu können.

Liebe Grüße und einen guten Start in die Woche

Gänseblümchen
 

winko

Mitglied
Kopf hoch

Glaub' mir liebes Gänseblümchen du bist nicht allein!! Viele Menschen können nur schwer mit dem Verlust eines geliebten Menschen umgehen. Auch ich habe nach über drei Jahren noch immer nicht den Tod meiner Freundin überwunden und ich weiß ich werde nie darüber hinwegkommen! Sie war schließlich erst 18 und hatte noch alles vor sich. Sicher hast auch du dir die Frage gestellt "Warum?" Ich habe lange nach Antworten darauf gesucht bin aber zu dem Schluß gekommen daß uns das Leben diese Antwort wohl schuldig bleiben wird.

Auch mir hat dann das Schreiben geholfen besser damit umzugehen! Man schreibt sich den ganzen Schmerz, die zermürbende Trauer einfach von der Seele.

Ich wünsche dir auf jeden Fall viele schöne besinnliche Stunden in denen du mit einem Gefühl der inneren Zufriedenheit und Freude an die gemeinsamen Stunden mit der "verlorenen" Person denkst!

Hier noch ein kleines Gedicht daß ich nach dem Tod von Michaela geschrieben habe und daß mir persönlich geholfen hat meine Trauer "kurzfristig" zu überwinden:


Du lebst in mir...!

Ein letzter Atemzug
ein letzter Blick
tiefe gähnende Leere in den Augen
gebrochen von der Traurigkeit einer Träne
schweren Herzens geben wir dich frei!
in die Unendlichkeit des Unbekannten
doch du lebst weiter

...in mir!

Mein Herz schlägt im Takt der Erinnerung
Verankert auf ewige Zeit!
 
Hallo Alexander,

einfach nur ein von ganzem Herzen kommendes Dankeschön
und viel Kaft, Vertrauen, Zuversicht und Lebensfreude für Dich.

mit lieben Grüßen
Gänseblümchen
 

Intonia

Mitglied
Hallo Gänseblümchen,

wenn man ein bestimmtes Alter und die nötige Reife erreicht hat, beschäftigt man sich automatisch mit dem Thema Tod, auch ohne "zwingenden Grund". Vielleicht ist es einfach Neugier, vielleicht Angst vor dem Ungewissen aber Unvermeidbaren. Leben und Tod sind untrennbar, natürlich. Deshalb kann man den Tod nicht verstehen ohne das Leben zu verstehen. Ich habe in den letzten Jahren ziemlich viel darüber gelesen und die Zusammenhänge verstehen gelernt. Ich habe keine Angst mehr vor dem Tod und für mich hat er auch jeden Schrecken verloren. Wenn man liebe Menschen verliert, so hinterlassen sie eine Lücke. Es bleibt aber die Liebe, die man anderen Menschen zukommen lassen sollte, die an die Stelle des Verstorbenen treten. Das Mitleid braucht der Tote nicht. Die Gefühle des Leids entstehen durch den Verzicht auf den lieben Menschen, sind also im Grunde Gefühle des Mitleids mit sich selbst, des Selbstmitleids. Denk mal darüber nach. Ich habe schon einmal darüber in der Leselupe diskutiert und würde gern Deine Meinung dazu wissen. Ich habe unter dem folgenden Link einige Aphorismen zum Thema Leben und Tod geschrieben. Vielleicht kannst Du auch dazu einen Kommentar schreiben. Es würde mich freuen.
http://www.leselupe.de/lw/showthread.php?threadid=13796&pagenumber=1


Hallo winko,

Du hast aus dem Gefühl des Schmerzes und der Liebe ein sehr schönes Gedicht geschrieben. Ich glaube, dass alles im Leben einen Sinn hat, weil es letztlich logisch wäre. Deshalb ist auch ein früher Tod nicht umsonst, sondern dieses Leben kann schon seinen Zweck erfüllt haben. Es ist sicher schwer, sich damit abzufinden und noch schwerer, so etwas zu begreifen. Aber wenn wir an die Unsterblichkeit der Seele glauben, dann wird es etwas erträglicher und hoffentlich auch verständlicher. Vielleicht wirst Du eines Tages ganz klar erkennen, dass der Tod Deiner Freundin auch für Dich einen Sinn hatte. Behalte die schöne Erinnerung an sie in Deinem Herzen. Aber verschliesse Dich nicht dem Leben. Ich wünsche Dir alles Gute.

Liebe Grüsse
Intonia
 



 
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