Wenn man Euch lässt

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Walther

Mitglied
Wenn man euch lässt


Die Nacht: Sie strahlt im wilden Sterngefunkel,
Die Kälte setzt sich in den Haaren fest.
Im Hintergrund tost schwarzes kaltes Dunkel:
Ihr müsstet Herren sein, wenn man euch lässt.

Behindert durch ein ständiges Geplänkel,
Das Leben sei ein immerlautes Fest,
Sagt ihr und schlagt euch auf die schlaffen Schenkel:
Ihr könntet Sieger sein, wenn man euch lässt.

Die Sonne überstrahlt den ganzen Dünkel,
Mit dem ihr euch behängt, und auch den Rest
Bescheint sie hell bis in den letzten Winkel:
Ihr dürftet Götter sein, wenn man euch lässt.

Der Mond: Er überhaucht das irdische Gemunkel,
So fahl wie lasterhaft, durch Tau benässt:
Ihr seid so unnütz und gefährlich wie Furunkel
Und würdet Mörder sein, wenn man euch lässt.
 

Rhea_Gift

Mitglied
Hammer!

Aber: Zweimal kalt (bzw. Kälte/kalt)direkt hintereinander...? Bewußt (daher kein mäkeln, sondern Frage)?
Vielleicht statt schwarzes kaltes Dunkel: eisig schwarzes Dunkel?

LG, Rhea
 

Walther

Mitglied
Wenn man euch lässt


Die Nacht: Sie strahlt im wilden Sterngefunkel,
Die Kälte setzt sich in den Haaren fest.
Im Hintergrund tost eisig schwarzes Dunkel:
Ihr müsstet Herren sein, wenn man euch lässt.

Behindert durch ein ständiges Geplänkel,
Das Leben sei ein immerlautes Fest,
Sagt ihr und schlagt euch auf die schlaffen Schenkel:
Ihr könntet Sieger sein, wenn man euch lässt.

Die Sonne überstrahlt den ganzen Dünkel,
Mit dem ihr euch behängt, und auch den Rest
Bescheint sie hell bis in den letzten Winkel:
Ihr dürftet Götter sein, wenn man euch lässt.

Der Mond: Er überhaucht das irdische Gemunkel,
So fahl wie lasterhaft, durch Tau benässt:
Ihr seid so unnütz und gefährlich wie Furunkel
Und würdet Mörder sein, wenn man euch lässt.
 

Walther

Mitglied
Lb. Rhea_Gift,

danke für Deinen Eintrag. Den Vorschlag habe ich gerne umgesetzt, da Dein Hinweis mehr als berechtigt ist!

LG W.
 

Walther

Mitglied
Wenn man euch lässt


Die Nacht: Sie strahlt im wilden Sterngefunkel,
Die Kälte setzt sich in den Haaren fest.
Im Hintergrund tost eisig schwarzes Dunkel:
Ihr müsstet Herren sein, wenn man euch lässt.

Behindert durch ein ständiges Geplänkel,
Das Leben sei ein immerlautes Fest,
Sagt ihr und schlagt euch auf die schlaffen Schenkel:
Ihr könntet Sieger sein, wenn man euch lässt.

Die Sonne überstrahlt den ganzen Dünkel,
Mit dem ihr euch behängt, und auch den Rest
Bescheint sie hell bis in den letzten Winkel:
Ihr dürftet Götter sein, wenn man euch lässt.

Der Mond: Er überhaucht das irdische Gemunkel,
So fahl wie lasterhaft, durch Tau benässt:
Ihr seid so unnütz und gefährlich wie Furunkel
Und würdet Mörder sein, wenn man euch lässt.
 

Walther

Mitglied
Wenn man euch lässt


Die Nacht: Sie strahlt im wilden Sterngefunkel,
Die Kälte setzt sich in den Haaren fest.
Im Hintergrund tost eisig schwarzes Dunkel:
Ihr müsstet Herren sein, wenn man euch lässt.

Behindert durch ein ständiges Geplänkel,
Das Leben sei ein immerlautes Fest,
Sagt ihr und schlagt euch auf die schlaffen Schenkel:
Ihr könntet Sieger sein, wenn man euch lässt.

Die Sonne überstrahlt den ganzen Dünkel,
Mit dem ihr euch behängt, und auch den Rest
Bescheint sie hell bis in den letzten Winkel:
Ihr dürftet Götter sein, wenn man euch lässt.

Er überhaucht das irdische Gemunkel,
Der fahle Mond, weil ihr das gern vergesst:
Gefährlich unnütz seid ihr wie Furunkel
Und würdet Mörder sein, wenn man euch lässt.
 
M

Marlene M.

Gast
uih, lieber Walter, das ist wieder mal ein Prúnkstückchen, schön gestrickt mit den letten Zeilen.
Obwohl das "ihr müsstet.. wenn man euch lässt" etwas unglatt ist, da müsste dann "ließe" auch im Konjunktiv hin.
Eine Kleinigkeit.
Inhaltlich und formal ein sehr gelungenes Werk!
LG von Marlene
 

Walther

Mitglied
Lb. Marlene,

die Debatte "läßt" vs. "ließe" habe ich schon andernorts geführt. Meine Wahl ist durchaus nicht reimgeschuldet. Vielmehr steckt in meiner Variante die klare Aufforgerung, eben "nicht zu lassen" oder "nicht zulassen", ganz wie belieben.

Das Spiel mit der Wörter mehrsinniger Bedeutung kann bei mir getrost vorausgesetzt werden, die Absicht in der Anlage des Texts gestaltend und wohl überlegt. Das ist mein ganz persönlicher Stil, hinter die Bedeutungsebenen zu sehen, diese mit zu benutzen, weil sie weitere Bedeutungsebenen schaffen, die dem Text eine Mehrdimensionalität geben.

Danke für Deine lobende Erwähnung. In der Tat glaube ich, daß dies eines meinere besseren Versuche ist, die Sprache "einzufangen". Daß das einige Leser genauso sehen, erfreut mich umso mehr, da man ja in der Beurteilung der eigenen Texte eher weniger auf sich hören kann und sollte (und auch darf).

LG W.
 
M

Marlene M.

Gast
ist schon klar, lieber walther, aber es bleibt ja dennoch bei der grammatikalischen Unglätte..
Schmunzler von Marlene
 

Rhea_Gift

Mitglied
Liebe Marlene,

hier ist keine grammatikalische Unglätte - man kann sagen: Ihr seid Mörder, wenn man euch lässt oder wäret Mörder/würdet Mörder sein, wenn man euch ließe (hier ist der Autor überzeugt davon, dass es so ist, wenn Fall X eintritt bzw. eintreten würde/einträte), man kann aber auch weniger bedingend, also konjunktiver, sagen, ihr wäret Mörder bzw. würdet (elliptisch: vielleicht? oder bestimmt? fürchte ich? wahrscheinlich?)Mörder sein, wenn man euch lässt.

Solch Feinheiten im Unterton gehen in der deutschen Sprache ja gottseidank auch :)

Walther: ein Hoch auf den Hoffnungsschimmer bzw. doch kleinen Zweifel an Fall X im Konjunktiv :)
Egal, ob von dir bewußt oder unbewußt gesetzt oder bloß dem Reim geschuldet - so isser jedenfalls nunmal drin im Gedicht :D

LG, Rhea
 
M

Marlene M.

Gast
natürlich geht das, liebe rhea, aber nicht in verbindung mit Konjunktiv "müsstet" im Vorsatz.
LG von Marlene
 

Rhea_Gift

Mitglied
doch - da ähnlich - sie müssen keine Herren sein - sie müssten (aber), so denkt der Autor - im Sinne von sollten/müssten eigentlich (aber uneigentlich würden sie wohl eher - siehe Ende!), wenn man sie lässt - so versteh ich es jedenfalls... :)

LG, Rhea
 

Walther

Mitglied
Hallo Ihr Zwei,

lassen wir den Text so, wie er ist. Marlene hat recht, Rhea_Gift hat recht, ich habe unrecht, alles in Butter.

Ich danke Euch sehr für Eure großartige Unterstützung und Geduld mit mir - und miteinander.

LG W.
 
M

Marlene M.

Gast
GGGG- Frauen haben soweiso immer recht, lieber Walter.
LG von Marlene
 

presque_rien

Mitglied
Lieber Walther,

das ist wirklich ein großartiger, tiefgründiger Text und, glaube ich, das Beste, was ich von dir seit einiger Zeit gelesen habe. Leider unterbewertet, aber eine 6 habe ich für dich schon mal ausgemerzt ;).

Für mich passt das "lässt" auch gut, weil es eine umgangssprachliche Variante ist, und ich die Verse 4, 8 und 12 als Wiedergabe direkter Rede lese. "Ich könnte doch ein Sieger sein, wenn man mich nur lässt!" Ich glaube, in der gesprochenen Sprache würde nur eine Minderheit hier "ließe" verwenden.

Ich lese das Gedicht als eine Abrechnung mit menschlicher Arroganz, sich als Herren der Schöpfung zu betrachten, was gerade zu Unfähig- und sogar Gefährlichkeit führt. Sehr schön finde ich die Atmosphäre, die du aufbaust, z.B. in der ersten Strophe, wo das "wilde Sterngefunkel" und das "tosende Dunkel" bekannte Vorstellungen von der Nacht umkehren und ihnen etwas unheimliches verleihen. Und als Fan von Wiederholungen liebe ich natürlich die jeweils letzten Verse. Meine Lieblingsstrophe ist die zweite: Sie finde ich am tragischsten.

LG,
presque
 



 
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