Wenn du jetzt gehst

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Vera-Lena

Mitglied
Wenn du jetzt gehst

Nimm meinen Schutzengel mit,
dann hast du zwei.
Denk dran, Salz lindert den Durst.
Warum können wir nicht als zwei Niemande
in ein Niemandsland gehen?
Ich bin der Wind,
der dein Haar scheitelt.
Über Horizonte bin ich ausgespannt,
dass dein Seufzen mich streift.
Wenn es keine Brücken mehr gibt,
will auch ich in einen Fluss stürzen.
Alle Sekunden tragen deinen Namen.
 
Liebe Vera-Lena,

ich binbeeindruckt von Deinen schönen Worten, sie drücken voll Schlichtheit eine Sehnsucht aus, die man nur mit einfachen und dennoch absolut präzisen Worten treffen kann.
(Nur, Salz lindert nicht den Durst, sondern verstärkt ihn noch... Zitronen würden den Durst löschen)

Sehr gut gefielen mir auch diese kleinen Weisheiten, wie "alle Sekunden tragen Deinen Namen"... sie klingen wie vertraute Verbindungen zwischen diesen beiden Menschen, deren Bedeutung auch nur sie in vollem Ausmaß zu schätzen und werten wissen.
Wunderschön. Tiefgehend und ergreifend.

lieben Gruß
vom
Klabautermann
 

Vera-Lena

Mitglied
Die Beiden

Lieber Klabautermann,

es freut mich sehr, daß Dich dieses Gedicht anspricht, und ich danke Dir herzlich für Dein ausführliches Eingehen darauf. (Daß es mit dem Salz nicht jeder verstehen würde, hatte ich schon vermutet. Tatsächlich verhält es sich so, daß nicht der Durst sondern das Durstgefühl gemindert wird. Und Leute mit niedrigem Blutdruck können durch Salz an heißen Tagen einem Kreislaufkollaps entgehen. Soviel nur zu der medizinischen Seite.)

Nochmals Danke und einen schönen Tag für Dich!!!

Liebe Grüße Vera-Lena
 
Liebe Vera-Lena,

danke für die Aufklärung in Sachen Medizin, wusste wirklich nicht, dass man zwischen Durstgefühl und Durst selbst unterscheidet... :).
Wünsch Dir noch eine schöne Woche
und schick Dir
viele liebe Grüße

Klabautermann
 
K

Klopfstock

Gast
einfach schön....

"Nimm meinen Schutzengel mit, dann hast Du zwei" -
daraus spricht für mich eine selbstlose Liebe. Schutzlos
zurück bleiben, den eigenen Schutzengel dem anderen "auf dem Weg mitgeben".
"Über Horizonte bis ich ausgespannt" - auch in der Ferne
den anderen schützen zu wollen, wenigstens in Gedanken,
wenn es ihm schlecht geht, wenn er seufzen muß.
Liebe Vera-Lena, hier ist Dir ein wunderbares Gedicht gelungen, meinen Glückwunsch dazu!!!
Die letzte Zeile finde ich ganz besonders beeindruckend.
Nur das mit dem Salz, da hatte ich auch meine Schwierigkeiten...*zwinker*...

Wünsche Dir einen schönen Nachmittag
und sende ganz, ganz liebe Grüße
 

Vera-Lena

Mitglied
Schutzengel

Liebe Irene,

wie schön, daß Du wieder im Netz bist! Vielleicht solltest Du Dir doch einen anderen Anbieter suchen.
Danke für Deine ausführliche Besprechung meines Textes und für das Lob!!!

Auch Dir einen schönen Nachmittag!
Liebe Grüße Vera-Lena
 

guido

Mitglied
dass ich gerade jetzt dein Gedicht lese ist sicher kein Zufall: nicht nur das es wunderschön ist(es ist eines
deiner besten), ich kämpfe auch gerade mit meinem niedrigen Blutdruck, und da ist diese Geschichte mit dem Salz wirklich passend. Danke!
 

Vera-Lena

Mitglied
Salz

Hallo, guido,

danke für Dein großes Lob! Was das Salz betrifft, so habe ich den Tip zwar von einer Ärztin, aber ich hoffe doch, daß Du Dich nicht allzu sehr darauf verläßt. Sicher kennst Du auch noch andere Mittel.

Gute Besserung und liebe Grüße!

Vera-Lena
 
L

Lonelysoul

Gast
liebe vera-lena

dein text hat mich tief berührt...

alle sekunden tragen deinen namen, das ist so unendlich traurigschön *seufz*

herzliche grüße
lisa
 

Vera-Lena

Mitglied
Abschied

Liebe lisa,

ja, so ist das mit den Abschieden. Es freut mich, daß mein Text bei Dir angekommen ist. Danke für Deinen Kommentar!

Dir noch einen schönen Tag!
Liebe Grüße Vera-Lena
 

Svalin

Mitglied
Hallo Vera-Lena

ein interessanter Text. Beim ersten Lesen recht eingängig und homogen, zeigen sich bei genauerem Hinsehen doch verschiedene Sinn-Fragmente:

> Nimm meinen Schutzengel mit,
> dann hast du zwei.

Ein perfekter Einstieg mit "Ohrwurm"-Charakter. Ein fast kindlich wirkendes Ansinnen. Rührend. Ernst. Ohne Pathos. Schön.

> Denk dran, Salz lindert den Durst.

Ein abrupter Wechsel ins eher mütterlich Fürsorgende. Diese 3 Zeilen für sich verweisen auf eine Verabschiedungs-Szenerie: Jemand geht, einer bleibt zurück.

> Warum können wir nicht als zwei Niemande
> in ein Niemandsland gehen?

Hier erhält man einen Einblick in die Gedankenwelt des "Hinterbliebenen" - ein Perspektivenwechsel, der etwas unmotiviert wirkt. Bleibt man bei dem eben noch von außen betrachteten Verabschiedungsmotiv, könnte man fragen, warum sich der Gedanke nicht auf das Unmittelbare, Naheliegende konzentriert ... den Gehenden dazubehalten bzw. zu begleiten, wie es die daran anschließenden Zeilen tun. In der Niemandsland-Metapher scheint sich eine gewisse Sehnsucht nach vermeintlich unerreichbarer Entgrenzung auszudrücken; nach einer Welt, in der es überhaupt keine Verabschiedungen/ Zertrennungen mehr geben kann/ wird. Dieser verständliche Wunsch steht jedoch in einem spürbaren Widerspruch hierzu:

> Ich bin der Wind,
> der dein Haar scheitelt.
> Über Horizonte bin ich ausgespannt,
> dass dein Seufzen mich streift.

Das lyrische Ich wird hier in einen Zustand universaler Entgrenztheit versetzt: >Über Horizonte [...] ausgespannt<, kann/könnte allein durch die Kraft seiner Imagination den Gehenden überall hin begleiten. Und nicht nur das: >Wind, der dein Haar scheitelt< beinhaltet nach meinem Empfinden in sich bereits etwas Beschützendes, Wachsames ... einen Schutzengel? Ein ungemein starkes, tröstliches Bild, das einen durchaus interessanten Rückbezug zum Anfang ergibt.

> Wenn es keine Brücken mehr gibt,
> will auch ich in einen Fluss stürzen.
> Alle Sekunden tragen deinen Namen.

Hier wechselt die Perspektive vom schwebenden, begleitenden Prinzip zurück zum Wartenden, einem Menschen mit Verlustängsten, der sich über Sekunden hinwegtrösten muss (darf?).

Damit ist in diesem kleinen Text die gesamte Bandbreite menschlichen Wünschens und Sehnens ausgedrückt worden. Das macht ihn so beeindruckend, nachvollziehbar. Ich persönlich hätte mir eine konsequentere Fortsetzung der in den ersten 3 Zeilen angedeuteten Atmosphäre und Sichtweise gewünscht, kann aber leider keine konkreten Vorschläge machen, weil sich der Text ingesamt in eine andere Richtung entwickelt hat.

Viele Grüße
Martin
 

Vera-Lena

Mitglied
Interpretation

Lieber Martin,

ich danke Dir ganz herzlich, daß Du Dich so eigehend mit diesem Text beschäftigt hast. Der Fortgehende, geht an die Front, wohin ihn der Zurückbleibende nicht begleiten kann. Ich dachte, durch den Satz:"Warum können wir nicht als zwei Niemande in ein Niemandsland gehen", würde das deutlich. Ich gehöre einer Generation an, für die das Wort Niemandsland automatisch mit Krieg verknüpft ist. Ich denke mir, wenn Beide gegen ihren Willen voneinander getrennt werden, muß das als eine Klage, in diesem Fall in Form einer Frage, auftauchen.
Da Du das nicht so gesehen hast, bin ich überzeugt davon, daß dieses Gedicht auch ohne den Hintergrund:Krieg Bestand hat. Das freut mich natürlich sehr.
Ich bin auch glücklich darüber, daß Dir dieser Text etwas geben konnte. Die Verbundenheit zweier Menschen ist wirklich eine Große Sache in unser aller Leben.

Dir ganz liebe Grüße!
Vera-Lena
 

Svalin

Mitglied
Hallo Vera-Lena

Interessanter Aspekt, das mit der Verschränkung von Niemandsland und Krieg. Meine spontanen Assoziationen dazu sind deutlich milder: Grenzstreifen, (unüberwindbare) Trennung/ Abgrenzung, Leere. Das allerdings würde ich eher in einem anderen Kontext vermuten. Unter Liebe & Erotik krame ich dann doch unwillkürlich in anderen Schubladen, zumal >zwei Niemande im Niemandsland< für mich eher in eine metaphysische Richtung deutet.

> bin ich überzeugt davon, daß dieses Gedicht auch ohne den Hintergrund:Krieg Bestand hat.

Hat es ;-)

Viele Grüße
Martin
 



 
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