Nightingale
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Wasser-Elegie
Meiner Oma gewidmet
Hörtest du das Wasser gefrieren
im Asphalt der Kastanienallee?
Sie platzte auf über Nacht und für Wochen
klirrte das Leergut des Greises, das
er im Einkaufswagen vorbeischob am Haus.
Was draußen war pauste sich durch die Gardine auf
die dafür leere Tapetenwand: Rand
deiner Sonntagsgedanken. Dampf
im Bad und der langsam beschlagende Spiegel, groß
genug für so manches Gedicht. Du sahst dich
durch die Schrift, wenn du schriebst. Danach
sankst du in die Wärme des Wassers,
in die Wärme deiner Erinnerung.
Manchmal sprachst du noch davon:
Die Wassermühle deiner Kindheit.
Wie langsam sie sich drehte, als du
im Fluss tauchtest jenseits der Laute.
Damals war der Mond noch Mond.
Du sahst in ihm noch nicht die Lampe
des SS-Manns, der euch fand
im Kohlenkeller eures Hauses.
Ich dachte an die Wollfaden-Bilder
in deinem Flur, als du erzähltest, so
ein Schmerz in deinen Zügen, als stricktest
du die Erinnerung in deine Haut.
Dein Haus war das letzte der Straße.
Oft hörtest du in der Einfahrt die Autos
wenden, weil sie sich verfuhren, dein Atem,
aufgeregt gesammelt zuvor
(,,Wer kommt dort?"),
kehrte um mit ihnen,
wenn du die letzte Lampe loschst.
Über dich kann ich nur ausschweifend reden,
denn du lebtest wie getauter Schnee.
Und ab und an brachst du den Backstein auf,
dass Vergessenes blüht in der Allee.
Meiner Oma gewidmet
Hörtest du das Wasser gefrieren
im Asphalt der Kastanienallee?
Sie platzte auf über Nacht und für Wochen
klirrte das Leergut des Greises, das
er im Einkaufswagen vorbeischob am Haus.
Was draußen war pauste sich durch die Gardine auf
die dafür leere Tapetenwand: Rand
deiner Sonntagsgedanken. Dampf
im Bad und der langsam beschlagende Spiegel, groß
genug für so manches Gedicht. Du sahst dich
durch die Schrift, wenn du schriebst. Danach
sankst du in die Wärme des Wassers,
in die Wärme deiner Erinnerung.
Manchmal sprachst du noch davon:
Die Wassermühle deiner Kindheit.
Wie langsam sie sich drehte, als du
im Fluss tauchtest jenseits der Laute.
Damals war der Mond noch Mond.
Du sahst in ihm noch nicht die Lampe
des SS-Manns, der euch fand
im Kohlenkeller eures Hauses.
Ich dachte an die Wollfaden-Bilder
in deinem Flur, als du erzähltest, so
ein Schmerz in deinen Zügen, als stricktest
du die Erinnerung in deine Haut.
Dein Haus war das letzte der Straße.
Oft hörtest du in der Einfahrt die Autos
wenden, weil sie sich verfuhren, dein Atem,
aufgeregt gesammelt zuvor
(,,Wer kommt dort?"),
kehrte um mit ihnen,
wenn du die letzte Lampe loschst.
Über dich kann ich nur ausschweifend reden,
denn du lebtest wie getauter Schnee.
Und ab und an brachst du den Backstein auf,
dass Vergessenes blüht in der Allee.