Was macht das Faultier im Kühlschrank oder Wenn Barbaren Kinder haben

Pinky

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Nervös drehte er am Stiel seiner Axt. Er hatte seinen besten Lendenschurz angezogen, die Ledermontur extra nochmals gereinigt und die doppelte Klinge seiner Axt so lange poliert und geschliffen, dass er sich heute Morgen damit hatte rasieren können ohne einen Spiegel zu benötigen. Er hatte sich sogar am Vorabend von seiner Frau die Knoten aus seinen langen, verfilzten Haaren frisieren lassen, was sonst nur zweimal im Jahr geschah (zu ihrem Hochzeitstag und wenn sie die Eltern seiner Frau besuchten). Er hatte monatelang nicht mehr so gut ausgesehen wie heute, und er hatte sich Dutzend Mal zurechtgelegt und wieder verworfen, was er sagen würde, bis es ihm perfekt erschien. Sein Problem war, dass er nicht sonderlich gut war mit Worten und bis auf ein paar Standardsätze, die man schon in der Grundausbildung beigebracht bekam, brauchte er in seinem Job auch nicht viel zu sagen. Er ließ seine Axt sprechen, wie es so schön hieß. Aber für heute hatte er sich die richtigen Worte zurechtgelegt, dessen war er sich sicher.
Dennoch war er nervös. Unruhig und furchtbar aufgeregt. Und so wetzte er auch auf dem aus harten Lederstreifen gewobenen Sessel im Vorzimmer seines Vorgesetzten herum. Die hübsche, blonde Sekretärin, die hinter dem riesigen, grob behauenen Schreibtisch fast verschwand, blickte immer wieder missbilligend zu ihm hinüber. Er grinste verlegen zurück.
Etwas summte auf dem großen Schreibtisch und die Sekretärin sprach in eine kleine Box hinein. Er verstand nicht, was sie sagte. Er war zu aufgeregt, um zuzuhören. Als sie sich ihm zuwandte, platschte etwas hinter dem Schreibtisch als würde ein Fisch ins Wasser springen.
"Sie können reingehen, er erwartet Sie jetzt!" sagte die Sekretärin. Sie war eine Nixe, die einer der Angestellten von einem Raubzug mitgenommen hatte. Sie war fleißig und man sah ihr fast nicht an, dass sie schon auf die vierhundert zuging. Außerdem war sie recht genügsam, da sie sich ihr Seegras – als bekennende Vegetarierin und Befürworterin biologischer Ernährung – selbst in einem kleinen Aquarium neben ihrem Schreibtisch zog. Ihr einziger Nachteil war, dass sich um diesen Schreibtisch gelegentlich Pfützen bildeten, da sie in einem Wasserbottich saß.
All das ging ihm jetzt nicht durch den Kopf als er seinen muskelbepackten Körper aus dem Lederstuhl hievte. Er selbst war Barbar, aber dennoch rutschte ihm fast seine Axt zwischen den Fingern davon als er in das Büro seines obersten Vorgesetzten, des Geschäftsleiters persönlich, ging, um um eine Gehaltserhöhung zu bitten.
Der Barbar klopfte, öffnete vorsichtig die Tür und trat ein als würde er sich ins Allerheiligste der Todespriester von Kwor vorwagen, die ihn nicht bemerken durften bevor er ihnen die Köpfe abschlug. Sein Boss jedoch bemerkte ihn, würde damit seinen Kopf behalten, und winkte ihn ermutigend herein. Aus irgend einem Grund sank dadurch der Mut des Barbaren noch weiter.
Der Geschäftsleiter vertiefte sich wieder in die Unterlagen auf seinem Schreibtisch bis der Barbar direkt vor ihm stand, blickte dann auf und deutete noch in der gleichen Bewegung auf einen Stuhl.
"Bitte, setzen Sie sich doch. Was kann ich für Sie tun? Möchten Sie etwas trinken? Tee, Kaffee, Rum?" Aber noch bevor der Barbar etwas antworten konnte, hatte sein Gegenüber auch schon auf den Knopf der Gegensprechanlage gedrückt und nach draußen ins Vorzimmer verkündet: "Ach, Fräulein Tochter des Königs aus dem See, seien Sie doch so nett und bringen Sie uns zwei Kaffee, einen mit Milch und Zucker, einen mit Rum." Er sah den Barbaren fragend an, wartete das zustimmende Nicken jedoch gar nicht erst ab. Er gehörte zu jener enthusiastischen Sorte von Führungskräften, die sich ganz ungezwungen und freundlich gaben, um eine gewisse intime Nähe zu ihren Angestellten herzustellen und dabei keine Ahnung hatten, mit wem zum Teufel sie eigentlich gerade sprachen. "Und bringen Sie mir die Personalakte von ... von ... na, Sie wissen schon. Danke!"
"Ach, ich wünschte, sie würde endlich ihren Namen ändern lassen", wandte er sich damit wieder an den Barbaren, "aber so verlangt es nun mal die Tradition. Was soll's!" Er zuckte die Schultern. "Also, was kann ich für Sie tun?"
Der Barbar sah sich hilfesuchend um: Der Schreibtisch, Aktenschränke, eine ungemütlich aber teuer aussehende Liege, eine kleine Schatztruhe, die als Portokasse diente, ein Kalender mit Termineintragungen und rot markierten Tagen (jedes Monat zeigte das Bild einer der Priesterinnen der Göttin Lo), ein Bild von der Familie seines Vorgesetzten auf dem Schreibtisch und dessen erste Keule an der Wand, daneben der Kopf des ersten Trolls, den er damit erschlagen hatte. Das alles half ihm aber nicht weiter. Er hatte das Monster vom Berg Horn besiegt, hatte die drei feurigen Jungfrauen gerettet und den goldenen Brunnen ewigen Reichtums gefunden (Berufsehre und Tatendrang hatten ihn allerdings davon abgehalten, ihn zu behalten und sich zur Ruhe zu setzen), und noch jedes Abenteuer hatte mehr oder weniger mit einem gewaltigen Axthieb begonnen. Jetzt aber wusste er einfach nicht, wie er anfangen sollte. Dabei hatte er die Worte so schön formuliert und zurechtgelegt Jetzt jedoch wollten sie nicht wieder raus, sondern versuchten stattdessen sich verschreckt hintereinander zu verstecken.
Axthiebe würden da wohl auch keine helfen.
"Na los, immer raus damit!"
Damit wischte sein Vorgesetzter auch noch die letzten wohldurchdachten Worte des Barbaren fort und ließ nur noch blanke Leere zurück.
Mit einem entsprechend verzweifelten Blick.
"Ich ... ich brauche mehr Geld", brachte der Barbar schließlich mühsam hervor.
"Soso, eine Gehaltserhöhung also." Aber das Eintreten der Sekretärin bewahrte den Barbaren davor, das zu bestätigen. Wobei, Eintreten war eigentlich das falsche Wort, kam doch die Nixe mitsamt ihrem Bottich hereingerollt, platzierte Kaffee und Personalakte auf den Schreibtisch ihres Chefs und rollte ebenso wortlos wieder hinaus. Eine kurze Stille folgte nachdem sich die Tür hinter ihr geschlossen hatte und jeder dachte bei sich, dass Nixen sich vielleicht etwas überziehen sollten wenn sie an Land waren und in einem Büro arbeiteten.
"Dann wollen wir mal sehen!" unterbrach schließlich sein Boss die Stille und angelte sich die Personalakte des Barbaren, schlug sie auf und begann darin zu blättern.
Die Personalakten waren allesamt in Ogerhaut gebunden, gefärbt nach der Länge der Zugehörigkeit zur Firma: Neulinge bekamen ein einfaches Natur-Grün, Die Führungsschicht war in Gold gehalten und altgediente Mitarbeiter in Silber, alle übrigen in Bronze. Es gab Gerüchte, wonach die Personalakte des Gründers – in welchem Drachenmagen er nun auch immer ruhen möge – in die steinharte Haut eines Eisenogers gebunden war, den man zu seinem fünfzigsten Geburtstag erlegt hatte. Kaum ein Barbar erreichte dieses schon fast biblische Alter wenn er sich nicht schon wenigstens ein Jahrzehnt früher in die Verwaltung versetzen ließ. Der Gründer jedoch war mit fünfundfünfzig immer noch auf Abenteuerfahrt gegangen und erst letztes Jahr hatte die Agentur seinen sechzigsten Geburtstag gefeiert – in seiner Abwesenheit allerdings und aller Wahrscheinlichkeit nach posthum.
Die Personalakte des Barbaren war Silber.
"Sie sind seit fast zwölf Jahren bei unserer Firma. Verheiratet, drei Kinder ..."
"Ja, das macht das Leben nicht gerade billiger", seufzte der Barbar. "Der Kleine ist eben erst aus seinem Lendenschurz rausgewachsen, unser Ältester kommt in die nächste Schulstufe und braucht jetzt seine erste Axt. Sie wissen ja, mit zehn kann man einfach nicht mehr mit den kleinen Schwertern kämpfen. Und wissen Sie, wie viele Spielsachen unser Kleinster schon am Tag zerschlägt?" Väterlicher Stolz schwang in der Stimme des Barbaren mit. "Ein richtiges Naturtalent ist er, nicht mehr lang und er geht an die Möbel." Er grinste, zufrieden mit seinen Sprösslingen, wurde aber gleich wieder ernst. "Aber das ist alles nicht billig, Leben muss man ja auch von irgendwas."
"Ach, erzählen sie mir nichts", winkte der Geschäftsleiter etwas unwirsch ab. Jammerei konnte er von einem seiner Barbaren nicht gerade brauchen. "Ich weiß doch noch genau, wie viel ein Liter Milch kostet."
"So, wieviel?" wollte der Barbar schon fragen, hielt sich aber im letzten Moment zurück. Seine Vorgesetzten zu provozieren während man ihn um mehr Geld bat hielt er nicht unbedingt für ratsam.
Der aber beantwortete die unausgesprochene Frage trotzdem.
"Zwei Gulden nämlich!" stellte er bestimmt fest, und der Barbar fragte sich, woher dieser Mann seine Milch bezog und was in dieser drin war. Möglich, dass sie ja von den Heiligen Kühen von Scherm kam ...
"Und Ihre Frau?" erkundigte sich der Geschäftsleiter, gedanklich schon wieder völlig anderswo. "Arbeitet die auch?"
"Äh, ja", erwiderte der Barbar, nicht ganz sicher was das jetzt mit seiner Gehaltserhöhung zu tun hatte. "Aber, äh, nur halbtags. Wegen der Kinder. Das ist nämlich ganz praktisch, sie arbeitet als Waldnymphe und ihr Wald ist gleich hinter unserem Mietzelt."
"Mietzelt?" wiederholte der Geschäftsleiter mit hochgezogener Augenbraue.
"Äh, ja." Bei den Göttern, schon lange hätte er sich ein Eigentumszelt gekauft, denn das war genau die Reaktion die er jedes Mal bekam wenn das Thema Wohnungen zur Sprache kam. Sogar von seiner Frau. Aber bei den Preisen konnte sich ja kaum mehr jemand die eigenen vier Felle leisten und Kredit bekamen sie sowieso keinen. Freilich, die Schwiegereltern würden ihnen schon etwas Geld geben, wie seine Frau es gelegentlich für nötig befand ihn zu erinnern, aber wenn er mit seinem Schwiegereltern nicht reden musste, war der Barbar nun mal auch nicht böse, und schon gar nicht wollte er vor ihnen zugeben, dass er es grade so schaffte ihre Tochter und Enkelsöhne zu ernähren. Der Vater seiner Frau war nämlich einer dieser richtig versnobten Herrscher irgendeines halbverschollenen Dschungelkönigreichs, das aber immer rechtzeitig zu den Familienfeiern wieder auftauchte, und die Mutter züchtete aus lauter Langeweile – oder sozialem Engagement, wie sie es nannte – in ihrer Freizeit Affenmenschen, um sie dann in die Freiheit zu entlassen – wo sie dann aber ohnehin nur von dem Barbaren und seinesgleichen wieder erschlagen wurden. Kein Wunder, dass sie seinem Beruf mit Vorbehalten begegnete und jedes Mal sauer auf ihn war, wenn sie zu Besuch kamen.
"Ah, ich erinnere mich an ihre Frau", sagte sein Boss plötzlich und sah den Barbaren direkt an. "Ja, sie hat doch zur letzten Betriebsfeier diesen sagenhaften Kuchen mitgebracht, mit Beeren oder so. Nur natürliche Zutaten jedenfalls. Meine Sekretärin zumindest war begeistert."
"Äh, ja", bestätigte der Barbar vorsichtig. Stolz und Verlegenheit stritten sich um die Vorherrschaft bei seinem Gemütszustand. Er war nicht ganz sicher, ob es ein gutes oder schlechtes Zeichen war, dass sich sein Boss an den Beerenkuchen seiner Frau erinnerte. "Sie achtet sehr auf so was, gibt mir auch immer Vollkornbrote mit auf die Fahrten, aber davon wird man ja nicht satt und ..."
Moment mal, unterbrach sich der Barbar selbst, um die ernährungstechnischen Konflikte zwischen ihm und seiner Frau zu diskutieren war er nicht hier, er wollte eine Gehaltserhöhung! Dieses Thema ging nur ihn und seine Frau was an – und vielleicht noch ihren Kühlschrank, für den sie sich übrigens nicht einmal ein vernünftiges Faultier leisten konnten.
Aber sein Boss hatte ohnehin nicht zugehört sondern studierte weiterhin seine Akte.
"War sie nicht auch früher Priesterin?" erkundigte er sich geistesabwesend.
"Wer?" fragte der Barbar.
"Ihre Frau." Die Frauen vieler Barbaren waren Priesterinnen vor ihrer Heirat. Oder Prinzessinnen. Man lernte nicht viele andere kennen in dieser Branche, und nur ganz selten heiratet man eine Barbarin. Das gab bloß immer viel zu viele Komplikationen und außerdem äußerst gewalttätige Ehekrisen.
"Äh, ja. Aber sie musste aufhören wegen der Kinder." Diese hatten nämlich nie Ruhe gegeben während der Messen und ständig mit den Opfermessern gespielt wenn man nicht höllisch aufpasste, und damit konnte man sich gewaltig weh tun.
Während einer dieser Messen hatten sie sich auch kennen gelernt, der Barbar und seine Liebste. Sie war Priesterin gewesen und er hatte ihren Tempel überfallen; den Rest konnte man sich ja denken. Später einmal hatte sie ihm erzählt, dass sie in frühester Jugend eigentlich immer Götteropfer werden wollte, hatte aber später ihre Meinung geändert wegen der schlechten Karriereaussichten.
Tiefes Schweigen hatte sich ausgebreitet während der Geschäftsleiter noch immer über der Personalakte brütete. Langsam kam in dem Barbaren der Verdacht hoch, dass er gar nicht wirklich darin las, sondern das nur machte, um die Sache hinaus zu zögern und ihn nervös zu machen.
Zugegeben, es wirkte. Der Barbar fühlte sich bereits ziemlich unbehaglich und suchte nach den richtigen Worten um die Stille zu füllen. Er drehte wieder an seiner Axt, blickte von einer Wand zur anderen, holte mehrmals tief Luft und meinte dann:
"Hören Sie, ich bin einer Ihrer besten Barbaren. Ich raube in der Woche mehr Tempel aus als irgend ein anderer meiner Kollegen."
"Ich weiß", erwiderte sein Boss und sah ihn an. "Deshalb haben wir auch schon haufenweise Beschwerden diverser religiöser Gemeinschaften."
"Ist es etwa verkehrt, wenn man seinen Job gut macht?" wollte der Barbar wissen.
"Aber nein, ganz und gar nicht. Verstehen Sie mich nicht falsch, aber Sie sind vielleicht etwas ... überproduktiv. Nicht, dass ich etwas gegen gesteigerte Produktivität hätte, ganz im Gegenteil, aber Sie sollten ihr Angebot etwas diversifizieren. Verbreitern, sozusagen. Überfallen Sie nicht nur Tempel, sondern reiten Sie wieder mal gegen die Nordmänner, suchen Sie versunkene Städte, halten Sie einen größenwahnsinnigen Magier davon ab, die Herrschaft an sich zu reißen. Ich sehe in Ihrer Akte, dass beispielsweise die Anzahl der von Ihnen wiederentdeckten magischen Gegenstände ziemlich gesunken ist in letzter Zeit. Haben Sie keine dunklen Helfer in finsteren Gassen, die Ihnen irgendwelche Hinweise zuflüstern?"
"In letzter Zeit nicht", gestand der Barbar ein. "Mein dunkler Helfer ist auf Urlaub und zur Zeit hilft mir nur die alte Frau vom Gemüsemarkt, und deren Hinweise lassen leider auch etwas zu wünschen übrig. Seit die Helfergewerkschaft drei Wochen Mindesturlaub durchgesetzt hat, ist der Informationsfluss einfach nicht mehr der selbe. Aber es wird besser werden, sobald mein dunkler Helfer wieder aus dem Urlaub zurück ist, ganz sicher!"
"Also schön", meinte der Geschäftsleiter und klappte den Deckel der Akte zu, "wieviel hätten Sie sich denn überhaupt vorgestellt?"
"Naja", sagte der Barbar leise und vermied es, seinen Boss anzusehen. Verhandeln war in seinem Beruf auch nicht gerade etwas, worin man Übung bekam. "So hundert Gulden ... vielleicht."
"Hundert Gulden?" wiederholte der Geschäftsleiter; mehr ausdruckslos als aufgebracht über die unverschämte Forderung, was es aber nicht gerade angenehmer machte.
"Und ein neues Pferd. Oder wenigstens einen Zuschuss", fügte der Barbar rasch hinzu.
"Ein neues Pferd?" echote sein Boss, und diesmal klang es eindeutig aufgebracht.
"Oder ein Zuschuss."
"Ist das wirklich nötig?" Sein Boss stand auf und blickte hinunter auf den Parkplatz wo des Barbaren Pferd stand "Was ist falsch mir ihrem alten Pferd?"
"Das? Das doch nur noch ein müder Klepper dem langsam die Mähne ausgeht. Wie sieht das denn aus, ein heranstürmender Barbar ohne wehende Mähne?!"
"Aber Sie haben doch eine Mähne", meinte sein Boss verständnislos.
"Ja, ich, aber nicht mein Pferd! Die müssen beide im Wind flattern wegen der Wirkung! Außerdem soll es mich immer rasch in Sicherheit bringen können, wenn ich mit Goldschätzen beladen bin und der halbe Tempel hinter mir her ist, und nicht mitten am Weg anhalten, weil es von der Gicht geplagt wird." Wegen eben dieser Gicht hätten ihn erst vor kurzem beinahe einige Zentauren erwischt und er könnte jetzt ihre Ställe ausmisten. Dass der alte Gaul auf den Familienausflügen auch schon zum Erbarmen keuchte hatte der Barbar eigentlich auch noch erwähnen wollen, zweifelte jetzt jedoch daran, dass sich sein Vorgesetzter sonderlich für ihr monatliches Picknick am Totenhügel interessieren würde. Für ihn allerdings war es wichtig. Nicht nur, weil er ein Familienmensch war, sondern auch weil er sowieso viel zu viel unterwegs war, und nicht selten kam es dann vor, dass er mehr tot als lebendig heimkam. Außerdem konnte er sich sehr gut vorstellen, wie seine Frau ihren Nymphenkolleginnen in den Kaffeepausen klagte, dass sie jedes Mal Todesängste ausstand wenn er wieder ausritt: was, wenn diesmal das Ungeheuer gewann, die Wächter ein paar zu viel waren oder die Jungfrauen gar nicht gerettet werden wollten – oder noch schlimmer, sie mehr als bloß von ihm gerettet werden wollten. Immerhin, so ähnlich hatten sie sich doch auch kennen gelernt.
Das Pferd musste also her, darauf würde er bestehen!
"Na schön, ich denke, die hundert Gulden gehen in Ordnung", unterbrach da sein Boss seinen Gedankengang. "Aber über das Pferd reden wir erst weiter, wenn sich Ihre Quote wieder verbessert hat, in Ordnung?"
"Ja, in Ordnung. Herzlichsten Dank, Herr ... äh. Wunderbar. Ich bin Ihnen sehr dankbar. Danke!"
"Schon in Ordnung. Wir sehen uns dann in ein paar Wochen wieder. Beste Grüße an die Frau Gemahlin."
"Jawohl, äh, danke, ja", stammelte der Barbar während er rückwärts das Büro verließ. "Herzlichen Dank! Auf Wiedersehen!"
Er schloss die Tür hinter sich und hatte dabei irgendwie das Gefühl dass etwas verkehrt gelaufen war.
 



 
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