Weihnachts -Schein

Tinka

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Weihnachtsschein

Das Weihnachtsfest steht vor den Tür und damit auch schon fast der anlässlich diese Feiertage zu erwartende Besuch.

„Onkel Paul und Tante Gertrud haben heute angerufen“, verkündet Frauke mit bedeutsamem Unterton, als Florian, ihr Mann, am Abend nach Hause kommt.
„Und?“
Er stellt den nassen Schirm in die Diele, nimmt sie in die Arme und vergräbt sein Gesicht in ihren dunklen Haaren, gerade dort, wo ...
„Sie möchten uns zu Weihnachten besuchen. Nur auf der Durchreise, für eine Nacht. Sie wollen in die Berge und da liegen wir, wie Onkel Paul sagte, ja auf dem Weg. ...... Ih, bist du nass und kalt!“
Florian gibt ihr einen Kuss und hängt seinen Autoschlüssel an den freien Haken.
„Ach, das ist ja schön! Die beiden habe ich seit – warte mal – seit vier Jahren, oder sind es schon fünf, nicht mehr gesehen. Deine Eltern haben sich doch bei unserer Hochzeit gleich prima mit ihnen verstanden. Das wird bestimmt ein nettes Fest werden.“
„Ja, das denke ich auch“, antwortet Frauke, während sie im Geiste schon mit der Planung des Festtagsmenüs beschäftigt ist, überlegt, wo das Rezept für Mutters Lieblingskeksen geblieben sein mag, was sie im Haus vor dem zu erwartenden Besuch noch alles in Ordnung bringen muss und . . .
„Was wollen wir ihnen denn zu Weihnachten schenken? Hast du eine Idee? Paul und Gertrud kenne ich nicht so gut, dass ich weiß, worüber sie sich freuen würden und meine Eltern haben ja eigentlich alles. Was sie brauchen, kaufen sie sich selbst.“
„Du machst immer aus einer Mücke einen Elefanten“, antwortet Florian nun leicht gereizt.
„Weihnachten, als wenn das so etwas Besonders wäre! Wir schenken Onkel und Tante und auch deinen Eltern jeweils 100 Euro. Das ist gerecht und dann können sie sich selbst überlegen, was ihnen Freude macht und es davon kaufen.“
„Wie, einfach so einen Schein? Ist das nicht etwas – wie soll ich das sagen - unweihnachtlich?“, fragt sie zweifelnd.
„Du hast mich gefragt und ich habe dir eine Antwort gegeben! Steck die Scheine in hübsche, farbige Umschläge, schreib was Nettes dazu und kleb ein paar Engelchen oder so was drauf. Sei einfach ein bisschen kreativ, das schaffst du schon. Oder weißt du was Besseres?“
Er lässt sich in den Sessel fallen, zieht sie zu sich auf den Schoß und schaltet den Fernseher ein.

Am Heiligen Abend sitzen dann alle mit dem Verdauen der krossen Weihnachtsgans und der leckeren Kekse beschäftigt träge und etwas maulfaul in der Stube.
Die Kerzen am festlich geschmückten Baum tauchen das Zimmer in ein warmes Licht. Aus dem Radio tönt „Es ist für uns eine Zeit angekommen...“
Onkel Paul erhebt sich etwas schwerfällig, schließt diskret den Hosenbund und meint: „Ich glaube auch, dass nun die Zeit gekommen ist, - die Zeit der Bescherung. Da wir uns so lange nicht gesehen haben, wussten wir nicht so recht, was euch freuen würde.“ Umständlich kramt er einen leicht verknickten, mit Engelchen verzierten Umschlag aus seiner Jackentasche. „Hier bitte, kauft euch davon etwas Schönes!“
Erleichtert lässt er sich in den Sessel fallen und öffnet wieder den Hosenbund.
„Danke“, sagt Frauke und öffnet den Umschlag. „Oh, schau mal Florian - 100 Euro!“ Bedeutungsvoll schaut sie ihren Mann an.
„Na, da wollen wir es doch auch gleich hinter uns bringen! Da, mein Kind, das ist für euch. Kauft euch davon etwas, das euch Freude macht!“ Der Vater schiebt ihr ein mit Engelchen beklebtes goldfarbenes Kuvert zu.
„Oh, noch mal 100 Euro!“ Sie bemüht sich Freude in ihre Stimme zu zaubern. „Vielen Dank!“
Etwas irritiert rutscht sie auf dem Sofa hin und her und versucht verzweifelt den Blick ihres Mannes zu fangen, der aber gerade intensiv mit dem Öffnen einer Flasche Marke ‚Verdauungsschnaps’ beschäftigt ist.
Entschlossen holt sie deshalb nun ihre zwei mit Engelchen verzierten, silbrig glänzenden Umschläge heraus, überreicht sie lächeln und meint: „Auch wir wussten nicht, was wir schenken sollten! Deswegen auch für euch je 100 Euro. Kauft euch davon etwas Schönes, was euch Freude macht.“
Zunächst sehen sie sich, die engelchenbeklebten Kuverts mit den 100 Euro in den Händen, betreten an. Dann aber beginnt Onkel Paul zu lachen – und nach und nach stimmen alle ein.
„Na, das ist ja eine Weihnachtsüberraschung!“, prustet Tante Gertrud schließlich.
„Das kann man wohl sagen!“ Fraukes Vater wischt sich die Lachtränen aus den Augenwinkeln.
„Und jeder festliche Umschlag mit Engelchen verziert!“ Kichernd schaut Frauke ihren Mann an. „Wie kreativ!“

Der nimmt sie lachend in den Arm. „Im nächsten Jahr machen wir es besser! Ihr kommt doch hoffentlich wieder - auch wenn wir nicht auf dem Weg liegen! Wir würden uns freuen! Und nun lasst uns anstoßen, auf dieses unvergessliche Fest und auf unseren ‚Weihnachtsschein’!“
 
Nun ja, niedlich, aber nicht lustig. Zu sehr nach dem "Zu Weihnachten sind wir alle so gut"-Blümchentextschema geschrieben. Ausserdem ist das Beschreiben, wie die Protagonisten der Geschichte alle Lachen nur ein Zeichen dafür, dass die Geschichte nicht zum Lachen oder Schmunzeln anregt.

Ausserdem gibt's einen Bestandteil, dem ich nicht folgen kann: dass die jüngeren den älteren (die rangniedrigeren den ranghöheren) Geld schenken. Das ist normal nur umgekehrt.

Kannst nicht ein bisserl mehr Pepp reinbringen? Irgendwas geht schief? Irgendwer ist beleidigt? So ist es ziemlich fade...

Marius
 



 
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